Seewölfe Paket 6. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 6
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954394951



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Batuti, der dem nächstbesten Gegner die Pistole aus den Fingern gefegt hatte.

      Für den Piraten war das ungefähr so, als habe eine Steinzeitkeule seine Hand getroffen. Er stöhnte schmerzlich. Eine halbe Sekunde sah er nur noch bunte Funken – und für Batuti reichte das, um den Kerl zu packen und als lebendes Wurfgeschoß in die Linie seiner nachrückenden Kumpane zu schleudern.

      Dan O’Flynn drang mit dem Enterbeil auf den Grauhaarigen ein. Aber der Kerl konnte mit dem Säbel umgehen, parierte Hieb um Hieb und wich nur langsam zurück, während sich der Gedanke an all die anderen wie ein glühender Nagel in Dans Gehirn bohrte.

      Batuti wütete wie ein Orkan unter den Piraten. Aber die wurden immer mehr, auch ihre Kumpane brachen jetzt durch die Büsche – und Dan brauchte einfach zu lange, um mit dem grauhaarigen Bretonen fertigzuwerden.

      Als dessen Säbel unter einem mörderischen Hieb durch die Luft flog, war es zu spät.

      Dan wollte den Burschen anspringen, doch im selben Moment trat ihm jemand die Beine weg. Vier, fünf Männer warfen sich von hinten auf ihn. Dan hatte keine Chance. Ein brutaler Tritt traf ihn in die Seite. Als er das Enterbeil hochreißen wollte, setzte ihm jemand den Stiefel auf die Hand. Ein Knie rammte sein Kreuz, Fäuste griffen in sein Haar und preßten ihm das Gesicht auf den Boden. Dan bäumte sich vergeblich auf, und mit dem nächsten Atemzug erstarrte er, als er den nadelscharfen Schmerz im Nacken spürte.

      Die Spitze eines Dolchs ritzte seine Haut.

      „Weg mit dem Messer!“ fauchte eine Stimme. „Noch eine Bewegung, und der Blonde ist eine Leiche!“

      Batuti war gemeint.

      Dan hörte ein Stöhnen hilfloser Wut, dann ein helles Klirren – das Entermesser, das der schwarze Herkules fallen gelassen hatte. Sekunden später ertönte ein Klatschen und ein dumpfer Fall, und Dan ahnte, daß einer der Kerle Batuti bewußtlos geschlagen hatte, bevor er sich näher an ihn heranwagte.

      Dan O’Flynn lag immer noch mit dem Gesicht am Boden und konnte sich nicht rühren.

      Er fluchte innerlich. Und er war einsichtig genug, um vor allem auf sich selbst zu fluchen.

      6.

      Zehn Minuten später waren Dan und Batuti an Händen und Füßen gefesselt und lehnten im Lager der Piraten an einem der Felsen.

      Der grauhaarige Bretone stand vor ihnen. Er hieß Jean Morro, wie sie inzwischen wußten. Den Namen Morro hatte auch der irre Kapitän genannt, als er auf der „Isabella“ versucht hatte, über Bord zu springen. Jetzt war der Verrückte in einen Zustand völliger Apathie gesunken: als habe sich der Haß, der ihn bewegte, bei dem vergeblichen Versuch aufgezehrt, den Anführer der Meuterer umzubringen.

      Jean Morros Augen waren hart wie graue Kiesel. Sein Blick wanderte von Dan zu Batuti und bohrte sich in die blauen Augen Dan O’Flynns.

      „Wer seid ihr?“ fragte er. „Wie kommt ihr hierher? Da nirgends ein Schiff zu sehen ist, müßt ihr mit einem Boot gelandet sein – oder?“

      Dan O’Flynn schwieg.

      Er wußte, daß sein Gegner bereits einen Suchtrupp losgeschickt hatte. Die Meuterer brauchten dringend ein Boot, sie wären schon mit einer Nußschale zufrieden gewesen. Dan hätte ihnen sagen können, daß sie sich umsonst bemühten, aber er dachte nicht daran, den Kerlen entgegenzukommen.

      Jean Morro kniff die Augen zusammen.

      „Ihr müßt zu einem Schiff gehören“, sagte er mehr zu sich selbst. „Ausgesetzt hat man euch bestimmt nicht. Ihr seid von Bord abgehauen, nicht wahr? Man wird nach euch suchen!“

      Dan antwortete immer noch nicht. In den Augen des Grauhaarigen blitzte es flüchtig auf, dann zog er die Lippen von den Zähnen und lächelte.

      „Hör zu, Junge“, sagte er gedehnt. „Ihr könnt bei uns mitmachen. Wir wollen nach Chiapas, zu den Mayas. Da gibt es einen riesigen Goldschatz, den wir uns unter den Nagel reißen werden – genug für uns alle. Wir haben eine Karte, und Jacahiro kennt das Land.“ Er deutete mit dem Kopf zu dem braunhäutigen Mann mit der seltsamen Haartracht, dann starrte er wieder Dan O’Flynn an. „Alles, was wir brauchen, ist ein Kahn, um hier abzuhauen. Verratet uns, wo ihr euer Boot versteckt habt und aus welcher Richtung euer Schiff aufkreuzen wird. Man wird euch garantiert suchen. Ihr könnt mit dem Boot in der Nähe der Insel herumschippern und eure Leute hierherlocken, wenn sie auftauchen. Dafür nehmen wir euch mit nach Chiapas, und ihr erhaltet einen Anteil von dem Schatz. Na?“

      Dan spuckte aus.

      „Deinen Schatz kannst du dir irgendwo hinstecken“, sagte er wütend.

      Morro grinste ausdruckslos. „Hast du Hemmungen, deine Leute in die Falle zu locken? Warum denn? Wenn sie eure Busenfreunde wären, hättet ihr keinen Grund gehabt, von Bord zu verschwinden.“

      „Und woher willst du wissen, daß wir abgehauen sind, du hirnrissiger …“

      „Vorsicht, mein Junge“, sagte Morro scharf.

      „Ich bin nicht dein Junge! Du mußt Läuse im Hirn haben, sonst würdest du nicht solchen Stuß zusammenfaseln. Mit dem Boot herumschippern, um ein Schiff hierherzulocken! Daß ich nicht lache!“

      Jean Morro preßte die Lippen zusammen. Wut zuckte über sein Gesicht. Vermutlich wußte er selbst, daß er nach einem Strohhalm griff. Aber die beiden Unbekannten waren nun einmal da, und die Meuterer klammerten sich blindlings an die Hoffnung, daß das eine Chance für sie bedeuten konnte.

      Morros Blick wanderte zu Batuti. „Und du? Bist du genauso stur wie der da? Überlege es dir! Ein Haufen Gold für ein paar Auskünfte!“

      Batutis Augen rollten.

      „Nix Auskünfte“, knurrte er tief in der Kehle. „Du dummy im Schädel! Steck dir Gold an Hut!“

      Jean Morro sog scharf die Luft durch die Zähne. Einen Moment sah es so aus, als wolle er sich auf seine wehrlosen Opfer stürzen, dann zuckte er mit den Schultern und lächelte matt.

      „Ihr werdet anders reden, wenn ich euch erst einmal eine Weile an den Füßen aufgehängt habe“, versprach er. „Das ist eine äußerst wirksame Methode, um …“

      „Verdammtes Affenarsch!“ schrie Batuti aufgebracht. „Ich dich fressen zum Frühstück, wenn du …“

      „Pepe, Burgunder“, sagte Morro knapp. „Ihr könnt anfangen.“

      Die beiden Angesprochenen grinsten erwartungsvoll. Batuti fletschte die Zähne und schnitt furchterregende Grimassen. Wenn jemand „kleines O’Flynn“ ein Haar krümmte, pflegte der riesige Gambia-Neger zum reißenden Tiger zu werden. Wahrscheinlich wäre er trotz der Fesseln dem Meuterer-Kapitän an die Kehle gesprungen, wenn einer der Kerle Dan angefaßt hätte, aber so weit kam es nicht mehr.

      „Jean!“ brüllte plötzlich eine Stimme. „Jean!“

      Zweige knackten, irgendwo oberhalb der Mulde brachen Schritte durch die Büsche. Ein Mann kletterte die Felsen hinunter, so hastig, daß er ein paarmal abzurutschen drohte. Stolpernd rannte er durch die flache Mulde und blieb zwischen den anderen stehen.

      „Ein Schiff!“ keuchte er. „Mastspitzen! Sie halten auf die Insel zu!“

      „Ein Schiff“, wiederholte Jean Morro flüsternd.

      Seine Augen begannen zu funkeln. Er starrte dorthin, wo sich jenseits der Felsenbarriere der Pazifik dehnte.

      „Sollen sie kommen“, sagte er leise. „Wir werden sie gebührend in Empfang nehmen.“

      Wie eine Vision tauchte die Insel aus den Hitzeschleiern.

      Hasard stand vorn auf der Back und spähte durch das Spektiv. Sie lagen über Backbordbug am Wind, und zufrieden stellte der Seewolf fest, daß sie das Eiland mit dem nächsten Kreuzschlag erreichen würden.

      „Klar zum Wenden!“ befahl