Название | Buchstäblichkeit und symbolische Deutung |
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Автор произведения | Matthias Luserke-Jaqui |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783772002151 |
Der buchstäbliche Schriftsinnbuchstäblicher Schriftsinn (LiteralsinnLiteralsinn) des Gedichts ist offensichtlich und betrifft das, wovon der Text auf seiner Oberfläche spricht, er meint das wörtliche Verstehen. Der allegorische oder symbolische Schriftsinnsymbolischer Schriftsinn (SpiritualsinnSpiritualsinn) verweist in bildlicher Sprache auf das, was nicht direkt gesagt, aber gemeint ist oder wovon der Textdeuter überzeugt ist, dass es gemeint sein könnte. Demnach wäre im LutherLuther-Gedicht die „Rippe“ (V. 72) nicht der Knochen, sondern verwiese auf die Schöpfungsgeschichte und meint die Frau. So eröffnet der Text eine Spannung zwischen „Brautlied“, „Rippe“ und „ledig“. Was verheißungsvoll beginnt und eine Frau verspricht, bedeutet in der Wirklichkeit des Dichters, dass er doch ledig, alleine, einsam bleiben muss, die Verheißung sich also nicht erfüllt. Übertragen auf den Reformationsdiskurs im Gedicht heißt dies, die Hoffnung auf eine Einigung („Brautlied“) der verschiedenen Konfessionen („Unterscheidung“), die Hoffnung auf die Wiederherstellung („Rippe“) einer einheitlichen Kirche erfüllt sich nicht. Das lyrische Ich bleibt „ledig“, die Reformation bleibt Stückwerk. Und so jung (Diminutiv „Kälblein“) sie ist und sich von der Vormacht der altkirchlichen Herrschaft losgerissen („abgerissen“) hat, so leicht läuft sie Gefahr sich darin zu verheddern („fanget aber sich“), die Reformation kann sich selbst zum Gefangenen ihrer Auslegungen machen. Dass am Ende des Gedichts doch vom lieblichen Rauschen der Küsse an der Wange des Mannes gesprochen wird, mag Ausdruck der Hoffnung sein, dass sich die Verheißung jenseits aller ungünstigen Zeitumstände doch noch erfüllen wird. Das Brautlied des Himmels könnte gesungen und die Reformation könnte dann vollendet werden.
Man kann sich an dieser Stelle die Worte aus HölderlinHölderlin, Friedrichs Gedicht Die MeinigeDie Meinige (ca. 1788 entstanden) zu eigen machen: „Sprechen will ich, wie dein LutherLuther, Martin spricht“18, heißt es dort. Übertragen auf die Luther-Hymne bedeutet dies, er, der Dichter, spricht wie einst Luther gesprochen hat in Klarheit und in der Überzeugung, dass allein das Wort Gottes unser Denken und Handeln bestimmen soll. Und auch er als Dichter tritt an mit dem reformatorischen Anspruch, die Literatur, insbesondere die Poesie, zu erneuern. Auf diesem Weg ist ihm, Hölderlin, lange Zeit kein anderer gefolgt.
Und damit schließt sich der Bogen, das Ende fügt sich zum Anfang. Jenes „meinest du […] / Es solle so gehen, / Wie damals?“ der ersten Zeilen, als ein Reich der Kunst in der Antike gestiftet war und dort die Wissenschaften blühten, verknüpft nun in einer geschichtlichen Klammer die durchaus idealisierte Vergangenheit mit der defizitären Gegenwart. Denn die Situation ist anders in dieser Gegenwart („jetzt“, V. 9), aber er, HölderlinHölderlin, Friedrich, will dennoch nicht „Bilder […] stürmen“ (V. 21). Es bleibt die Hoffnung auf das Brautlied, die Hoffnung auf eine Wiederherstellung der Einheit, auf ein Reich der Kunst in der Neuzeit, das ein Reich der Religion werden wird.
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