Comanchen Mond Band 2. G. D. Brademann

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Название Comanchen Mond Band 2
Автор произведения G. D. Brademann
Жанр Языкознание
Серия Comanchen Mond
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783941485990



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den Aus- und den Eingang besetzen und sie von oben aus beschießen können. Aber so – der Adjutant zuckte die Schultern, während er meinte: „Die Pawnee sind verschwunden – haben anscheinend eine Heidenangst vor den Comanchen. Auch wir sollten etwas vorsichtiger sein.“

      Smith betrachtete ihn einen Moment lang mit gerunzelter Stirn. „Sollen sie doch Schiss haben“, sagte er hochmütig. „Und was die Vorsicht betrifft: Schließlich sind wir in der Überzahl. Die wenigen Spuren, die die Pawnee gefunden haben, bedeuten doch wohl, dass diese Bande hier nicht gerade zahlreich ist. Mit denen werden wir leicht fertig.“

      Während sich sein Adjutant mit zusammengepressten Lippen entfernte, schaute er sich grimmig um. Die verdammten Pawnee waren doch tatsächlich verschwunden. Indianer eben – alles elendes Gesocks. Als Spurensucher waren sie ja noch zu gebrauchen – aber ansonsten traute er ihnen nicht über den Weg. Smith saß auf und schickte die Artillerie mit einem seiner Männer in Richtung Fluss.

      Er hätte dem Pawnee mehr Beachtung schenken sollen. Selbst kannte er den genauen Verlauf des Colorado River des Südens, wie er genauer hieß, nur flüchtig und kramte jetzt in seinen Erinnerungen. Es wäre besser gewesen, er hätte sich auf diesen Ritt hierher gründlicher vorbereitet. In seiner Arroganz war er nicht auf diese Idee gekommen. Was er wusste, war nur das, was er irgendwann einmal auf einer Landkarte in seinem Büro gesehen hatte – und auf der in Fort Concho.

      Sein Versäumnis, sich dort die Aufzeichnungen des derzeitigen Kommandanten anzusehen, bereute er jetzt. Bisher hatte er nicht mehr als den vielleicht 30, 35 Fuß breiten Streifen Wasser, der in der inzwischen niedrig stehenden Sonne durch dichten Baumbewuchs und einen großen Baum hervorglitzerte, gesehen. Den hatte auch der Pawnee gemeint. Smith war entgangen, dass er nur von drei Tipis gesprochen hatte. Drei Finger – drei Tipis, kein Comanchenlager. Für die Artillerie war seine Aussage der einzige Anhaltspunkt. Dieses Ziel vor Augen, bahnten sie sich jetzt einen Weg durch das Dickicht in Richtung Fluss. Nach der Hälfte der Strecke atmeten die Männer auf. Von hier aus kamen sie bedeutend leichter voran. Der Captain ließ seine Leute nahe am Fluss weiterziehen, nach diesem großen Baum Ausschau haltend. Etwa eine halbe Meile weiter sollte sich ja das Lager der Indianer befinden. Nachdem er ihn gefunden hatte, ließ er seine Männer noch so weit vorrücken, dass sie endlich ihre Geschütze in entsprechender Entfernung ausrichten konnten. Nachdem das geschehen war, schickte er den ihm mitgegebenen Mann wieder zurück. Nun mussten sie nur noch auf den Befehl zum Beschuss warten.

      Die Kavallerie quälte sich unterdessen noch ein gutes Stück durch das Unterholz, bis sich das dichte Gestrüpp endlich lichtete und sie auf besseres Gelände stießen. Die allgemeine Laune hatte sich mit einem Schlag gebessert. Nun, da sie alle wussten, es ging bald los, konnten sie es kaum noch erwarten. Smith ließ anhalten, und da kam auch schon der Mann von der Artillerie zurück, um Meldung zu machen. Bevor er den Befehl zum Beschuss erteilte, wollte er mehr über das vor ihm liegende Gelände wissen. Von den Pawnee ließ sich niemand mehr blicken. Keiner von ihnen würde sich freiwillig in die unmittelbare Nähe eines Comanchenlagers begeben. Diese angeworbenen Scouts unterschätzten keineswegs die Lage. Inzwischen befand sich die Kavallerie direkt gegenüber der Artillerie. Der Abstand zwischen ihnen belief sich auf weniger als eine Viertelmeile.

      Ein Sonnenstrahl traf auf eines der Rohre, und Oberstleutnant Smith konnte sich selbst davon überzeugen. Er befahl der Kavallerie, in gerader Linie von ihnen weiter flussaufwärts zu reiten und dabei den Abstand zur Artillerie einzuhalten. Flussaufwärts? Er wusste ja nicht einmal, wo genau der Flussverlauf war.

      Es herrschte allgemein eine angespannte Stimmung. Die Soldaten – auf ihren Pferden sitzend, nachdem sie etwa eine halbe Meile in gerader Linie weiter Halt gemacht hatten – warteten auf das Signal zum Angriff.

      Noch war es nicht so weit. Smith fand einen etwas erhöht liegenden Platz, von dem aus er durch sein Fernrohr das Gelände besser überblicken konnte. Südlich von hier, in etwas weniger als einer Viertelmeile Entfernung, erkannte er ein kleines Stück von dem breitgetretenen Weg, der ihm zuvor schon aufgefallen war. Wohin er führte, konnte er allerdings wegen des dichten Gesträuchs nicht erkennen. In den Steigbügeln stehend suchte er noch einmal gründlich die Gegend ab. Im Süden musste eine offene Fläche sein und der Wald enden, vermutete er. Im Osten erkannte er die sich dort hinziehende Hügelkette. Wie eine Barriere, dachte er. Vielleicht wäre es doch kein so schlechter Gedanke gewesen, dort eine Abteilung Kavallerie zu postieren. Dazu war es jetzt allerdings zu spät.

      In einer halben Stunde etwa würde die Sonne untergehen. Seine Männer waren bereit. Sobald er den Befehl zum Beschuss gab, sollten sie sich dem Fluss gegenüber nach beiden Seiten hin auffächern und Aufstellung nehmen. So würden sie die Comanchen erwarten. Smith war nicht im Mindesten beunruhigt, dass sie vorzeitig entdeckt werden könnten. Wenn er etwas über Comanchen wusste, dann war es die Tatsache, dass sie niemals Wachen aufstellten, weil diese arroganten Dummköpfe sich einbildeten, es nicht nötig zu haben. Sie waren so sehr von sich eingenommen, dass sie immer noch der festen Überzeugung waren, ihnen gehörten die südlichen Plains. Doch die Zeiten hatten sich geändert, und das war sicher noch nicht bis zu ihnen vorgedrungen.

      Smith lachte still vor sich hin. Nun gut, sollten sie eben die Konsequenzen ihrer Arroganz zu spüren bekommen. Er war hier, um ihnen diese Lektion aufs Fell zu brennen. Aufgeregt wegen des kurz bevorstehenden Angriffs nahm er sein Fernrohr wieder zur Hand und suchte erneut das vor ihm liegende Gelände ab. Südwestlich von ihm konnte er den Fluss und den großen Baum davor sehen, den der Pawnee vorhin erwähnt hatte. Eine halbe Meile weiter also standen die Tipis der Comanchen – dachte er. Um noch Genaueres erkennen zu können, ritt er ein Stück in Richtung Artillerie. Sich erneut in die Steigbügel stellend, suchte er nach den gesichteten Tipis. Da begann sein Herz schneller zu schlagen. Die Enden der Stangen mit dem Rauchabzug von drei Tipis tauchten in seinem Fadenkreuz auf. Doch seiner Meinung nach waren sie viel zu weit vom Fluss entfernt. Aufgeregt schwenkte er das Fernrohr hin und her. Da war er wieder, dieser ausgetretene Weg. Es schien, als führte er an den drei Tipis vorbei, dann verlor er sich wieder zwischen den Bäumen. Er starrte durch sein Fernrohr, aber mehr war von seinem Standort aus nicht zu sehen. Entschlossen schickte er den neben ihm wartenden Mann mit dieser Information und dem Befehl zum Beschuss wieder zur Artillerie zurück. Ihm nachblickend atmete er erleichtert auf. Die lange Zeit des Wartens war endlich vorüber. Lässig winkte er seinen Adjutanten heran und gab ihm Order, die Männer sich auffächern zu lassen.

      Während das geschah, tauchte neben ihm sein First Lieutenant auf, dem er mit einem Nicken in die Richtung der drei Tipis das Fernrohr reichte. „Schaut hin, dort ragen drei Tipis aus den Bäumen hervor. Der Pawnee hatte recht, dort befindet sich das verdammte Comanchenlager.“

      Der Mann zog seinen Hut tief ins Gesicht, damit man nicht sehen konnte, dass er sich ein Schmunzeln verbiss. „Mit Verlaub, Oberstleutnant, aber das sind Comanchen. Wir sind nicht in den Weiten der Plains. Deren Tipis stehen hier weder im Kreis noch dicht beisammen“, bemühte er sich um einen sachlichen Ton.

      „Das weiß ich, Mann“, herrschte Smith ihn mit gedämpfter Stimme wider besseres Wissen an, doch sein Magen verkrampfte sich. „Auf jeden Fall sind dort Tipis – das seht Ihr doch wohl selbst!“

      „Weitere werden hinter den Bäumen flussaufwärts stehen“, beschwichtigte ihn der First Lieutenant, aber seine Stimme war unsicher. Was war, wenn der Fluss nicht geradeaus verlief, sondern dort eine Biegung auf ihre Stellung hier zu machte und die Tipis da standen? Dann, so überlegte er, hatten sie ein Problem. Würde der Captain der Artillerie dem Fluss folgend zu schießen anfangen? Welch ein Irrsinn! Seine Leute wären in Gefahr, von den eigenen Kugeln getroffen zu werden. Sie konnten die Kavallerie nicht so nahe wie geplant vorrücken lassen.

      Smith nickte aufatmend, sein Stutzen nicht bemerkend – und dann schwieg er. Weil kein weiterer Kommentar mehr kam, schickte Smith den First Lieutenant weg und schob das Fernrohr zusammen, behielt es aber in der Hand. Was der Mann da gesagt hatte, beschäftigte ihn dann doch. Comanchentipis stehen nicht zusammen? Was war dann aber mit diesen drei? Es wollte ihm nicht recht in den Kopf. Diese drei Tipis sollten nicht ein Teil des Lagers sein? Verwirrt fragte er sich, wo der Rest von ihnen steckte. Hinter den Bäumen, flussaufwärts? Davon hatte der Pawnee nichts gesagt. Sollte er sich mit drei popligen Tipis zufrieden geben? Er atmete noch einmal tief durch.