Название | Pentagramm und Stein der Weisen |
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Автор произведения | Siegfried Ahlborn |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738087123 |
Siegfried Ahlborn
Pentagramm und Stein der Weisen
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Inhaltsverzeichnis
Der Auftrag
Meine Erwartungen als Schriftsteller waren hoch, aber meine Bücher wurden nicht gelesen. So war es mir eine Freude, als ich eines Morgens, beim Öffnen meines Accounts, eine E-Mail vorfand, in welcher mein Verleger mich bat, unabhängig von dem Erfolg oder Nichterfolg meines letzten Romans, einen nächsten Roman zu schreiben. Dieser solle aber nicht – wie der letzte Roman – über Religion und Glaube, sondern über das Pentagramm und das Böse handeln. Er habe in Goethes Faust darüber gelesen und sei gespannt, was ich dazu zu sagen hätte – in Romanform natürlich.
Außerdem meinte er, dass ich, im Gegensatz zu ihm, wohl auch alt genug sei, um ihm diese Fragen zu beantworten. Denn auch Faust habe ja erst alt werden müssen, um das Verhältnis zwischen dem Pentagramm und dem Bösen zu verstehen. Auf jeden Fall zähle er auf mich.
Und überraschenderweise bot er mir sogar an, mich an einen einsamen Ort in die Berge zu bringen, um dort ganz ungestört arbeiten zu können. Dafür wolle er mir Zeit und einen finanziellen Rahmen geben. – So drückte er sich aus.
Ich war erstaunt über seine Freizügigkeit und seine Eile. Was war das mit dem Pentagramm? Und was hatte es mit dem Bösen bzw. dem Teufel zu tun?
Ich ging schnurstracks zu meinem Bücherregal, griff nach dem Faust und schlug nach.
Da stand im ersten Teil – nachdem Faust von seinem Spaziergang mit Wagner einen Pudel mit in sein Studierzimmer gebracht hatte, sich dieser als Teufel zu erkennen gegeben hatte und sich nun wieder entfernen wollte, geschrieben:
Mephistopheles.
Gesteh’ ich’s nur! Dass ich hinausspaziere,
Verbietet mir ein kleines Hindernis,
Der Drudenfuß auf Eurer Schwelle –
Faust.
Das Pentagramma macht dir Pein?
Ei, sage mir, du Sohn der Hölle,
Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein?
Wie ward ein solcher Geist betrogen?
Mephistopheles.
Beschaut es recht! Es ist nicht gut gezogen;
Der eine Winkel, der nach außen zu,
Ist, wie du siehst, ein wenig offen.
Faust.
Das hat der Zufall gut getroffen!
Und mein Gefangner wärst denn du?
Das ist von ungefähr gelungen!
Mephistopheles.
Der Pudel merkte nichts, als er herein gesprungen,
Die Sache sieht jetzt anders aus:
Der Teufel kann nicht aus dem Haus.
Faust.
Doch warum gehst du nicht durchs Fenster?
Mephistopheles.
’s ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster:
Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus.
Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte.
Faust.
Die Hölle selbst hat ihre Rechte?
Das find’ ich gut, da ließe sich ein Pakt,
Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen?
Nun, dieser Packt kommt später auch zustande. Erst einmal verschwindet der Teufel aber, indem er mit Hilfe der Geister Faustens Sinne umnebelt und das Pentagramm von einer Ratte soweit benagen lässt, dass er entweichen kann.
Das also hatte mein Verleger gelesen und fragte sich nun nach dessen Bedeutung. Und ich, ich sollte das herausfinden. Ich sollte den Sinn des Pentagramms, den Sinn der Lücke in diesem, und den Sinn des Bösen erkennen und ihm in Romanform mitteilen. War Mephisto böse? Er nannte sich:
Mephistopheles.
Ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
Und Faust fragte:
Faust.
Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
Und die Antwort des Mephistopheles war:
Mephistopheles.
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, dass es zugrunde geht;
Drum besser wär’s, dass nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.
Somit war er das Böse, das Böse im Pentagramm des Faust. Und dieses Böse sollte ich erkennen – im Pentagramm.
Den Mut hatte ich, und bezahlten Urlaub in den Bergen konnte ich auch gut gebrauchen. So griff ich zum Telefon und sagte ihm zu. Er versprach mir, mich in zwei Tagen mit dem Auto abzuholen und selbst ins Gebirge zu chauffieren.
Also packte ich meine Sachen, sagte alle anstehenden Termine ab, und begann darüber nachzudenken, was es mit dem Pentagramm und dem Bösen auf sich hatte.
Fünf Ecken, fünf Verbindungen und nur eine einzige Linie, die sich in sich selbst wieder traf – oder, wie bei Faust, offen blieb.
Im Faust, in seinem Inneren – so musste man das ja doch wohl sehen –, war sie schlecht gezogen und hatte den Pudel in sich hineinspringen lassen. Was hatte das zu bedeuten? War die Seele des Faust ein Pentagramm? War unsere Seele ein Pentagramm? Eine schwere Frage, aber ich war mir sicher, dass mir an einsamem Orte in den Bergen schon die Antwort kommen würde.
Vorher aber kam mein Verleger Jon Hartmann. Er fuhr mit seinem Auto vor, und wir begrüßten uns herzlich. Und nachdem ich meine Sachen verstaut und neben ihm Platz genommen hatte, begann er gleich mit der Begründung seiner Frage und mit dem Hinweis auf seine Erwartungen bezüglich meines Romans.
Er war schlank, dunkelhaarig und mit einem Dreitagebart ausgestattet. Seine Augen waren ebenfalls dunkel und so, wie es die Straße zuließ, interessiert auf mich gerichtet. Er sagte, während wir uns auf die Autobahn in Richtung Süden zubewegten: „Simon“ – wir duzten uns –, „du bist bestimmt erstaunt, warum ich dir dieses Thema aufgedrückt habe.