Название | Im Gang der Menschheit |
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Автор произведения | Helmut Lauschke |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752933192 |
Sie wird es noch merken, nur ist es dann zu spat, wenn es blitzt an dem Gerät und sie wie ein Esel glotzt. [der Lehrer schließt das Fenster]
Budenbesitzer.
Dieses Schwadronieren führt zu nichts, da sind die Bretter doch viel besser und die Klinge an dem Messer, wenn der Kern herauszuschälen ist.
Was soll ich mit dem ganzen Wissen, wenn das Regal zusammenstürzt und der Boden aus der Bude bricht, dann steh ich da wie angeschissen.
Deshalb müssen Nägel richtig sitzen, auf den Kopf soll’s nicht gleich gehn; da kommt man doch ins Schwitzen, soll ich trocken in der Bude stehn. [die Bude steht, die Regale werden gefüllt]
Es fängt an zu regnen. Der Budenbesitzer deckt die Ware in der Auslage ab.
Mutter mit dem Kind.
Einen Lutscher bitte.
Budenbesitzer.
Wie soll der Lutscher schmecken, Erdbeer, Pfirsich, Ananas?
[die Mutter fragt das Mädchen, das die Geschmackspalette überdenkt]
Mädchen.
Erdbeer!
Budenbesitzer. [gibt den roten Lutscher am Stiel]
Drei Groschen, bitte.
[die Mutter holt den Lutscher aus der Klarsichthülle und legt ein Markstück hin]
Budenbesitzer.
Haben sie’s nicht klein? ich bin knapp an Wechselgeld.
Mutter.
Ich habe nur zwei Groschen.
Budenbesitzer.
Dann ist’s recht. Das Kind kriegt den Lutscher dann für zwei Groschen. [Mutter zieht mit dem Kind ab]
Bettler.
Mann, mir knurrt der Magen, das geht schon an den Kragen; nun sind es schon zwei Tage, dass nichts auf die Zunge kommt.
Budenbesitzer.
Das will ich dir schon glauben, doch was geht’s mich an, wenn dir der Magen knurrt, mir geht es nicht viel anders.
Bettler.
Mann, du hast leicht sagen, wenn es nur ein wenig ist, ich würde dich nicht fragen, wenn der Magen nicht so schmerzt.
Ich sag dir: hab ein Herz, ein Stück Bratwurst und ein Brötchen, mehr soll es gar nicht sein, da werd doch nicht zum Stein.
Budenbesitzer. [gibt ihm eine halbe Bratwurst und ein Brötchen]
Hier, das nimm! Mehr beim besten Willen nicht, sonst kann ich gleich die Bude schließen, wenn für mich nichts übrigbleibt.
Was du brauchst, ist Nächstenliebe, die Kirche ist gleich nebenan, geh doch mal da rüber, die helfen dir bestimmt.
Bettler.
Was denkst du Budenmann von der Kirche, da war ich schon, da gibt es nichts, was zu essen und zu trinken wäre
Die geben nur den Glauben, dass der Schmerz im Magen sich von alleine legen wird, wenn du nur lange genug wartest und nicht weniger lange hungerst.
Erster Passant.
Bist du fertig mit dem Nageln, dann gib mal eine Bratwurst her; gib die lange, dicke von dem Rost, sie soll braun und knackig sein.
Budenbesitzer.
Ich hab sie gerade aufgelegt, der Herr sollt etwas warten; vielleicht geht er eben übern Platz, wenn er zurückkommt, ist sie fertig.
Erster Passant.
Heute läuft wohl nichts am Schnürchen, hattest eine schlechte Nacht; was für eine Bude ist das gegen zehn, wenn die Würste nicht gebraten sind?
Bettler.
Warum hast’s der Herr so eilig, wenn die Zeit so schnell vergeht; er sollt sich mit Geduld die Weile nehmen, damit der Bratenduft ihm nicht entgeht.
Erster Passant.
Was redest du mit mir du abgeschabtes Murmeltier, hab ich was mit dir zu tun? Aus einer Höhle komm ich nicht.
Bettler.
Ich bin in einem Schloss geboren, ging als Kind durch Überfluss; dann, als meine Eltern starben, begann für mich das Waisentum.
Erster Passant.
So kann gleich jeder redden, geboren in einem Schloss, du meinst wohl eine Hütte, wenig größer als für einen Hund.
Bettler.
Mit ihnen will ich mich nicht straiten, dafür hör ich zuviel Eitelkeiten; was ich sagen will: das Schloss ist nichts, wenn es die Eltern für das Kind nicht gibt.
Erster Passant.
Wem sagst du das?
Bettler.
Zu mir, der Herr, denn sie haben mit mir nichts zu tun und ich mit ihnen noch weniger, da kenne ich mich aus.
Zweiter Passant.
Die Bude hat was Gutes, man trifft auf Menschen aller Art; da ist das Leben hoch und tief, bei den meisten hängt es schief.
Man redet frei und ungeniert, wie der Schnabel halt gewachsen ist; das macht die Bude interessant, weil hier das Leben hautnah spielt.
Budenbesitzer.
Was kann’s für sie sein, die Würstchen sind gleich fertig; ein Bierchen zwischendurch regt den Appetit schon an. [er öffnet eine Flasche und stellt sie dem Passanten auf das Thekenbrett]
Bettler.
Ich muss gehn, sonst läuft der Speichel aus dem Mund; ob ihr’s glaubt oder nicht, wer nichts hat, dem drängt sich keiner auf. [er geht]
Student.
Schule, wie sie ist, ist eine Qual, Hausaufgaben sind lästig allemal; die Logik ist nicht leicht erklommen, leicht aber ist sie auf den Hund gekommen.
Ob es stimmt, was ich geschrieben, der Lehrrat wird’s schon sieben; was da rauskommt unterm Strich, wer weiß, ich weiß es nicht.
Budenbesitzer.
Junger Freund, anders ist das Leben, die Schule soll dir nur das Rüstzeug geben, dass du nicht an der ersten Hürde kippst, sie mit Bravour aus deinem Zeuge nimmst.
Darum sei dem Rat doch dankbar, dass er mit roter Tinte das markiert, was falsch ist, richtig werden muss, bevor der Startschuss für das Leben fällt.
Student.
Du hättest Lehrer werden sollen, Budenmann, du hättest das Zeug, die Schüler zu motivieren, ihnen mit dem Finger zu zeigen, wo der Punkt liegt und wo nicht, was die Mitte ist in all dem Lernen, dass der Unterricht den Sinn bekommt, der allzuoft beim Rat verschwimmt.
Budenbesitzer.
Der Beruf hätte mich gereizt, ich geb es zu, nur fehlte mir das Geld, ohne dem kein Staat zu machen ist, die Schule gab mir die Probleme nicht, die mir jetzt das Leben gibt.
Mein Lehrer sagte: dumm bist du nicht, doch fürs Studium hast du nicht die Eltern, damit aus deiner Intelligenz was wird. So kam ich auf die Bude, zieh mit ihr von einer Stelle zur andern, solange ich die Platzmiete zahle, sind die Menschen freundlich zu mir.
Lehrer. [die Glocken läuten; der Lehrer hat das Fenster geöffnet und spricht