Название | Jener Sommer in Wien, als Tutanchamun bei mir wohnte |
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Автор произведения | Micha Wölfer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847689461 |
Micha Wölfer
Jener Sommer in Wien, als Tutanchamun bei mir wohnte
Zwischen gestern, heute und der Ewigkeit
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Inhaltsverzeichnis
Ein außergewöhnliches Ereignis
Zwischen gestern, heute und der Ewigkeit
Tage des Apophis –Tage der Finsternis
Sonnenhymne
Dein Erscheinen ist vollkommen,
O lebender Sonnengott, Herr der Ewigkeit!
Du bist strahlend, wunderschön und mächtig,
deine Liebe ist groß und gewaltig!
Aus den Sonnenhymnen des Echnaton
Prolog
Mein Leben war aus dem Ruder gelaufen.
So sehr ich mich auch gegen die Strömung aufgelehnt hatte, meine Nussschale schwamm mit mir geradewegs und wie ferngesteuert in eine Richtung, die ich mir nicht mal im Traum ausgesucht hätte.
Was einmal die Ingredienzien meines gewohnten Alltags waren: Selbstverleugnung, geordneter Rückzug – das alles war nun nicht mehr möglich. Da, wo es mich hinzog, gab es so gut wie gar nichts mehr, was auch nur irgendwie Ähnlichkeit mit meinem früheren Leben gehabt hätte.
Es gab nicht einmal mehr gepflegte Eintönigkeit.
Nein – vor allem die gab es nicht mehr. Am weiten Horizont nicht einen kleinen Funken davon.
Aber Aufruhr, den gab es!
Der Auftrag
Moleskine, erste leere Seite.
Beginn meiner Aufzeichnungen:
Alles fing damit an, weil er einen Alten Meister haben wollte. Einen richtig großen, einen richtig pompösen. Einen aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien, und er würde ihn über seinen neuen Stuckkamin hängen – das prophezeite er mir in seinem bestimmenden Tonfall, der keinen Zweifel darüber aufkommen lassen durfte, dass er immer das bekam, was er wollte.
Da ich ihn ohnehin für größenwahnsinnig hielt, wunderte mich sein Wunsch nicht im Geringsten. War doch Selbstüberschätzung nur eine von vielen seiner unangenehmen Wesenszüge, die mich bereits während unserer Beziehung so nervten, dass ich für einen kurzen Moment in mein altes Kaninchen-vor-der-Schlange-Verhaltensmuster zurückfiel und in meiner Reaktion wohl erbärmlich geistlos wirken musste.
„Glaubst du, ich bin unter die Kunstdiebe gegangen?“, fragte ich, obwohl mich ein leiser Zweifel streifte, warum er sich mit solch einem Auftrag ausgerechnet an mich wenden sollte, denn das war das einzig Absurde daran.
„Blödsinn“, näselte er durchs Telefon. „Glaubst du, ich bin ein Idiot und würde einen Kunstraub ausgerechnet von dir durchführen lassen?! – Ausgerechnet von dir!“
Ich hörte seinen geringschätzigen Lacher, den ich nur zu gut kannte und den ich immer schon widerlich fand, vor allem wenn er mir galt – und meist hatte er ja auch mir gegolten.
„Ich möchte, dass du mir einen malst“, sagte er und fügte ungewohnt gnädig hinzu: