Seewölfe Paket 24. Roy Palmer

Читать онлайн.
Название Seewölfe Paket 24
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399925



Скачать книгу

Marys freudige Nachricht gleich kräftig mitbegossen.

      Dann wurden Fackeln geholt und entzündet.

      „Es reicht, wenn wir zu dritt oder viert gehen“, sagte Jean. „Die anderen sollen sich ruhig mit den Langusten beschäftigen.“

      Schließlich gingen Mary, Jean Ribault, Don Juan de Alcazar und Martin Correa los, um den Spuren Old O’Flynns zu folgen.

      Als sie an dem Gebüsch waren, entzündete Ribault eine weitere Fackel an einer anderen. Martin deutete in den Sand.

      „Da vorn lag die Jolle. Er hat ihr noch einen wütenden Fußtritt gegeben, bevor er verschwand. Hier, ganz in der Nähe, ist er durch das Gestrüpp gerast.“

      „Das ist vielleicht ein alter Elch“, sagte Jean Ribault, womit er den alten O’Flynn meinte. „So einen Querkopf habe ich noch nicht gesehen. Der spinnt doch, der Bursche.“

      „Der spinnt wirklich“, sagte Mary. „Ich bin nur gespannt, wo er sich jetzt aufhält. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß er bei der Finsternis allein irgendwo im Sand sitzt. Hoffentlich ist ihm nichts passiert“, fügte sie besorgt hinzu.

      Martin entdeckte gleich darauf die Spuren im Sand, die sie mit der Fackel ableuchteten. Da war der Abdruck eines Stiefels und daneben der kleine Abdruck von dem Holzbein. Die O’Flynnschen Fußspuren waren einmalig und unverkennbar.

      Die Fackeln dicht am Boden haltend, gingen sie den Spuren nach. Mitunter waren die Abstände recht groß.

      „Der muß wahrhaftig wie ein Büffel losgestürmt sein“, meinte Don Juan amüsiert. „Solche gewaltigen Sprünge bringt man normalerweise nicht zustande. Da muß man schon rennen.“

      Es ging durch Dünenfelder querbeet durch die Insel.

      Martin blieb stehen und deutete mit der rauchenden Fackel in den hellen Sand.

      „Hier hat er eine Pause eingelegt, da ist deutlich der Abdruck von seinem Achtersteven zu erkennen.“

      Danach war Old O’Flynn weitergestakst, immer noch voller Zorn, wie die Spuren eindeutig bewiesen.

      „Der ist ja höllisch weit gerannt“, sagte Mary staunend, „als wollte er die gesamte Insel durchqueren.“

      Vor einem dichten Gestrüpp endeten eine Weile später die Spuren. Hier war der Alte wie ein Hirsch durchgewalzt.

      Jean Ribault betrat vorsichtig das Gestrüpp und blieb stehen. Die anderen folgten ihm.

      „Donnerwetter“, sagte der Franzose erstaunt und deutete auf ein Loch im Boden, das ziemlich steil in den Sand hineinführte. Überrascht blieben sie davor stehen.

      Hier endeten die Spuren, wie Martin feststellte. Und hier hatte der Erdboden den kauzigen Alten buchstäblich verschluckt.

      „Eine Art Rutsche“, meinte Jean Ribault, der sich neugierig vorbeugte. „Donegal hat so seine ganz bestimmte Art, immer in Erdlöcher zu sausen, das ist ihm offenbar angeboren.“

      Die Höhle war mehr ein schmaler Gang, aber der führte sehr steil in die Tiefe, wie sie besorgt feststellten. Wie es weiter unten aussah, erkannten sie nicht. Da war alles pechschwarz und finster.

      „Donegal!“ rief Mary mit lauter Stimme.

      Keine Antwort. Auch als Martin laut hinunterblökte, meldete sich der Alte nicht. Besorgt sahen sie sich an.

      „Er muß da unten sein“, sagte Don Juan. „Es gibt keine andere Möglichkeit, aber das können wir erst feststellen, wenn wir uns in die Tiefe abseilen. Der Teufel mag wissen, wie lang dieser Gang ist. Und Donegal spaziert vermutlich irgendwo dort unten herum und kann uns nicht hören.“

      „Der spaziert ganz sicher nicht in totaler Finsternis herum“, widersprach Mary, „dazu hat er viel zuviel Angst vor Geistern, die in der Tiefe lauern.“

      „Ich laufe zurück und hole Seile“, sagte Martin. „Die Fackel könnt ihr hierbehalten, ich finde den Weg auch so.“

      Und schon war er weg.

      Jean Ribault nahm eine Fackel, beugte sich tief zu dem Gang hinunter und warf sie schwungvoll hinein. Funken sprühten, die Fackel begann zu rollen und überschlug sich holpernd, einen längeren Licht- und Rauchschweif hinter sich lassend.

      Das Licht wurde immer schwächer, bis es nicht mehr zu sehen war.

      Jean Ribault schluckte. Ganz sicher war die Fackel nicht erloschen, aber der Gang war so tief, daß sie sich ihren Blicken entzog.

      Er sah Mary an, sagte aber nichts, damit die sich nicht noch mehr sorgte. Aber Mary dachte das gleiche wie Jean.

      Hier war der Zorngockel übergangslos hineingefallen, und wahrscheinlich hatte er eine Höllenfahrt hinter sich. Möglicherweise hatte er sich vielleicht das Bein gebrochen und konnte nicht mehr laufen, denn auf dem Holzbein allein konnte er sich nicht halten.

      Sie überlegte krampfhaft, wohin der Gang führen mochte, denn er war wirklich sehr lang. Jetzt drang nur noch ein wenig dunstiger Rauch aus dem steilen Schacht.

      Nach überraschend kurzer Zeit kehrte Martin mit zwei langen Leinen zurück. Er hatte auch noch zwei weitere Fackeln mitgebracht.

      „Das übernehmen Martin und ich“, sagte Jean. „Wenn ihr die Leinen haltet, seilen wir uns ab.“

      Es wurde nicht lange diskutiert, denn Eile war geboten, und so widersprach niemand, als Martin und Jean sich die Leinen umbanden.

      Mit Fackeln bewaffnet ließen sie sich vorsichtig in den Gang abseilen.

      Eine schweigende Welt nahm sie auf, als ihre Fackeln die seltsame Umgebung erhellten. Anfangs sahen sie sich nur stumm um und staunten über die Tropfsteine, die überall bizarr aufwuchsen und mitunter den Weg versperrten.

      „Gar nicht so steil, wie ich dachte“, sagte Jean, „aber wenn man hier unversehens hineinfällt, saust man doch wahrhaftig ab wie in einer Rutsche.“

      Der Boden wurde nach einer Weile eben. Dann standen sie in einer riesigen Höhle und sahen sich nach allen Seiten um.

      „Donnerwetter“, murmelte Martin beeindruckt. „Das ist ja hier wie in einem riesigen Dom.“

      Seine Worte verdoppelten und verdreifachten sich. Aus dem Flüstern wurde ein Knurren, dann ein Grollen. Martin Correa war das nicht ganz geheuer.

      „Eine Kalkstein- oder Tropfsteinhöhle“, sagte Jean Ribault. „Ich war mal in Frankreich in so einem unterirdischen Gewölbe, fast einen ganzen Tag lang, weil ich mich einfach nicht satt sehen konnte.“

      Die Wunderwelt der Tropfsteine nahm sie auf. Martin starrte auf versteinerte Zaubergärten, blickte zur Decke und sah die riesigen Stalaktiten, die von dort herabwuchsen. Im Licht ihrer Fackeln schien diese wundersame Welt zu leben. Und sie schillerte in den unglaublichsten Farben.

      Martin blieb stehen und starrte in eine Ecke, die wie ein vielfarbiger Korallengarten aussah. Auch er konnte sich an dem Anblick nicht satt sehen, doch Jean Ribault drängte zur Eile.

      „Später können wir alles erkunden“, sagte er. „Jetzt müssen wir den Admiral suchen, denn der hat sich hier gründlich verirrt. Er hatte nämlich keine Fackel dabei.“

      „Vielleicht hat er den Zunderschwamm ein bißchen glimmen lassen. Dann muß ihn der Anblick umgehauen haben, denn er sah nur noch Geister um sich herum.“

      Bei dieser Vorstellung grinsten sie beide, denn sie kannten die Furcht des Alten vor solchen Dingen. Wenn er wirklich etwas gesehen hatte, dann war er hier sicher schreiend und entnervt herumgesprungen.

      Sie drangen weiter vor und konnten sich mit den hellen Fackeln auch viel besser orientieren als Old O’Flynn mit seinen dünnen Spänen.

      Diesmal war es Jean Ribault, der plötzlich stehenblieb, so daß Martin gegen ihn prallte.

      „Was ist?“ fragte er heiser.

      Da war irgendwo in dieser riesigen