Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Название Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang
Автор произведения Johann Gottfried Herder
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 4064066398903



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Vieh.

      Ihr reicht den feigen Nacken, ihr,

      Dem Tritt der Herrschsucht dar?

      Schwimmt her! - hier wohnt die Freiheit, hier!

      Hier flammt ihr Altar!

      Doch winkt uns Vater Putnam nicht?

      Auf, Brüder, ins Gewehr!

      Wer nicht für unsre Freiheit ficht,

      Den stürzet ins Meer!

      Herbei, Columbier, herbei!

      Im Antlitz sonnenroth!

      Hör, Britte, unser Feldgeschrei

      Ist's Sieg oder Tod.

      Georg Christoph Lichtenberg

       Inhaltsverzeichnis

      Aphorismen

       Inhaltsverzeichnis

       A

       B

       C

       D

       E

       F

       J

       K

       L

      A

       Inhaltsverzeichnis

      Der große Kunstgriff kleine Abweichungen von der Wahrheit für die Wahrheit selbst zu halten, worauf die ganze Differential-Rechnung gebaut ist, ist auch zugleich der Grund unsrer witzigen Gedanken, wo oft das Ganze hinfallen würde, wenn wir die Abweichungen in einer philosophischen Strenge nehmen würden.

      *

      Es ist eine Frage ob in den Wissenschaften und Künsten ein Bestes möglich sei, über welches unser Verstand nicht gehen kann. Vielleicht ist dieser Punkt unendlich weit entfernt, ohnerachtet bei jeder Näherung wir weniger vor uns haben.

      *

      Um eine allgemeine Charakteristik zu Stande zu bringen müssen wir erst von der Ordnung in der Sprache abstrahieren, die Ordnung ist eine gewisse Musik, die wir festgesetzt, und die in wenigen Fällen (z.E. femme sage, sage femme) einen sonderbaren Nutzen hat. Eine solche Sprache die den Begriffen folgt müssen wir erst haben, oder wenigstens für besondere Fälle suchen, wenn wir in der Charakteristik fortkommen wollen. Weil aber unsere wichtigsten Entschlüsse, wenn wir sie ohne Worte denken, oft nur Punkte sind, so wird eine solche Sprache eben so schwer sein zu entwerfen, als die andere, die daraus gefolgert werden soll.

      *

      Die Gesichter der Menschen sind oft bis zum Ekelhaften häßlich. Warum dieses? Vermutlich konnte die nötige Verschiedenheit der Gemüts-Arten nicht erhalten werden ohne eine solche Einrichtung; man kann dieses als eine Seelen-Charakteristik ansehen, welche zu lesen wir uns vielleicht mehr befleißigen sollten. Um einigen Grund in dieser schweren und weitläuftigen Wissenschaft zu legen müßte man, bei verschiednen Nationen, die größten Männer, die Gefängnisse und die Tollhäuser durchsehen, denn diese Fächer sind so zu reden die 3 Hauptfarben, durch deren Mischung gemeiniglich die übrigen entstehen.

      *

      Bei einem großen Genie gehet das in einem Augenblicke vor, was oft bei einem andern ganze Stunden dauert. Ein gewisser Mensch, der eben keine großen Gaben hatte, hielt einen zum Betrug mit der Feder nachgemachten Druck eine ganze Stunde würklich dafür, andere sahen es im ersten Augenblick.

      *

      Es ist schwer anzugeben, wie wir zu den Begriffen gekommen sind die wir jetzo besitzen, niemand, oder sehr wenige werden angeben können, wenn sie den Herrn v. Leibniz zum erstenmal haben nennen hören; weit schwerer aber wird es noch sein, anzugeben, wenn wir zum erstenmal zu dem Begriff gekommen, daß alle Menschen sterben müssen, wir erlangen ihn nicht so bald, als man wohl glauben sollte. So schwer ist es den Ursprung der Dinge anzugeben, die in uns selbst vorgehen, wie wird es erst alsdenn ergehen, wenn wir hierin in Dingen außer uns zu Stande bringen wollen?

      *

      Die Erfindung der wichtigsten Wahrheiten hängt von einer feinen Abstraktion ab, und unser gemeines Leben ist eine beständige Bestrebung uns zu derselben unfähig zu machen, alle Fertigkeiten, Angewohnheiten, Routine, bei einem mehr, als bei dem andern, und die Beschäftigung der Philosophen ist es, diese kleinen blinden Fertigkeiten, die wir durch Beobachtungen von Kindheit an uns erworben haben, wieder zu verlernen. Ein Philosoph sollte also billig als ein Kind schon besonders erzogen werden.

      *

      Wenn wir auf einen Gegenstand hinsehen, so sehen wir noch viele andre zugleich mit, aber weniger deutlich. Es ist die Frage ob dieses Gewohnheit ist, oder ob es eine andere Ursache habe? Im ersten Fall müßten wir uns auch angewöhnen können Dinge deutlich zu sehen ohnerachtet wir unsere Augen nicht unmittelbar daraufwenden.

      *

      Die Bemühung ein allgemeines Principium in manchen Wissenschaft zu finden ist vielleicht öfters eben so fruchtlos, als die Bemühung derjenigen sein würde, die in der Mineralogie ein erstes Allgemeines finden wollten durch dessen Zusammensetzung alle Mineralien entstanden seien. Die Natur schafft keine genera und species, sie schafft individua und unsere Kurzsichtigkeit muß sich Ähnlichkeiten aufsuchen um vieles auf einmal behalten zu können. Diese Begriffe werden immer unrichtiger je größer die Geschlechter sind, die wir uns machen.

      *

      In Werken des Geschmacks ist es sehr schwer weiter zu kommen, wenn man schon einigermaßen weit ist, weil leicht hierin ein gewisser Grad von Vollkommenheit unser Vergnügen werden kann, so daß wir nur diesen Grad zum Endzweck unserer Bemühungen setzen weil dieser unsern ganzen Geschmack ausfüllt, in andern Stücken, die nicht bloß auf das Vergnügen ankommen, verhält es sich ganz anders, daher haben wir in den letzteren den Alten es weit zuvorgetan, in den ersten aber sind wir noch tief unter ihnen, ohnerachtet wir sogar Muster von ihnen vor uns haben. Dieses kommt daher, das Gefühl des neueren Künstlers ist nicht scharf genug, es geht nur bis auf die körperliche Schönheiten seines Musters, und nicht auf die moralischen wenn ich so reden darf. Man kann das Gesicht eines redlichen Menschen sehen, man kann es aber auch gewissermaßen fühlen, das letztere ist das erstere verbunden mit einer Rücksicht auf das moralische Gute, womit wir in ihm oft die Mienen begleitet sehen. Was ich hier sagen will wird wohl jeder verstehen für den ich eigentlich schreibe. So lange der Künstler nur bloß nach den Augen zeichnet, wird er nie einen Laokoon herausbringen, der etwas mehr als Zeichnung hat, der mit Gefühl verfertigt ist. Dieses Gefühl ist dem Künstler unumgänglich nötig, aber wo soll er es lernen und wie? Unsre Ästhetiken sind bei weitem noch nicht praktisch genug. Vid infra.

      *

      Die größten Dinge in der Welt werden durch andere zuwege gebracht, die wir nichts achten, kleine Ursachen, die wir übersehen, und die sich endlich häufen.