Die vier Ebenen des Glücks. Ayya Khema

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Название Die vier Ebenen des Glücks
Автор произведения Ayya Khema
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783931274559



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Glücks sind die Sinnesbefriedigungen. Wenn wir dies bei uns selbst noch nicht erkannt haben, so haben wir durch Meditation und Kontemplation Gelegenheit, Einsicht in sie zu erlangen. Sollte die Erfahrung durch Selbsterkenntnis nicht funktionieren, brauchen wir nur einmal zu beobachten, womit zum Beispiel Vögel beschäftigt sind. Als nächsten Schritt schauen wir, ob das nicht dem sehr ähnlich ist, was wir auch machen.

      Was haben wir für Sinne? In der buddhistischen Lehre ist das Denken der sechste Sinn. Wir haben also Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Berühren und Denken. Die Menschheit hat, mit wenigen Ausnahmen, nichts anderes im Sinn, als diese sechs Berührungskontakte angenehm zu gestalten. Aber das bedeutet nicht, dass sie nicht angenehm sein sollen. Es bedeutet ganz einfach, dass die meisten Menschen auf dieser Ebene steckenbleiben. Es wird auch das erste Hindernis genannt. Wir haben fünf Hindernisse1). Das erste heißt die Begierde nach Sinnesbefriedigung. Es ist darum ein Hindernis, weil es keine endgültige Befriedigung auf dieser Ebene gibt. Das ist in dem folgenden Vers ganz wunderbar ausgedrückt:

      „Wonach du sehnlich ausgeschaut,

      Es wurde dir beschieden.

      Du triumphierst und jubelst laut:

      Jetzt hab ich endlich Frieden!

      Ach, Freundchen, rede nicht so wild,

      Bezähme deine Zunge!

      Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt,

      Kriegt augenblicklich Junge.“

      Wilhelm Busch

      Absolute Wahrheiten dagegen bleiben immer dieselben.

      Das ist alles schön und gut, hilft uns aber nur, wenn wir es an uns selbst bemerken. Das heißt natürlich nicht, dass wir dann die Suche nach Sinnesbefriedigung auch sofort aufgeben können. Aber endlich wissen wir, was wir eigentlich tun und womit wir unsere Zeit verschwenden. Es ist eine Zeit- und Energievergeudung, nach den Annehmlichkeiten zu suchen, die natürlich überall, vor allen Dingen in einer Wohlstandsgesellschaft wie unserer, käuflich zu erwerben sind. Keiner glaubt, dass man sich das Glück kaufen kann, und dennoch wird es immer wieder probiert.

      Was wir wissen und was wir können, liegt meilenweit auseinander. Wer glaubt schon, dass man Glück kaufen kann? Bestimmt nicht ein Einziger. Und was machen wir? Womit verbringen wir unsere Tage? Wir glauben, uns fordern äußere Schwierigkeiten wie Beruf, Gesundheit, andere Menschen, das Wetter, und wir müssten es uns daher recht angenehm machen, wenn wir sogenannte »Freizeit« haben. Wie machen wir es uns angenehm?

      Wir versuchen, irgendetwas zu bekommen, das leicht zu haben ist und angenehme Gefühle hervorruft. Und was passiert? Wir bekommen es. Das ist überhaupt kein Kunststück. Das, was der Mensch wirklich will, bekommt er. Hier ist ein wichtiges Kontemplationsobjekt: Was habe ich eigentlich bekommen? Dann muss ich es wohl auch gewollt haben. Denn keiner bekommt etwas, ohne es gewollt zu haben. Ob er nun merkt, dass er es will, ob er es jetzt gewollt hat, vor langer Zeit oder kürzlich, all das bedeutet nichts.

      Er hat es gewollt und hat es bekommen. Woraus unser Leben besteht und wie unsere Lebensqualität aussieht, das haben wir uns selbst zuzuschreiben. Wir glauben häufig, dass irgendjemand anderes unser Leben bestimmt und arrangiert hat, weil uns so vieles daran nicht gefällt. Dass es uns nicht gefällt, liegt aber nur daran, dass jeder erfüllte Wunsch sofort einen neuen hinter sich herzieht. Denn die Wünsche, die durch die Sinne befriedigt werden sollen, können keine dauernde Erfüllung bringen. Das ist eine erlebbare Wahrheit, der wir uns durch Kontemplation nähern können.

      Dazu müssen wir auf uns selbst genau aufpassen. Wenn wir Achtsamkeit walten lassen, wird es nicht schwierig sein festzustellen, dass erfüllte Wünsche keine Erfüllung bringen. Wir sind eine Unannehmlichkeit oder Schwierigkeit vielleicht losgeworden, aber es gibt zehntausend andere, die wir auch noch loswerden wollen. Und daher verzetteln sich die Menschen, indem sie Unannehmlichkeiten loswerden und Annehmlichkeiten bekommen wollen.

      Im Allgemeinen könnte man sagen, dass die ganze Menschheit in der Illusion lebt, dass das Angenehme, Bequeme und Komfortable ihnen zusteht. Wenn sie das nicht haben können, werden sie ärgerlich auf irgendjemanden, der angeblich den Komfort unterbunden hat, oder auf die Situation, die nicht angenehm ist. Sie werden ablehnend und negativ, und der Geist denkt sich irgendwelche Erklärungen aus, wie es dazu gekommen ist. Wir machen uns vor, dass es überhaupt nichts mit uns selbst zu tun hat, sondern nur mit den äußeren Umständen. Die äußeren Umstände, in denen wir leben, sind aber nur ein Spiegelbild von den inneren Zuständen, die wir geschaffen haben. Da gibt es keine Lücke dazwischen; das Innere und das Äußere passen genau zusammen. Irgendjemanden dafür verantwortlich zu machen, ist verantwortungslos. Wir machen oftmals andere Menschen für Situationen oder für Dinge verantwortlich, die vor vielen Jahren geschehen sind, oder für Reaktionen, die wir uns ausgedacht haben.

      Wir sind sehr fähig zu fantasieren. Wir denken uns aus, wieso etwas geschieht und wie es dazu gekommen ist, und vergessen immer wieder Ursache und Wirkung, die ein wichtiger Einsichtsschritt sind. Da dieser Einsichtsschritt aber auch mit Vernunft und gesundem Menschenverstand zu tun hat, sollte er nicht so schwierig zu verwirklichen sein. Wir können uns fragen, ob wir die Ursachen erkennen können und wer für sie verantwortlich ist in unserem Leben. Die Wirkungen kennen wir ja zur Genüge.

      Der Buddha hat gesagt, dass ein Menschenleben etwas sehr Wertvolles ist. Haben wir das überhaupt schon einmal als Gedankenstütze in uns aufgenommen? Nicht, dass wir persönlich so wertvoll sind, aber ein Menschenleben als solches, das wir ja alle erreicht haben, kann wundervolle Resultate erzielen. Das soll nicht die einzelne Person überbewerten. Andererseits darf es uns aber auch nicht zu Lässigkeit und Trägheit verleiten, sodass wir nichts anderes im Sinn haben, als unsere Wünsche erfüllt zu bekommen. Ein Menschenleben ist darum so wertvoll, weil wir den Samen der Erleuchtung in uns tragen.

      Die meisten Menschen haben sich noch nicht damit beschäftigt, diese Tatsache in ihr Gedankengut aufzunehmen. Geschweige denn können sie spüren, dass dieser Samen der Erleuchtung in ihnen existiert. Meistens ist sogar dieser Ausdruck unbekannt. Bei den christlichen Mystikern nannte es zum Beispiel Meister Eckhart »das Fünkelein« oder »der Funken«. Es ist gleichgültig, wie wir es nennen. Eine tiefe innere Sehnsucht nach Vollkommenheit kennt fast jeder. Es gibt natürlich Menschen, die nur rein materiell denken. Aber dennoch spüren die meisten eine bedeutsame Sehnsucht nach innerem Glück und innerem Frieden. Dann begeben wir uns auf hunderte und tausende von Abwegen, um das zu finden. Wir können uns nicht nur ein Leben, sondern viele Hunderte von Leben damit beschäftigen, von außen durch die Sinne Glück zu finden.

      Durch unsere Sinneskontakte kommen wir mit der Außenwelt in Berührung. Wenn also jemand etwas sagt, was uns passt und unser Ego unterstützt, ist uns das angenehm. Für uns ist dieser Mensch ein netter Mensch. Wenn dagegen jemand etwas sagt, was uns nicht passt und unser Ego nicht unterstützt, ist er für uns ein Scheusal. So teilen wir die Menschheit im Allgemeinen in drei Teile: die netten Menschen, mit denen wir zusammen sein wollen, die Scheusale, die wir loswerden wollen, und diejenigen, die uns gar nicht interessieren. Diese Einteilung kann keine Früchte bringen. Jeder wird ab und zu auf Menschen treffen, die ihm nicht passen, weil sein Ego nicht genügend unterstützt wird.

      Da das Ego sowieso eine Illusion ist, braucht es ständig Bestätigung. Die bekommen wir aber oft nicht. Es existieren sechs Milliarden Menschen auf diesem kleinen Erdball. Und alle möchten gerne ihr Ego bestätigt haben. Wer unterstützt wen? Jeder ist damit beschäftigt, seine eigene Unterstützung zu finden. Wir müssen nicht einmal an alle sechs Milliarden Menschen denken, es reicht schon, sich mit unserer eigenen Familie zu beschäftigen. Auch dort möchte jeder sein Ego unterstützt haben. Wer ist zuerst dran? Wann ist genügend unterstützt worden? Macht der andere mit oder hat er inzwischen vielleicht vergessen, uns zu bestätigen? Im letzteren Fall kommen Aggressionen, Argumentationen und Feindseligkeiten in uns hoch.

      Wir wollen natürlich Angenehmes durch unser Denken erhalten. Anstatt zu meditieren oder kontemplieren, denken wir uns Geschichten aus. Das kann aber in Dösen ausarten, was eine recht angenehme Beschäftigung ist. Das bringt natürlich überhaupt nichts. Oder aber es artet in fantasieren aus. Der Geist dreht sich dann im Kreis,