Sportpsychologie - Die 100 Prinzipien. Thomas Meyer

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Название Sportpsychologie - Die 100 Prinzipien
Автор произведения Thomas Meyer
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783767911291



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der Kinder ernst zu nehmen, um sich nicht in geschlechtsspezifischen Klischees zu verfangen.

      Sportler unterscheiden sich in Bezug auf ihr Niveau und ihre Erfahrung bei der Ausübung des Sports. Man unterscheidet Anfänger von Fortgeschrittenen, Amateure von Profis. Es gibt junge Anfänger und junge Profis, ebenso alte Anfänger. Ein Mensch, der mit 60 Jahren anfängt, Tennis zu spielen, hat andere Motive, Erfahrungen und Erwartungen an sein Tennisspiel als ein ehemaliger Tennisprofi gleichen Alters.

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      Jede Anforderung wird von jedem anders erlebt.

      Für den 60-jährigen Anfänger macht es einen Unterschied, ob er früher in einer anderen Sportart aktiv war oder aktuell ist oder ob er nie Sport ausgeübt hat.

      Unterschieden wird zwischen behinderten Sportlern und nichtbehinderten Sportlern.

      Es gibt Sportler, die hinsichtlich ihrer Sportart besonders talentiert sind. Andere sind es weniger. Das ist unerheblich, solange der Sportler Spaß an der Sache hat.

      Manchmal kann man sich bei der Beurteilung eines Talentes täuschen.

      Aus einer A-Jugend-Bundesliga-Fußballmannschaft haben zehn Jahre später die vier talentiertesten Spieler ihre Karriere beendet. Sie brachten es auf maximal zwei Spielzeiten in der Zweiten Bundesliga. Ein als wenig talentiert beurteilter Spieler spielte sieben Jahre lang in der Zweiten Liga und stieg sogar als Stammspieler in die Bundesliga auf.

      VERWEISE:

      → Motivation (36)

      → Einstellung (51)

      → Freiwilligkeit (58)

      → Profi (76)

      → Amateur (77)

      → Sport im Alter (82)

      → Schulsport (87)

      → Entspannungstraining für Kinder (92)

      → Lernen-Lehre (93)

      5

      Problem

      Probleme sind eine veränderbare Last …

      Ein Problem definiert sich aus der Diskrepanz zwischen einem Iststand und einem Sollstand.

      Beispiel: Ein Spieler möchte gern ein Tor erzielen. Das ist sein Sollstand. Es gelingt ihm nicht. Das ist sein Iststand. So definiert sich das Problem aus der Diskrepanz, dass kein Tor erzielt worden ist.

      Hätte der Spieler nicht den Anspruch oder die Absicht ein Tor zu erzielen, wäre keine Diskrepanz vorhanden. Falls er im nächsten Spiel ein Tor erzielt, ist die Diskrepanz nicht mehr vorhanden. In diesem Fall wäre das Problem gelöst.

      In der Praxis des Sports ist das Beispiel eher ein kleines, akutes Problem. Bedeutender werden Probleme, wenn sie längere Zeit nicht gelöst und so zu einer immer größeren Last für den Sportler werden.

      Angenommen, der Spieler erzielt über einen sehr langen Zeitraum kein Tor, die Mannschaft benötigt jedoch unbedingt Treffer, ist der Anforderungsdruck groß. Auch das Umfeld erwartet, dass der Spieler Tore erzielt.

      Das Problem kann so viel Raum im Bewusstsein des Sportlers einnehmen, dass er mehr an sein Problem denkt, als sich auf das Ballspiel zu konzentrieren. Möglicherweise verändern sich Laufwege. Das Timing im Zusammenspiel mit den Mitspielern wird anders. Reaktion und Schnelligkeit nehmen ab usw.

      Ein weiteres Beispiel ist das Problemgefüge eines Trainingsweltmeisters. Leistungen, die im Training erzielt werde, können im Wettkampf nicht abgerufen werden.

      Eine sportpsychologisch orientierte Problemlösung setzt sich zunächst mit den Erwartungen und den eigentlichen Handlungen der Sportler auseinander. Der Sportler kann sein Problem im Gespräch formulieren und verdeutlichen. Mithilfe des Sportpsychologen kann der Athlet versuchen, mögliche Wege zur Problemlösung auszuarbeiten. Es ist interessant zu reflektieren, inwieweit sich das Problem, wenn es sich erst einmal nicht lösen, dann noch verändern lässt: Inwieweit kann das Soll neu interpretiert werden, zum Beispiel das Soll weniger als Muss und mehr als Kann oder Könnte.

      Solch eine Einstellung ist von Sportler zu Sportler und von Moment zu Moment unterschiedlich. Aus sportpsychologischer Sicht ist es wichtig, dass sich die Sportler darin bewusst sind, wie sich das Problem auf ihr Verhalten auswirkt und welche Auswege sie selbst erkennen können und sie erneut lernen, handlungsorientiert und mit Freude zu trainieren und zu spielen.

      VERWEISE:

      → Sportpsychologe (6)

      → Ablauf einer Beratung (25)

      → Konzentration (26)

      → Trainingsweltmeister (27)

      → Handlungsorientierung (28)

      → Akzeptanz (30)

      → Selbstreflexion (38)

      → Einstellung (51)

      6

      Sportpsychologe – sportpsychologischer Berater/Betreuer

      Kompetenz schafft Vertrauen

      Ein Experte, der sich mit Sport und Psychologie auskennt und mit der Psychologie im Sport.

      Die Bezeichnung »Sportpsychologe« ist in Deutschland nicht geschützt und nicht exakt definiert wie der Begriff »Psychologe«. Psychologen könnten den Begriff des Sportpsychologen eindeutiger beanspruchen, indem jeder, der sich als Psychologe bezeichnen will, ein abgeschlossenes Studium der Psychologie nachweisen muss.

      Demgegenüber steht die Meinung der Sportwissenschaftler, dass der Bereich des Sports ebenso durch ein Hochschulstudium ausgebildet sein sollte.

      Folglich dürfte sich nur derjenige Sportpsychologe nennen, der ein abgeschlossenes Hochschulstudium in beiden Fächern nachweisen kann. Davon gibt es hierzulande allerdings nicht sehr viele, die über beide Abschlüsse verfügen. Sie sind in der Praxis der sportpsychologischen Beratung oder Betreuung aktiv.

      Allerdings sieht man einer Entwicklung auf dem Betreuungsmarkt zurecht mit Sorge entgegen, dass immer mehr nicht ausreichend ausgebildete Personen Beratungen und Betreuungen in einem sportpsychologischen Bereich anbieten.

      Weitere Qualitätskriterien werden im ethischen Selbstverständnis der Sportpsychologie beschrieben. Demnach darf eine Beratung nicht als Heilsversprechen angeboten werden. Der beratende Sportpsychologe sollte nur gemäß seiner Kompetenzen agieren. Der Arbeitsbereich der Sportpsychologie ist so weitgreifend, dass es kaum möglich ist, dass eine Person auf allen Gebieten gleich starke Kompetenzen hat.

      Hat ein sportpsychologischer Berater weniger Erfahrungen mit dem Umgang und der Lehre von psychologischen bzw. psychophysischregulativen Trainingsformen, sollte er an eine Person verweisen, die davon fachlich mehr versteht. Ist eine tiefer gehende athologische Problematik bei einem Sportler ersichtlich und hat der betreuende Psychologe nicht die Kompetenz, dem entgegenzutreten, sollte er auf einen kompetenten Kollegen verweisen.

      Ein sehr erfahrener und erfolgreicher Sportpsychologe vertritt zurecht die Meinung, dass gewisse Probleme bzw. psychische Zusammenhänge nur von Personen analysiert werden können, die in diesem Bereich Kompetenzen erworben haben. Andere könnten solche Zusammenhänge nicht erkennen.

      Für den Sportler gelten folgende Verhaltensrichtlinien:

      image Wünscht der Sportler eine Leistungsoptimierung, sollte der Sportpsychologe eine Hochschulausbildung im Bereich der Psychologie oder Sportwissenschaft nachweisen.