Comanchen Mond Band 2. G. D. Brademann

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Название Comanchen Mond Band 2
Автор произведения G. D. Brademann
Жанр Языкознание
Серия Comanchen Mond
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783941485990



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erneut einwenden, als etwas an ihm vorbeipfiff und in einem der Bäume hinter ihm einschlug. Zwei Herzschläge später wurde sein Oberarm von einem Streifschuss getroffen. Das Pferd unter ihm stieg, und er rutschte aus dem Sattel. Einer der Artilleristen sprang hinzu, griff nach dem Halfter und hielt es fest. Der Adjutant wollte Smith helfen, da krachte ein weiterer Schuss und verfehlte ihn nur knapp.

      Unter der Hand, die Smith auf die Wunde an seinem Oberarm presste, sickerte Blut. „Woher, zum Teufel auch, kam das denn?“, japste er und blickte sich um. Sie waren hier außer Reichweite der Gewehre – eigentlich.

      „Das war keine der alten Schusswaffen, die die Indianer sonst so haben. Das war bestimmt das neue Modell einer Winchester. Möchte mal wissen, wo sie die herhaben“, schnappte der Adjutant und riss Smith die Uniformjacke von der Schulter. „Zum Glück nur ein Streifschuss, Sir“, stellte er fest, indem er sich sein Halstuch abband, um damit die Blutung zu stillen.

      Der Oberstleutnant, dem seine Situation sichtlich peinlich war, rappelte sich wieder auf. „Eine der neuen Winchester?“ Ungläubig blickte er auf den provisorischen Verband. Die Umstehenden beachteten ihn nicht weiter. Sie waren in Deckung gegangen und lauschten. Der Kampflärm hatte wie mit einem Schlag aufgehört. Es war vorbei. Smith würde keine weitere Entscheidung mehr treffen müssen. Jedenfalls keine, die das Töten von Comanchen betraf. Ihr Kriegsgeschrei kam nur noch aus vereinzelten Kehlen – und ähnelte jetzt mehr einem Triumphgeheul. Ab und zu krachte noch ein Schuss.

      „Ich habe nichts von Rückzug befohlen“, keuchte Smith, indem er versuchte, wieder in den Sattel zu steigen.

      „Macht Euch nichts vor – wir können hier nichts mehr ausrichten“, versuchte ihm sein Adjutant klarzumachen. Es war die Wahrheit, so schmerzlich sie auch für ihn sein mochte. Smiths Kinnmuskeln mahlten. Doch jetzt überlegte er es sich, bevor er etwas sagte, das er im Nachhinein bereuen würde. Die Mienen der Männer, die ihn umstanden, bestätigten eindeutig die Meinung des Adjutanten.

      „Haben wir Tote zu verzeichnen?“, fragte er, den Ärger hinunterschluckend. Seine Stimme war leise geworden.

      „So viel ich weiß zwei, mit dem hier“, ergriff der Adjutant wieder das Wort. „Was mit den Comanchen ist, weiß ich nicht.“

      „Wieso? Es wird doch sicher viele Tote bei denen gegeben haben?“

      „Keine Ahnung, Oberstleutnant. Aber wenn, dann wissen wir es nicht. Sie nehmen die Toten mit, bevor sie sich zurückziehen.“

      Smith betrachtete seinen Adjutanten mit einem seltsamen Blick. Er verstand das nicht. Warum sollten diese Wilden ihre Toten mitnehmen? Wollten sie sie etwa essen? Mit einem Seitenblick auf die überraschend hinter ihm wieder aufgetauchten Pawnee-Späher schwieg er jedoch. Völlig ruhig standen sie dort – sichtlich enttäuscht. Sie hatten die Armeemützen nicht mehr auf. Ihre Haare flatterten im aufkommenden Wind. Das war das Einzige, was sich an ihnen bewegte.

      Ohne sie zu beachten – ja, als wären sie Luft – wandte sich der Captain der Artillerie an den Oberstleutnant. „Ah, die Pawnee sind ja auch wieder da. Dann ist es wirklich vorbei. Verlasst Euch darauf, Oberstleutnant. Die Comanchen sind auf und davon.“ Erst jetzt musterte er die Späher. In seinem Blick lag Verachtung. Er würde nie die Gründe verstehen, weshalb Indianer gegen Indianer kämpften.

      Der Captain der Artillerie sollte Recht behalten. Was blieb, war ein aufgewühlter Kampfplatz. Tote, verendende Pferde und einige, sich aus ihrer Deckung endlich herauswagende verwundete Soldaten. Die Comanchen hatten niemanden ihrer Leute zurückgelassen – keine Verletzten, keinen einzigen Toten.

      Während die Männer unter der Führung First Lieutenant Stone eilig, bevor die Sonne ganz verschwand, den Fluss entlangritten, fanden sie nicht mehr viel von den Tipis. An manchen Stellen lagen zerbrochene Stangen, einige Felle, Hausrat – weggeworfene Gegenstände, die es nicht wert waren, mitgenommen zu werden. Und Steine. Steine, mit denen die Büffelplanen der Tipis ringsum beschwert worden waren.

      Die Kavallerie sammelte sich, nachdem der junge Trompeter auf Befehl des Oberstleutnants das Signal geblasen hatte. Langsam ritten sie zu dem wartenden Tross zurück. Vierzehn mehr oder weniger schwer Verwundete wurden unterdessen von zwei Sanitätern versorgt. Ein weiterer Mann würde es wahrscheinlich nicht überleben. Also drei Tote, musste Smith feststellen. Scheiße, dachte er und schluckte seinen Ärger hinunter. Beschämt über die offensichtlich erlittene Niederlage, die er als seine persönliche nahm, überlegte sich Oberstleutnant Smith reiflich, was in seinem Bericht stehen sollte. Dann – sich an einige, die in seinem Büro gelandet waren, erinnernd – beschönigte er ihn so, wie es alle anderen seiner Meinung nach sicher auch machten. Kein Wort von Niederlage. Er schrieb, dass es ihrem Einsatz zu verdanken war, ein Comanchenlager aufgescheucht zu haben – was so ja auch nicht unbedingt falsch war.

      Die sechs Pawnee verfolgten die Spuren, die die Travois hinterlassen hatten, noch eine Weile – allerdings in gebührendem Abstand. Von einer Nachhut der Comanchen gesichtet, flüchteten sie eiligst zurück. Oberstleutnant Smith beschloss, ein Lager vor dem Geröllfeld aufzuschlagen. Dort richteten sich die Soldaten ein. Wo die Pferdeherde der Comanchen noch kurz zuvor gegrast hatte, brachte die Artillerie ihre Geschütze und die Wagen unter. Sie waren eine eigene, eingeschworene Truppe und zogen es vor, etwas entfernt von der Kavallerie zu kampieren.

      Das geräumige Zelt des Oberstleutnants stellte man vor der Senke auf – gegenüber einer knorrigen, mächtigen Eiche. Er teilte eigenhändig die Wachen ein, und der Captain machte es ebenso auf der anderen Seite des Flusses. Bald loderten überall Feuer und erhellten die beginnende Nacht. Genügend Holz fand sich überall, zumal die Haubitzen ganze Bäume umgemäht hatten. Kleine Trupps von Soldaten kauerten neben den Feuern, teilten Proviant, Tabak und Whiskey miteinander. Natürlich drehten sich die Gespräche um den vorangegangen Kampf. Manch einer protzte mit seinen Taten, aber die meisten zogen sich erst einmal in sich zurück und schwiegen – besonders die Neulinge unter ihnen, die so genannten Zeitsoldaten. Nach einer kurzen lückenhaften Ausbildung waren sie nach Westen verfrachtet worden. So aber hatten sie sich das nicht vorgestellt. Die hartgesottenen Indianerkämpfer unter ihnen lachten, machten derbe Späßchen mit ihnen. Sie kannten noch ganz andere Geschichten – gruselige Geschichten, die sie jetzt hervorkramten. Darin war von grauenhaften Foltermethoden die Rede, angeblich mit eigenen Augen gesehen.

      Immer wieder – heimlich und von den anderen unbeobachtet – suchte der eine oder andere in der Dunkelheit nach Anzeichen von Comanchen. Unsicher durchforschten ihre Blicke die Dunkelheit. Waren sie wirklich fort? War der Spuk vorbei? Hinter jedem Schatten, jedem flackernden Licht oder einem unbekannten Geräusch witterten sie eine neue Gefahr. Noch trauten die wenigsten von ihnen dem Frieden. Nur langsam kehrte Ruhe ein.

      Im Zelt des Oberstleutnants wurde im Kreis der Offiziere geredet und unmäßig gezecht. Sie waren erleichtert, so glimpflich davongekommen zu sein, obwohl das niemand zugegeben hätte. Auch Gelächter ertönte zuweilen. Insgeheim fragte sich Smith, was wohl Mackenzie zu seiner Aktion sagen würde. Zwar war es ihm gelungen, die Comanchen in die Flucht zu schlagen – doch war das wirklich so? Das änderte nichts am Zweck seiner Mission. Die noch immer frei herumstreifenden Comanchen zu töten – das wäre es gewesen. Sie gehörten umgebracht oder in die Reservate verfrachtet. Sie waren und blieben eine ständige Gefahr für Texas, also mussten sie weg.

      Oberstleutnant Smith hatte soeben seinen geschönten Bericht beendet. Zwar war er ein penibler Mann, aber für ihn stand mehr auf dem Spiel: seine militärische Zukunft. Für ihn war das hier sein erster und letzter Einsatz im äußersten Westen gewesen. Mit einem Blick auf den sachgemäßen Verband, der jetzt seinen Oberarm zierte, seufzte er. Das Büro, das ihm bisher nur als einengender und langweiliger Arbeitsplatz vorgekommen war, erschien ihm plötzlich als der willkommenste Ort auf Erden. Mit dem niedrigen Sold musste er sich eben abfinden. Immer noch besser, als hier draußen von einem Gewehr getroffen zu werden, dessen Herkunft zweifelhaft war. Sollte Mackenzie doch Recht behalten – er jedenfalls sah sich nun hier fehl am Platz. Selbstkritisch stellte er fest, das alles völlig unterschätzt und seine eigenen Fähigkeiten überschätzt zu haben. Ein klein wenig plagte ihn auch sein Gewissen, denn oft schon war er sich mit hochrangigen Offizieren, die er auf Empfängen und Bällen getroffen hatte, einig gewesen, was die Beurteilung eines