Seewölfe Paket 24. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 24
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399925



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„Wir dürfen die Beute nicht zu flach lagern, sonst ziehen die Kisten und Truhen Wasser.“

      „Da weiß ich Abhilfe“, sagte Jean Ribault. „Wir haben ja die kleineren Nebenhöhlen gesehen, von denen einige etwas höher gelegen sind. Dort ist es trocken.“

      „Ja, knochentrocken“, sagte Renke, handelte sich aber von Old O’Flynn dafür einen giftigen Seitenblick ein.

      „Wir können umkehren“, sagte Ribault. „Wir werden Hasard, wenn er eintrifft, von dem Irrgarten berichten, und er wird sich ihn ansehen. Ich bin ziemlich sicher, daß auch er meiner Meinung ist.“

      Sie schritten zurück zu dem Punkt, an dem sie die Wanderung begonnen hatten. Old O’Flynn spulte den Faden auf. Hin und wieder warf er den Tropfsteinen Blicke zu, und immer wieder mußte er daran denken, daß es genausogut riesige Drachenzähne sein konnten. Daß es sich bei der Höhle um einen Vorort der Hölle handelte, stand für ihn außer Zweifel.

      Dennoch: Als Schatzversteck war er tatsächlich geeignet. Gerade die Tatsache, daß es sich um einen schwer zugänglichen und unheimlichen Platz handelte, war ein positiver Punkt. Wer immer sich per Zufall in diese Grotten verirrte – er würde zusehen, daß er schnell wieder ans Tageslicht zurückkehrte. Oder aber er fand hier unten sein Ende, weil er nicht mehr herausfand.

      Sie erreichten das Einstiegsloch. Old O’Flynn verstaute die Fadenrolle. Sie schauten sich noch einmal aufmerksam um, dann begannen sie mit dem Aufstieg.

      Don Juan hangelte als erster an dem Tau nach oben. Ihm folgte O’Brien. Dann war Old O’Flynn an der Reihe. Schließlich erschien Renke neben ihnen, und als letzter verließ Jean Ribault das unterirdische Labyrinth, nachdem er seine Laterne gelöscht hatte.

      Gemeinsam tarnten sie das Einstiegsloch mit Sand und Buschwerk.

      „Eigentlich ist das überflüssig“, sagte Jean Ribault. „Es befindet sich außer uns niemand mehr auf der Insel. Aber es ist eine Vorsichtsmaßnahme, die wir von jetzt an immer einhalten sollten.“

      „Sehr richtig“, pflichtete O’Brien ihm bei. „Es könnte ja auch sein, daß noch ein paar Alis hier herumkriechen.“

      „Ausgeschlossen“, entgegnete Don Juan. „Wir haben alles untersucht. Außerdem waren es zwanzig Kerle, die mit den Flößen die ‚Wappen‘ und die ‚Pommern‘ zu entern versuchten, und ihr habt sie alle zum Teufel geschickt. Als ich die Kerle damals hier aussetzte, waren sie knapp mehr als zwanzig, aber in den zehn Monaten ihres Aufenthalts sind vier oder fünf von ihnen sicherlich gestorben.“

      „Oder sie haben sich gegenseitig die Kehlen durchgeschnitten“, sagte Old O’Flynn. „Das würde solchen Kerlen ähnlich sehen.“

      Er konnte sich noch sehr gut an die Abenteuer erinnern, die sie seinerzeit in Nordafrika erlebt hatten. Sein Gedächtnis ließ ihn fast nie im Stich. Damals hatte er erfahren, wie grausam algerische Küstenhaie, Berber und Sarazenen sein konnten.

      „Wir setzen voraus, daß die Insel sonst keine heimlichen Bewohner mehr hat“, sagte Jean Ribault. „Doch das hat mit der Tarnung des Höhlenloches nichts zu tun. Wir sollten immer darauf achten, daß es keiner entdecken kann.“

      Sie kehrten zur Bucht zurück und berichteten den Freunden, was sie bei ihrer Höhlen-Inspektion entdeckt hatten. Auch Hein Ropers, Karl von Hutten, Mary und alle anderen waren überrascht, wie groß das Höhlensystem war, das sich unter den Dünen von Great Abaco verbarg.

      „Deine Idee war also richtig, Jean“, sagte von Hutten zu dem Franzosen. „Das wird durch das Ergebnis eurer Erkundung bestätigt.“

      „Klarer Fall“, sagte Hein Ropers. „Daß das Labyrinth eine hervorragende Versteckmöglichkeit für unsere Schätze ist, dürfte damit außer Zweifel stehen.“

      „Und das ist ein sehr wesentlicher Punkt bei unserem Plan, einen Ersatz für die Schlangen-Insel zu suchen“, sagte Jean Ribault. „Ich bin wirklich gespannt, was Hasard davon hält.“

      „Was meint ihr, wann trifft er hier ein?“ fragte Mary.

      „In zwei, drei Tagen“, entgegnete Jean Ribault. „Dann können wir alles gründlich durchsprechen. Ich denke, es lohnt sich wirklich, wenn wir uns mit der Geisterhöhle etwas eingehender befassen.“

      „Ja“, sagte Old O’Flynn. „Aber beschwert euch nicht bei mir, wenn der Knochenmann plötzlich zu laufen anfängt und euch den Hals umdrehen will.“

      Renke Eggens lachte. „Ich glaube, das überstehen wir. Wir sind ja auch nicht gerade die Schwächsten.“

      „Ob diese Insel aber als ständiger Stützpunkt geeignet ist?“ meinte O’Brien. „Die Unterbringung der Beute ist eine Sache, die Wahl eines neuen Schlupfwinkels eine andere, findet ihr nicht auch?“

      „Wir können darüber noch diskutieren, wenn Hasard und die anderen eintreffen“, erwiderte Don Juan.

      Dem schlossen sich die anderen an. Sie konnten jetzt nur noch eins tun – auf die „Isabella IX.“, die „Caribian Queen“ und den Schwarzen Segler zu warten.

       3.

      Natürlich mußten die Männer und die „Ladys“ der vier Schiffe, die in der Cherokee-Bucht ankerten, auch ständig darauf gefaßt sein, daß sich unerwünschte Besucher der Insel Great Abaco näherten. Spanier konnten unverhofft und unversehens auftauchen, Piraten und Galgenstricke oder aber auch Eingeborene.

      Zwar hatte Mubaraks Horde zehn Monate lang auf Schiffe warten müssen, doch das war keine Garantie dafür, daß man sich hier sicher fühlen durfte.

      Gleich nach der Ankunft hatten die Männer einen Ausguck eingerichtet – in einer hohen Kiefer, die auf einem Hügel der Halbinsel stand, welche die Cherokee-Bucht abschirmte. Es handelte sich um eine Abakoskiefer, deren Holz nach Hesekiel Ramsgates Urteil hervorragend für den Schiffbau geeignet war. In der Krone konnte man bequem sitzen und hatte von hier aus einen hervorragenden Rundblick.

      Am Nachmittag des 24. April hatte Pierre Puchan, der Mann mit der Perücke aus Jean Ribaults Crew, Ausguckdienst auf der Kiefer. Er hatte es sich so gemütlich wie möglich eingerichtet, saß in einer Astgabel und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen beindicken Ast. Aufmerksam hielt er mit dem Spektiv Ausschau. Doch es tat sich nichts. Es war ein ruhiger Tag, der genauso ereignislos zu enden schien wie die vergangenen.

      Kein Schiff hatte sich in den Tagen gezeigt, die sie hier nun verbrachten. Eigentlich hatten sie alle fest damit gerechnet, daß heute die „Isabella“, die „Caribian Queen“ und Thorfin Njals „Eiliger Drache“ erschienen, doch sie hatten sich getäuscht. Ihre Geduld wurde nun doch auf die Probe gestellt.

      Pierre hatte das linke Bein ausgestreckt. Das rechte hielt er angewinkelt. Im Grunde war es kein schlechter Dienst – nur eben langweilig. Die Kimm war wie leergefegt. Graublau schimmerte das Wasser, hellblau war der wolkenlose Himmel.

      Hin und wieder beobachtete Pierre ein paar Seevögel, die ihre Kreise zogen. Sie stiegen von Great Abaco auf, flogen ein Stück über das Wasser hinaus, kurvten und senkten sich auf die Oberfläche hinunter. Dann stießen sie zu. Sie fingen kleine Fische. Einige fraßen sie gleich auf, wie der Franzose verfolgen konnte, andere trugen sie zur Insel.

      Wieder warf Pierre einen prüfenden Blick zur Kimm. Langsam bewegte er das Spektiv von links nach rechts. Dann, ganz plötzlich, stutzte er. Er hielt in der Bewegung inne und richtete den Oberkörper auf. Seine Haltung versteifte sich.

      „Potzblitz“, sagte er. „Na, das nenne ich mal eine Überraschung.“

      Er schob den Daumen und Zeigefinger der linken Hand in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus. Donald Swift, der etwas entfernt Wache ging, horchte sofort auf.

      „Was ist los?“ rief er. „Schiffe?“

      „Ja“, erwiderte Pierre. „Mastspitzen an der südlichen Kimm.“

      „Soll