Pepe S. Fuchs - Schatzjäger. Steffen Schulze

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Название Pepe S. Fuchs - Schatzjäger
Автор произведения Steffen Schulze
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783899692440



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damals seit Langem nicht mehr gehört oder gesprochen. Die vertrauten Laute hatten ihn innehalten lassen. Und er hatte ganz gegen jede Etikette dem Gespräch gelauscht. Die Diskussion hatte sich um Ostpreußen gedreht. Natürlich. Zu der Zeit wie auch heute kannte Gorzka nur zwei Themen. Entweder ging es darum, seinen Profit, den er aus seinem Bauimperium zog, zu maximieren, oder darum, Erich Kochs verschwundenes Vermögen aufzuspüren.

      »Was willst du?«, hatte Gorzka ihn damals angeblafft und dabei sein Telefon zugehalten.

      »Ich kann Ihnen helfen«, hatte Kusch auf Polnisch geantwortet, wobei es ihm anfangs schwergefallen war, sich an die richtigen Worte und deren korrekte Aussprache zu erinnern.

      »Kein Interesse«, hatte Gorzka abgewinkt und sich nach Pawel umgesehen, der ihm schon als Leibwächter diente.

      Doch dann hatte der Professor ein Detail erwähnt, das Gorzka hatte aufhorchen lassen. Seitdem waren sie ein Team. Eine Zweckgemeinschaft, vereint mit einem Ziel.

       »Wohin geht es, Professor?«

      »Wie bitte?«

      »Wohin wir fahren?«, wiederholte Herr Daras seine Frage.

      Er saß hinter dem Lenkrad des Kübelwagens und schaute Kusch erwartungsvoll an.

      »Ach ja«, murmelte der Professor und sah sich um, als sei er sich nicht sicher, wo er sich im Moment befand.

      Auch das passierte ihm in letzter Zeit öfter. Sein Gehirn verbiss sich in ein Thema und schaltete dabei seinen Körper in eine Art Stand-by-Modus. Wenn er wieder aufwachte, konnte er sich oft nicht erinnern, wie er an den jeweiligen Ort gekommen war.

      »Das Buch bitte«, bat er Daras, der in Romanen des 18. Jahrhunderts wohl als Diener bezeichnet worden wäre. Pfleger traf es mittlerweile besser.

      Daras beugte sich zum Rücksitz und angelte einen Rucksack hervor. Er musste nicht lange suchen, das Buch lag ganz oben. In den letzten Wochen hatten sie es oft benutzt.

      »Und?«

      »Dreiundzwanzig Uhr fünfunddreißig«, entgegnete Daras.

      Mit der Zunge im Mundwinkel malte Kusch daraufhin die entsprechende Zeigerstellung in ein vorgetragenes Ziffernblatt ein und zeigte Daras das Ergebnis.

      »Stimmt«, bestätigte der und nahm dem Professor das Buch ab.

      »Sehr gut.« Kusch war erleichtert. »Der Uhrentest gehört zur Gruppe der psychometrischen Prüfungen und kann die Früherkennung einer Demenz unterstützen.«

      »Sehr wohl, Herr Professor.«

      »Und, Daras, zahlen Sie das Geld auf mein Konto ein«, ordnete der Professor an und reichte den Packen Geldscheine zu ihm hinüber.

      5

       »Sie hätten ja auch duschen gehen können. Das hätten Sie wirklich, duschen gehen können.«

      Der Mann schüttelte den Kopf als verstünde er die Welt nicht mehr. Merkwürdigerweise kam er Pepe bekannt vor. Ob es an der Ähnlichkeit zur Fischstäbchen-Werbefigur Käpt‘n Iglu lag? Der weiße Vollbart verdeckt das gesamte Gesicht. Und da sie nun außer Reichweite der Licht spendenden Steglaterne waren, konnte Pepe weitere Einzelheiten nicht richtig erkennen.

      »Die Nase sieht schlimm aus. Wirklich schlimm sieht die Nase aus. Das muss sich Isa anschauen.«

      Wieso wiederholte er denn alles, was er sagte?

      »Das ist nicht nötig«, winkte Pepe ab. »Ich gehe lieber zu meinem eigenen Wohnwagen.«

      »Bestimmt nicht. Ganz bestimmt nicht.«

      Vom Bootssteg waren es nur knapp einhundert Meter bis zum Zeltplatz. Als sie aus dem Wald auf den freien Platz traten, wurden sie bereits erwartet.

      »Mann, war das ein Kampf! Wie der mit dem Messer auf dich los ist! Wie im Fernsehen. Ich dachte echt, es wäre aus mit dir, als du in das Boot geknallt bist. Exitus, Ende und vorbei. Gut, dass Onkel H da war und dem Kerl eins mit dem Paddel übergezogen hat. Mama wartet auf euch. Sie hat den Sanikasten ausgepackt.«

      Mark hüpfte aufgeregt vor ihnen auf und ab und hörte gar nicht mehr auf zu plappern.

      »Ist schon gut«, unterbrach ihn Pepe. »Ich komme zurecht.«

      »Ach was«, widersprach der Kleine und griff sich Pepes Hand. »Das sind wir dir schuldig, meint sie. Du hast uns gerettet. Manchmal ist Mama nämlich nicht sie selbst, weißt du? Ab und an übernimmt ihre böse Tante das Kommando, sagt sie immer. Ich weiß nicht genau, was das bedeutet. Aber sie ist dann oft sehr gemein, auch zu mir. Und zu Onkel H. Irgendwann geht das vorbei und hinterher kann sie sich nicht mehr daran erinnern.«

      Obwohl sich Pepe wehren wollte, ließ er sich von Mark zu einem einsam stehenden Wohnwagengespann hinüberziehen. Als Zugfahrzeug diente ein olivgrüner Bulli T2, der in vielen Bundeswehreinheiten noch immer treu seinen Dienst verrichtete. Hintendran hing ein Campingwagen, der rein äußerlich in keinem besseren Zustand als Pepes aktuelle Behausung war. Allerdings war der Außenbereich sehr heimelig eingerichtet. Vor dem Gespann stand ein kleines Zelt, daneben ein Campingtisch, wie Pepe ihn von den Zelturlauben mit seinen Eltern kannte. Um ihn herum drei gemütliche Stühle. Das Ganze war mit einem großen Sonnensegel überspannt, unter der eine gasbetriebene Laterne brannte. Neben dem Eingang zum Wohnwagen war eine kleine, praktisch eingerichtete Küchenzeile aufgebaut. Es gab sogar einen Blumenkasten mit verschiedenen Kräutern darin. Das Ensemble komplettierte ein winziges Igluzelt.

      »Cool, was? Hier wohnen wir. Onkel H in dem Bus, Mama und ich im Anhänger. Aber ich darf oft im Zelt schlafen. Da ist sie ja. Und guck, sie hat den Verbandskasten in der Hand.

      Schau, Mama, das ist der Paco. Total nass ist der. Mann, war das eine Klopperei. Wie im Fernsehen!«

      Um seine Worte zu unterstreichen, sprang und schlug Mark durch die Luft wie ein zweiter Bruce Lee. Isabella sah nun wieder wie am Nachmittag aus. Der Zopf und die Grübchen waren zurück, der Furcht einflößende Gesichtsausdruck verschwunden.

      »Ist ja gut, Mark. Jetzt bring den Paco mal her«, empfing sie die Dreiergruppe. Auch ihre Ausdrucksweise hatte sich verändert. Sie fluchte nicht mehr wie ein angetrunkener Bierkutscher.

      »Das ist absolut nicht nötig«, blockte Pepe ab und wollte sich gleich umdrehen.

      »Doch ist es. Doch ist es wirklich«, fiel ihm jetzt Onkel H in den Rücken und schob ihn auf Isa zu. »Sie wird sich gut um Sie kümmern, das wird sie wirklich. Ich geh ins Bett. Gute Nacht, wirklich, Gute Nacht!«

      Damit kletterte Käpt‘n Iglu in seinen Bus und zog die Tür hinter sich zu.

      »Du bist ja ganz nass! Du musst sofort aus den Klamotten raus. Oh, und die Nase und das Ohr! Warte, ich helfe dir!«

      Isa stellte aufgeregt den Erste-Hilfe-Kasten auf den Tisch und zog Pepe näher an die Laterne.

      »Die Nase ist gebrochen!«, stellte sie ernst fest und betastete die Verletzung vorsichtig.

      Pepe zuckte zusammen und verbiss sich einen Schmerzensschrei. Warum mussten Frauen immer mit ihren Fingern gucken?

      »Wir sollten einen Krankenwagen rufen.«

      »Nein!«, entgegnete Pepe schroff.

      »Oder wenigstens die Polizei.«

      »Erst recht nicht«, wehrte Pepe ab, hielt dann aber inne.

      Eigentlich hatte Isa recht. Sie war schließlich angegriffen worden. Und wenn sie die Behörden einschalten wollte, durfte er sie nicht davon abhalten.

      »Möchtest du Anzeige erstatten?«, fragte er deswegen sanfter.

      »Nein!«, erwiderte Isa genauso hastig wie Pepe eben.

      »Wir wollen keine Bullen«, belehrte ihn Mark, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

      »Gut«, antwortete Pepe.

      »Gut«, bestätigte Isa. »Setz dich!«

      Ihr