Die Hoffnung aus dem Jenseits. Sabine von der Wellen

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Название Die Hoffnung aus dem Jenseits
Автор произведения Sabine von der Wellen
Жанр Языкознание
Серия Die Hoffnung aus dem Jenseits
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753184159



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Welt. Ein Leben lang.“ Dann küsse ich sie und aus der völligen Starre um uns herum wird ein Klatschen und Zurufen, das mit Schluchzern und aufgeregtem Gemurmel einhergeht.

      Der Standesbeamte beeilt sich zu rufen: „Dann dürfen sie die Braut küssen.“

      Wir beenden unseren Kuss und ich fühle augenblicklich, wie die ganze Anspannung von mir abfällt.

      Auch Carolin scheint heilfroh zu sein, dass wir es überstanden haben und unser Einsatz beim Ringaufstecken hat alle um uns herum völlig aus dem Häuschen geraten lassen, was uns aber jetzt erst bewusst wird. Die ersten haben sich schon von den Stühlen erhoben und gratulieren den Brauteltern und umarmen sich. Der Standesbeamte nickt uns anerkennend zu und bittet noch einmal um Ruhe.

      „Ich denke, nach dieser unglaublich schönen Liebesbekundung können wir davon ausgehen, dass hier genug Potenzial für „Ein Leben lang“ vorhanden ist. Dennoch muss ich darum bitten auch die Eheurkunde zu unterschreiben.“

      Alles setzt sich schnell wieder und Ellen tupft mit ihrem Taschentuch ihre Augenwinkel trocken.

      Carolin und ich setzen uns auch wieder, ohne unsere Hände loszulassen, nachdem Ellen geistergegenwärtig den Brautstrauß von Carolins Stuhl zog und ihn ihr grinsend reicht.

      „Darf ich euch bitten als Erstes zu unterschreiben“, sagt der Standesbeamte und schiebt mir die Urkunde hin und einen verzierten Füller mit goldener Miene, in den etwas eingraviert wurde. Dabei sagt er: „Wisst ihr beiden eigentlich, dass in diesem Raum schon der dreißigjährige Krieg beendet und hier einer der Westfälischen Friedensverträge unterschrieben wurde?“

      Ich sehe ihn überrascht an. Auch Carolin schaut auf und sieht mich an. „Nah dann!“, sagt sie und grinst übermütig.

      Ich lasse ihre Hand los und setze meinen Namen auf das Dokument. Carolin unterschreibt als nächstes und schiebt das Ganze wieder dem Standesbeamten zu, der auch Daniel und Ellen auffordert zu unterschreiben. Carolin sucht wieder nach meiner Hand und ich nehme sie und küsse ihre Finger. Ihre Augen funkeln mich erleichtert an.

      Auch ich bin froh, dass es nun vorbei ist. Aber in meinen Kopf will noch gar nicht wirklich ankommen, dass wir beide nun verheiratet sind. Da ist alles nur erleichtert und seltsam leer und befreit.

      Der Standesbeamte reicht uns die Hand und wünscht uns alles Gute.

      Ich danke ihm und nehme Carolin wieder an meine Hand. Aber Ellen reißt sie mir von der Seite und umarmt sie stürmisch. „Herzlichen Glückwunsch, Schwägerin. Ich bin so glücklich, das glaubst du gar nicht!“, höre ich meine Schwester rufen, während Daniel mich kurz umarmt und mir zuraunt: „Manometer. Das war ja ein Ding!“

      Ich weiß nicht, was er genau meint. Aber es spielt auch keine Rolle. So eine Hochzeit ist wirklich nichts für schwache Nerven.

      Wir drehen uns zu unseren Gästen um, als ich von meinem Vater in die Arme genommen werde: „Erik, herzlichen Glückwunsch. Das war unglaublich. Du bist unglaublich … und Carolin. Ihr seid so ein tolles Paar.“ Er ist völlig aus dem Häuschen und ich raune: „Danke Papa. Auch für das hier.“ Ich mache eine Handbewegung, die diesen Raum einschließt.

      „Für meinen Sohn nur das Beste. Du bist das Wichtigste in unserem Leben“, sagt er ernst und ich starre ihn überrascht an. Aber ich habe keine Zeit, das zu verdauen, weil meine Mutter mich in ihre Arme zieht. „Mein Junge, ich bin so stolz auf dich!“, sagt sie und ich frage mich, was ich denn Großartiges vollbracht habe. Aber auch darüber kann ich nicht mal Mutmaßungen treffen, weil die Maddisheims von Carolin zu mir wechseln. „Mein Schwiegersohn …“, stammelt Frau Maddisheim, die ich seit dem Kranzbinden Sophie nennen darf. Herr Maddisheim, der mir auch sein Du angeboten hatte, gibt mir nun nur die Hand. Er wirkt immer noch wütend, weil ich Carolin zum Altar gebracht hatte, statt sie von ihm dorthin führen zu lassen. Er ahnt scheinbar nicht, dass ihre Hand in dem Moment überlebenswichtig für mich war.

      „Erik, ich wünsche euch beiden alles Gute und glaub mir, solltest du ihr Stress machen oder sie unglücklich bei dir werden, dann wirst du mich kennen lernen.“

      Einen Moment bin ich perplex. Er macht dasselbe wie bei unserer Verlobung. Er würgt mir eins rein. Dabei verstanden wir uns eigentlich schon ganz gut … dachte ich zumindest. Aber Marcel ist halt immer noch sein Lieblings-Möchtegernschwiegersohn. Doch der Zug ist für immer abgefahren.

      „Wenn Carolin nicht bei mir glücklich ist und mich jemals verlässt, spielt es keine Rolle, was sie mit mir tun, Herr Maddisheim“, raune ich und er sieht mich seltsam an, tritt dann aber zur Seite, weil Carolins Bruder Julian mir die Hand hinhält und uns verunsichert mustert.

      „Julian!“, brumme ich.

      „Erik! Alles Gute für euch beide.“

      „Danke“, murmele ich und wende mich seiner momentanen Freundin zu, die mich anstrahlt, als hätte sie einen fünfhundert Watt Strahler verschluckt. Sie greift nach meiner Hand und schüttelt sie, während sie irgendwas von sich gibt, dass in einem Ohr rein und beim anderen wieder rausgeht. So schüttele ich Hand um Hand und höre viele nette Worte, die genauso wenig in meinem Kopf Fuß fassen wollen.

      Carolin ist weit von mir entfernt und ich denke mir, dass kann es doch nicht sein! Das ist unser Tag! Nicht der dieser aufdringlichen Menschen. Als ich Marcel auf Carolin zusteuern sehe, wird mir klar, es wird Zeit, dass ich etwas weniger Raum zwischen uns bringe.

      Marcel zieht Carolin in seine Arme und küsst sie auf die Wange, wobei er hingebungsvoll die Augen schließt. Im gleichen Augenblick bin ich schon neben ihm, kann aber nicht verstehen, was er ihr ins Ohr säuselt. Als er die Augen öffnet und mich ansieht, schiebt sich Carolin auch schon aus seiner Umklammerung.

      „Erik!“, murrt er und lässt Carolin los, um mir die Hand zu reichen.

      „Marcel!“, erwidere ich.

      „Jetzt hast du sie für immer, du Glückspilz. Wer hätte gedacht, dass Carolin sich von dir so um den Finger wickeln lässt.“ Er klingt ungehalten und ich würde ihm am liebsten ein für alle Male sagen, dass seine Zeit endgültig vorbei ist.

      Carolin hakt sich bei mir ein und erwidert, bevor mir passendes einfallen kann, dass auch noch nett klingt: „Marcel, Erik und ich gehören ja auch zusammen. Es wäre zwar egal gewesen, ob wir heute heiraten oder erst in zwei Jahre. Aber uns war halt lieber, es jetzt zu tun.“

      Dass sie das Marcel so reindrückt ist für mich wie ein Lottogewinn. Ich ziehe sie an mich und küsse sie auf den Mund.

      Hinter Marcel steht seine neue Freundin, die dem ganzen etwas irritiert beiwohnt. Auch sie wünscht uns alles Gute und Carolin lächelt sie an und bedankt sich, während Männer in Fracks auftauchen und uns mit gefüllten Sektgläsern erfreuen. Aber das Aufgebot an Gratulanten reißt nicht ab und zu meiner Überraschung stehen plötzlich Sam und Teddy vor mir. Sie wirken in ihren schlechtsitzenden Anzügen mit den Tattoos, die überall hervorblitzen und den kurzen Haaren ein wenig unpassend. Aber Teddy hat seinen Nasenring nicht in der Nase und Sam seine Haare einige Millimeter lang, statt kahlgeschoren. Somit sieht man seine Tätowierung auf dem Schädel nicht. Die beiden sehen heute fast schon etwas kultiviert aus. Doch dass sie Größen aus dem Drogen- und Zuhältermilieu sind, lässt sich nur schwer verbergen.

      Sie geben mir die Hand und wirken zurückhaltend. „Mensch Erik, das war echt eine große Show“, murmelt Teddy.

      Ich lache. „Das war keine Show, das war das wirkliche Leben.“

      Sam gibt mir auch seine Hand. „Nenn es wie du willst. Aber du warst echt gut! Das ging sogar mir fast ans Herz.“

      Ich nicke ernst und raune: „Und unser Deal ist somit für immer vom Tisch.“

      Sam grinst unverschämt. „Ach Quatsch. Vielleicht bleibt sie nicht bei dir. Ich kann auch solche Dinge sülzen, wie du und dann nimmt sie mich.“

      „Träum weiter“, sage ich und muss lachen, weil das so abwegig ist, wie dass eine Spinne einen Elefanten verschlingt.

      Ich stoße mit meinem Sektglas an seins und trinke