Название | Seewölfe Paket 24 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399925 |
„Sieht ja unheimlich appetitlich aus“, lobte Jean Ribault. „Ganz phantastisch, wie ihr das Essen hingezaubert habt.“
Mary O’Flynn fühlte sich geschmeichelt. Gotlinde lächelte ein wenig, und Gunnhild errötete hold ob des Lobes, das mit einem charmanten Lächeln des Franzosen serviert wurde.
Er hielt schon die erste Languste in der Hand und griff nach dem aufgeschnittenen Brot.
Auch die anderen langten kräftig zu und aßen. Die meisten tranken spanischen Rotwein dazu, ein paar bedienten sich an dem Bierfaß unter der Palme.
Hesekiel Ramsgate fiel als erstem auf, daß der Alte nicht dabei war. Ein paarmal schon hatte er sich umgedreht und ihn unter den Männern gesucht. Manche Gesichter befanden sich im Schatten und waren daher nicht zu erkennen.
Hesekiel Ramsgate stieß den neben ihm sitzenden Martin Correa an und fragte: „Wo ist denn Donegal geblieben? Ich habe ihn heute nur einmal gesehen, und das war am Vormittag. Ist er etwa krank?“
Der Bootsmann der „Empress“ beschäftigte sich gerade mit seiner Languste und hatte den Humpen mit Bier neben sich in den immer noch warmen Sand gestellt. Jetzt verschluckte er sich fast.
Himmel, der Kapitän! Wo war er denn? Der war doch heute gegen Mittag mit der Jolle an Land gepullt, und höllisch in Braßfahrt war er auch gewesen.
„Keine Ahnung“, sagte er kopfschüttelnd und besorgt. „Aber krank ist er nicht.“
Er grinste dabei ein bißchen, wenn er an die vormittägliche Szene dachte. Das hatte ganz schön gerumst, als Mary ihm die Pfanne auf den alten Querkopf gehauen hatte.
„Seltsam ist das“, meinte Hesekiel, der von dem Vorfall nicht die geringste Ahnung hatte. „Sonst ist er doch immer gleich dabei, wenn es etwas zu feiern gibt.“
Martin räusperte sich beziehungsreich und tippte lächelnd die rothaarige Mary an.
„Hesekiel fragt nach dem Kapitän“, sagte er. „Wo ist er denn? Ich habe ihn seit Stunden nicht mehr gesehen.“
Diesmal verschluckte sich fast auch die Snugglemouse. Ihre Augenbrauen schoben sich ein wenig zusammen. Ihre Augen wurden sekundenlang starr.
„Ja, wo ist er eigentlich?“ fragte sie zurück. „Ich war so beschäftigt, daß ich mich nicht mehr um ihn gekümmert habe. Laß gefälligst das Grinsen, Martin“, sagte sie leiser.
Tatsächlich hatte sie Donegal kurz vor Mittag das letztemal gesehen.
Als er stocksauer abgehauen war, hatte sie sich in der Pantry eingeschlossen und ein bißchen geheult, weil der sture Bock so biestig gewesen war und sogar seine Vaterschaft abgestritten oder angezweifelt hatte. Dann hatte Martin gesagt, Donegal wäre an Land gepullt.
Na ja, sein Zorn würde mittlerweile verraucht sein. Vielleicht hatte er es sich doch überlegt und war einsichtig geworden. Aber sie hatte wirklich mit dem Suchen und Zubereiten der Langusten so viel zu tun gehabt, daß sie den alten Brummbär glatt vergessen hatte.
Jetzt sah sie die Männer der Reihe nach an. Nein, Donegal war nicht darunter, der fehlte wahrhaftig. Vielleicht hockte er doch noch irgendwo in einem Winkel und schmollte vor sich hin.
Das sagte sie auch Martin.
„Sicher hat er sich auf die ‚Empress‘ verkrochen und pflegt seine Flausen. Mich will er damit strafen, daß er sich nicht mehr blicken läßt. Aber da kann er lange schmollen.“
Den beiden anderen Frauen war ebenfalls nicht entgangen, was gesprochen wurde. Sie hörten zu und wunderten sich insgeheim. Sie hatten zwar am Tage auch einen Streit an Deck mitgekriegt, aber das war bei den O’Flynns nicht so ungewöhnlich. Die beiden lagen sich öfter mal in den Haaren.
„Soll ich mal nachsehen?“ fragte Martin.
Mary zögerte erst mit der Antwort, dann schüttelte sie entschieden den Kopf mit den langen roten Haaren.
„Nein, laß ihn schmollen. Wenn der große Admiral sich entschlossen hat, den Beleidigten zu spielen, dann soll er so lange an Bord hocken, bis ihm ein langer Bart wächst. Ich sehe gar nicht ein, daß ich zu Kreuze kriechen soll. Er wird sich schon melden, wenn er Hunger und Durst hat.“
Niemand ahnte, daß Old O’Flynn quasi unter ihnen hockte und Hunger und Durst hatte. Wenn sich ein Spalt im Boden geöffnet hätte, wären ihm die Langusten gleich pfundweise auf den Schädel gefallen – und der Wein dazu. Aber es öffnete sich kein Spalt im Boden, und deshalb geisterte Old O’Flynn im wahrsten Sinne des Wortes unter ihnen umher.
Martin hielt unschlüssig die Languste in der Hand. Sie sah so verdammt appetitlich aus. Aber das Schalentier schien ihm nicht mehr so richtig zu schmecken. Er hatte doch Sorgen um den Alten. Vielleicht war der in seinem Schmollwinkel umgekippt. Konnte alles sein, so was gab es ja. Unschlüssig starrte er vor sich hin.
Marys Stimme riß ihn aus seinen Betrachtungen. Sie klang rauh.
„Was ist mit dir, Martin – schmeckt es nicht?“
„O doch. Aber die Sache mit dem Kapitän läßt mir keine Ruhe. Ich werde doch lieber einmal nachsehen, wenn es recht ist.“
Mary wollte sich eigentlich um diesen „schmollenden Bastard“ nicht mehr kümmern, aber schließlich nickte sie.
„Gut, dann sieh einmal nach. Aber lade ihn nicht ausdrücklich ein, sonst kriegt er wieder Oberwasser und tönt groß herum.“
„Ich werde ihm nur erzählen, wie prächtig das Essen ist“, sagte der Bootsmann grinsend.
Dann verschwand er aus dem Kreis der Männer, stieg am Strand in die Jolle und pullte zur „Empress“ hinüber, wo er aufenterte.
Er polterte ein bißchen an Deck. Vielleicht würde das den alten Burschen herauslocken. Aber auf dem Schiff rührte sich nichts. Alles blieb still und ruhig.
Martin nahm sich eine Kammer nach der anderen vor. Dabei wurde er immer nachdenklicher. Offenbar war Old O’Flynn wirklich nicht zurückgekehrt, denn die Jolle hatten sie gegen Mittag vom Strand geholt, wo der Alte sie hatte liegenlassen. Aber unbemerkt war er auch nicht an Bord gegangen.
Als alles Suchen erfolglos blieb, rief Martin noch ein paarmal seinen Namen, doch auch darauf erfolgte keine Reaktion.
Kopfschüttelnd überlegte er. Der Alte war zwar ein schrulliger und eigenartiger Mann, aber so lange blieb er nicht fort, ohne den anderen etwas zu sagen. Außerdem – was tat er ganz allein irgendwo bei Dunkelheit auf der Insel? Das ergab keinen rechten Sinn.
Er rief ein letztes Mal und sah auch im Laderaum nach. Old Donegal war und blieb verschwunden.
Martin kehrte wieder zu dem Feuerchen zurück und hob hilflos die Schultern, als er Marys forschenden Blick sah.
„An Bord ist er nicht.“
„Hast du überall nachgesehen?“
„Überall“, versicherte Martin. „So groß ist das Schiff ja auch nicht, daß er sich vor mir verstecken kann.“
„Das ist aber merkwürdig“, sagte Mary und zog die Stirn kraus.
„Was ist denn passiert?“ wollte Smokys Frau Gunnhild wissen. „Wo ist Donegal denn?“
„Das wissen wir nicht“, erwiderte Martin. „Er ist heute vormittag an Land gepullt und in dem Buschwerk da drüben verschwunden. Seitdem hat ihn keiner mehr gesehen.“
„Seit heute vormittag?“ fragte Gunnhild entsetzt. „Ihm wird doch hoffentlich nichts passiert sein.“
Mary O’Flynn schluckte hart. Etwas ratlos sah sie von einem zum anderen.
Jetzt wurde auch Jean Ribault hellhörig und unruhig. Er musterte Mary, dann Gunnhild und schließlich Martin. Ihm war,