Название | Forschungsreise ins innere Universum |
---|---|
Автор произведения | A H Almaas |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783867811507 |
Dies ist das Abenteuer der Inquiry – ein erregendes, spannendes und unerwartetes Abenteuer, das zu Ihrem Leben werden kann.
3
Das Abenteuer des Seins
Die Erforschung unseres Seins ist ein Abenteuer, das Abenteuer des Seins. Der Raum, durch den wir reisen, ist innerer Raum – unser Bewußtsein, unsere Erfahrung. Und das Fahrzeug für diese Reise ist Inquiry. Bisher haben wir die grundlegende Motivation und Orientierung dafür betrachtet, sich auf diese Reise zu begeben; jetzt werden wir den Kontext anschauen, der das Wesen dieser besonderen Reise bestimmt.
Realität und wahre Natur
Alle Techniken und Methoden innerer Arbeit stammen aus Erfahrungen oder Wahrnehmungen wahrer Natur. Wahre Natur ist die Realität, der wir dadurch näher kommen und die wir dadurch zu verkörpern lernen, daß wir unsere Arbeit tun. Viele Techniken sind auf der Basis bestimmter Erfahrungen von wahrer Natur entwickelt worden, die sich im Verlauf der spirituellen Reise einstellen. Die meisten der Hauptlehren verwenden aber Methoden, die das Verständnis des eigentlichen Zustandes der Realisierung direkt widerspiegeln, in dem man die Charakteristika und Eigenschaften objektiver Realität selbst erfährt. Nur eine Methode, die auf einer solchen Realisierung basiert, kann diese Realisierung bei anderen Menschen herbeiführen, denn eine Methode ist durch ihre Sicht der Realität bestimmt – ja von ihr abhängig. Welches Raumschiff wäre besser geeignet, einen zu einem entfernten Sternsystem zu bringen, als eines, das eben von diesem Sternsystem stammt?
Wir beginnen, indem wir betrachten, was ich mit „objektiver Realität“ meine, denn wir brauchen ein allgemeines Verständnis einiger Hauptcharakteristika der Wahrheit, wenn sie voll und ohne Schleier erfahren wird. Dann können wir besser verstehen, wie Inquiry funktioniert. Und da Inquiry auch mit der Funktion innerer Führung verbunden ist, werden wir auch sehen, in welcher Beziehung Führung zu Inquiry steht.
Zuerst machen wir eine Unterscheidung zwischen wahrer Natur und Realität. Wahre Natur ist die innere Natur von uns selbst und von allem. Sie ist formlos, und sie ist die Grundlage aller Formen. Als Analogie betrachte man Wasser: Die grundlegende, elementare, mit der Formel H2O bezeichnete Substanz kommt als Eis, Schnee, Regen, Dampf oder Nebel vor. Wenn man erkennt, daß die Essenz aller dieser Erscheinungsformen Wasser ist, bedeutet das, daß man über die verschiedenen Erscheinungsweisen oder Formen hinaussieht und ihre gemeinsame Natur, ihr gemeinsames Wesen erkennt.
Auf ähnliche Weise ist wahre Natur unsere angeborene Essenz, aber wir können sie nur wahrnehmen, wenn wir durch die jeweiligen bestimmten Formen hindurchsehen. Das ist nur dann möglich, wenn wir ohne Schleier oder Verzerrungen erfahren können. In unserer konventionellen Alltagsrealität verzerren und begrenzen unsere unbewußten Vorurteile und Konditionierungen unsere Wahrnehmungen so, daß wir nicht sehen können, was am Fundamentalsten ist. Gewöhnlich sehen wir die äußere Erscheinung der Dinge, nehmen diese für das Ganze der Realität und verpassen dabei die Essenz alles dessen, was wir sehen. Das ist der Grund, weshalb der konventionellen Realität ein spiritueller Boden fehlt. Wir sehen die äußere Erscheinung so, als wäre sie von ihrer wahren Natur getrennt oder ohne ihre wahre Natur. Es ist so, als hielte man die kleine kubische Form, die das Eis in der Schale des Kühlschranks annimmt, für seine wahre Natur. Wir glauben, daß die vielen Formen, die das Leben annimmt, an sich unterschiedlich und voneinander getrennt sind und daß ihr Wesen durch ihre physikalischen Eigenschaften definiert wird.
Wenn wir aber ohne Schleier sehen, dann machen wir die Erfahrung, daß die gesamte Existenz, daß alles, was existiert, eine einzige wahre Natur besitzt – ihren gemeinsamen, essentiellen Grund – und wir finden keinen Unterschied zwischen äußerer Erscheinung und wahrer Natur, denn nichts kann von seiner Natur getrennt sein. Das ist objektive Realität – alles Existierende in seinem wahren, unverschleierten Zustand wahrgenommen, in dem alles von seiner wahren Natur untrennbar ist. Wenn man das erfährt, ist das erleuchtete oder realisierte Erfahrung. Wir verstehen dann, daß alles in Wirklichkeit wahre Natur ist, daß die ganze Welt nichts als wahre Natur ist, die ihre ihr innewohnenden Möglichkeiten darbietet und ausbreitet. Wir sehen weiter die vielen Formen, die die Realität annimmt, aber diese Formen sind für ihre wahre Natur, für den essentiellen Grund aller Realität transparent.
Auf der Reise der Selbstrealisierung ist es wichtig, wahre Natur von den vertrauten Formen alltäglicher Erfahrung unterscheiden zu lernen. Gerade unsere Unfähigkeit, das zu tun, ist der Grund für einen großen Teil der Kontrolle, die die konventionelle Realität über unser Bewußtsein hat. Solange wir diesen formlosen Grund nicht unterscheiden können, werden wir nie in der Lage sein, die Formen der Realität in ihrer wahren Fülle wahrzunehmen. Wahre Natur muß daher zuerst unterschieden und erkannt werden, damit sie uns als Orientierung für die innere Reise dienen kann. Im verwirklichten Zustand wird diese Unterscheidung transzendiert und wahre Natur endlich in ihrer Wahrheit erkannt – als untrennbar von Realität.
Die fünf Charakteristika der Realität
Unsere wahre Natur ist ein Gefühl von Präsenz, die Qualität von Unmittelbarkeit, von Seiendheit (beingness). Das ist der Grund, weshalb ich wahre Natur oft „Sein“ (Being) nenne – sie existiert nur in der unmittelbaren Erfahrung, in diesem Moment, hier und jetzt da zu sein. Ich verwende den Begriff „Sein“ in einem allgemeinen Sinn, um die ganze Bandbreite der Subtilität zu bezeichnen, wie Präsenz sich manifestiert. Die reinste Erfahrung dieser Präsenz ist wahre Natur. Wahre Natur ist die absolute Reinheit von Sein.
Wenn wir erkennen, daß wahre Natur Präsenz ist, sehen wir auch, daß diese Präsenz viele Eigenschaften hat, die uns unserer Seiendheit auf vielfältige Weise annähern lassen. Man kann von jeder spirituellen Methode sagen, daß sie bestimmte dieser Eigenschaften widerspiegelt. Die Übung und Praxis, präsent zu sein, ist eine Methode, die der Erkenntnis entstammt, daß Präsenz die fundamentale Natur der Realität ist. Die Praxis der Inquiry, die die Übung der Präsenz in sich enthält, spiegelt außerdem auch noch andere Eigenschaften wahrer Natur.
Als Kontext dafür, diese eingehende Exploration der Methode der Inquiry zu beginnen, werde ich fünf Facetten oder Charakteristika wahrer Natur, des formlosen Grundes von allem, besprechen. Ich werde diese Charakteristika zunächst aus der Perspektive des realisierten Zustandes, des Zustandes, in dem Realität von wahrer Natur untrennbar ist, vorstellen. Danach werde ich besprechen, wie sie in normaler Wahrnehmung in Erscheinung treten – das heißt, wie ihre Widerspiegelungen in konventioneller Erfahrung erscheinen, wenn sie durch Schleier gesehen werden. Zu Beginn werde ich meine Besprechung der Realität mit der buddhistischen Vorstellung von den fünf Weisheiten oder Bewußtheiten (awarenesses) des Buddha, den fünf Dhyani Buddhas, in Beziehung setzen.
1. Bewußtheit (awareness)
Die erste Qualität wahrer Natur besteht darin, daß sie untrennbar von Bewußtheit ist. Unsere wahre Natur ist sich ihrer selbst gewahr. Dies ist die Tatsache ihres Leuchtens, das Faktum des Lichts, das Faktum des Bewußtseins. Wir wissen das, weil wir erkennen, wenn wir irgendeine der essentiellen Manifestation erfahren, daß Sein von einer Art von Bewußtheit, von Wahrnehmung, von Sensibilität, von Inkontaktsein oder von Bewußtsein untrennbar ist.
Bewußtheit ist nicht etwas, das zu wahrer Natur hinzukommt; sie ist ein der wahren Natur innewohnendes, von ihr untrennbares Charakteristikum, so wie Hitze zu Feuer gehört und von ihm nicht zu trennen ist. Diese Tatsache spiegelt sich in unserer normalen Erfahrung in der Erkenntnis, daß wir Bewußtheit besitzen; daß uns angeboren ist, daß wir in der Lage sind, bewußt und unserer selbst gewahr zu sein. Dieses Verständnis von Bewußtheit ähnelt der buddhistischen Vorstellung von der „einem Spiegel ähnlichen Weisheit“ (mirror-like-wisdom).
Bewußtheit ist mit wahrer Natur deckungsgleich und koemergent und durchdringt sie vollständig. Bewußtheit in diesem Sinne ist sich der Präsenz