Nicht so viel denken, mehr lieben. Ayya Khema

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Название Nicht so viel denken, mehr lieben
Автор произведения Ayya Khema
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783931274627



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      Dieses kleine Buch beabsichtigt, einen weiteren Baustein für die Akzeptanz und die Erkenntnis unserer gemeinsamen spirituellen Natur zu liefern, denn dies ist unsere einzige Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz.

      Wenn auch nur ein einziger Mensch aus diesen Ausführungen wirklichen Nutzen für sein Leben zieht, würde dies uns alle vom Buddha-Haus sehr freuen.

      Ayya Khema

      Buddha-Haus im Allgäu

      März 1997

      Die Lehrrede des Buddha über die Liebende Güte

      Wem klar geworden, dass der Frieden des Geistes

      das Ziel seines Lebens ist,

      der bemühe sich um folgende Gesinnung:

      Er sei fähig, aufrecht und freimütig,

      ohne Stolz, zugänglich und sanftmütig.

      Leicht befriedigt, zufrieden,

      nicht zu geschäftig und genügsam.

      Die Sinne still, klar der Verstand,

      nicht dreist, nicht gierig sei sein Verhalten.

      Auch nicht im Kleinsten gäb’ es ein Vergehen,

      wofür uns Weise tadeln könnten.

      Mögen alle Wesen glücklich sein und Frieden finden.

      Was es auch an lebenden Wesen gibt:

      Ob stark oder schwach, ob groß oder klein,

      ob sichtbar oder unsichtbar, fern oder nah,

      ob einer Geburt zustrebend –

      mögen sie alle glücklich sein.

      Niemand betrüge oder verachte einen anderen.

      Aus Ärger oder Übelwollen wünsche man

      keinem irgendwelches Unglück.

      Wie eine Mutter mit ihrem Leben

      ihr einzig Kind beschützt und behütet,

      so möge man für alle Wesen und die ganze Welt

      ein unbegrenzt gütiges Gemüt erwecken:

      ohne Hass und ohne Feindschaft

      nach oben, nach unten, in alle Richtungen.

      Im Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen

      entfalte man eifrig die bedingungslose Liebe:

      Dies nennt man Weilen im Heiligen.

      Wer sich nicht an Ansichten verliert,

      Tugend und Weisheit in sich trägt,

      dem Sinnengenuss nicht verhaftet ist –

      für den gibt es keine Geburt mehr.

      Herzensfrieden

      »Wem klar geworden,

      dass der Frieden des Geistes

      das Ziel seines Lebens ist,

      der bemühe sich um folgende Gesinnung: …«

      (Anfangszeilen aus der Karaṇīya-Mettā-Sutta,

      der Lehrrede des Buddha von der Liebenden Güte)

      »Selig sind die Friedensstifter,

      denn sie werden die Kinder Gottes heißen.«

      (Bergpredigt, Matth. 5, 9)

      Diese beiden Zitate zeigen uns schon, dass beide Erlösungslehren, die des Buddha und die von Jesus, sich damit beschäftigen, wie wir zum Frieden gelangen können. Aber wir dürfen das Wort »Friedensstifter« nicht missverstehen. Es ist wichtig, sich darüber klar zu sein, dass es nur einen einzigen Menschen gibt, auf den wir wirklich Einfluss ausüben können, und dieser Mensch sind wir selbst.

      Nur indem wir in uns selbst Frieden schaffen, können wir ein Friedensstifter werden. Wenn wir inneren Frieden in uns verwirklichen, wird dies unsere Umwelt, die Menschen um uns herum beeinflussen.

      Frieden in uns zu schaffen, ist der größte Segen, nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Welt, in der wir leben und für die wir Verantwortung tragen, da wir ein Teil der ganzen Schöpfung sind. Mit unserem inneren Frieden tragen wir zum Frieden in der Welt bei. Ohne ihn tragen wir zum Unfrieden in der Welt bei. Wie könnte es auch anders sein? Es ist klar, dass es ein schwieriges Unterfangen ist, völligen inneren Frieden zu erlangen. Das ist eine Lebensaufgabe. Aber mit jedem kleinen Fortschritt, den wir in diese Richtung machen, mit jedem Moment inneren Friedens, bekommen wir mehr Sicherheit auf diesem Weg.

      »Denn sie werden die Kinder Gottes heißen.«

      (Matth. 5, 9)

      Damit wird klar ausgesprochen, dass wir alle Kinder Gottes sein können. Haben wir jemals daran gezweifelt? Aber was heißt es wirklich, ein Kind Gottes zu sein? Der Buddha spricht in diesem Zusammenhang von den »Göttlichen Verweilungsstätten« (Brahma Vihāras), der göttlichen Lebensweise. Kinder in einer göttlichen Art und Weise zu sein bedeutet, alle Unreinheiten losgelassen zu haben. Die Buddha-Lehre wird oft »der Pfad der Läuterung« genannt. Es ist deutlich, dass sich die Lehre von Jesus mit demselben Thema befasst:

      »Selig sind, die reinen Herzens sind,

      denn sie werden Gott schauen.«

      (Matth. 5, 8)

      Die Unterstützung in den Worten des Buddha besteht in seinen präzisen Anleitungen und detaillierten Erklärungen, die es uns erleichtern, spirituell zu wachsen. Manchmal denken die Menschen, sie könnten dies allein auf sich gestellt schaffen. Man müsste dazu schon ein spirituelles Genie sein, und davon gibt es in jedem Jahrhundert nur sehr, sehr wenige! Aber mit Hilfe von Anleitungen und Wegweisungen können wir alle den Zugang zu unserem reinen, schönen Innenleben finden.

      Die inspirierende Botschaft der großen spirituellen Meister lautet: Wir alle können geläutert sein, wir alle können Nibbāna erleben, wir alle können Kinder Gottes sein.

      Auf die jeweiligen Worte kommt es dabei nicht an, die Bedeutung ist jedes Mal die gleiche.

      Ein Friedensstifter zu sein, ist eine wunderbare Sache, wenn wir es richtig angehen. Der Buddha verglich das Dhamma (seine Lehre) mit einer Schlange.

      Wenn wir sie am Schwanz ergreifen, dann wird sie uns beißen. Wenn wir sie aber hinter dem Kopf packen, dann kann sie gezähmt werden. Genauso müssen wir die Lehre richtig anpacken. Das bedeutet, zu erkennen, dass wir sie praktizieren und nicht nur verstehen müssen. Wenn wir diesen entscheidenden Schritt nicht tun, dann wird unser innerer Reichtum uns dennoch verborgen bleiben, egal, wie viele Lehrreden des Buddha wir kennen und wie viele Bücher wir gelesen haben. Um zu praktizieren, ist es nicht nötig, eine Fremdsprache zu beherrschen oder eine fremde Kultur zu übernehmen.

      Der Buddha sagte sogar, dass wir das Dhamma in unserer Muttersprache lernen sollten, weil Worte Konzepte sind und in unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen haben. Was wir bereits mit der Muttermilch aufgesogen haben, hat für uns eine große Bedeutung, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Es ist ein großer Segen, wenn wir Gelegenheit haben, die Lehre des Buddha in unserer Muttersprache zu hören. Die Karaṇīya-Mettā-Sutta, die Lehrrede von der Liebenden Güte, ist eine der berühmtesten und beliebtesten Lehrreden des Buddha.

      Sie beginnt mit den Worten:

      »Wem klar geworden,

      dass der Frieden des Geistes

      das Ziel seines Lebens ist,

      der bemühe sich um folgende Gesinnung: … «

      Der Buddha beschreibt dann fünfzehn Eigenschaften oder Bedingungen, die die Friedfertigkeit in uns fördern. Es ist interessant, dass er von diesen Qualitäten spricht, bevor er überhaupt die Liebe erwähnt. Wir können noch so sehr lieben wollen –