Die Kunst des Loslassens. Ayya Khema

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Название Die Kunst des Loslassens
Автор произведения Ayya Khema
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783931274504



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vorhergehende Verweilen übertrafen, indem wir jenes Verweilen zum Aufhören brachten.“

      16. „Gut, gut, Anuruddha. Aber gibt es noch irgendeinen anderen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, das ihr erlangt habt, indem ihr jenes Verweilen übertraft, indem ihr jenes Verweilen zum Aufhören brachtet?“

      „Warum nicht, ehrwürdiger Herr? Ehrwürdiger Herr, wann immer wir wollen, treten wir mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Bewusstseinsunendlichkeit, indem wir uns vergegenwärtigen ,da ist nichts‘, in das Gebiet der Nichtsheit ein und verweilen darin. Ehrwürdiger Herr, dies ist ein übermenschlicher Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, welches wir erlangt haben, indem wir das vorhergehende Verweilen übertrafen, indem wir jenes Verweilen zum Aufhören brachten.“

      17. „Gut, gut, Anuruddha. Aber gibt es noch irgendeinen anderen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, das ihr erlangt habt, indem ihr jenes Verweilen übertraft, indem ihr jenes Verweilen zum Aufhören brachtet?“

      „Warum nicht, ehrwürdiger Herr? Ehrwürdiger Herr, wann immer wir wollen, treten wir mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Nichtsheit in das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung ein und verweilen darin. Ehrwürdiger Herr, dies ist ein übermenschlicher Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, welches wir erlangt haben, indem wir das vorhergehende Verweilen übertrafen, indem wir jenes Verweilen zum Aufhören brachten.“

      18. „Gut, gut, Anuruddha. Aber gibt es noch irgendeinen anderen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, das ihr erlangt habt, indem ihr jenes Verweilen übertraft, indem ihr jenes Verweilen zum Aufhören brachtet?“

      „Warum nicht, ehrwürdiger Herr? Ehrwürdiger Herr, wann immer wir wollen, treten wir mit dem völligen Überwinden des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-noch- Nichtwahrnehmung in das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl ein und verweilen darin. Und unsere Triebe sind vernichtet durch unser Sehen mit Weisheit. Ehrwürdiger Herr, dies ist ein übermenschlicher Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, ein angenehmes Verweilen, welches wir erlangt haben, indem wir das vorhergehende Verweilen übertrafen, indem wir jenes Verweilen zum Aufhören brachten. Und, ehrwürdiger Herr, wir sehen kein anderes angenehmes Verweilen, das höher oder erhabener als dieses ist.“

      „Gut, gut, Anuruddha, es gibt kein anderes angenehmes Verweilen, das höher oder erhabener als dieses ist.“

      Die erste und zweite meditative Vertiefung

      Teil 1

      Zu Beginn zitiere ich den ersten Abschnitt der Lehrrede über die meditativen Vertiefungen, bevor ich die Erklärungen dazu ausführe: „Nachdem er so diese fünf Hindernisse überwunden hat, die Unvollkommenheiten des Geistes, die die Weisheit schwächen, tritt er ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste meditative Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Brahmane, dies nennt man einen Fußabdruck des Tathāgata, etwas, woran der Tathāgata gekratzt hat, etwas, das den Abdruck des Tathāgata trägt, aber ein edler Schüler kommt noch nicht zu dem Schluss: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha praktiziert gut.‘“

      Die erste meditative Vertiefung ist also noch nicht das Ende des Weges. Der Weg zur Konzentration, den der Buddha lehrte, besteht in der Ansammlung von edler Tugend, das heißt, die Tugendregeln befolgen und genügsam sein in der Sinneskontrolle, in der Achtsamkeit, in der Wissensklarheit sowie in dem Aufgeben der fünf Hindernisse zur Zeit der Meditation, was bedeutet, nicht zu denken.

      Bei den Hindernissen, die am Anfang dieses Absatzes erwähnt werden, sollten wir uns ins Gedächtnis rufen, dass sie unseren Geist schwächen. Je öfter wir sie zulassen, desto schwächer wird er. Die Schwäche besteht darin, dass der Geist weder klar sehen kann noch einspitzig ist. Vor allen Dingen fehlt die Läuterung, sodass ständig zu viel unnötiger Ballast im Geist herumschwirrt.

      Der Begriff „abgeschieden“ wird immer im Zusammenhang mit der ersten meditativen Vertiefung verwendet. Weil jedoch manchmal der Zusatz „von Sinnesvergnügen“ oder „von unheilsamen Geisteszuständen“ fehlt, glauben Menschen, die das lesen oder auch hören, dass sie unbedingt woanders sein müssten, als sie sich gerade befinden. Natürlich ist es hilfreich, bei einem intensiven Meditationskurs die Fähigkeit der Konzentration in sich zu verankern, aber dies sollte dann auch zu Hause möglich sein. In einer äußerlich abgeschiedenen Situation können wir lernen, das in einem intensiven Meditationskurs Gelernte wieder aufzufrischen, sodass wir gestärkt werden. Jedoch müssen wir weder abgeschieden von unserer Familie noch von unserem Job sein; auch müssen wir nicht in den Wald gehen. Wir sollten jedoch in der Lage sein, die Sinnesvergnügen und die unheilsamen Geisteszustände auch dann loszulassen, wenn wir im Alltag zu Hause meditieren und das im Meditationskurs Gelernte und Geübte fortsetzen wollen, auch wenn es uns schwer fallen sollte.

      Wir können die erste meditative Vertiefung von drei Aspekten aus betrachten: Zum einen ist es die praktische Seite, zum anderen das Gemütsbewegende und als Drittes kommt die Einsicht, die aus der meditativen Vertiefung entsteht. Der praktische Aspekt ist für diejenigen von Bedeutung, die die erste meditative Vertiefung noch nicht gemacht haben oder vielleicht gar nicht wissen, was sie ist. Dieser Aspekt wird in der Lehrrede beschrieben mit: „Die erste meditative Vertiefung, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist“, was auf Pāli vitakka-vicāra heißt. Das bedeutet, dass wir uns zu Beginn der Meditation zum Meditationsobjekt hinwenden müssen. Wenn wir nicht konzentriert sind, so wiederholen wir ständig das Hinwenden zum Meditationsobjekt, entweder zum Atem oder zur Gehmeditation oder zur liebenden Güte oder zum Körper bei der Stück-für-Stück Methode. Dieses wiederholte Sichhinwenden zum Meditationsobjekt ist ein automatisches Gegenmittel gegen Lässigkeit und Trägheit des Geistes, das dritte unserer fünf Hindernisse. Natürlich können wir uns im Alltag nicht auf dieses Hilfsmittel in der Meditation verlassen. Denn wie oft und wie lange meditieren wir im Alltag? Auch in der Zeit außerhalb der Meditation müssen wir etwas gegen die Unlust und die Unzufriedenheit tun. Trotzdem haben wir hier für die Meditation ein ausgezeichnetes Hilfsmittel.

      Auf die anfängliche Hinwendung folgt die anhaltende Hinwendung des Geistes, denn nur durch längere Konzentration können wir in die erste meditative Vertiefung gelangen. Die anhaltende Hinwendung ist das automatische Hilfsmittel gegen den Zweifel, das fünfte Hindernis. Kann sich der Geist dem Meditationsobjekt anhaltend zuwenden, dann sagt er ganz klar: „Schau, ich kann es ja doch!“ Damit endet zwar die Konzentration, aber wenn wir dies schon einmal gekonnt haben, dann können wir uns ja wieder konzentrieren. Der Geist gibt auch nur beim ersten Mal diese Kommentare ab. Auf jeden Fall hilft uns dieses Erleben sehr, den Zweifel an dem Pfad, an der Meditationsmethode oder an des Buddhas spirituellem Genie loszulassen. Erst wenn wir selbst in eine Mango gebissen haben, wissen wir fraglos, wie sie schmeckt. Bis dahin haben wir uns darauf verlassen müssen, was uns andere darüber erzählt haben. Das konnten wir entweder glauben oder auch nicht. Jedoch vermittelt das Hören davon nicht den Geschmack, dies kann nur das eigene Erleben tun.

      Sobald der Zweifel kleiner wird, vergrößert sich das Vertrauen. Das wiederum führt dazu, dass sich Liebe und Hingabe vermehren, denn Vertrauen, Liebe und Hingabe gehen Hand in Hand. Je mehr Vertrauen und Hingabe vorhanden sind, desto leichter fällt uns die Meditation. Mit Liebe und Hingabe wird auch das ganze Leben bedeutend einfacher als mit Zweifelsucht. Zweifel bedeutet nichts glauben, sondern immer wieder irgendetwas finden wollen, das nicht ganz stimmt, was aber nicht dasselbe ist wie untersuchen. Die mit Zweifel behafteten Fragen beginnen meistens mit: „ja, aber“. Der Buddha hat empfohlen, weder zu glauben noch zu zweifeln, sondern selbst auszuprobieren. Dazu benötigen wir Vertrauen. Je weniger wir zweifeln, desto mehr können wir vertrauen und uns hingeben.

      Bei