Название | Seelensplitter |
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Автор произведения | Mitra Devi |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783858825872 |
«Kontrollieren Sie die Inhalte der Kabinen?»
«Das ist nicht möglich. Die Mieter unterschreiben bei Vertragsabschluss ein Formular, womit sie bestätigen, uns keinerlei solche Sachen in Aufbewahrung zu geben. »
«Wie lange vermieten Sie die Räume?»
Er blieb vor der Kabine mit der Nummer «Gang 5, Raum 16» stehen. «Auf unbestimmte Zeit. Einige lagern hier nur zwischen zwei Umzügen ihr Mobiliar ein und holen es nach einer Woche wieder ab. Andere verreisen für ein Jahr ins Ausland und lassen Ihre Geschäftsunterlagen hier. Und wieder andere haben Kabinen bei uns gemietet, seit die Firma existiert. Wenn die Einzahlung jeden Monat bei uns eintrifft, fragen wir nicht nach. » Er nahm eine Karte hervor und steckte sie in den Schlitz der Tür. «Wenn jemand verstorben ist, suchen uns die Nachlassverwalter auf, um die Hinterlassenschaft abzuholen. Ansonsten, wenn nichts anfängt, komisch zu riechen, Geräusche von sich zu geben oder zusammenzubrechen, haben wir keinen Zugang zu den einzelnen Mietkabinen. »
«Aber Sie haben einen Passepartout?»
Er tippte auf die Karte. «Wir nennen sie die Mastercard. Die brauchen wir für unvorhergesehene Fälle. Kommen Sie, ich zeige Ihnen eine leere Kabine. » Er öffnete die Tür und liess Nora in den Raum treten, der ungefähr acht auf fünf Meter mass und etwa drei Meter hoch war. Sie hatte keine Ahnung, ob das, was sie hier unten erfuhr, für den Fall überhaupt wichtig war, doch erstmal war sie dabei, Informationen und Eindrücke zu sammeln.
Tim Stalder wies auf die Luftlöcher unter der Decke hin. «Hier kommt Frischluft durch, die zirkulieren kann; so wird nichts feucht. In jedem einzelnen Raum ist ein Feuermelder angebracht. » Er zeigte auf das runde Gerät in der Mitte der Decke. «Ein Zentralcomputer steuert die Anlage, so dass im Falle eines Brandes nur der Wassersprinkler in der betreffenden Kabine zum Einsatz kommt und das Feuer nicht auf die anderen Räume übergreifen kann. Sicherheit ist das A und O bei uns. » Er klang, als sei er stolz auf seine Arbeit und als mache sie ihm Spass.
«Wie steht es mit den Zutrittszeiten für die Mieter?»
«Montag bis Sonntag, sechs bis zweiundzwanzig Uhr. Jemand von uns ist immer da. Gerhard Furrer, ich oder einer der anderen. Wenn eine Person zu ihrem Lagerraum möchte, klingelt sie bei der Autoeinfahrt im U2. »
«Im zweiten Untergeschoss?»
«Genau. Hier sind wir im U1. Die Person wird von uns registriert und hereingelassen. Dann kann sie sich frei in ihrem Stockwerk bewegen. »
«Was ist Ihre Aufgabe?»
«Gerhard und ich weisen Neumieter ein, kontrollieren die Räume auf Schädlinge, bekämpfen diese nötigenfalls und helfen beim Ein- und Ausladen. Dazu gehört alles, was mit der Technik zu tun hat – Lüftung, Schlösser, Sicherheit. »
«Vielen Dank», sagte Nora.
«Bringt Sie das weiter, was den Tod von Kowalski betrifft?»
«Das weiss ich noch nicht», gab sie zurück. «Wie ist eigentlich Ihr Kontakt untereinander?»
Stalder steckte seine Hände in die Hosentaschen und überlegte kurz. «Gerhard und ich sind meistens hier in den Lagerhallen und haben wenig mit den Mitarbeitern der Administration zu tun. Ich arbeite gern allein, auch wenn ich durchaus ein geselliger Typ bin. Die Mittagszeit verbringe ich ab und zu mit den anderen auf der Dachterrasse. Gerhard Furrer – Sie werden ihn sicher noch kennenlernen – ist ein ausgesprochener Einzelgänger. Die Leute vom U2 sind häufig für Umzüge ausser Haus und haben kaum Kontakt mit uns. Kowalski selber war nicht sehr beliebt, das haben Sie vielleicht schon bemerkt. Sarah Dobler ist die Seele der Firma. Sie kümmert sich um alles, vergisst sich aber manchmal selbst dabei. Jeder mag sie. Mit Ausnahme von Cedric Stark. Der mag niemanden ausser sich selbst. Roland wiederum ist ein unkomplizierter Typ, der mit allen gut auskommt. Marco vom Empfang schäkert mit jeder Frau, ist aber über beide Ohren in Claudia verliebt. Und Ruth Mäder, unsere Älteste, ist gar nicht so konservativ, wie sie wirkt, und kommt mit den Jungen gut klar. » Er machte eine Pause und sagte lächelnd: «Vermittelt Ihnen das ein umfassendes Bild? Alles in allem ist das Arbeitsklima nicht schlecht, finde ich. Wir sind ein Haufen verschiedenster Leute, doch irgendwie funktioniert das Ganze. »
«Eine Frage noch», meinte Nora. «Kowalskis Sturz. Können Sie mir irgendetwas erzählen, das Ihnen aufgefallen ist?»
«Wahrscheinlich nicht mehr, als Sie schon von den anderen gehört haben. Ich bin nicht einmal sicher, ob mich sein Tod überrascht hat. Die Art natürlich schon. Der Zeitpunkt auch. Aber die Tatsache, dass er mit noch nicht einmal sechzig Jahren gestorben ist, passt irgendwie zu ihm. »
«Wie meinen Sie das?»
«Er war wie eine Kerze, die an beiden Enden brannte. Cholerisch, hyperaktiv, voller Energie und Adrenalin. Was auch immer die Todesursache war, ich hätte ihn mir nie als Achtzigjährigen vorstellen können. »
«Schliesst das Mord mit ein?»
«Mord? Denken Sie an so was?», fragte er erstaunt. «Ja, es klingt vielleicht komisch, aber… eigentlich würde es das miteinschliessen. Sarah meinte, Sie kämen wegen einer Versicherungssache. Aber Sie arbeiten doch für die Polizei, oder nicht?»
Nora wollte nicht länger an der läppischen Versicherungslüge festhalten. «Ich bin freie Detektivin. Sarah Dobler hat mich beauftragt, den Fall zu übernehmen. »
«Warum?»
«Sie befürchtet, ein Mörder befinde sich unter ihren Kollegen und könnte weiter töten. Sie hat Angst. »
«Wirklich?» Er wirkte ehrlich überrascht. «Sie glaubt, einer von uns habe Kowalski getötet?»
Nora trat aus der Kabine auf den Gang zurück und sah Stalder an.
Er folgte ihr nachdenklich und schloss die Tür des leeren Raums. Er schwieg lange. Endlich sagte er: «Wissen Sie was? Auf Sarahs Urteil habe ich mich immer verlassen können. Es würde mich nicht wundern, wenn sie Recht hätte. »
Nora brauchte eine Weile, bis sie Gerhard Furrer gefunden hatte. Nachdem sie mehrere Stockwerke durchkämmt hatte, die aus vielen Gängen mit unzähligen kleinen und mittleren Lagerräumen bestanden, fand sie ihn in der dritten Etage. Er war gerade dabei, den Boden zu wischen, eine bleiche Gestalt in den Fünfzigern.
«Gerhard Furrer?», rief sie in seine Richtung.
Er hörte sie, bog um eine Ecke und verschwand.
Nora folgte ihm. «Hallo? Herr Furrer?»
Als sie ihn erreicht hatte, schaute er sie grimmig an. Er hatte ein hageres Gesicht, tiefliegende Augen und nur noch spärliches Haar auf dem Kopf. Sein Oberkörper war gekrümmt, seine knochigen Finger umklammerten den Besenstiel. Ein Totengräber, schoss es Nora durch den Kopf.
«Ich kann Ihnen nichts sagen», knurrte er mit der heiseren Stimme eines Mannes, der nur selten spricht. «Ich war am Fest dabei. Kowalski trank, fiel von der Terrasse – fertig. »
Er drehte sich um und schob den Besen weiter vor sich her.
«Eine Frage nur, Herr Furrer –»
«Nein», sagte er, «lassen Sie mich in Ruhe. »
«Wegen Kowalskis –»
«Kein Wort! Gehen Sie!»
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