Название | Erwerb der deutschen Pluralflexion |
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Автор произведения | Gülsüm Günay |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Language Development |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783823300243 |
Einzige Ausnahmen, bei denen trotz Zahlwort eine Markierung am Nomen erfolgt, stellen Nomen dar, die „die Bedeutung von Eigennamen haben, wie z.B. yedi cüceler (Die sieben Zwerge), kırk haramiler (Die vierzig Räuber)“ (Moser-Weithmann 2001: 31).
Eine Markierung des Nomens ist im Türkischen in folgenden Fällen ebenfalls nicht möglich:
(59) | Çorap al -dım.Strumpf/Socke kauf -1.SG.PRÄT‚Ich habe Strümpfe/Socken gekauft.‘ |
(60) | Biz -e yumurta lazım.3.PL Ei brauch‚Wir brauchen Eier.‘ |
(vgl. Ersen-Rasch 2004: 25)
Dies kann mit der Eigenschaft der türkischen Singularform, dass sie „auch für den unbestimmten Plural gebraucht werden kann, der dann Kollektivbedeutung hat: elma (Äpfel), orman (Wälder)“ (Moser-Weithmann 2001: 27), erklärt werden.
3.2 Das Genussystem des Türkischen
Im Türkischen existiert keine Merkmalklasse Genus, das heißt, es gibt kein grammatisches Geschlecht und somit keine grammatische Geschlechtszuweisung (siehe Kissling 1960: 19, Underhill 1976: 32, Schaaik 1996: 13, Schroeder 1999: 270, Lewis 2000: 25, Moser-Weithmann 2001: 27, Ersen-Rasch 2004: 3, Korkmaz 2007: 254, Cakir 2010: 21f., Montanari 2010: 222). Lediglich eine kleine Gruppe von entlehnten Nomen markieren Genus bzw. „Sexus“ (Montanari 2010: 222). Oft handelt es sich dabei um Feminina, die auch als solche von der Ausgangssprache übernommen werden:
(61) | şan (t) -öz‚Weibliche Sängerin, aus dem Französischen: chanteuse‘ |
(62) | kral -içe‚Königin, aus dem Serbischen und Kroatischen: kraljica‘ |
(vgl. Schroeder 1999: 270)
Ansonsten werden Geschlechtsunterschiede im Türkischen durch eigene Lexeme bezeichnet oder dem Nomen werden die Bezeichnungen kadın (Frau) / kız (Mädchen) bzw. erkek (Mann) vorangestellt. Hierbei unterscheidet Korkmaz (2007) vier Gruppen:
Gruppe 1 | Gruppe 2 | Gruppe 3 | Gruppe 4 | |
fem. | kız kardeşSchwester | kızTochter | dişi aslanLöwin | tavukHuhn |
kadın doktorÄrztin | karıEhefrau | dişi kediKatze | koyunSchaf | |
mask. | erkek kardeşBruder | oğulSohn | erkek aslanLöwe | horozHahn |
erkek doktorArzt | kocaEhemann | erkek kediKater | koçWidder |
Tabelle 12: Geschlechtsunterscheidungen im Türkischen (nach Korkmaz 2007: 254f.)
In die erste Gruppe können alle Bezeichnungen für Menschen gezählt werden, denen entweder ein kadın für Frau, ein kız für Mädchen und ein erkek für Mann und Junge vorangestellt wird.
Die zweite Gruppe umfasst ebenfalls wie Gruppe 1 die Bezeichnungen für Menschen, genauer gesagt für die Verwandtschaftsverhältnisse.
Die Differenzierung des Geschlechtes erfolgt in Gruppe 3 und 4 ausschließlich für Tiere. In Gruppe 3 wird auf die Methode von Gruppe 1 zurückgegriffen und erkek für männlich und dişi für weiblich vor eine Tierbezeichnung gestellt. Ein gesondertes Lexem wird in den Gruppen 2 und 4 verwendet (vgl. Korkmaz 2007: 254f., Lewis 2000: 25).
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass im Türkischen kein grammatisches Genus existiert, wir jedoch einige Genusdifferenzierungen bezüglich des biologischen Geschlechtes vorfinden können, die allerdings in keinerlei Weise am Nomen oder an einem Artikel markiert werden, sondern immer „kombinativ“ (Montanari 2010: 222) erfolgen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass das Türkische auch keine Artikel kennt: „Türkisch besitzt keinen bestimmten Artikel wie ‚der, die, das‘ und keinen unbestimmten Artikel wie ‚ein, eine, ein‘.“ (Ersen-Rasch 2004: 3).
Eine „quantifizierende“ (Lemke 2008: 119) Funktion besitzt nach Underhill (1976: 38ff.) lediglich der „quasi-indefinite Artikel bir, [der] gleichzeitig auch das Zahlwort eins [ist]“ (Lemke 2008: 119, siehe auch Moser-Weithmann 2001: 27):
(63) | bir adam‚ein Mann‘ |
(64) | bir kadın‚eine Frau‘ |
(65) | bir kız‚ein Mädchen‘ |
3.3 Das Kasussystem des Türkischen
In der Merkmalklasse Kasus sind im Türkischen sechs Merkmale vorzufinden: Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv, Lokativ und Ablativ (siehe Ersen-Rasch 2004: 42ff., Kissling 1960: 22)1. Wie bei der Beschreibung des deutschen Kasussystems sollen in diesem Kapitel die Kasusmarkierung und ihre Funktionen betrachtet werden und die Frage im Hinblick auf existierende Gesetzesmöglichkeiten im Vergleich zum Deutschen beantwortet werden.
Auch bei der Kasusmarkierung der oben genannten sechs Merkmale spielt die Vokalharmonie eine wichtige Rolle (vgl. Ersen-Rasch 2004: 10). Im Nominativ erhalten die Nomen keinerlei Markierungen (siehe Ketrez 2012: 27), so dass es insgesamt fünf „case suffixes“ (Göksel/Kerslake 2005: 70) gibt. Folgende Markierungen existieren im türkischen Kasussystem:
Markierung | Beispiele | |||||||||
+Vokalendung (VE) | -Vokalendung (VE) | +VE | -VE | |||||||
a/ı | u/o | e/i | ü/ö | a/ı | u/o | e/i | ü/ö | |||
Nom. | -Ø | -Ø | -Ø | -Ø | -Ø | -Ø | -Ø | -Ø | silgi -Ø | kalem -Ø |
Akk. | -yı | -yu | -yi | -yü | -ı | -u | -i | -ü | silgi -yi | kalem -i |
Gen. | -nın | -nun | -nin | -nün | -ın | -un | -in | -ün | silgi -nin | kalem -in |
Dat. | -ya | -ya | -ye | -ye | -a | -a | -e | -e | silgi -ye | kalem -e |
Lok. | -da/-ta2 | -da/-ta | -de/-te | -de/-te | -da/-ta | -da/-ta | -de/-te | -de/-te | silgi -de | kalem -de |
Abl. | -dan/-tan | -dan/-tan | -den/-ten | -den/-ten | -dan/-tan | -dan/-tan | -den/-ten | -den/-ten | silgi -den | kalem -den |
Tabelle 13: Kasusmarkierung am Nomen im Türkischen
Endet das Nomen im Akkusativ, Genitiv oder Dativ auf einem Vokal, wird als Fugenelement im Akkusativ und Dativ zwischen der jeweiligen Endung und dem Nomen ein –y- und im Genitiv ein -n- eingefügt (vgl. Kissling 1960: 20). Die Zuweisung der Suffixe unterliegt, wie bereits erwähnt, den Regeln der Vokalharmonie. Diese Zuweisungsregeln, dargestellt in obiger Tabelle, gelten nahezu ausnahmslos. Es existieren nur wenige Fälle, in denen oft aufgrund phonologischer Gegebenheiten, zugunsten der Ausspracheerleichterung, einige Veränderungen vorgenommen werden, wie z.B. das Wegfallen von Vokalen im Nomen bei „vokalisch