Forschungsreise ins innere Universum. A H Almaas

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Название Forschungsreise ins innere Universum
Автор произведения A H Almaas
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783867811507



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werden den Superluminal Drive hier nicht weiter besprechen. Wir haben ihn vor allem erwähnt, um ein vollständiges Bild von der Bewegung durch die drei Reisen zu geben, und weil es nützlich ist zu verstehen, daß eine Form von Inquiry möglich ist, die im üblichen Sinne nicht einmal Inquiry genannt werden kann. Wenn man sich schließlich auf die dritte Reise macht, ist das, was die Entfaltung einlädt, von dieser Entfaltung selbst vollkommen untrennbar. Das ist nicht-duale Realisierung, bei der die Erfahrung reine Erleuchtung und Entfaltung ist, wo jeder Augenblick eine spontane Inquiry, eine Enthüllung der Unerschöpflichkeit des Seins ist.

      Teil 2

Die grundlegenden Elemente der Inquiry

      5

      Gewöhnliches Wissen

      Wenn unser Sein frei ist, entfaltet es sich spontan und enthüllt seine Geheimnisse und seinen unerschöpflichen Reichtum. Wir können in einem Strom von Offenbarung vielerlei Art, vieler Farben, vieler Qualitäten, vieler Fähigkeiten und vieler Arten von Erfahrung leben. Um uns auf die Art Inquiry einzulassen, die dieses dynamische Mysterium unterstützt und an ihm teilhat, wird es hilfreich sein, die Beziehung zwischen Wahrheit, Verstehen und Wissen kennenzulernen und zu würdigen. Diese Beziehung läßt sich so beschreiben: Inquiry lädt durch Enthüllung von Wahrheit Verstehen ein und transformiert dadurch Wissen. Um anzufangen zu wissen, was das bedeutet, werden wir die Frage betrachten: Was ist Wissen?

      Wissen, Verstehen und Wahrheit

      Diese Einladung/Enthüllung/Transformation – dieses Entfalten der Seele – ist das, was wir das Abenteuer des Seins nennen: die Reise ohne Ende oder bestimmtes Ziel in unserem Raumschiff Inquiry zu den fernsten Gegenden des Raumes. Um an diesem Abenteuer teilnehmen zu können, müssen wir eingehender und genauer erfassen, was Wissen ist und wie es für unsere Inquiry relevant ist.

      Wenn Sie Ihre Erfahrung in irgendeinem beliebigen Moment anschauen, werden Sie sehen, daß sie eine Art Wissen ist. Erfahrung ist untrennbar von Wissen und sogar eigentlich ganz und gar Wissen. Erfahrung ist so mit Wissen verwoben, daß Sie zum Beispiel nicht sagen können: „Mein Knie schmerzt,“ ohne das Wissen davon, daß Sie ein Knie haben, was ein Knie ist, was Schmerz ist, und die verschiedenen anderen Stücke von Information, die Ihre Erfahrung ausmachen, daß Ihr Knie weh tut. Man kann nicht sagen, fühlen oder denken: „Ich fühle mich von Dir geliebt“, ohne zu wissen, da ist ein Du, da ist ein Ich, da ist Liebe und wie sich Liebe anfühlt oder was Liebe bedeutet. All das ist Wissen. Sogar das Nichtwissen, das Nicht-Kennen der Erfahrung ist Wissen. Sogar: „Ich weiß nicht, was mit mir los ist“ ist Wissen.

      Was ist dann Verstehen? Wie unterscheidet es sich von Wissen? Verstehen bedeutet, daß man nicht nur Wissen von dem hat, was geschieht, daß man nicht nur die Erfahrung hat, sondern daß man auch mit der Bedeutung der Erfahrung in Kontakt ist. Da ist nicht nur das Wissen der Tatsache der Erfahrung an sich, sondern auch eine kognitive Würdigung ihrer Bedeutung. Sie sitzen zum Beispiel mit jemandem zusammen und fühlen sich unbehaglich. Das ist Erfahrung, und sie ist immer mit Wissen verbunden. An einem bestimmten Punkt stellen Sie die Frage: „Warum fühle ich mich unbehaglich?“ Sie bleiben bei dieser Frage, bis Sie etwas Wahres sehen, das Sie vorher nicht gesehen haben – vielleicht möchten Sie mit dieser Person ins Bett gehen, haben aber Angst, das zu sagen. Sie haben Angst, das auch nur zu wissen. Das ist die Wahrheit, die Sie vorher nicht sahen, die Ihrem Unbehagen Bedeutung gibt.

      In dem Moment, in dem Sie diese Wahrheit erkennen – die ein bestimmtes Element von Erfahrung ist, das Ihnen unbekannt war und das der Erfahrung eine vollere Bedeutung oder Bedeutsamkeit verleiht –, transformiert sich die Erfahrung. Ihnen wird bewußt, wie erregt Sie sind und wieviel Angst Ihnen die Tatsache macht, daß Sie erregt sind. Aber erregt zu sein ist auch Wissen, so wie Angst.

      Inzwischen hat sich Ihre Erfahrung also von einer Sache zu einer anderen verändert. Wir können auch sagen, daß das, was sich transformiert hat, Wissen ist. Diese Transformation von Wissen, durch die mehr von der Bedeutung Ihrer Erfahrung enthüllt wird, nennen wir Verstehen. Verstehen ist demnach der dynamische, kreative Fluß von Wissen im Sinne von knowledge und knowing. Wissen transformiert kreativ durch das Sehen von Wahrheit, und die Wahrheit ist das, was das Wissen von einer Form zu einer anderen transformiert, indem sie es zu einer tieferen, volleren und bedeutsameren Ebene bringt. Andererseits verändert sich die Erfahrung nicht, wenn Sie nicht erkennen, daß Sie sich unbehaglich fühlen, weil Sie mit der anderen Person ins Bett gehen wollen. Sie wird sich jedes Mal wiederholen, wenn Sie mit diesem Menschen zusammen sind. Dann sagen wir, daß Sie Ihre Erfahrung nicht verstehen. Es gibt also, wenigstens in diesem Fall, einen direkten Zusammenhang zwischen Wahrheit, Wissen und Verstehen.

      Ein anderes Beispiel: Sie merken, wenn Sie achtsam auf Ihre Erfahrung sind, daß es für Sie wichtig ist, erfolgreich zu sein, und daß Sie im Laufe der Jahre auf vielerlei Weise dem Erfolg nachgejagt haben. Wenn Sie diese Tendenz erforschen und für dieses Thema Erfolg offen sind, wird Ihnen vielleicht eine Unruhe bewußt, die Sie treibt. Sie können nicht still sitzen, und wenn Sie einmal für eine kurze Zeit einfach nur da sitzen, werden Sie unruhig, stehen dann auf und tun etwas. Diese Unruhe ist ein neues Stück Wissen, das Ihre Erfahrung transformiert. Sie haben jetzt mehr als nur das Wissen, daß Sie einfach aufstehen und etwas tun. Wenn Sie im Hinblick auf diese Unruhe neugierig sind, könnten Sie sich fragen: „Wie kommt das?“, und dann könnte es sein, daß Sie anfangen, darunter eine Leere zu erkennen. Dies ist eine neue Wahrheit, die Sie gefunden haben: Es ist diese unterschwellige Leere, die Sie in Richtung Erfolg treibt.

      Also verändert sich die Wahrheit: Die erste Wahrheit, die Sie entdeckten, war die Unruhe, die nächste Wahrheit war die Leere. Beide Wahrheiten sind relativ: Jede ist wahr, während sie sich ereignet, aber später ist sie nicht mehr relevant. Und wenn Sie die Leere mit derselben Offenheit und demselben Interesse erforschen wie jene, die Sie bei der anfänglichen Erfahrung der Ruhelosigkeit hatten, könnten Sie erkennen, daß die Leere Ihnen das Gefühl vermittelt, Sie seien kein kompetenter Mensch, weil Sie sie als einen Mangel an Fähigkeit oder Kompetenz interpretieren. Wieder lädt die Inquiry die Wahrheit ein, und Wahrheit transformiert Wissen, und das führt zu Verstehen.

      Dynamismus und gewöhnliches Wissen

      Unsere Offenheit für die Erscheinungen unserer Seele gibt dem Sein den Raum und die Freiheit, sich kreativ zu entfalten, und enthüllt dabei seine verborgenen Möglichkeiten. Wenn man es seinen eigenen Ressourcen überläßt, entfaltet sich das Sein spontan auf eine kreative Weise und offenbart dabei, was immer innerlich zu ihm gehört, was in ihm steckt. Diese kreative Entfaltung ist eine natürliche Eigenschaft unseres Seins. Das bedeutet, daß Ihr Sein, wenn Sie es nicht einschränken oder es zu lenken oder einzuengen versuchen, von sich aus kreativ sein wird, indem es Ihrer Offenheit präsentieren wird, was immer an Möglichkeiten als Potential in ihm steckt. Was enthüllt wird, können unterdrückte schmerzhafte Erinnerungen aus der Vergangenheit, neuere Fähigkeiten und Fertigkeiten oder sogar neue Dimensionen von Erfahrung sein.

      Da unser Sein dynamisch ist und dazu tendiert, unsere Erfahrung zu optimieren, ist es einleuchtend, daß man Offenheit für die Entfaltung braucht, zu der es als Ergebnis unserer Inquiry kommt. Offenheit impliziert ein Vertrauen in die Intelligenz und Liebe (lovingness), die diesen Dynamismus kennzeichnen: „Ich vertraue darauf, daß mein Sein sich so bewegen wird, wie es für es am besten ist, warum sollte ich mich also einmischen? Das erlaubt mir, wirklich für es offen zu sein.“ Die Offenheit wird zu einer Einladung.

      Die optimierende Kraft des Seins kann jedoch ins Stocken gekommen sein, und dann bleiben wir in zyklischer Wiederholung, in einer zwanghaften Wiederholung alter Muster und schaler Eindrücke stecken. Das ist die fixierte und starre Trägheit konventioneller Erfahrung. Was ist für diese Fixierung verantwortlich?

      Um das zu beantworten, müssen wir verstehen, daß Wissen in unterschiedlichen Formen vorkommt, von denen die üblichste gewöhnliches Wissen (ordinary knowledge) ist. Gewöhnliches Wissen ist das, was im allgemeinen mit dem Wort „Wissen“ gemeint ist – das ganze