sondern nur zwei. Zuerst hatte ich zwei auf der Alexandrinenstraße gekauft. Wenn wir an den Geschäften vorbeifahren würden, würde ich sie wieder erkennen.
Ich habe nachmittags den Anbruch der Dunkelheit abgewartet und bin wieder die
Linden entlang zur Dorotheenstraße gegangen, die ich diesmal lang herauf bis zur
Spree ging, wo ich dann umkehrte und fast ganz um den Reichstag herumging. Als
ich an die Freitreppe kam, bin ich an der rechten Seite der Treppe (vom Beschauer
des Gebäudes aus gesehen) an einem etwa mannshohen Gesims hochgeklettert
und auf einen kleinen Balkon gestiegen. Ich trat das Glas der Balkondoppeltür ein
und gelangte in ein Zimmer. Dort habe ich das erste Feuer angezündet, und zwar mit einem von den Paketen, das ich unter die Gardine legte.
Da der Brand gar nicht richtig losging, habe ich noch ein zweites Stück angezündet
und auf den Tisch gelegt. Da es so dunkel war, habe ich dann das Zimmer erhellen wollen. Ich ging auf den Korridor und habe mir meine Jacke und meine Weste ausgezogen.
Das Feuer war inzwischen ausgegangen und ich habe daher meinen Pullover angezündet, um das Feuer weiter zu tragen. Zum Anzünden des Pullovers verwendete ich die glimmenden Reste auf dem Tisch. Mit dem brennenden Pullover
rannte ich den Korridor entlang, der dann hinten einen rechten Winkel machte. Dort
fand ich in einem Büro Papier, das ich nun mit dem 3. Paket Kohlenanzünder zum
Anlegen eines großen Brandes verwenden konnte.
Ich bin dann zurück gerannt und dann in die im Erdgeschoß liegende Küche eingedrungen, indem ich die Tür zur Küche eintrat. In der Küche habe ich ein Tafeltuch in Brand gesetzt, indem ich das letzte Paket Kohlenanzünder verwendete. Dann bin ich durch eine Speiseklappe, die zum Durchgeben des Essens dient, durchgedrungen, indem ich auch diese entzwei machte. Ich gelangte in einen kleineren Saal und rannte dort die Treppe hoch. Ein brennendes Tafeltuch habe ich mitgenommen und kam dann in eine große Kirche (gemeint ist der Plenarsitzungssaal). In dieser Kirche waren die Pulte vorn tief und hinten höher gestellt.
v. g. u.
gez. van der Lubbe
Vermerk: Die Vernehmung wurde abgebrochen, weil eine Zeichnung des Reichstagsgebäudes nicht vorlag und auch sonst ein Lokaltermin dringend erforderlich schien. Die Besichtigung am Tatort erfolgte von 16.30 bis 19.30 Uhr.
Berlin, den 28. 2. 33.
WEITERVERHANDELT.
Berlin, den 1. 3.33
Nachdem ich nun gestern den Tatort noch einmal gesehen habe, stelle ich fest, dass
ich die Reihenfolge meiner Brände doch nicht ganz richtig geschildert habe. Ich will
sie daher noch einmal wiederholen:
Nachdem ich am Sims hochgeklettert und die Doppelscheiben zu der Restauration
von dem Balkon aus durch 10 Fußtritte eingeschlagen hatte, bin ich in den Raum
hinein gestiegen. Ich habe gerade diesen Winkel in der Ecke an der Freitreppe gewählt, um nicht bei meinem Eindringen von der Straße aus gesehen zu werden. In der Restauration habe ich zunächst 1 Gardine in Brand gesetzt, die sich an dem
Fenster befand, durch das die Feuerwehr eingedrungen ist. Dann lief ich hinter den
Schanktisch, wo ein Tafeltisch stand. Auf diesem entzündete ich das zweite Paket
Kohlenanzünder. Gegenüber von der brennenden Gardine befand sich eine Tür auch mit einer großen Portiere. Diese Tür führt nach einer Halle, in die ich bloß ganz kurz hineingesehen habe. Mit einem Stück Kohlenanzünder bin ich vom Fenster zu dieser Tür gelaufen und habe hierbei die Gardine in Brand gesetzt.
Da es sehr dunkel war, habe ich mir die Überjacke und Jacke sowie die Weste ausgezogen und den Pullover abgelegt, den ich in Brand setzte und damit leuchtete. Ich hatte also nur noch mein Hemd an. Die Jacke legte ich in der Halle neben der Restauration auf die Erde nieder. Als ich aus der Halle in die Restauration zurückkam, bin ich mit dem brennenden Pullover eine Treppe heruntergerannt, die sich in einem Raum hinter dem Schanktisch befindet.
Die Treppe führte in eine Küche im Erdgeschoß. Sie war aber abgeschlossen durch
einen Türvorbau. Die Tür selbst war mit Stäben gesichert und abgeschlossen. Ich
schlug daher eine Seitenscheibe ein und zwängte mich durch. Der Pullover war jetzt
ausgebrannt und ich warf ihn auf die Fliesen. Da ich nun kein Licht hatte, zog ich mir
mein Hemd aus und entzündete es an dem brennenden Lappen.
Die Küchenräume bin ich schnell durchgelaufen und kam bis an eine verschlossene
Tür. Neben derselben befand sich ein Schiebefenster zur Speisendurchgabe. Da ich
es eilig hatte und das Fenster nicht aufbekam, habe ich es mit einem kleinen Teller,
der dort stand, eingeschlagen. Ich kletterte durch das Fenster durch und kam in eine
Art Restaurant. (Vorraum zur Beamtenkantine).
Das Hemd war bald wieder ausgebrannt und ich nahm jetzt ein Tischtuch, das ich in
der Küche fand. Das Hemd warf ich weg.
(Vermerk: Unter dem Kronleuchter in Raum 24 wurde ein Brandfleck gefunden.)
In diesem Raum hörte ich einen Knall, habe aber weiter nicht auf ihn geachtet. (Vermerk: In diesen Raum hatte ein Schutzpolizeibeamter geschossen.)
Ich lief dann durch mehrere angrenzende Räume bis zu einer großen Kleiderablage in der Toilette. Der Fleck in Raum 43a mag dadurch entstanden sein, dass brennende Fetzen aufgefallen sind. In der Toilette fand ich einen Stoß Handtücher, mit denen ich an der linken Seite der Toilette ein größeres Feuer anlegte.
Etwa 5 Handtücher nahm ich mit, um sie unterwegs zum Leuchten zu verwenden.
Ich rannte dann eine Treppe hoch. Den auf dem zweiten Absatz 5. Stufe befindlichen
Brandfleck erkläre ich auch wieder durch das Abfallen von brennenden Fetzen.
Die Handtücher habe ich alle gleichzeitig angebrannt. Ich war dann wieder im Hauptgeschoß und rannte hier ganz gerade aus. Ich kam hier wieder an der Halle neben der Restauration vorbei. Das weiß ich daher, weil ich dort wieder meine Jacke fand; hier waren noch zwei Pakete Kohlenanzünder darin. Einen zündete ich an, um zu leuchten. Ich rannte dann in einem rechten Winkel weiter und kam bis an einen Nebenraum, in dem ich viel Papier sah. Hier nahm ich meinen letzten Kohlenanzünder und machte ein großes Feuer an. Das Feuer wollte aber gar nicht schnell brennen und ich nahm meine Überjacke zu Hilfe.
Dann lief ich schnell weiter, wobei ich einen Teil der brennenden Überjacke mitnahm.
Mit dieser zündete ich große Portieren an, die den Plenarsaal abschlossen. Dass
dies der Plenarsaal war, habe ich erst gestern am Tatort erfahren. Ich habe in dem
Feuer der Portieren einen großen Kuppelraum gesehen, der wie eine Kirche aussah,
vorn waren die Pulte niedriger und hinten höher. Ich riss ein größeres Stück von der
Portiere herunter und rannte damit auf die andere Seite des Saales, wo ich einen Teil der Portiere niederwarf.
(Vermerk: Dadurch sind die Portieren im Ausgang zu H 69 in Brand geraten.)
Ich lief wieder zu der ersten Portiere zurück, riss noch ein Stück Portiere ab und lief
in dem Gang weiter. In einem zweiten Gang brannte ich eine Gardine an und ein Sofa darunter. Da es hier zu schnell brannte und ich auch keinen neuen Stoff zum Weitertragen des Feuers hatte, rannte ich wieder an den Eingang zum Plenarsaal zurück, wo ich mir ein großes brennendes Tuch holte. In diesem Augenblick hörte ich auf der gegenüberliegenden Seite des Saales Stimmen.
(Vermerk: siehe Vernehmung des Polizeileutnants Lateit.)
Ich lief jetzt in einen großen Saal, in dem ich auch
noch Feuer anzünden wollte: Ich habe aber hier nichts Brennbares gefunden. Ich
rannte zunächst links in ein Zimmer und dann rechts gegenüber.
Unterwegs verlor ich auch noch brennende Teile. Durch eine Tür kam ich dann wieder an dieselbe Stelle, wo ich vorher das Sofa angebrannt hatte. Hier steckte ich die brennenden Fetzen unter einen Sessel, um auch diesen in Brand zu setzen. Ich ging zum Bismarcksaal zurück, wo ich auch wieder Stimmen hörte. Ich nahm an, dass es die Polizei ist und habe gewartet. In dem Bismarcksaal bin ich auch festgenommen worden. Als ich das erste Mal die Stimmen hörte, habe ich mich nicht stören lassen, ich habe mir vielmehr gesagt, dass ich jetzt noch arbeiten könne, da die Stimmen noch weit entfernt waren ...
Dass im Reichstagsrestaurant der Vorhang vor dem Fenster langsamer gebrannt hat, als der vor der Türe, liegt an der Qualität des Stoffes. Vor dem Fenster hing ein roter Vorhang, der gar nicht brennen wollte. Der halbe Vorhang vor der Tür war aus Samt und brannte schnell, daher ist auch zu erklären, dass die Tür so verbrannt war. Am schnellsten aber zündeten die Portieren vor dem Plenarsaal; diese brannten wie
Zunder hoch und standen in wenigen Augenblicken in Flammen, das Holz brannte
langsam nach ...
Bezüglich des Ankaufs der Kohlenanzünder möchte ich sagen, dass das erste Geschäft in der Nähe der Alexandrinenstraße gelegen hat. Nach der heutigen Ortsbesichtigung glaube ich, dass es die Prinzenallee (mit Bleistift geschrieben: Prinzenstraße) war. Ich bitte, dass ich morgen diese Straße sowie die Müllerstraße (3. Geschäft) noch einmal sehen kann, damit ich in der Lage bin, das Geschäft richtig zu bezeichnen.
Das zweite Geschäft war Johann Heleski, Liegnitzer Straße 6. Ich