Название | Die Sterne in uns |
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Автор произведения | Jan Corvin Schneyder |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783968140131 |
Jetzt hörte ich sie leise lachen.
»Dieses Wiederholen von Satzteilen soll intellektuell klingen, hm?«
»Wer weiß, Jill. Wer weiß«, sagte ich.
Sie brachte mich zum Grinsen, und dafür war ich ihr dankbar. »Sag mal, wusstest du, dass die Routine wieder fällig ist?«, fragte ich beiläufig.
»Häh? Einmal pro Jahr ist die fällig. Hab ich doch vor vier, fünf Monaten durchgeführt, als du in Cardiff warst, weißt du nicht mehr?«
Ich brauchte einen Moment.
Das kam überraschend.
»Aber Jensen hat gesagt, sie wäre fällig, und dann hat er das Piepen abgestellt.«
»Was für ein Piepen? Die Routine sendet Text und Lichtsignale auf die Mittelkonsole. Die piept doch nicht!«, sagte Jill.
Irgendwie sollte ich mich intensiver mit den Dingen befassen, für die ich verantwortlich bin.
»Ah, ja. Äh, das wusste ich.«
Jill kicherte.
»Sicher wusstest du das. Ganz sicher. Jill Ende. Auftritt Darth Jensen.«
Ich ging zu der Konsole, an der Jensen das Piepen abgestellt hatte. Man konnte sich die Eingabeprotokolle anzeigen lassen, also würde ich herausfinden, was er getan hatte.a
Annäherungs-Detektor: Fehlfunktions-Warnung. Standort Galway. Deaktiviert.
»What the fuck?!«
Das Geschütz in der Nähe der westirischen Hafenstadt Galway war das uns am nächsten liegende Executive Hub, wie wir das nannten. Also der ausführende oder vollstreckende Knotenpunkt. In den zwei Jahren, die ich nun hier tätig war, hatte es noch nie eine Annäherungs-Detektor-Fehlfunktion gegeben, aber wenn es eine gab, musste man sie doch reparieren und nicht nur die Warnmeldung abschalten!
Kein Wunder, dass ich das Piepen nicht kannte. Bisher gab es diese Fehlfunktion ja auch noch nie!
Zwar hatte Jensen das Geräusch auf meinen Befehl hin abgestellt, aber er musste gewusst haben, worum es dabei wirklich ging. Das ließ nur einen unguten Schluss zu.
Mir schoss Adrenalin in den Schädel.
Ich aktivierte das Interkom.
»Dewie Jensen?«
Keine Antwort.
»Dewie Bekker?«
Keine Antwort!
»Jill, alles in Ordnung?«
Verfluchter Mist!
Mein Puls raffte alles zusammen, was er dem bisherigen Kaffee hatte entnehmen können, und gab Vollgas.
Ich nahm einen Searer, die Standard-Handfeuer-Waffe der ST, aus dem Wandschrank neben der Tür und eilte in den Korridor.
Niemand war zu sehen, alles lag totenstill da.
Sonst okay, jetzt schlechter Horrorfilm!
Jill arbeitete ein Stockwerk über mir. Ich hatte keine Ruhe, um auf den Lift zu warten, sondern rannte die Treppe hinauf.
»Dewie Torgan?«, schrie ich ins Interkom.
»Ja, Stalev?«, drang die tiefenentspannte Stimme des übergewichtigen, gutmütigen Lennox Torgan aus den Lautsprechern.
»Ich kann Jensen und Bekker nicht erreichen. Haben Sie sie gesehen?«
Seine Antwort klang, als frühstücke er gerade.
»Jensen war gerade hier, hat einen Searer und eine DriveCard abgeholt.«
»Wieso geben Sie ihm eine Waffe und einen Gleiter, ohne mich zu fragen?«, schrie ich.
Erst jetzt schien Lennox meine Aufregung zu bemerken.
»Was ist denn passiert?«
»Halten Sie ihn auf! Nehmen Sie einen Searer mit!«
»Alright, Stalev!«, bestätigte er regelrecht schockiert.
Ich rannte durch den Korridor der ersten Etage.
Die Tür von Jill Bekkers Labor-Werkstatt stand offen.
»Jill!«
Ich stürmte hinein.
Jill Bekker lag auf dem Boden.
Er hat den Searer nicht bei mir eingesteckt, weil ich gefragt hätte, wozu er ihn braucht. Und hier im Labor gibt es keine, nur im Bereich der Rampen bei Torgan. Gut, dass er ohne Searer bei Jill war!
Ich legte einen Finger an ihren Hals.
Der Puls fühlte sich normal an, doch die Platzwunde an ihrem Hinterkopf ließ Wut in mir aufsteigen. Jills goldblondes, wild verwuscheltes Haar hatte sich an dieser Stelle rot gefärbt.
Ich zwang mich, den Blick von ihr abzuwenden.
Konzentration! Was hat er mitgenommen?
Ich sah mich hektisch um, aber bei Jill sah es immer chaotisch aus. Ich hatte gar keine Chance, zu erkennen, ob etwas fehlte.
Ich schüttelte sie und rief ihren Namen, aber sie blieb bewusstlos.
Ich hab jetzt keine Zeit dafür!
»Torgan, wo sind Sie?«
»Er ist schon weg, Stalev«, meldete er außer Atem.
An den Hintergrundgeräuschen erkannte ich, dass er draußen war. »Soll ich hinterher…?«
»Nein, ich fahre selbst. Dewie Bekker liegt bewusstlos in ihrer Werkstatt. Holen Sie den Doc!«
»Verletzt? Jill ist verletzt?«
Er mochte sie sehr.
»Sie wird´s überleben, Lennox, wenn Sie sich darum kümmern!«
Ich rannte wieder die Treppe hinunter, vorbei am Kontrollraum und hin zum Empfang nebst Rampe für allerlei Fahrzeuge sowie Materiallager und Lieferbereich. Das war Torgans Revier. Ich sah ihn in die große Halle hecheln und winkte ihm knapp zu, dann sprang ich in einen Gleiter und beschleunigte.
Nicht mal richtig wach und schon so eine Scheiße!
II
GALWAY
Die menschenleere Landschaft der Westküste zog an mir vorbei.
Schroffe, weitgehend baumlose Halbklippen, an deren Wurzeln knorrige, windschiefe Baumgruppen trotzig ihr Grün in den Wind reckten, schoben ihre Krönchen in Nebelwolken.
Irland war beinahe überall wunderschön, aber die Westküste hatte eine ganz besondere, majestätische Rauheit zu bieten, der auch Jahrhunderte der Technologisierung nicht hatten zusetzen können. Technik war das unnatürliche Gegenteil von Irland.
Das durchsichtige Cockpit des Gleiters war schallisoliert und schluckte jedes Geräusch. Es fühlte sich klinisch und wie in einem Hochgeschwindigkeits-Skytrain an.
Dieser Spießer Jensen schlägt Jill nieder? Und vor meinen Augen schaltet er die Annäherung ab, damit keiner was mitbekommt? Ich Idiotin! Aber was hat er bitte vor? Warum ist er nicht einfach so weggefahren? Warum war er nicht schon längst in Galway? Amateur!
»Torgan?«
Keine Antwort.
Das war merkwürdig. Die Verbindung müsste problemlos funktionieren, auch wenn der Gleiter mit 250 km/h über den Country Way schoss. Nur wenige andere Fahrzeuge kamen ab und an in entgegengesetzter Richtung an mir vorbei. Es waren nur noch eine Handvoll Minuten bis Galway.
»Torgan? Jill?«
Aus