Richterin Paula Erdmann liest in der Akte, die gerade auf ihrem Schreibtisch abgelegt wurde. Und während sie liest, entsteht vor ihrem inneren Auge eine Geschichte, die so erschreckend berührend ist, dass sie selbst ein Teil dieser Geschichte wird.
Sie liest von einem Mord in einem tristen Mehrfamilienhaus, und dass es sich bei dem im Treppenhaus Erstochenen, um den Herzchirurgen Prof. Dr. Herbert Kirch handelt. Dieser befand sich, so ermitteln die Kommissare schließlich, auf dem Wege zu einer Patientin – Frau Ziemann –, die er für Geld überredet hatte, sich ein neues Herz einsetzen zu lassen, ungeachtet der Tatsache, dass es bei ihr nicht wirklich notwendig war.
Diese Geschichte ist modern erzählt und doch im Sinne der tiefsten traditionellen Weihnachtsempfindungen gehalten. Im Zwiegespräch zwischen Frau Junifer und C5 – den sie «Brille» nennt – eröffnen sich die moderne, sowie die religiöse Seite der Welt. Das digitale Sehen des Roboters stellt sich dem lebendigen Sehen des Menschen gegenüber und wird letztendlich im Anblick von Weihnachten überwunden.
… Dann hatte er die Wegkreuzung erreicht, an welcher er abgebogen war, und schaute auf den Weg zurück, der ihn durch den Wald hindurch hier heraufgeführt hatte. Und da erschrak er furchtbar – und ein Gefühl des Entsetzens und der Angst durchfuhr ihn. Der Weg, den er gekommen war, war verschwunden. Er lag im dunklen Abendnebel, der sich jetzt auch über das ganze umgebende Land legte und nur eine dunkle, graue Wand mit Silhouetten von einzelnen Bäumen war noch zu sehen. Er erkannte nichts wieder. Er stand vor einem Nichts. Aber vor einem mit Angst erfüllten Nichts. Wo war der Weg geblieben. Und warum war es da vorne so schnell und so schrecklich dunkel geworden?
Die Ethik des Menschen, das ist die Gesamtheit seiner sittlichen und moralischen Grundsätze, beinhaltet die unantastbare Würde des einzelnen Menschen. Aus dieser Ethik heraus dürfen wir mit dem anderen Menschen nicht alles tun, was er uns mit sich zu tun gestattet – zum Beispiel die Entnahme seiner Organe –, denn wir wissen nicht, ob er im ethischen Sinne weiß, was er tut, wenn er uns seine Zustimmung zur Organentnahme gibt. Wir müssen immer und ausschließlich nach der Ethik – und damit nach der unantastbaren Würde des einzelnen Menschen – handeln. Die Ethik des Menschen aber wird uns nicht mit der Geburt gegeben. Wir müssen sie erlernen, um mit ihr dem Abgrund des Unmenschlichen zu entgehen. Und ein Beitrag zur ethischen Bildung des Menschen im Blick auf die Entnahme seiner Organe möchte die vorliegende Schrift sein.
Im Südwesten von Paderborn liegt die Wewelsburg – hier Axe-Burg genannt. Und im Nordosten von Paderborn liegen die Externsteine – hier Grals-Steine genannt. Dazwischen befindet sich der Paderborner Dom mit den Paderquellen. Markus wächst in der Axe-Burg – und Jolinde bei den Grals-Steinen auf. Zwischen beiden Orten, in Paderborn, werden die Kinder gemeinsam eingeschult. Sie sind unzertrennlich, besuchen sich gegenseitig und erleben eigenartige Dinge in ihrer Umgebung. Während eines Besuches bei Markus in der Axe-Burg, sieht sich Jolinde im Hexenkeller der Burg einem geistigen Kind gegenüber, das sie um Hilfe anfleht. Und sie ahnt, dass ihr eigenes Schicksal mit diesem Kind verbunden sein wird. Dann erfahren die Kinder in der Schule von ihrem Lehrer, dass Karl der Großen im Jahre 775 an den Grals-Steinen die Irminsul zerstört haben soll, und das der, der sie besitze Wunder bewirken könne. Die Kinder suchen nach ihr.
Der Roman beschreibt in einer sehr dramatischen Schicksalsverknüpfung einer Anzahl von Personen die Auseinandersetzung mit der Problematik der Organspende. Zeit und Raum relativieren sich und offenbaren ihre einzige Realität in der individuellen Geschwindigkeit des betreffenden Wesens – von Leben zu Leben. Und zu dieser Geschwindigkeit gehört das Gedächtnis der Organe. Denn wir leben nicht alleine im Kopf, sondern – wie jeder Liebende weiß – auch im Herzen und in den übrigen Organen. Diese gehören letztendlich sogar mehr zu uns als unser Gehirn. Aber das Herausfinden dieser Tatsache gestaltet sich innerhalb des vorliegenden Romans zu einem wirklichen Krimi, der bis ins Untersinnliche und Übersinnliche reicht und nicht nur gelesen, sondern erlitten werden kann.
Das erste Anzeichen einer Demenz, war für mich ein Schock. Das Gesicht, das mir erschien, und mir zeigte, dass mein Denken zerbrach, erschreckte mich und zog mich gleichzeitig magisch an. Aber ich wollte ihm nicht folgen, obgleich sich – mit Beginn der Demenz – auch eine junge Frau einfand, die mir helfen wollte. Doch auch sie konnte mir die Angst vor dem Gesicht, das sich mir gezeigt hatte, nicht nehmen und brachte es sogar mit einem entflohenen Massenmörder in Verbindung. So suchte ich Hilfe im Kloster bei einem befreundeten Mönch.
Diese Frage stelle ich mir im Angesicht meiner Liebe zu einer Krankenschwester und angesichts einer mir bevorstehenden Herztransplantation. – Dabei verändert die Liebe den Blick auf mein Leben und gibt ihm eine überraschende Wende.
(Ich bin dankbar für die Rezensionen – aber auch überrascht, dass niemand die Geschichte zu Ende gelesen hat. Denn dann hätte man gemerkt, dass sie ganz anders endet als erwartet.)
Wer das Märchen «Aschenputtel» kennt, weiß was Aschenputtel leidet und gewinnt. Und wer das Märchen Aschenputtel nicht kennt, weiß immerhin, was er selbst leidet – und gewinnen möchte. So möchte dieser Roman die Bilder, die aus dem aktuellen Leben entnommen sind, mit Bildern der Märchengestalten verbinden.
Christians Weg zum Gipfelkreuz ist beschwerlich und gefahrvoll. Doch während andere Bergsteiger in die Tiefe stürzen, steigt er an der Hand des Todes weiter auf. Aber der Tod ist nicht ohne Anspruch – es bleibt eine Forderung zu erfüllen …