Название | Internationale Beziehungen |
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Автор произведения | Anja Jetschke |
Жанр | Социология |
Серия | bachelor-wissen |
Издательство | Социология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783823300038 |
Aus einer globalen Perspektive war der Erste WeltkriegErster Weltkrieg das Ergebnis einer Kombination von Faktoren, durch die es nicht mehr gelang, Kriege zu lokalisieren. Dazu gehört der imperialistische Wettlauf um Kolonien, der die Rivalitäten zwischen den europäischen Staaten verschärfte, und bei dem es nicht mehr nur um Großmacht-, sondern um Weltmachtstatus ging. Dazu gehörten auch die Erschütterung des Machtgleichgewichts durch die deutschen und italienischen Einigungen sowie die Bedrohung der britischen HegemonieHegemonie durch die neuen aufstrebenden Mächte Deutschland, Japan und die USA.
Im Ersten WeltkriegErster Weltkrieg kämpften ursprünglich die sogenannten Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn gegen die Entente, bestehend aus Russland, Frankreich, Serbien und Großbritannien. Italien war anfangs neutral, trat jedoch 1915 auf der Seite der Entente in den Krieg ein. Rumänien folgte ihm 1916 (siehe dazu Tafel VII, S. 430). Das Osmanische Reich und Bulgarien traten auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein. Im Verlauf des Kriegsgeschehens im Nahen Osten schlossen Frankreich und Großbritannien 1916 das für die Region folgenreiche Sykes-Picot-Abkommen, in dem sie den Nahen Osten unter sich aufteilten mit dem Ziel, der Osmanischen Herrschaft in diesem geografischen Raum ein Ende zu setzen.
Das Sykes-Picot-Abkommen 1916
Großbritannien und Frankreich einigten sich im Sykes-Picot-Abkommen auf eine Aufteilung der Interessensphären im Nahen und Mittleren Osten. Im Kampf gegen die Mittelmächte machte Großbritannien in der Balfour-Deklaration (1917) darüber hinaus weitgehende Zugeständnisse an die jüdische Bevölkerung und sicherte ihr eine „Heimstätte“ in Palästina zu. Dies führte zu verstärkter Einwanderung der jüdischen Bevölkerung nach Palästina und zu Konflikten zwischen der jüdischen und der arabischen Bevölkerung, die noch heute den Kern des israelisch-palästinensischen Konfliktisraelisch-palästinensischer Konflikts bildet. Die Abkommen bildeten die Grundlage des Friedensvertrags nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg für die Türkei. Sie stießen auf den Protest der US-Regierung unter Woodrow Wilson, der in ihnen eine Verletzung der von ihm proklamierten Prinzipien sah.
Der Krieg wurde über vier Jahre unter einem menschenverachtenden Einsatz von Leben in einer – wie die deutsche Oberste Heeresleitung es nannte – „Materialschlacht“ (darunter fielen auch die Soldaten) geführt. Russland schied 1917 aufgrund der Russischen Revolution aus dem Krieg aus, dafür traten jedoch die USA auf Seiten der Entente ein und sorgten für einen nahezu unbegrenzten Nachschub an Truppen (Rudolf/Oswalt 2010: 164), der letztlich kriegsentscheidend war. Zum Verlauf des Ersten Weltkriegs siehe Tafel VIII, S. 431.
Als verhängnisvoll für das Deutsche Reich erwies sich seine Reaktion auf die durch Großbritannien verhängte Kontinentalsperre, die vor allem seinen Handel treffen sollte: Es begegnete der Handelsblockade durch einen „unbeschränkten U-Bootkrieg“ gegen Handels- und Kriegsschiffe, bei dem Schiffe ohne Vorwarnung versenkt wurden. Dies betraf vor allem den Handel neutraler Staaten wie den USA, die sich lange Zeit aus dem Krieg herausgehalten hatten, und bewirkte deren Kriegseintritt. Der Krieg endete im November 1918 mit einem Waffenstillstand und wurde offiziell mit den Versailler VerträgeVersailler Verträgen 1919 beschlossen.
Die Welt zwischen 1919 und 1945
Der kriegsentscheidende Eintritt der USA in den Ersten WeltkriegErster Weltkrieg bedeutete deren weltpolitischen Aufstieg und läutete nach dem Ende des Ersten WeltkriegErster Weltkriegs für die internationalen Beziehungen eine entscheidende Gewichtsverlagerung ein. Bis zum Ersten WeltkriegErster Weltkrieg lag dieser Schwerpunkt in Europa, jetzt verlagerte er sich hin zur überseeischen Welt. Allerdings nahm Großbritannien nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg zunächst weiterhin eine Führungsrolle ein. Dies war dadurch möglich, dass die USA nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg zu der Rolle zurückkehrten, die sie bis dahin auch eingenommen hatten: Der Regionalmacht auf dem amerikanischen Kontinent, die lediglich durch die pazifischen Territorien (Hawaii, Philippinen) auch in Asien präsent war.
Eine institutionelle Form erhielt die britisch-amerikanische Vorherrschaft durch den Völkerbund und den Briand-Kellogg-Pakt (1928). Es bildete sich ein teils englisch, teils amerikanisch bestimmtes System der Sicherung des Friedens und der Aufrechterhaltung des Status quo heraus. Damit verbanden sich einerseits die Pariser Vorortverträge, die die territoriale Neuordnung Europas und des Nahen Ostens festlegten und den Wiederaufstieg Deutschlands verhindern sollten, und andererseits die Washingtoner Abrüstungskonferenzen ab 1921, die ein System der effektiven Kriegsverhütung durch Abrüstung etablieren sollten. Die britische Dominanz des Völkerbundsystems war mit US-Interessen durchaus vereinbar. Die USA hatten ein nach Kontinenten und Hemisphären gegliedertes Weltsystem im Sinn, in dem sie lediglich die Vorherrschaft in Lateinamerika und in der Karibik haben sollten. Sie verstanden sich unmittelbar nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg als amerikanische, nicht als europäische Macht.
Das 14-Punkte Programm Woodrow Wilsons14-Punkte Programm Woodrow Wilsons
Präsident Woodrow Wilson war mit seinem Versuch einer Neuordnung des internationalen Systems nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg gescheitert. Die Prinzipien für eine Weltordnung, die Wilsons 14-Punkte-Programm enthielt, setzten sich nicht oder nicht unmittelbar unter den europäischen Mächten durch. Dazu gehörten die Öffentlichkeit internationaler Abkommen, die Freiheit der Schifffahrt, der Abbau von Handelsbarrieren und die unparteiische Anpassung kolonialer Ansprüche unter Berücksichtigung der betroffenen Völker. Der für die künftige Wahrung des Weltfriedens vielleicht wichtigste Punkt war der Vorschlag eines Allgemeinen Zusammenschlusses der Nationen zur gegenseitigen Garantie der Anerkennung der territorialen Integrität und politischen Unabhängigkeit. Aber auch der US-Kongress verweigerte die nötige Zustimmung zum Beitritt der USA zum Völkerbund. Die Außenpolitik der USA beschränkte sich in der Folge darauf, die britische Flottenrüstung mit möglichst geringen Kosten zu begrenzen, stellte aber Großbritanniens Seeherrschaft nicht grundsätzlich in Frage.
Die Ordnung der Versailler VerträgeVersailler Verträge (1919)
Wiederum war es eine internationale Friedenskonferenz, auf der die Neuordnung Europas verhandelt wurde. Jedoch verbinden sich mit dem Namen Versailler Vertrag bzw. Pariser Vorortverträge (für die anderen Kriegsverlierer) bis heute nicht Erfolg, sondern das Scheitern einer Nachkriegsordnung und der Zweite WeltkriegZweiter Weltkrieg. In Deutschland ging der Versailler Vertrag als „Schandvertrag“ in die Geschichte ein. Aber die Verträge führten auch außerhalb Deutschlands zu Unzufriedenheit unter den betroffenen Staaten.
Mit dem Frieden von Versailles verbindet sich eine Reihe von Friedensverträgen zwischen den Entente-Mächten als Kriegsgewinnern und Deutschland, Österreich und dem Osmanischen Reich als Kriegsverlierern (vgl. Tabelle 1.5).
Merke
Das Versailler VertragssystemVersailler Verträge war
… im engeren Sinne eine Institution zur territorialen NeuordnungTerritoriale Neuordnung Europas und des Nahen und Mittleren Ostens in der Nachkriegszeit des Ersten WeltkriegErster Weltkriegs. Damit verbunden waren bedeutende Gebietsverschiebungen, die Etablierung neuer Flächenstaaten, das Aberkennen kolonialer Besitzungen und das Auslöschen Österreich-Ungarns als Nationalstaat.
… eine Institution zur EindämmungEindämmung der Kriegsschuldigen Deutschlands, Österreichs und des Osmanischen Reichs als Friedensstörer.
… im weiteren Sinne durch die Gründung des Völkerbunds eine Institution zur Sicherung einer neuen Weltfriedensordnung. Mit der Etablierung des VölkerbundVölkerbunds wurden neue Verhaltensnormen entwickelt, wie die normative Ächtung des Angriffskriegs, die friedliche