Pepe S. Fuchs - Schatzjäger. Steffen Schulze

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Название Pepe S. Fuchs - Schatzjäger
Автор произведения Steffen Schulze
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783899692440



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war bei Ihnen?«

      »Isabella.«

      »Isabella Laskas?«

      »Ich kenne ihren Nachnamen nicht.«

      »Sie kennen den Nachnamen der Frau nicht, mit der Sie nackt schwimmen waren?«

      Also waren sie doch beobachtet worden. Das war ja klar. Auf einem Zeltplatz konnte man keine Geheimnisse voreinander haben. Wie in einem DDR-Neubaublock voller Senioren.

      »Nein.«

      »Sie wurden gesehen, wie Sie total durchnässt das Camp betreten haben«, fuhr Samulski fort, rieb sich über ihren Nacken und schaute Pepe intensiv ins Gesicht.

      Sie sah gestresst aus. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Mit Sicherheit über vierzig, aber bestimmt noch keine fünfzig. Ihre Haare waren kurz geschnitten und dunkelbraun gefärbt. Sie aß wohl gern und lachte viel. Das verrieten ihr Körperbau und die Fältchen um ihre Augen. Nur im Moment nicht. Und wenn Pepe in den Raum voller Menschen jenseits der Tischmauer schaute, wusste er warum. Es würde ein langer Tag mit den immer gleichen Fragen werden.

      »Herr Morgenweck, Sie wurden gesehen, wie Sie gestern Abend total durchnässt das Camp betreten haben«, wiederholte Samulski.

      »Und?«, fragte Pepe zurück und zuckte mit den Schultern.

      »Kennen Sie diesen Mann?«, änderte die Polizistin ihre Taktik.

      Sie zog ein Foto aus ihrem Schreibblock und legte es vor Pepe auf den Tisch. Den Mann zu erkennen, war nicht leicht. Er wies schlimme Verletzungen im Gesicht auf. Als hätte ihn jemand stundenlang mit einem Baseballschläger bearbeitet. Oder mit einem Ruder.

      »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Pepe wahrheitsgemäß.

      »Das ist Pawel Wrobel. Der Mann, mit dem Sie sich auf dem Bootssteg geprügelt haben und dem Herr Zimmermann mit einem Ruder eins über den Schädel gezogen hat, wie er mir vorhin bestätigte.«

      »Aha.«

      »Pawel Wrobel ist tot. Er trieb heute Morgen in der Badebucht des Zeltplatzes. Ihm wurde praktisch jeder Knochen seines Körpers gebrochen.«

      »Aha.«

      Samulski beugte sich zur Seite und holte etwas aus einer Reisetasche unter dem Tisch vor. Erst nahm sie die Fotografie an sich, dafür legte sie einen großen Beweisbeutel an die gleiche Stelle. Pepe neigte sich kurz vor, begutachtete den Inhalt des Beutels und lehnte sich dann wieder zurück.

      Er fühlte sich nicht annähernd so cool, wie er sich gab. War er gestern Abend tatsächlich zum Steg zurückgekehrt und hatte den Kerl nach Strich und Faden verdroschen? Wenn er sich doch nur erinnern könnte!

      »Wissen Sie, was das ist?«, unterbrach die Beamtin seine Gedankengänge.

      »Ein amerikanischer Klauenhammer. Sechshundert Gramm schwer. Der Kopf aus hochwertigem Stahl mit gehärteten Schlagflächenrandzonen. Abgerundete Kanten. Die Finne mit dem Nagelzieher blank geschliffen. Ein hochwertiges Werkzeug«, gab Pepe bereitwillig Auskunft.

      »Gehört der Ihnen?«

      »Nein.«

      »Sie wurden damit gesehen.«

      »Das kann sein. Er gehört mir trotzdem nicht. Ich habe ihn mir geborgt.«

      Die Kommissarin atmete tief ein und langsam aus.

      »Herr Wrobel zeigt Frakturen, die ihm durchaus mit diesem Werkzeug zugefügt worden sein können.«

      »Aha.«

      »Finden wir Ihre Fingerabdrücke und Wrobels Blut auf dem Hammer, sieht es nicht gut für Sie aus«, fuhr die Samulski fort.

      Sie starrte Pepe an, als versuchte sie ihn zu hypnotisieren. Dann klingelte ihr Telefon. Ohne den Blick von ihm zu nehmen, griff sie danach, ließ es noch einen Moment bimmeln, bevor sie schaute, wer störte. Es schien wichtig zu sein. Sie nahm den Anruf an.

      Nach drei Ahas und einem Danke legte sie auf.

      »Dieses Mal haben Sie Glück, Herr Morgenweck. Das war der Gerichtsmediziner mit einem ersten Update. Anscheinend hat sich Herr Wrobel seine tödlichen Verletzungen bei einem Sturz aus großer Höhe zugezogen.«

      »Vom Bootssteg?«

      »Höher.«

      »Gibt es hier eine Brücke in der Nähe?«

      »Noch höher. Sie können jetzt gehen. Aber halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung!«

      7

       Die Hauptgefreite Rossi stellte den Bundeswehr-Geländewagen auf einem kleinen, schattigen Parkplatz direkt vor der geschlossenen Schranke ab. Sie war nach dem Besuch ihrer Kameradin Johanna Bock im Bundeswehrkrankenhaus Berlin ohne Pause durchgefahren. Was in dem lauten und langsamen Fahrzeug keine wirkliche Freude gewesen war. Obwohl der Motor längst aus war, ließ das Dröhnen in ihren Ohren nur zögernd nach. Neben ihr auf dem Beifahrersitz lag das Buch, das dabei war, ihr Leben zu verändern. Nein, eigentlich hatte es das schon getan. Dabei war die Kladde nur der letzte Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht hatte. Sie hatte sich längst in Machenschaften verstrickt, über die sie früher allenfalls in Romanen gelesen hatte. Jetzt ging es nur noch darum, mit heiler Haut davonzukommen. Für Gewissensbisse war es zu spät.

      Rossi schaute sich im Rückspiegel selbst in die Augen. Dass sie keine Schönheit war, wusste sie natürlich. Selbst der überaus korrekte Major Frankfurt, ihr Vorgesetzter in der Erfurter Henne-Kaserne hatte sie vor nicht allzu langer Zeit darauf hingewiesen, dass sie sich durchaus die Haare wachsen lassen durfte und nicht unbedingt ihren militärischen Kurzhaarschnitt beibehalten musste. Aber ihr gefiel es so. Duschen konnte sie in Rekordzeit, ohne langes Gefummel mit Shampoo und Conditioner. Bei ihrer körperlichen Fitness sah das etwas anders aus. Ein bis zwanzig Kilo weniger würden ihr ganz guttun.

      Die Hauptgefreite atmete tief durch, setzte die olivgrüne Feldmütze auf, nahm das Buch an sich und stieg aus.

       Vor dem Restaurant blieb Pepe unschlüssig stehen. Im Geiste ging er das Verhör, das die Kommissarin mit ihm geführt hatte, nochmals durch. Der große Kerl, Pawel, mit dem er auf dem Steg aneinandergeraten war, lebte nicht mehr. Er war durch einen Sturz aus großer Höhe zu Tode gekommen. Ob Isabella etwas damit zu tun hatte? Eher unwahrscheinlich. Die Gegend um Malchow war recht flach, ohne Berge oder Felsen. Auch hatte Pepe keine Türme und Masten in der Nähe gesehen, von denen man fallen und sich den Hals brechen konnte. Selbst wenn. Wie hätte Pawel zudem von dort an den Badestrand des Naturcampingplatzes kommen sollen? Huckepack auf Isas Rücken? Nie und nimmer. Und wenn Harry Zimmermann geholfen hatte? Vielleicht hatten sie den Leichnam im Campingbus transportiert. Aber warum sollten sie ihn vor ihrer eigenen Haustür abgeladen haben? So dämlich war doch keiner. Andererseits hatten sie sich ja in einer Klapsmühle kennengelernt. Wer konnte schon wissen, was in verdrehten Köpfen vorging?

      Jetzt brauchte Pepe erst einmal etwas zu essen. »Ohne Mampf kein Kampf«, hatte einer seiner Ausbilder immer gesagt. Das Restaurant war aus bekannten Gründen leider geschlossen. Samulski würde sicher noch den Rest des Tages brauchen, um alle Zeugenaussagen aufzunehmen. Sollte er sich bei Isabella zu einem späten Frühstück einladen? Obwohl er den Stellplatz ihres Wohnwagens von hier nicht sehen konnte, schaute er den Weg entlang zum See hinunter und entdeckte den Grauhaarigen vom Hobby-Schlachtfeld. Er stand vor einer der Miethütten und winkte ihm zu. Automatisch hob Pepe ebenfalls seine Hand und grüßte zurück. Heute trug der Alte keine Uniform, sondern einen eleganten, zweireihigen Anzug. Sein Begleiter war ebenfalls in zivil gekleidet, mit Jackett und hellem, am Kragen offenem Hemd.

       »Was macht denn der Kerl von gestern Nachmittag da, Herr Daras?«

      »Keine Ahnung, Herr Professor.«

      »Er hat mich gegrüßt.«

      »Wahrscheinlich hat er gedacht, Sie winken ihm zu.«

      »Dabei habe ich unsere Informantin hinter ihm gemeint.«

      »Ein Irrtum,