Название | Comanchen Mond Band 2 |
---|---|
Автор произведения | G. D. Brademann |
Жанр | Языкознание |
Серия | Comanchen Mond |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783941485990 |
Was, zum Teufel auch, hatte er falsch gemacht? Wieder blickte er durch sein Fernrohr, dann zurück zu seinen Leuten, und verwünschte die Pawnee-Späher, die nicht einmal richtig Englisch sprachen. Er war sowieso schon skeptisch gewesen, als man sie ihm vor ein paar Wochen übergeben hatte, und hatte immer ihre Nähe gemieden. Jetzt mochten sie sonstwo sein. Missmutig winkte er seinen Adjutanten wieder zu sich heran. Wenigstens der sollte in Reichweite bleiben, um Befehle schnell weitergeben zu können.
5. Kapitel
Die Sonne neigte sich dem Horizont zu, Schatten legten sich über die Männer. Sie warteten jetzt ungeduldig auf den nächsten Befehl. Einige von ihnen machten sogar schon Witze oder erzählten sich Schauergeschichten von vergangenen Überfällen, die sie angeblich selbst miterlebt hatten. Die Mehrzahl jedoch überprüfte noch einmal gewissenhaft die Funktionstüchtigkeit ihrer Waffen.
Smith blickte auf seine Uhr. Die Haubitzen mussten jede Minute losdonnern. Eine gut gezielte Ladung dorthin, wo er die drei Tipis gesichtet und – irrtümlich? – für das ganze Lager gehalten hatte, lautete sein Befehl. Es musste das Lager sein. Er konnte sich doch nicht dermaßen getäuscht haben? Der Pawnee hatte doch auch gesagt – ach was, er schob die zweifelnden Gedanken endgültig beiseite. Hier stand er mit seiner Truppe, bereit, loszustürmen. Seiner Überzeugung nach mussten bereits nach dem ersten Einschuss fliehende Comanchen auftauchen, direkt in das Fadenkreuz der Kavallerie, die gegenüber dem Flussverlauf, wie er ihn sich vorstellte, in Reih und Glied aufgereiht war.
Die Minuten verstrichen. Der Mann musste bereits bei der Artillerie angekommen sein und seinen Befehl übermitteln. Jetzt, ja, jetzt. Mit einer galanten Handbewegung bedeutete er dem etwas abseits stehenden jungen Trompeter, auf sein Zeichen zu warten. Sobald die ersten Einschüsse zu hören waren, sollte die Kavallerie noch näher zum Fluss hin vorrücken, um so die flüchtenden Comanchen zu erwarten. Der Captain der Artillerie gab das Zeichen zum Beschuss.
Hoch aufgerichtet saßen die Männer der Kavallerie in ihren Sätteln und warteten. Wummm! Der erste Einschlag zerriss die Stille. Ein Schwarm Vögel schwirrte entsetzt auf, flatterte über die Bäume und verschwand den Fluss hinauf in der Ferne. Der Trompeter bekam sein Zeichen und schmetterte los. Die Kavallerie setzte sich in Bewegung. Oberstleutnant Smith hob sein Fernrohr und schaute hindurch. Am liebsten wäre er jetzt dort bei den Geschützen gewesen. Der nächste Einschuss ließ auf sich warten. Schon wollte er ungeduldig werden. Wummm, das zweite Geschütz feuerte. Er stellte es sich vor, wie die Männer nachluden, emsig hin- und herliefen; jeder Handgriff musste sitzen. Inzwischen hatte die Haubitze bestimmt schon eine Bresche zwischen den Bäumen gerissen und den Blick auf die zerfetzten Tipis freigegeben. Aus dieser Richtung sah er jetzt jedenfalls Rauch aufsteigen. Zufrieden wandte er sich der Kavallerie zu, die wartend in den Sätteln saß. Pferde schnauften unruhig, stampften aufgeregt den Boden. Die Luft war dick vor Nervosität. Alles wartete nur noch auf den Befehl ihres Oberstleutnants.
Der Captain der Artillerie fluchte. In dem unübersichtlichen, vor ihnen völlig zugewachsenen Dickicht hatte er das eine Geschütz nach den Angaben Smiths geradeaus auf das vor ihm liegende Flussufer ausgerichtet und ließ seine Leute feuern.
Irgendetwas stimmte nicht. ‚Ich hätte jemanden nach vorn schicken sollen, um den genauen Verlauf des Flusses samt den verdammten Tipis auszukundschaften‘, wurde ihm jetzt klar. Warum, zum Teufel auch, habe ich mich auf diesen neunmalklugen Smith verlassen! Er fluchte noch einmal, diesmal lauter. Nein, sie konnten die Tipis nicht getroffen haben, dafür war es nach diesem ersten Schuss viel zu leise geblieben. Keine Schreie, keine flüchtenden Comanchen – nichts.
„Zu kurz, verdammt, viel zu kurz“, mutmaßte er deshalb laut brüllend von seinem Aussichtsposten aus – einem überhängenden Baum, bis zu dem er sich vorgewagt hatte. Nun hing er dort über dem Wasser. Zeichen zu seinen Leuten hin machend, deutete er nach vorn. So schnell sie konnten richteten sie die Haubitzen neu aus. Wieder hob er die Hand, als wollte er seinen Männern damit Einhalt gebieten, lehnte sich weiter nach vorn und starrte über den Fluss auf die Ebene davor. Es war ihm, als hätte er von dort einen Reiter kommen gesehen. Nein, wahrscheinlich täuschte er sich, denn jetzt war da nichts mehr. Abermals ging eine der Kanonen los. Bäume fielen krachend in sich zusammen. Der Captain war noch immer nicht zufrieden. „Neu ausrichten, los, weiter vor“, schrie er und klammerte sich an den über das Wasser hinausreichenden Ast. Am liebsten hätte er selbst Hand angelegt – es dauerte ihm alles viel zu lange. Seine Männer gehorchten und schoben eine der Haubitzen weiter nach vorn.
„Macht schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit“, schrie er mit aufgeregter, lauter Stimme überflüssigerweise seine Leute an. Wenn er davonlaufende Rothäute zu sehen erwartet hatte, sah er sich getäuscht. Es war ihm durchaus bewusst, dass sie nicht nur so in die Luft hineinballern konnten. Was dieser Smith da befohlen hatte, war einfach nur unüberlegt und dumm. Um Comanchen zu erwischen, dazu gehörte schon mehr. Der verdammte Smith mit seinen unausgereiften Ideen! Warum, um alles in der Welt, hatte er sich nur darauf eingelassen? Inzwischen schoben und wuchteten seine Männer die beiden Haubitzen Stück für Stück weiter das Ufer entlang. Die Männer schwitzten, von Insekten umschwärmt, die sich hier in der Niederung anscheinend alle verabredet hatten. Der Captain schaute auf seine Uhr. Acht Minuten waren seit dem ersten Einschuss vergangen.
Das Geschütz jaulte laut auf – mit einem ohrenbetäubenden Krachen zischte die nächste Ladung durch die Luft. Wummm! Eine Wasserfontäne spritzte auf.
„Was, zum Teufel, soll das denn?“, schrie der Captain von seinem Posten aus. „Ihr sollt nicht das Wasser beschießen, verdammt noch Mal, sondern das Ufer.“
Dann, plötzlich die Ursache erahnend, hangelte er sich noch weiter vor. Ohne zu zögern glitt er in den Fluss hinein, brachte sich mit ein paar kräftigen Schwimmstößen bis in die Mitte und ärgerte sich, das nicht schon früher getan zu haben. Denn jetzt erkannte er, dass der Fluss hier nicht schnurgerade verlief, wie Smith, dieser Schwachkopf, behauptet hatte, sondern eine Biegung nach Osten machte. Unter zerschossenen Weiden hindurch sah er jetzt drei Tipis. Sie standen vor der Biegung. Die ganze Zeit über waren sie von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Verdammt! Statt die Tipis zu beschießen, hatten sie die Ebene auf der anderen Seite des Flusses getroffen – und jetzt sogar das Wasser. Ihr erster Schuss ging nicht an das diesseitige, sondern an das jenseitige Ufer. Der Fluss hatte sich sozusagen weggeduckt. Der Gedanke ließ ihn beinahe hell auflachen, wenn es nicht so ernst gewesen wäre. Oh ja, der Fluss hatte sich weggeduckt, war ihnen ausgewichen, so eine Scheiße!
Dann schwamm der Captain ans Ufer zurück. Einer seiner Männer reichte ihm die Hand, um ihm am Ufer hochzuhelfen.
„Verflucht aber auch“, schnappte er. „Der Fluss macht genau dort vorn eine Biegung nach Osten!“
Er lachte hysterisch auf. Seinen Männern in die schmutzigen Gesichter blickend, bekam er sich wieder in den Griff. Der nächste Satz war mehr an sich selber gerichtet als an den Mann, der ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Ich habe mich zum Narren machen lassen, und Smith ist der Obernarr. Wenn wir jetzt dem Flussverlauf folgen, wie ja der Befehl lautet, kommen wir der aufgereiht wartenden Kavallerie so nah, dass wir unsere eigenen Leute beschießen!“
Oberstleutnant Smith blickte wieder durch sein Fernrohr und suchte in Richtung Fluss. Er schwenkte es