TARZAN UND DER GOLDENE LÖWE. Edgar Rice Burroughs

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Название TARZAN UND DER GOLDENE LÖWE
Автор произведения Edgar Rice Burroughs
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753185347



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nach gerade dem Typus suchte, den Esteban Miranda so wunderbar genau verkörperte. Ihn dann wirklich in Person aufzufinden, schien immer noch schwer genug zu fallen, aber nach einem Monat scheinbar zwecklosen Suchens entdeckte sie ihn schließlich unter einem Dutzend müßiger Komparsen im Atelier einer kleineren Londoner Filmgesellschaft. Sie bedurfte weiter keines Mittels als ihres guten Aussehens, um seine Bekanntschaft zu machen, und während sie diese zur Vertraulichkeit reifen ließ«, sagte sie ihm mit keinem Worte, was sie mit ihm zusammenbrachte.

      Dass er ein Spanier aus augenscheinlich gutem Hause war, merkte sie. Dass er gewissenlos war, ließ sich aus der Raschheit schließen, mit der er sich bereit erklärte, an dem etwas dunklen Unternehmen teilzunehmen, dessen Grundzüge Floras Hirn entworfen hatte, während die Einzelheiten später von ihr und ihren vier Helfershelfern zusammen ausgesonnen worden waren.

      Da sie wusste, dass er gewissenlos war, war sie sich auch darüber klar, dass er daran verhindert werden musste, aus verfrühter Kenntnis ihres Planes Vorteil zu ziehen, obgleich er dessen Einzelheiten eines Tages doch erfahren musste. Den Schlüssel zum Ganzen hatte sie bis zum gegenwärtigen Augenblick noch vollkommen für sich behalten, und keinem ihrer vier Genossen anvertraut.

      Einige Zeitlang saßen sie schweigend da und spielten mit den leeren Gläsern, aus denen sie getrunken hatten. Als sie plötzlich aufsah, fand sie seinen Blick auf sich gerichtet und bemerkte einen Ausdruck in seinen Augen, dessen Bedeutung auch eine weniger raffinierte Frau als Flora Hawkes leicht hätte deuten können.

      »Du kannst mich zu allem bringen, was du willst, Flora«, sagte er, »denn wenn ich mit dir zusammen bin, dann vergesse ich das Geld und denke nur noch an jene andere Belohnung, die du mir stets verweigerst, die ich mir aber eines Tages doch gewinnen werde.«

      »Liebe und Geschäft passen schlecht zusammen«, erwiderte das Mädchen. »Warte bis wir in unserem Vorhaben Erfolg gehabt haben, Esteban, dann können wir von Liebe reden.«

      »Du liebst mich nicht«, flüsterte er heiser. »Ich weiß es – ich habe es gesehen – dass dich jeder der anderen liebt. Das ist der Grund, weshalb ich sie alle hassen könnte. Aber wenn ich denken müsste, dass du einen von ihnen wieder liebst, dann würde ich ihm das Herz aus dem Leibe reißen. Manchmal dachte ich schon, du liebtest einen davon – mal den, mal einen anderen. Du bist viel zu intim mit ihnen, Flora. Ich habe zugesehen, wie dir John Peebles die Hände gedrückt hat, als er glaubte, es bemerkte keiner, und wenn Dick Throck mit dir tanzt, dann drückt er dich viel zu eng an sich, und ihr tanzt Wange an Wange. Ich sage dir, Flora, ich schätze das nicht, und eines schönen Tages vergesse ich alles von dem Golde und denke nur noch an dich, und dann geschieht ein Unglück und es sind nicht mehr so viele, um die Goldbarren, die ich aus Afrika holen muss, zu teilen. Und was Bluber und Kraski betrifft, so sind sie beinahe ebenso schlimm. Vielleicht ist sogar Kraski der Schlimmste von allen, denn der Kerl sieht gut aus und mir passt die Art nicht, mit der du ihn verliebt anguckst.«

      »Ist das etwa Ihre Sache, Señor Miranda, wen ich mir zum Freunde wähle, oder wie ich meine Freunde behandle oder wie sie mich behandeln? Ich möchte Ihnen denn doch klarmachen, dass ich diese Herren seit Jahren kenne, während ich mit Ihnen erst seit ein paar Wochen bekannt bin, und wenn irgendjemand ein Recht dazu hätte, mir mein Benehmen vorzuschreiben, was, Gott sei Dank, nicht der Fall ist, dann wäre es eher einer von ihnen als Sie!«

      Seine Augen blitzten grimmig.

      »Es ist, wie ich es mir gedacht habe!«, rief er. »Du liebst einen von ihnen. Er erhob sich halb und lehnte sich drohend über den Tisch zu ihr hinüber. Lass mich einfach herausfinden, wer es ist, dann reiße ich ihn in Stücke!« Er fuhr sich mit den Fingern durch das lange schwarze Haar. Ein Licht flammte in seinen Augen, das dem Mädchen einen kalten Schauder im Herz verursachte. Er sah aus wie ein zeitweilig seiner Vernunft Beraubter.

      »Komm, komm, Esteban«, flüsterte sie weich, »es ist keinen Grund dafür, dass du dich wegen nichts in eine solch tobsüchtige Wut hineinarbeiten solltest. Ich habe ja gar nicht gesagt, dass ich einen von ihnen liebe, und ebenso wenig habe ich gesagt, dass ich dich nicht liebe, aber ich bin an diese Art Werbung nicht gewöhnt. Vielleicht lieben eure spanischen Señoritas das, aber ich bin ein englisches Mädchen, und wenn du mich wirklich liebst, dann behandle mich so, wie mich ein englischer Anbeter behandeln würde.«

      »Du hast ja wohl nicht gesagt, dass du einen von diesen anderen liebst – nein, aber andererseits hast du auch nicht erklärt, dass du keinen von ihnen liebst – sag mir, Flora, welcher von ihnen ist es, den du liebst?«

      Seine Augen glühten immer noch und seine riesige Gestalt zitterte vor unterdrückter Leidenschaft.

      »Ich liebe keinen von ihnen, Esteban«, erwiderte sie, »ebenso wenig wie ich einstweilen dich lieben werde. Aber ich könnte es, Esteban, soviel kann ich dir sagen. Ich könnte dich lieben, Esteban, wie ich keinen anderen lieben könnte, aber ich lasse es nicht soweit kommen, ehe du nicht zurück bist und wir freie Bahn haben, zu leben, wo und wie wir wollen. Dann, vielleicht – aber selbst für diesen Fall gebe ich kein bindendes Versprechen.«

      »Es wäre besser, du gäbst dieses Versprechen«, sagte er immer noch mürrisch, obgleich augenscheinlich etwas besänftigt.

      »Still«, warnte sie, »da kommen sie gerade. Zeit wird es ja, sie kommen eine volle halbe Stunde zu spät.«

      Der Mann folgte ihrem Blick mit den Augen und die beiden erwarteten die vier Männer, die eben das Speisehaus betraten. Zwei davon waren offenbar Engländer – dicke, vollfleischige Kerle aus dem unteren Mittelstand, denen man auf den ersten Blick den ehemaligen Preisboxer ansah. Der dritte, Adolph Bluber, war ein untersetzter, fetter Holländer, mit kugelrundem, rotem Gesicht und einem feisten Nacken. Der letzte, der Jüngste, sah am besten aus. Sein glattes Gesicht, die helle Farbe und die großen dunklen Augen hätten allein schon genügend Gründe für die Eifersucht Mirandas abgegeben, aber dazu kam noch ein Schopf lockigen, braunen Haares, die Gestalt eines griechischen Gottes und die Grazie eines russischen Tänzers, der Carl Kraski auch in der Tat war, wenn er nämlich Lust hatte, mehr zu sein als nur Spitzbube.

      »Bier«, rief Peebles, der auf den Tisch schlug, um die Aufmerksamkeit des Kellners auf sich zu lenken. »Bier her!«

      Zunächst sprachen sie über zufällige Nebensächlichkeiten. Aber sobald sich der Kellner zurückgezogen hatte, tranken sie Flora zu, denn mit dieser Zeremonie begannen sie stets, zum Zeichen, dass es ernst wurde.

      »So«, rief Peebles, und schlug mit seiner fleischigen Faust auf den Tisch, »da sind wir also; so ist es. Alles haben wir, Flora – die Pläne, das Geld und Señor Miranda – wir sind fix und fertig, mein Schätzchen, nun raus mit deinem Teil.«

      »Wieviel Geld habt ihr?«, fragte Flora. »Wenn ihr nicht genug für die Durchführung habt, brauchen wir gar nicht erst anzufangen.«

      Peebles wendete sich zu Bluber. »Da«, sagte er, mit einem Wurstfinger auf ihn deutend, »da sitzt der geschätzte Schatzmeister. Der kann dir sagen, wieviel wir haben, der fette Holländer.«

      Bluber lächelte ölig und rieb seine fetten Hände. »Na schön, Miss Flora«, sagte er, »wieviel denken Sie wohl, dass wir haben müssen?«

      »Mindestens zweitausend Pfund, wenn wir sicher gehen wollen«, erwiderte sie rasch.

      »Oh, oh«, rief Bluber aus. »Aber das ist ein Haufen Geld – zwei – tausend – Pfund! Oh! Oh!«

      Das Mädchen machte eine missvergnügte Gebärde. »Ich habe euch von Anfang an gesagt, dass ich mit einer Bande von Geizkragen nichts zu tun haben will. Ich sage euch, wenn ihr nicht Geld genug habt, um das Ding anständig durchzuführen, gebe ich euch weder die Karte noch die Angaben, und ohne die könnt ihr niemals die Gewölbe erreichen. Wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was ich habe erzählen hören, dann steckt genug Gold drin, um unsere ganze, hübsche, kleine Insel hier zu kaufen. Ihr könnt ruhig hingehen und euer Geld hinauswerfen, aber bei mir müsst ihr erst mal beweisen, dass ihr wenigstens zweitausend Pfund zum Ausgeben habt, ehe ich die Angaben herausrücke, die euch zu den reichsten Leuten der Welt machen.«

      »Er hat das Geld durchaus«, sagte Peebles, komm endlich zur Sache.

      »Möglich,