Название | Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens |
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Автор произведения | Yungdrung Wangden Kreuzer |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783867813464 |
Vonseiten der Psychologie können die vitale Wichtigkeit einer ganzheitlichen, das heißt Leiden und Sterben nicht verdrängenden Einstellung und die Möglichkeiten und Vorteile von Entspannungstechniken und Mitgefühlsübungen als Maßnahmen der Psychohygiene für das überlastete Klinikpersonal und als Unterstützung für die Patienten aufgezeigt und von den positiven Erfahrungen her, die bereits damit gemacht wurden, begründet werden. Es wäre wünschenswert, dass diese psychisch entlastenden und eine von Empathie getragene Motivation stärkenden Methoden häufiger in Kursen für das Pflegepersonal eingeführt und vermehrt in einer Gruppenarbeit mit Patienten angewendet würden, um dehumanisierenden Tendenzen entgegenzuwirken, die durch Überlastung gefördert werden.
Mitgefühlsübungen und Meditation sind eine Quelle der Kraft, weil sie uns öffnen und uns unsere erdachten persönlichen Grenzen vergessen lassen. Einschränkende persönliche Glaubenssätze und Auffassungen, die die Empathiefähigkeit verringern, können durch die bewusste Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf heilsame, holistische Sätze wie »Mögen alle Wesen gesegnet sein, denen ich heute begegne« oder »Mögen alle Wesen glücklich sein« ersetzt und erfolgreich transzendiert werden. All das sind Ansätze, die weiter ausgebaut werden können.
Viel Erfreuliches ist ja bereits auf diesem Gebiet geschehen, die Hospizbewegung verbreitet sich, und vielerorts werden jetzt Kurse für Sterbebegleitung angeboten. Ich wünsche mir, dass auch die Übungen in diesem Buch dabei eine immer breitere Verwendung finden werden und noch vielen Menschen helfen können.
Wenn man mehr mit gemeinsamen Entspannungs- und Ruheübungen wie dem »alles befreienden Atem des A« und mit Mitgefühlsmeditationen, wie zum Beispiel dem »unzerstörbaren Atem von Segen und Mitgefühl«, arbeitete, die im dritten Teil dieses Buchs beschrieben sind, so könnte man sich viele andere medizinische Maßnahmen sparen. Kombiniert mit einer guten palliativen Versorgung, wäre eine größere Lebensqualität und Sinnhaftigkeit in der letzten Lebensphase und eine hilfreiche Vorbereitung auf das Sterben möglich, sodass wohl die wenigsten auf die Idee kämen, sich umbringen zu lassen oder ihren Tod vorzeitig selbst herbeizuführen.
Wo die Wissenschaft und Medizin subliminal und offen die bevorstehende Befreiung von allem Leid verspricht, aber gleichzeitig von unternehmerischen, finanziellen Interessen und von Gewinnmaximierung motiviert erfindet und handelt, ist große Vorsicht und auch ein Hinterfragen der angebotenen und häufig als »alternativlos« ausgegebenen Leistungen und »Machbarkeiten« geboten, denn bereits die von gewinnorientierten, finanziellen Interessen verunreinigte Motivation weicht ja vom Hippokratischen Eid ab und führt in eine andere Richtung. Rein marktwirtschaftlich gesehen, gilt es, möglichst gewinnbringende Leistungen zu generieren und solche, die weniger lohnen, zu reduzieren. Betrachten wir es genau, so steht hinter ethisch bedenklichen Eingriffen der Medizin heute oft in Wahrheit diese Logik.
Es zeigt sich folglich eine mangelnde Bereitschaft, die eigentlichen Ursachen des Leids zu erkennen, zu benennen und zu beseitigen, und bedingt durch ein mechanistisches, körperfixiertes Menschenbild und die axiomatische Negation eines Weiterlebens nach dem Tod zugleich ein falsches Verständnis davon, was wirkliche Gesundheit von Körper und Psyche und ein gutes, kostbares Menschenleben eigentlich bedeuten.
Ich denke, es wäre gut und eine wertvolle Entscheidungshilfe, wenn sich unsere heutigen Ärzte in ihrem eigenen Interesse und in dem ihrer Patienten weiterhin oder wieder nach dem klassischen Eid des Hippokrates orientierten. In diesem heißt es nämlich: »Ich schwöre Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zum Zeugen anrufend, dass ich nach bestem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Verpflichtung erfüllen werde: Meine Verordnungen werde ich treffen zum Nutzen und Frommen der Kranken nach bestem Vermögen und Urteil. Ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht. Ich werde niemandem, auch nicht auf seine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur dazu raten. Auch werde ich nie einer Frau ein Abtreibungsmittel geben. Heilig und rein werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren …«
Da, wo es früher wohl oder übel hieß: »Dein Wille geschehe«, wird heute dem Menschen nahegelegt, selbst zu entscheiden, was annehmbar ist und was nicht; und er oder sie »lässt es machen«, wenn es angeboten wird, erlaubt und möglich und finanzierbar ist.
Der Mensch glaubt, er entscheidet dabei frei, aber in Wahrheit haben ihm zumeist Werbekampagnen und Fernsehsendungen die Ideen sehr gezielt, offen und subliminal in den Kopf gesetzt und seinen Willen gelenkt. Der Wandel von ethischen Paradigmen, dessen Zeuge wir sind, geschieht nicht von ungefähr, sondern war und ist medial beeinflusst. Bei einer Vielzahl widerstreitender Meinungen und Argumente scheint es so manchem nicht mehr leicht, sich über die oben genannten, medial zumeist gepriesenen wissenschaftlichen Errungenschaften, Eingriffe und Manipulationen der Natur und ihren Sinn und Zweck ein sicheres Urteil zu bilden. Doch wenn Technologien wie zum Beispiel die Nanotechnologie und Gentechnik in den falschen Händen sind, so hat die Menschheit bereits früher leidvoll erfahren müssen, dienen sie meist leider nicht dem Wohl und der Befreiung der Menschen, sondern werden für ihre Unterdrückung, Steuerung, Manipulation und für eugenische Auswahl und Reduktion der Bevölkerung verwendet.
Was die gravierendsten Auswüchse dieser technischen »Fortschritte« – was das Töten von als »unerwünscht« oder »unwert« betrachteten Lebens betrifft, so brauchen wir uns eine richtige ethische Einschätzung dieser Handlungen sicher nicht zusammenzudenken, denn eine höhere Weisheit und Einsicht als der verwirrte menschliche Verstand hat gesprochen, als sie eine der Hauptregeln für ein nachhaltiges, heilsames Verhalten, und das in unserem eigenen Interesse, lehrte: »Du sollst nicht töten.« Und in der fünften Grundregel für ein ethisches Verhalten im Buddhismus heißt es dementsprechend: »Ich gelobe, kein Lebewesen zu verletzen oder zu töten.« Dilgo Khyentze Rinpoche erklärte hierzu, dass dies nicht nur bedeute, selbst vom Töten abzusehen, sondern auch die Verpflichtung impliziere, das Leben zu schützen und zu retten, wenn es uns möglich ist.
Es gibt also eine ganz klare ethische Richtlinie und Grenze, und wir sollten uns immer wieder darauf besinnen und berufen. Es ist wichtig, sie zu würdigen und in unserem Umfeld und in der Gesellschaft auch zu bezeugen.
Generell ist die Identifizierung mit und die Fixierung auf den Körper einfach zu groß geworden in diesem Zeitalter, aber nicht im Körper liegt unser Leben und unser künftiges Schicksal, und dieses ist nicht zufällig, sondern es wird durch unser Denken, Fühlen, Wollen und Handeln in diesem Leben und genau jetzt vorbereitet und wirkt sich in allen unseren weiteren Leben aus.
Dazu fällt mir an dieser Stelle ein weiteres Jesus-Wort ein, das auch für die anderen fragwürdigen Manifestationen des Zeitgeistes zutrifft, über die wir hier nur deshalb sprechen, weil sie inzwischen jeden Menschen affizieren und zu seinen psychischen und physischen Leiden beitragen: »Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, dabei aber seine Seele Schaden leidet?«
Leider wird der kontextuelle Zusammenhang von Ursache und Wirkung in Bezug auf das eigene Handeln und die Vorteile eines altruistischen, ethischen Handelns selbst unverständlich und inkohärent, wo der Mensch in der Überzeugung lebt, dass mit dem Tod alles aus ist und es folglich keine Nachwirkungen seiner Handlungen für ihn selbst geben kann. Dass aber unter den Folgen des unvernünftigen Wirtschaftens und Verhaltens der heutigen Elterngeneration deren Kinder und noch viele Generationen nach diesen und alle anderen Lebewesen auf diesem Planeten leiden werden, wenn sie nicht ohnehin schon ausgerottet sind, ist nun eigentlich unübersehbar geworden.
Die meisten Menschen verdrängen