Das Heilige Römische Reich deutscher Nation, im Unterschied zum nationalen Kaiserreich das ›Alte Reich‹ genannt, war ein ungewöhnliches Gebilde. Nach seinem Untergang 1806 meist geringschätzig betrachtet, sind seine Aufgaben und Funktionsweisen oft nur schwer zu verstehen. Anders als der moderne Nationalstaat war es strukturell nicht angriffsfähig, besaß im Grunde keine eigenen Verwaltungsorgane oder Truppen. Seine Ziele waren Ausgleich der Kräfte und Interessen, Stabilität und Friedenswahrung. Axel Gotthard erläutert klar und luzide die geschriebenen wie die ungeschriebenen Regeln, stellt die wichtigsten Organe vor und fasst die zentralen Themen und Grundmuster der Reichsgeschichte zusammen. In einem Durchgang in Fünfzigjahresschritten von 1500 bis 1800 skizziert er die wesentlichen Sujets, Probleme und Veränderungen der Reichsgeschichte.
Albius Tibullus (55–19/18 v.Chr.), kurz Tibull, ist neben Properz und Ovid einer der wichtigsten Liebesdichter augusteischer Zeit. Von seinem Werk sind nur zwei Bücher überliefert; hinzu kommen weitere Texte, die allerdings Nachahmern zugeschrieben werden, den sogenannten Fortsetzern. Dieter Flach stellt hier Tibull und seine Fortsetzer in einer zweisprachigen Gesamtausgabe vor, in der die handschriftliche Überlieferung aller Bücher (bis auf drei Lücken im Umfang von kaum mehr als vier Versen) wieder instandgesetzt ist. Während er die lateinische Fassung nach den Grundsätzen verantwortungsbewusster Textkritik akribisch bearbeitet hat, liegt die Übersetzung erstmals in rhythmisierter Prosa vor. Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl und größter Werktreue trifft Dieter Flach Wortwahl und Satzbau der Verse so genau wie möglich und bringt die dichterische Note der Wortfolge hervor. Auf diese Weise werden die Liebesgedichte Tibulls wieder lebendig und die Kunst seiner Dichtung offenbar.
Osten ist mehr als eine Himmelsrichtung. Wolfgang Wippermann verfolgt das Verhältnis der Deutschen zum Osten durch die Geschichte: zwischen Feindbild und Traumland.
Dabei unterscheidet er vier „Osten“: den religiösen, den europäischen, den kommunistischen politischen und den orientalischen ‚islamistischen’ Osten.
Für die Deutschen ist der Osten ein ebenso gefürchteter wie anziehender Raum: Von dort drohte die „Überflutung“ durch fremde Völker, die „Horden“ aus dem Osten. Aber es gab auch den „Drang nach Osten“ – der von Hitler beanspruchte „Lebensraum im Osten“ sollte bis zum Ural reichen.
Mit dem Osten verbinden sich ganz unterschiedliche Vorstellungen und Ideologien. Und auch die geographische Verortung des Ostenst hat sich im Laufe der Zeit geändert. Die in Mittelalter und Früher Neuzeit so gefürchteten Hunnen, Mongolen und Türken kamen eher aus dem Südosten. Das ursprünglich nördlich angesiedelte Russland wurde erst im 19. Jahrhundert zum bedrohlichen „Riesenreich im Osten“.
Nach dem 2. Weltkrieg fürchteten sich die Deutschen vor dem kommunistischen Osten, der mitten in Deutschland an den Westen grenzte. Heute scheint dagegen ein anderes Drohbild im Osten aufzugehen: das des islamistischen Orients.
Alle Tage wird man mit den unterschiedlichsten Selbstverständlichkeiten und Patentlösungen, mit geradezu litaneihaft wiederholten ›Richtigkeiten‹ konfrontiert. Jeder kennt dergleichen Satzwahrheiten, die in den Medien tagtäglich zu lesen, zu hören, zu sehen sind: »Wachstum schafft Arbeitsplätze«, »Kinder brauchen Kindergärten«, »Mehr Schule erzeugt mehr Bildung«, »Erfolg gibt recht«, »Leistung braucht Konkurrenz«, »Vorbeugen ist besser als heilen«, »Vertrauen ist gut, Garantie ist besser«. Die Grundfrage, die dieses Buch immer wieder stellt, lautet: Und wenn es nun ganz anders ist? Kann man, sollte man derartigen ›Wahrheiten‹ nicht grundsätzlich misstrauen?
Marianne Gronemeyer stellt in ihrem engagiert geschriebenen Buch allgemein akzeptierte ›Wahrheiten‹ auf den Prüfstand, ihr Anliegen ist es, deren trügerischen oder sogar betrügerischen Kern offen zu legen. Es geht somit um die Umstülpung von Denkgewohnheiten und darum, die Grundannahmen, die unser politisches und persönliches Handeln leiten, zu erschüttern, ja geradezu auf den Kopf zu stellen: Wachstum vernichtet Arbeitsplätze. Schule macht Bildung knapp. Eine Gesellschaft, die für 100 Prozent ihrer Kinder Kindergartenplätze vorhält, ist möglicherweise kinderfeindlich usw.
Für die Betroffenen war es eine Katastrophe, für die Nachwelt ein Glücksfall. Am 24. August 79 n. Chr. brach völlig unerwartet der Vesuv aus und bedeckte die malerisch am Golf von Neapel gelegene Stadt Pompeji mit einer dicken Schicht aus Asche und Vulkangestein.
Als die Archäologen später die versunkene Welt von Pompeji wieder ans Tageslicht beförderten, präsentierten sie dem staunenden Publikum eine komplett erhaltene Stadtanlage mit überraschenden Einblicken in das Alltagsleben.
Pompeji war alles andere als ein beschaulich vor sich hindämmerndes Biotop. Vielmehr befand es sich seit einem verheerenden Erdbeben im Jahr 62 n. Chr. in einer gigantischen Aufbruchsstimmung. Überall wurde gebaut, alles war im Wandel begriffen. Doch dem spektakulären Boom bereitete der Vesuv ein jähes Ende.
Holger Sonnabend erzählt in diesem Band anschaulich von Handel und Wandel über Kult und Kultur bis hin zu Essen und Trinken in einer antiken Stadt.
"Gerne glauben die Menschen das, was sie wollen." Caesar, Der Gallische Krieg
Caesar steht für überragende militärische Leistungen, für das Ende der römischen Republik, für den Beginn der Romanisierung West- und Mitteleuropas und auch für die Einführung des Kalenders, der noch heute unseren Alltag bestimmt. Geprägt hat das moderne Bild Caesars zudem eine Doppelleistung: die Eroberung Galliens und ihre brillante Darstellung durch ein- und dieselbe Person. Niemand beherrschte wie Caesar die Kunst der Selbstdarstellung, niemand verstand sich besser darauf, für sich und seine Sache zu werben und trotzdem nichts über die eigenen Ziele und Pläne verlauten zu lassen.
Wolfgang Will zeigt in diesem glänzend geschrieben Band, wie Caesar sich in unterschiedlichen Rollen gekonnt inszeniert: beispielsweise als Retter Roms vor Kelten und Germanen, als überragender und weitsichtiger Feldherr, als Eroberer Galliens und Britanniens. Und selbst seine Ermordung an den Iden des März könnte noch eine letzte Inszenierung für die Weltöffentlichkeit gewesen sein.
Heerführer gehen in die Geschichte ein. Sie leben als Heroen des Untergangs oder des Sieges in der Erinnerung fort. Doch was ist mit den einfachen Soldaten? Sie verblassen oft zu bloßen Komparsen der Geschichte, anonymisiert in Stärkemeldungen und Verlustlisten.
Mehr als 500.000 Soldaten fast aller Länder und Nationen kämpften 1812 für die politischen Ziele des französischen Kaisers Napoleon. Karl J. Mayer geht es in seinem spannenden Buch um genau diese Dragoner, Husaren, Kürassiere, Füsiliere, Jäger, Voltigeure, Grenadiere und Kanoniere. Wie sah ihr Alltag in der Grande Armée aus? Wie erlebten sie den Krieg?
Aus Tagebüchern und Briefen rekonstruiert Mayer ein authentisches Bild vom Leben der gemeinen Soldaten. Wovon ernährten sie sich? Wie gestaltete sich die medizinische Versorgung? Inwieweit konnten sie sich mit den Zielen ihres Kaisers identifizieren? Mayer gibt in diesem Band den einfachen Soldaten Stimme und Gesicht.
Angesichts immer neuer Katastrophen in aller Welt vergisst man fast, dass Deutschland keineswegs nur Absender, sondern auch Empfänger von Hilfspaketen war.
Da wäre zum einen die »Liebesgabe«, wie sie vor allem während des Ersten Weltkrieges in Mode war, des weiteren natürlich das CARE-Paket, das dank ausgeklügelter Marketingstrategie zum Symbol humanitärer Hilfe in der Nachkriegszeit wurde und das Westpaket, welches – unterstüzt mit entsprechenden staatlichen Werbeaktionen – von Westdeutschen in die »Ostzone« geschickt wurde. Was wiederum mit, von der SED initiierten Paketkampagnen beantwortet wurde. Alle diese Pakete spiegeln ein Stück Zeitgeschichte. Und sie werfen ein eigenes Licht auf Absender, Empfänger und Initiatoren. So wird hier auch staatliche Propaganda greifbar.
Volker Ilgen erzählt im Spiegel ganz besonderer Pakete ein spannendes Stück Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Wie bewertet der Islam das Christentum? Welche Gemeinsamkeiten existieren zwischen Judentum und Buddhismus? Inwiefern rezipierten hinduistische Gelehrte die Bibel? Wie sahen und sehen sich die Religionen gegenseitig? Wo berühren sie sich in ihrem Glauben oder in ihren heiligen Schriften? Und wo liegen unüberbrückbare Unterschiede?
Der vorliegende Band befasst sich mit der wechselseitigen Wahrnehmung der fünf Weltreligionen: Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt dabei auf dem Christentum, das dementsprechend in Katholizismus, Protestantismus und Orthodoxie gegliedert ist.
In sieben Kapiteln erfährt der Leser, wie sich der wechselseitige Blick historisch entwickelte, in welchen Institutionen sich der Dialog zwischen den Religionen manifestiert, und wie sich der Alltag des interreligiösen Zusammenlebens in verschiedenen Ländern und Kontinenten bis heute gestaltet.
Mit Beiträgen von: Johann Figl, Vasilios Makrides, Ulrich Dehn, Gianfranco Miletto, Monika Tworuschka, Andreas Nehring, Frank Usarski, Rafal Shoji u. a.
Traurig war der Anblick des Schlachtfelds oder besser: der Schlachtfelder, die sich über Dutzende Kilometer erstreckten. Die Germanen hatten zwar das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, dennoch gelang es dem römischen Befehlshaber Varus, sich in ein Lager zurückzuziehen. Am Abend des ersten Kampftags beschäftigte die Römer vor allem eine Frage: Wie sollten sie weiter agieren? Varus hielt einen erneuten Angriff der Germanen für unwahrscheinlich, denn die wussten jetzt, dass er bereit war. Also würde er weiterziehen, die aufständigen Stämme niederschlagen und dann in die Winterquartiere zurückkehren. Das würde Eindruck machen, zuhause in Rom und bei den Germanen.
Die Geschichte ging bekanntlich anders aus – die Römer wurden vernichtend geschlagen. Boris Dreyer erzählt nicht nur den Hergang der „Varusschlacht", sondern untersucht vor allem auch Vor- und Nachgeschichte – bis hin zu ihrer schillernden Rezeption als nationalitätsstiftender Mythos.