Название | Hundert Geschichten |
---|---|
Автор произведения | Quim Monzo |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783627021467 |
Aber ach, der Wankelmut! Drei Jahre später hatte er genug von den Buchstaben. Nach ein paar weiteren Monaten überfiel ihn bei ihrem Anblick bereits ein unwiderruflicher Ekel. Doch zur gleichen Zeit zeigte er gottlob ein wachsendes Interesse an Miniaturschiffen.
Platssschh
PLATSSSCHH: Ich werfe mich in die Fluten, denn es ist heiß und ich schwitze, meine Haut stinkt, ich bin erschöpft, und das Wasser perlt klar und frisch, die Spritzer des Bauchplatschers, also meines eher uneleganten dickbäuchigen Kontaktes mit der sinnlich oszillierenden, amoralischen Mittelmeeroberfläche lösen sich in dem weißen Schaum auf, der an den Strand brandet und im Sand versickert, ich schwimme ein paar Züge, prust, bah, prust, bah, prust, bah, entsteige, BLUBB, dem Wasser, entzückt von meiner kupferfarbenen Haut, ich sommerlicher Apoll, eingebildeter als Johnny Weissmüller, und stelle mich bewusst zur Schau, drehe eine Runde in dem Netz aus gelangweilten, gehässigen, ausgehungerten und drögen Blicken von vier nordischen Weibern, die sich hinter schrecklichen Sonnenbrillen verstecken und so tun, als würden sie die Bunte oder den Stern lesen, so als hätte es irgendeine Bedeutung für sie, welches Metallic-Plastikkleid der Schwachkopf Rabanne entworfen hat oder welche Schlüpfer die Ische von Schmidt trägt oder welche Farbe die Mandarinen haben, die sie, Caroline von Monaco, kleines Mädchen, mit diesen Erdbeerlippen verspeist und die in mir unter anderem ein plötzliches und unvorsehbares Interesse an der Aristokratie geweckt hat, insbesondere an ihr und dem blauen Blut in ihren Venen, die völlig verrückt in einzelnen Strängen ihre Brüste durchschlängeln, diese Aprikosen, diese Pfirsiche, diese frischen Früchte, die da sind, um sich darin zu suhlen und dein Lachen deine Augen deine Zähne zu beweinen und die Sozialisierung der Welt zu fordern, sie EINZUKLAGEN, nicht für umsonst (die Welt ist uns scheißegal), sondern für dich, Caroline, und dann, während die Sonne uns durch puren Wasserentzug die Haut einreißt (es ist Mittag, und eigentlich dürften die Schatten nicht so lang sein, aber die seltsame Uhrzeit, mit der wir hier ständig herumlaufen, ist ja stadtbekannt), schlendere ich in Richtung Strandpromenade, oder wie auch immer sie hier heißen mag, zur Bar auf dem Platz, wo ich ein Tagesgericht für fünfundneunzig Peseten und ein kühles Bier bestelle, beim Trinken bemerke ich Landsleute, hey, Leute, was gibt’s?, tja, eigentlich nichts, na, gut, okay, wir sehen uns später, ja, im Western Saloon, ich zahle und begebe mich in meine Pension auf mein Chambre und ruhe mich ein wenig aus, denn, Mann, bin ich erschöpft vom vielen Tanzen (vier Tage bin ich schon hier) und nichts, rein gar nichts in Sicht, ist das nicht widerlich bei soviel Lloret, komm nach Lloret, Mann, da gibt’s genug Frischfleisch, und nichts am ganzen Horizont, Mann, was willst du da machen?, das nächste Mal werden sie mir aber nicht entwischen. Ich wache um neun auf, es ist immer noch nicht schwarze Nacht, ich begebe mich auf die Straße hinunter, betrete die Hamburger-Bar und bestelle einen Hamburger mit Ketchup und Zwiebeln und ein Volldamm. Alle Achtung, wie die schuften, bei dieser Affenhitze im weißen T-Shirt mit schweißnassen Achselhöhlen und dem Käppi auf dem Kopf, auf diesen üppigen, schmutzigen, herabwallenden Locken, einen Cheeseburger, please, ich schlinge ihn mit zwei großen Bissen hinunter, dann gehe ich; es ist zehn Uhr, und ich treibe durch den Menschenstrom, der bald alles ausfüllt, betrete eine Spielhalle und spiele zwei Runden Flipper, doch bei der zweiten Runde verlässt mich das Glück, denn bei der ersten Kugel mache ich einen Fehler, TILT!, dann gehe ich zum Bowling, zur Bar dort, wollte ich sagen, und trinke noch ein Bier, krrrrrrrrrk! das rutschige Geräusch der Kugel, die immer näher kommt, plopp!, krooook, dann ist mir auch hier langweilig, und ich zieh weiter und hole mir Pommes in einer Bar aus weißem Kunststoff und Resopal, auf einer Bank an der Promenade mit Blick aufs Meer stopfe ich die Pommes in mich hinein, in meinem neuen, verschwitzten T-Shirt (vor allem unter den Achseln), das ich mir gestern gekauft habe, in Rot; und betrachte dabei den Himmel, so weit und ganz schwarz und voller weißgelber Punkte, ach, jetzt auch noch philosophisch!, ich werfe die fetttriefende Pommes-Tüte weg und schmeiße mich wieder in das Labyrinth von Straßen, Souvenirs und unentschlossenem Fleisch, hi, Kumpel, hey, was gibt’s?, es ist Perlanca, der auf und ab schlendert, komm, gehen wir in den Western Saloon? Ja, der Lärm (Musik), der auf einen niederprasselt, ist heftig, too much, wie die Polyglotten sagen, wir setzen uns in eine Ecke, es sind lauter behaarte Typen und supertolle Weiber da, voll cool und distanziert, und der Kellner, ein Blonder, two beers,