Название | Alle Tiere kommen in den Himmel |
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Автор произведения | Sylvia Browne |
Жанр | Биология |
Серия | |
Издательство | Биология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783941435964 |
Ich erwähne das, weil Wissenschaftler viele Jahre lang annahmen, dass die Wiege der Zivilisation entweder in Afrika oder in der Region von Mesopotamien stand. Doch die kürzlich gemachten Funde in Südamerika lassen den Schluss zu, dass die amerikanische Kultur zeitlich nahe an den frühen Kulturen Mesopotamiens liegt. Die früheste bekannte Besiedlung in Amerika ist Valdivia an der Küste von Ecuador, die auf 3.500 vor Christus datiert wird.
Das Problem war immer das der Definition. Welche Attribute und Eigenschaften mussten vorliegen, damit bestimmte Menschen als zur „Zivilisation“ gehörig galten? Was unterscheidet unzivilisierte „Wilde“ von den Menschen, von denen es heißt, sie wären zivilisiert? Wissenschaftler sehen den Unterschied in der Art der sozialen Strukturen, Regierungen und öffentlichen Bauten, aber diese Definition wird wohl immer diskutiert werden. Ich persönlich meine, abgesehen von Atlantis und Lemuria waren die ersten „Zivilisationen“ möglicherweise in Indien und wahrscheinlich in China. Kürzlich gemachte archäologische Funde in Indien wurden auf 9.500 vor Christus datiert und viele denken, dass sie möglicherweise auch sehr viel älter sein könnten.
Nun, was hat das mit den frühen Gottheiten in Nord-, Mittel- und Südamerika zu tun? Indien und China sind vielleicht die am höchsten entwickelten Kulturen der heutigen Welt, die an den Animismus glauben. Diese Weltanschauung steckt in allen heutigen Religionen in den verschiedensten Formen, aber im Grunde genommen handelt es sich dabei um den Glauben an die Seele. Der Animismus meint jedoch, dass die Seele nicht nur in menschlichen Körpern steckt, sondern auch in anderen Geschöpfen wie in Tieren, Pflanzen und sogar in leblosen Gegenständen wie beispielsweise in einem Berg. Obwohl die Hauptreligionen Christentum, Judentum und Islam nur an eine Seele im menschlichen Wesen glauben, praktizieren sie doch eine Form des Animismus. Die meisten Menschen gestehen ohnehin nicht nur den Menschen eine Seele zu, sondern auch anderen Wesen und leblosen Gegenständen, ganz wie es der Animismus definiert. In den frühen Kulturen und Zivilisationen Nord-, Mittel- und Südamerikas wurde gänzlich an den Animismus geglaubt.
Die älteste in Amerika bekannte Gottheit wird einfach „Stabgott“ genannt und obwohl sie je nach Kultur andere Namen hatte, stellten alle wichtigen Zivilisationen diese Gottheit bildlich mit einem menschlichen Körper, Reißzähnen und Klauen statt Händen und Füßen dar. In jeder Klaue hielt sie einen Stab (obwohl es auch bildliche Darstellungen von Händen gab, die als Schlange endeten).
Der Stabgott gehörte zu Südamerika, Mexiko und der Yukatan Halbinsel und war eine Gottheit für alle wichtigen Zivilisationen dieser Gegend, also auch für die Olmeken, Tolteken, Mayas, Azteken, Inkas und sogar bei der erst vor kurzem gefundenen Zivilisation von Caral. Diese Gottheit hatte sowohl menschliche als auch animalische Eigenschaften, was in vielen Kulturen nicht unüblich ist.
Das am meisten von oben genannten Religionen bewunderte Tier war der Jaguar. Das ist nicht außergewöhnlich, denn die meisten animalischen Gottheiten, die verehrt wurden, waren die, mit denen die Menschen tagtäglich zu tun hatten. Der Jaguar lebte in Mexiko, Yukatan und Südamerika und wurde wegen seiner Kraft, List und Tapferkeit bei der Jagd verehrt. Einen Jaguar zu töten bedeutete in einigen Kulturen die Todesstrafe, während in anderen Kulturen das Fell des Tieres nur von Königen oder hochgeachteten Menschen getragen werden durfte. Schlangen und Vögel wurden ebenfalls geschätzt und verehrt. Die Azteken beteten drei Götter an. Einer von ihnen war der gefiederte Schlangengott Quetzalcoatl.
In Nordamerika wurde der Animismus ziemlich allgemein von den verschiedenen amerikanischen Ureinwohnerstämmen praktiziert, beginnend bei den Inuit (Eskimos) in Alaska über die Navajo und Hopi des Südwestens über die Irokesen im Nordosten zu den Cherokees und Seminolen im Südosten. Es würde Bücher füllen, die Unterschiede der Religionen dieser verschiedenen Stämme aufzuzählen, aber alle praktizierten Animismus in der einen oder anderen Form. Im Gegensatz zu dem, was allgemein bekannt ist, hatten fast alle Volksstämme einen monotheistischen Gott oder eine göttliche Zweiheit. Die Irokesen hatten vermutlich den monotheistischsten Gott überhaupt und glaubten an den Großen Geist. Historiker meinen, sie wären auch diejenigen gewesen, bei denen es am einfachsten war, sie in die christliche Glaubensgemeinschaft des frühen Amerika zu integrieren. Das lag möglicherweise an der Tendenz zum Allmächtigkeitsglauben, der ja auch im Christentum gefordert wird.
Die meisten Religionen der Eingeborenenstämme Amerikas sind direkt mit ihrem Respekt vor der Natur verbunden und versuchen, sie im Gleichgewicht zu halten. Die Ureinwohner Amerikas lebten entweder von der Jagd oder von der Landwirtschaft. Diese zwei Arten des Fortbestandes spiegeln sich in den individuellen Glaubensrichtung ihrer Religionen wieder. Die Präriestämme verehrten und glaubten an den Büffel. Sie waren Nomaden, weil sie den Büffeln folgten, die für sie Nahrung und Bekleidung bedeuteten. Andere jagende Stämme wie die Inuit und die Apachen hatten es wegen der Extreme ihrer Lebensumstände schwerer damit, ihr Essen zu erjagen. Es war kalt und eisig in Alaska und Kanada, die Wüsten in Arizona und im Norden Mexikos dürr und ausgetrocknet. Einige Stämme, wie die der Irokesen, hatten von allem das Beste. Sie hatten Ländereien mit Wild und Fisch im Überfluss, die sich auch als Anbauflächen eigneten. Das gab den einzelnen Stammesmitgliedern mehr Möglichkeiten.
Das Gleichgewicht der Natur zu erhalten, war ein Hauptanliegen der amerikanischen Ureinwohner, denn schließlich wurden sie von der Natur ernährt. Nicht nur die Jäger huldigten der Seele eines erlegten Tieres mit einem Ritual, damit dessen Seele andere Seelen ermutigt, sich bei Bedarf töten zu lassen. Auch die Bauern tanzten, schlugen heilige Trommeln und sangen ihre Choräle und baten damit um Regen oder eine ergiebige Ernte. Die Ureinwohner Amerikas haben die Natur nicht nur respektiert, sondern ihrer gehuldigt, weil sie von ihr mit Nahrung versorgt wurden und so ihr Überleben sicherte.
Nahezu alle Eingeborenenstämme Amerikas bezogen den Animismus in ihre religiösen Riten mit ein. Tiere hatten Seelen und einen Geist, genau wie Regen, Stürme, Donner, Blitze, Sonne, Mond und Sterne. Bestimmte Plätze wurden als heilig betrachtet wie bestimmte Berge, Täler, Flüsse oder Seen. Die Schöpfungsgeschichten und andere Mythologien der verschiedenen Stämme wurden von den Alten, den Medizinmännern oder den Schamanen von Generation zu Generation mündlich überliefert. Die Ureinwohner sahen die Welt als unveränderlich an, weshalb sie respektiert und im Gleichgewicht gehalten werden musste, oder sie dachten sich die Welt als eine Einheit mit überirdischen Geistwelten, weshalb sie die Harmonie zwischen beiden aufrecht erhalten wollten. Vielleicht ist dieser Glaube an eine Einheit, die im Gleichgewicht und in Harmonie gehalten werden soll, der Grund, der mich glauben lässt, dass die Kultur der amerikanischen Ureinwohner noch heute eine der spirituellsten Kulturen ist.
Tiere und die Kräfte der Natur wurden anerkannt, respektiert und manchmal sogar angebetet, weil sie in unserem täglichen Leben so wichtig sind. Die spirituelle Welt wurde respektiert und als existent anerkannt. Sie sollte den Menschen entweder helfen oder sie an etwas hindern, je nachdem, was der Einzelne oder der Stamm vorhatte. Viele Stämme legten großen Wert darauf, dass ihre Mitglieder spirituelle Erfahrungen machten, weil ihnen das half, ihren Platz im Leben zu finden. Viele Stämme hatten Rituale, um diese spirituellen Erlebnisse zu forcieren - nicht unbedingt, um dem Individuum zu helfen, sondern um dem Stamm im Allgemeinen zu helfen und ihn zu führen.
Vieles von dem, was wir über die amerikanischen Ureinwohner wissen, wurde vom weißen Mann dargelegt. Wie ich schon immer gesagt habe: Die Geschichte wird von den Gewinnern geschrieben. Wir verloren viel von der ursprünglichen Kultur der amerikanischen Ureinwohner, weil es an schriftlichen Überlieferungen fehlte. Ihre Kultur wurde über Jahrhunderte mündlich weitergegeben, lange bevor der weiße Mann ihre Küsten überfiel. Im Verlauf von dreihundert bis vierhundert Jahren war die Kultur und die Bevölkerung der amerikanischen Ureinwohner fast komplett vom Erdboden gelöscht. Im Namen des Fortschritts und der Weiterentwicklung wurden sie aus ihren Ländern verjagt und müssen bis heute in ausgewiesenen Reservaten leben. Ihre menschlichen Rechte werden von unserer Regierung noch immer missachtet, indem sie beispielsweise heilige Plätze entweiht. Es ist traurig, wie die sogenannte „Zivilisation“ so viele Kulturen buchstäblich ausgelöscht hat, nur weil sie für „heidnisch“ und „wild“ gehalten wurden. Dabei waren die meisten sehr viel spiritueller als unsere eigene. Die Weisheiten und Sprichwörter