Euch aufgesetzt. Peter Schwarz

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Название Euch aufgesetzt
Автор произведения Peter Schwarz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076735



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      Inhalt

       Impressum 2

       Vorwort 3

       1. 5

       2. 13

       3. 17

       4. 21

       5. 26

       6. 30

       7. 38

       8. 49

       9. 54

       10. 60

       11. 64

       12. 67

       13. 71

       14. 74

       15. 75

       16. 78

       17. 80

       18. 83

      Impressum

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

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      Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

      © 2021 novum publishing

      ISBN Printausgabe: 978-3-99107-672-8

      ISBN e-book: 978-3-99107-673-5

      Lektorat: Laura Oberdorfer

      Umschlagfoto: Peter Schwarz

      Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

       www.novumverlag.com

      Vorwort

      Der Teufel hat nur wenig Zeit? Na, so wie es aussieht hat er eine Menge Zeit. Es ist daher wichtig sich in Geduld zu üben und sich die Lust am Leben nicht von der Zeit trüben zu lassen. Viele können sich diesen Vorzug jedoch aus gewichtigen Gründen nicht leisten. Viele Nächte habe ich die gleiche Art von Traum. Ich träume, Berater eines berüchtigten Diktators zu sein, ihm Ratschläge zu geben, ohne ihm dabei zu nahe zu treten, oder ihn in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen und über seine grottenschlechten Witze zu lachen, die er mit einem breiten Grinsen reißt. Ich wache immer dann auf, wenn mir bei seinem Anblick die Mimik einfriert oder ich verlegen zu Boden schaue, und ich ihm eigentlich nichts mehr zu sagen habe. Und er dann mit einer kleinen Gebärde, die Wächter anweist, mich abzuführen. Der besagte Diktator, den ich sicherheitshalber lieber nicht beim Namen nenne, beschäftigt mich tagsüber gar nicht. Man hört in den Nachrichten zwar oft von ihm, aber die unmittelbaren, alltäglichen Dinge, sind wichtiger als Radio, Fernseher oder Computer und das vermeintliche Weltbild, was man daraus zu erhalten glaubt. Ich zähle sogar neben Licht in der Nacht auch das Handy zum Blendwerk der Moderne. Wenn man telefoniert, ist man meistens mutterseelenallein. Man will das immer kaschieren, indem man länger und immer länger telefoniert. Man hat nie das Gefühl genug gesagt zu haben. Ich telefoniere von Zeit zu Zeit mit meinem Kumpel Igor. Ich halte mich dann immer möglichst kurz und erwähne besagten Diktator, von dem ich so oft träume, nicht. Zumal ich das Gefühl habe, abgehört zu werden. Die Tage im Dämmerzustand fliegen dahin. Der Morgen ist mir die liebste Tageszeit. Man kann dann immer das Gestern gegen das Heute wiegen. Den Blick auf das Kommende gerichtet, schrumpfen die Schatten der Vergangenheit. Ich brauche mir gar nicht erst die Unendlichkeit vorzustellen, um mein Vorstellungsvermögen zu sprengen. Es reicht die Anzahl der Möglichkeiten, ein tausendseitiges Buch zu füllen. Vor meiner letzten Einweisung wusste ich, dass sie bald wieder kommen würden. Wären Gedanken etwas Reales, hätte ich Antimaterie absondern müssen. Das Blut gefror mir in den Adern. Ich hielt an Prinzipien fest. Allen voran meinem letzten Versuch, diesem Haufen hochtechnologisierter Raubaffen Vertrauen zu schenken. Ich war cholerisch.

      Ich dachte, ich könnte mein Umfeld wie ein Zitteraal unter Strom setzen. Dachte ich könnte das schwarze Etwas, das auf mir saß, anderen aufsetzen. Mein Urin ist Sondermüll, der kommt ins Grundwasser, dann in den See, dann in den Fisch, der landet dann auf einem Silbertablett mit Blattgold garniert vor den Pharmakonzernbossen. Mahlzeit.

      1.

      Ein schöner Samstagmorgen. Der Himmel war blau und klar. Um geschätzte siebenmal weniger Flugverkehr als üblich. Ich lag im Bett und träumte einen Traum, an den ich mich nicht mehr richtig erinnern kann. Ich war in einem Einkaufszentrum, nein, es war ein Krankenhaus. Das Ambiente war eher wie in einer Raumstation, eng und beklemmend. Szenenwechsel. Ich lag in einem Bett in der geschlossenen Abteilung. Ich versuchte zu schlafen, es ging aber nicht. Als ich träumte, nicht nur zu träumen, bekam ich Klaustrophobie und wollte raus. Woraufhin der Boden unter mir zerbrach und das Wasser eines Ozeans das Zimmer flutete. Ich wachte auf. Der Wecker meines Handys war aus. Dennoch glaubte ich, ihn gehört zu haben. So geht es einem, wenn man sich nachts darüber den Kopf zerbricht, wie wohl der nächste Arbeitstag in der Lagerhalle aussehen würde. Und schließlich um 4 Uhr morgens anfing, die Stunden zu zählen, bis man schlaflos im Morgenlicht fast einnickte, aber wusste, dass man nicht schlafen durfte. Weil man ansonsten, im tiefen Schlummer, den Wecker nicht mehr hören würde. Also trinkt man Kaffee und macht sich am besten ein nahrhaftes Frühstück, um weitere 12 Stunden einen ausreichend klaren Kopf zu bewahren, damit man LKW-Ladungen von Kartons entgegen nehmen, die Ware sortieren und registrieren und die leeren Kartons wieder entsorgen konnte. Als ich am Donnerstag heimkam, war ich 36 Stunden wach gewesen. Und schlief dann von 18 Uhr abends, bis 7 Uhr Freitag morgens. Gestern ging mir alles leichter von der Hand. Doch nun war es Samstagmorgen und ich schaute nicht auf die Uhr. Ich rappelte mich auf, machte einige Schritte in die Küche und kippte in einem Zug den gezuckerten, schwarzen, kalten Kaffee vom Vortag runter. Unmittelbar danach zündete ich mir eine angeblich Zusatzstoff-freie Zigarette an. Der Puls sank, Dopamin wurde freigesetzt und die morgendliche Frische verflog. Meine Erlebniswelt glich in solchen Momenten Salvador Dalís Bildern. Nikotin führt zu einem rein mechanischen Denken. Das Haben wird zum Sein. Und ich kam mir vor, wie Dalís Schubladenmann. Der sein Angesicht, geblendet vom Licht der Welt, abwendet und wohl hofft, dass niemand ihm sein Innerstes von seinen Schubladen entwendet, und zum Besitz der Welt, im Gegensatz stehend zu seinem eigenen Besitz, macht. Doch ich war bereits von der Welt besessen. War besessen von der Angst, wieder zur Laborratte zu werden.