Die Zukunft des Tötens. Armin Kratzert

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Название Die Zukunft des Tötens
Автор произведения Armin Kratzert
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966390446



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nach Lindau, wo es immerhin eine Klinik in der Nähe des Hafens gab, wir hatten dort schon angerufen, sie schickten einen Rettungswagen zum Steg und bereiteten die Operation vor, der Chefarzt wurde geholt, nichts würde schiefgehen, eine Narbe könnte vielleicht bleiben, aber sonst keine Probleme, bald ist er wieder der alte, sagen alle, und bringen Kissen und eine Decke, es ist ein bisschen kühl geworden, die Sonne steht jetzt hinter den Bergen, der See liegt da wie geschmolzenes Metall, satt und breit und grau, ich höre eine Sirene, Straßenlärm, von irgendwoher auch Musik, und dann sind wir endlich im Hafen, die Sanitäter packen Vincent auf eine Bahre, schnallen ihn fest und tragen ihn weg, wir stolpern alle vom Schiff und ich sehe zu, wie der Krankenwagen vom Parkplatz fährt, und jetzt, da ich auf festem Boden stehe und nicht mehr der Dampfer unter mir schaukelt, wird mir auf einmal schlecht und schwindlig und ich will bei Vincent sein und lehne mich an ein Auto und presse die Hand vor den Mund und würge, und alles in mir rebelliert und will schreien und endlich weg von hier: Sagt Maria.

      Natürlich wollten die Bullen wissen, wo wir den Revolver her hatten, wer ihn besorgt und wer ihn aufs Schiff gebracht hatte, sie haben mich mitgenommen, kaum dass wir an Land waren, erst in eine Zelle gesteckt, einen Arzt geschickt, der viel geredet, Blut abgenommen, in meine Augen geleuchtet und den Puls gemessen hat, und dann zu zweit in ihrem Büro befragt, verhört, könnte man sagen, nicht besonders freundlich, es war Wochenende, schönes Wetter, sie hatten wohl andere Pläne, wollten nach Hause, einen Ausflug in die Berge mit der Familie, konnte man verstehen, woher also die Waffe, wollten sie wissen, wie war die Beziehung zum Opfer, hatte es Streit gegeben, welcher Art war die berufliche Zusammenarbeit, ich sagte es ihnen, erzählte natürlich von dem Projekt in Marokko, war ja nichts Ungewöhnliches, Joint Venture mit den Franzosen, Software für Wasseraufbereitungsanlagen, das brauchten jetzt viele, eben auch die Araber, irgendwelche Berber aus der Wüste, Nordafrikaner, die Geld hatten und schlechte Manieren, war kein Problem für uns, wenn der Scheck pünktlich kam, zu den Verhandlungen rückten immer gleich sechs oder sieben an, und nie dieselben, das war ein bisschen unübersichtlich, wir mussten sehr genaue Protokolle anfertigen und alles prüfen, die Verträge genauso, aber die Sache lief letztlich gut, vor allem, seit Vincent einmal hingeflogen war, um die Anlage zu inspizieren, Feinjustierungen, Details, landestypische Besonderheiten, was weiß ich, alle waren jedenfalls zufrieden, und einmal brachten sie uns tatsächlich in einer Holzkiste irgendwelche ganz besonderen, seltenen Datteln mit, aus jener berühmten Oase, die einer ihrer Dichter besungen hatte, und eben diesen Revolver, versilbert oder so etwas, ziseliert, sehr wertvoll, wie wir später herausfanden, ein Geschenk, ein Zeichen des Respekts, zum erfolgreichen Abschluss wichtiger Geschäfte: Sagt Jeremia.

      Ich hatte überlegt, ob ich noch zurück nach Hause fahren sollte, zweieinhalb Stunden, es wäre sicher noch hell gewesen auf der Strecke, und vielleicht wäre ich auf der Fahrt ruhiger geworden, hätte nachdenken, mir alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen können, aber vielleicht wäre es auch ganz anders gewesen, allein im Auto, mit diesen Bildern, dem irren Jeremia, dem schreienden Vincent, Krankenwagen, Polizei, die totenblasse Maria, das wäre nicht lustig gewesen, stundenlang, und ohne jemanden, mit dem ich darüber reden konnte, ich blieb also, ging mit ins Hotel, meldete mich an, Name, Adresse, Mail, Kreditkarte, alles wie im Traum, brachte die Tasche aufs Zimmer, zog die Schuhe aus und ließ mich aufs Bett fallen, rotes Holzbett, graue Wolldecke darauf, die Vorhänge breit schwarz und weiß gestreift, Parkett, ein lila Polstersessel, der Raum war schön, ruhig, geschmackvoll, ich dachte an Vincent, den Knall, wie es ihn umgeworfen hat, sein Blick dazu, der nicht glauben konnte, was da eben passiert war, der den Schuss und den Schmerz und das Blut erst gar nicht mit Jeremia zusammenbrachte, Jeremia, der dann johlend aus dem See auftauchte, ohne seinen Revolver, der jetzt wahrscheinlich auf dem Grund lag, im Schlamm, Jeremia, der triefend nass an Bord kletterte und mich dabei ansah, als wollte er sagen, komm doch, das Wasser ist prima, ganz warm, komm, Jeremia, dem die Haare ins Gesicht hingen, der seine Schuhe auszog, das Hemd, zu Vincent blickte, zögerte, uns anschaute, grinste, Jeremia, der seine Arme in den Himmel warf, zur Sonne, und rief, was ist denn los mit euch, so ein schöner Tag, Jeremia, der dann erst das Bein sah und das Loch darin und das Blut, das daraus strömte, und der zu Vincent stürzte, auf die Knie fiel, sich zu ihm beugte, seinen Kopf hielt, über die Stirn streichelte, Jeremia, der Vincent ins Ohr flüsterte, alles werde gut, alles: Sagt Susie.

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