Название | Seewölfe Paket 27 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399956 |
„Wir müssen die Verdrießlichkeiten dieser Reise eben in Kauf nehmen, wir haben nun einmal so entschieden. Noch befinden wir uns in keiner ausgesprochen kritischen Situation. Möglicherweise stoßen wir in den nächsten Tagen doch noch auf eine Insel.“
„Falls die Flaute nicht dazwischenkommt und uns längere Zeit aufhält. Eine Kalmenzone kann unseren sicheren Tod bedeuten.“
„Ich weiß“, sagte Ben gepreßt. „Ich denke leider auch immer allzuoft daran.“
Während sie sich auf dem Achterdeck besorgt unterhielten, ging auf der Kuhl das lustige Spielchen weiter.
Die drei „Segler“ waren in Position gebracht und befanden sich an der Ziellinie, die das südamerikanische Land markierte. Ihre Federn sahen wie geblähte kleine Segel aus.
Carberry setzte Mac vorsichtig auf das Wasser und tauchte dann die Hand ein, damit sich Yellowmac an die fremde Umgebung gewöhnen konnte.
Aber Yellowmac wollte nicht so richtig. Er sah zwar kühn und verwegen aus, doch das Wasser gefiel ihm nicht. Er wollte auch nicht vierkant über den Pazifik segeln. Schnell machte er sich aus dem Staub und kroch am Arm seines Oberbefehlshabers nach oben.
„Ähäh“, sagte der Profos, „das gilt nicht. Du triefäugige Wanze wirst jetzt absegeln, sonst wickel ich dich zwölf mal ums Bratspill.“
Smoky verfuhr mit Jonny auf die gleiche Weise, ebenso Gary Andrews.
„Das sind vielleicht ein paar undankbare Elchwanzen“, wetterte Smoky. „Oder sind denen noch keine Seebeine gewachsen? Die haben einfach keine Lust, die Lausekerle.“
„Vielleicht können sie gar nicht schwimmen“, meinte Matt Davies besorgt. „Dann ist ihre Angst erklärlich.“
„Ach was, das ist reine Faulheit“, erklärte Carberry. „Die müssen einfach, sonst können sie sich den richtigen Pazifik von außen ansehen.“
Der Versuch wurde wiederholt, und diesmal gehorchten die drei. Aber Angst vor dem Wasser hatten sie doch.
Erst als der Profos lautstark drohte, ihnen die Affenärsche zu kalfatern, ging es besser.
Yellowmac paddelte los, Benny folgte, und dann bequemte sich auch Jonny, das Wagnis der großen Reise einzugehen. Gleich darauf flitzten sie nach drei Seiten auseinander. Yellowmac versuchte, so schnell wie möglich die Backbordseite der Waschbalje zu erreichen.
„Jetzt ist es zu spät“, sagte Carberry grinsend. „Wenn man erst mal den Hafen verlassen hat, dann muß man auch auf See. So, und jetzt werdet ihr mit einer frischen Backstagsbrise losklüsen.“
Er blies die Wangen auf und spielte Windgott, wobei er gebückt an der Waschbalje entlangschlich und Yellowmac genau im Auge behielt.
Smoky blies ebenfalls auf die Feder, und Gary ging fast die Luft aus, so sehr strengte er sich an.
Alle drei segelten jetzt unter vollem Preß. Ihre Füße paddelten im Wasser wie die Riemen von einer Galeere. Bei der nächsten Flaute wären sie fraglos abgesoffen, denn Schwimmen war überhaupt nicht ihre Stärke. So aber hielt ihr Tempo sie über Wasser, und sie hatten immer achterlichen und frischen Wind, wenn der auch verdächtig nach Rum und Dünnbier roch.
Die Kerle bliesen, was sie konnten. Und je mehr sie bliesen, um so mehr nahmen die drei farbenprächtigen Segler Fahrt auf und schossen nur so über das Wasser dahin. Durch das Pusten war das Wasser jetzt auch gekräuselt, und damit die Reise nicht so glatt ging, rührten die Zwillinge mit den Händen in der Balje, bis eine hochgehende Dünung entstand.
Da kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Die Kakerlaken tanzten und hüpften auf den Wellen und wurden immer wieder durch lautstarkes Gebrüll der Arwenacks angefeuert.
„So ganz einfach dürfen die das aber nicht haben“, meinte Jeff Bowie. „Kurz vor China schralt nämlich der Wind, dann springt er um, und die Armada muß auf Kreuzkurs gehen.“
„Das war nicht vereinbart!“ brüllte Carberry, aber dann mußte er ganz schnell wieder blasen, denn Yellowmac luvte zu hart an und gierte hart aus dem Kurs.
„Wieder mal der Rudergänger besoffen, was, wie?“ fluchte Ed. Schnell brachte er den verstörten Yellowmac wieder auf Kurs. Aber der hing jetzt im spärlichen Kielwasser von Grünjonny eine Mini-Kabellänge achteraus und mußte erst aufholen.
Smokys Gesicht war knallrot angelaufen. Er registrierte mit Mißbehagen, daß Grünjonny zwar verteufelt gut segelte, aber mittlerweile am chinesischen Festland drei Kerle aufgekreuzt waren, die für mächtigen Gegenwind sorgten. Und Grünjonny, diese Landratte, breitete auch hoch die kurzen Stummelflügel aus, um seine rasende Fahrt abzubremsen.
„Der hat die Beisegel gesetzt, oder er säuft ab“, meinte Stenmark kritisch. „Der gerät in Seenot, Smoky. Ich an deiner Stelle würde ihn aus dem Bach fischen.“
„Mich fischt auch keiner aus dem Bach“, empörte sich Smoky. „Ich muß so und so über den Pazifik – und Jonny auch. Der segelt weiter, und wenn ihm die Rahen um die Ohren fliegen.“
Rotbenny geriet für kurze Zeit ebenfalls in Seenot. Er lag zwar noch vorn und hatte die halbe Strecke fast hinter sich, doch der Waschbaljen-Pazifik hatte seine Tücken. Bob Grey blies ihn von der Seite her an, was auch nicht vereinbart war, und so driftete er ab und kollidierte mit Yellowmac, der mächtig aufgeholt hatte. Yellowmac wurde mit dem Klüver auf der Backbordseite gerammt, schoß in den Wind und geriet auf einen gefährlichen Kurs, weil der Profos jetzt blies und pustete, was seine mächtigen Lungen hergaben.
In der Waschbalje war wildbewegte Kreuzsee. Die Kerle nahmen ihr Spielchen verteufelt ernst und benahmen sich so, als gäbe es im Augenblick nichts Wichtigeres auf der Welt als die Sturmfahrt über den Pazifik.
Da wurde Empörung laut, da wurde mal eine Faust geschüttelt, oder da fluchte einer wie wild, wenn die Lage bedrohlicher wurde.
Yellowmac lag nunmehr vorn. Der Profos wollte grinsen, aber er konnte nicht, sonst fehlte der Wind, und den brauchte der Kleine jetzt, als er sich dem chinesischen Festland näherte.
Dort hatte sich mittlerweile der Himmel in Gestalt dreier grinsender Kerle verfinstert, die unbedingt verhindern wollten, daß die drei farbenprächtigen Flibustier landeten und Unheil über das Land brachten.
Ein feines Spielchen war das, so fanden sie alle, und es bereitete eine Menge Spaß, weil immer wieder etwas passierte, was nicht einkalkuliert war.
Grünjonny hatte heute seinen miesen Tag. Der Decksälteste scheuchte und beschwor ihn, fluchte oder bat oder verwünschte ihn lautstark. Aber der Kleine war fix und fertig und konnte nicht mehr, als er in den harten Gegenwind geriet. Er tauchte voll mit dem Bug unter, kam wieder hoch und krängte stark nach Backbord, was Smoky zum Anlaß nahm, einen entsetzten Schrei auszustoßen. Aber da war es um Grünjonny bereits geschehen. Er kenterte, sein Großsegel wurde von einer überkommenden See unter Wasser gedrückt, und damit war es aus. Grünjonny blieb kieloben und ging langsam auf Tiefe.
Dabei zappelte er, als würden auf einer absaufenden Galeere die Riemen immer noch in vollem Takt geschlagen.
„Der kriegt eine würdevolle See-Bestattung“, versprach Pete Ballie.
„Kriegt er nicht“, sagte Smoky sauer. „Der wird ausgepeitscht wegen Unfähigkeit vor dem Feind.“
Er langte in die Waschbalje und holte Grünjonny heraus. Dann setzte er ihn vorsichtig auf die Planken. Grünjonny hatte die Sturmfahrt verloren und war todunglücklich. Um ihn her breitete sich eine Wasserlache aus. Im allerletzten Augenblick war er aus Seenot gerettet und abgeborgen worden.
Blieben noch Yellowmac und Rotbenny im Rennen, um die sich jetzt Gary und der Profos lebhaft bemühten. Als sie in den starken Gegenwind gerieten, wurde der Profos ganz fuchtig. Verbissen versuchte er, Yellowmac an Land zu bringen, doch da blies ein ablandiger Taifun aus drei kräftigen Hälsen.
Yellowmac war total verbiestert