Seewölfe Paket 14. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 14
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397723



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seinen Ärger.

      „Befehlen Sie Quintana und Sotero wieder an die Geschütze!“ stieß er wütend hervor. „Aber damit ist ihre Strafe nicht aufgehoben!“

      „Si, Señor Capitán“, sagte Jesus Valencia, und als er sich umdrehte, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er befahl einem Aufseher, die Eisen Antonio Soteros aufzuschließen, und führte den Mann unter die vordere Plattform, wo Manuel Quintana hockte. Der Stückmeister hatte sich einigermaßen erholt, und er nickte sofort, als Jesus Valencia ihn bat, eins der beiden Geschütze zu übernehmen, für die er vorher verantwortlich gewesen war.

      „Was hat der Capitan vor?“ fragte Teniente Ribera.

      „Er will einen Kampf vermeiden, wenn es geht“, erwiderte Valencia. „Er ist wild auf die Engländer, die an Bord des Franzosen sind.“

      „Warum eigentlich?“ fragte Ribera. „Niemand von uns versteht, daß er derart durchdreht, seit er hinter diesem Schiff her ist.“

      „Die Engländer sollen damals sein Schiff gekapert haben“, sagte der Erste Offizier leise. „Einer von ihnen hat ihm eine Ladung Blei in die Brust geschossen, an der er beinahe krepiert wäre. Das Ganze hat ihn damals seine Karriere gekostet.“

      Ribera nickte. Jetzt war das Verhalten des Kapitäns verständlicher. Ein Mann wie Juan de Faleiro konnte so etwas nie vergessen.

      Sie drehten die Köpfe, als sie de Faleiros Stimme auf der achteren Plattform hörten. Der Kapitän gab Anweisung, ihre friedlichen Absichten zu bekunden, indem die Galeasse parallel zur Galeone trieb. Die Galeone hatte inzwischen beigedreht. Deutlich war zu erkennen, daß auch ihre Geschütze feuerbereit waren.

      „Señor Capitán!“ brüllte Juan de Faleiro zur Galeone hinüber. „Wir sind auf der Suche nach Feinden der Spanischen Krone! Es handelt sich um Engländer, die sich an Bord Ihres Schiffes befinden müssen!“

      Es dauerte eine Weile, bis Antwort von der Galeone gegeben wurde.

      „Bedauerlicherweise ist es mir nicht möglich, Ihnen behilflich zu sein, Monsieur!“ rief der Kapitän der Galeone zurück. „Wir haben keine Engländer an Bord!“

      Juan de Faleiro zitterte vor verhaltener Wut. Im ersten Moment war er drauf und dran, die Galeasse mit ein paar Riemenschlägen eine Wendung von neunzig Grad durchführen und die beiden Vierundzwanzigpfünder abfeuern zu lassen. Doch dann dachte er daran, daß er die Engländer lebend in die Finger kriegen wollte. Sie sollten keinen leichten Tod erfahren. Nein, sie sollten wie die anderen Feinde Spaniens den Feuertod auf der Plaza von Valladolid erleiden – nachdem er sich selbst an ihnen für alles gerächt hatte, was sie ihm angetan hatten.

      „Señor!“ brüllte er zurück. „Ich habe meine Befehle von der Admiralität! Ich bitte, an Bord Ihres Schiffes kommen zu dürfen! Ich muß darauf bestehen, Ihre Aussage zu überprüfen!“

      Eine Weile war es auf der französischen Galeone still, dann trat der Kapitän wieder an die Reling des Achterdecks und rief: „Sie sind willkommen an Bord der ‚Mercure‘, Monsieur!“

      Das Geiergesicht Juan de Faleiros entspannte sich.

      „Teniente Ribera!“ rief er. „Stellen Sie zehn Soldaten ab, die mich zur Galeone hinüberbegleiten! Señor Valencia, lassen Sie das Beiboot zu Wasser!“

      Er verschwand kurz unter Deck in seiner Kammer und kehrte nach einigen Minuten in seiner Galauniform und mit seiner Sonntagsperükke wieder zurück.

      Der Erste Offizier hatte das Beiboot inzwischen zu Wasser gebracht, und außer acht Rudergasten hatten zehn Seesoldaten auf den Duchten Platz genommen.

      Juan de Faleiro ignorierte seinen Ersten Offizier. Er winkte den Aufseher herbei, der den Platz des toten Zuchtmeisters übernommen hatte.

      „Sie übernehmen während meiner Abwesenheit das Kommando über die ‚San Antonio‘, Señor Saltillo“, sagte er kalt. „Ich erwarte, daß Sie bei irgendwelchen Zwischenfällen hart durchgreifen. Wenn irgend etwas Unvorhergesehenes auf der Galeone geschieht, greifen Sie sofort an. Ohne Rücksicht auf meine Person, verstanden?“

      Der Aufseher, der sich in die Brust geworfen hatte und dessen Augen vor Stolz leuchteten, nickte heftig.

      „Sie, Señor Capitán!“ brüllte er.

      Juan de Faleiro winkte ab. Sein Geiergesicht mit den stechenden Augen und den messerrückendünnen Lippen verzog sich zu einem leichten Grinsen, als er das blasse Gesicht seines Ersten Offiziers sah. Warte nur, Kerl, dachte er, wenn ich die Engländer erst einmal in meiner Gewalt habe, werde ich mich ein bißchen intensiver um dich kümmern!

      Er bestieg das Beiboot und befahl, abzulegen.

      Jesus Valencia starrte dem Boot aus brennenden Augen nach. Er spürte deutlich die Gefahr, in der er schwebte.

      13.

      Die Geschütze der „Mercure“ waren gefechtsbereit. Die Männer auf der Galeone hatten zwar erkannt, daß die Dons diesmal nicht gleich ihre Kanonen auf sie abfeuern wollten, aber das minderte ihr Mißtrauen nicht.

      Dann war die Stimme des spanischen Kapitäns zu ihnen herübergedrungen, und durch Ferris Tucker war es wie ein Blitz gefahren.

      Die Stimme kannte er!

      Er würde sie nie in seinem Leben vergessen. Bilder aus der Vergangenheit stiegen vor seinem geistigen Auge auf, und er sah Dan O’Flynn vor sich auf der Galeere stehen, der schrie: „Ihr Dreckskerle könnt mich hängen oder vierteilen oder kielholen! Ich schlage meine eigenen Kameraden nicht, ich …“

      Er hatte Dan zugerufen, vernünftig zu sein und zuzuschlagen, dann hatte ihn selbst und Dan die Peitsche eines Aufsehers getroffen. Dans Haut war am Hals aufgeplatzt, das Blut war ihm über den nackten Oberkörper gelaufen. Und dann hatte der Teufelskerl sich blitzschnell gebückt, seine Eisenfessel hochgerissen und sie dem Peitschenschwinger entgegengeschleudert. Der Mann war zwischen die schreienden Rudersklaven gestürzt. Der nächste Hieb hatte einen Seesoldaten von den Beinen gefegt, und dann hatte das Bürschchen plötzlich eine Muskete in den Händen. Feuer und Rauch schlugen aus der Mündung, und auf der achteren Plattform schrie der geiergesichtige Capitán auf, dem eine Ladung Eisen mitten in die Brust gefahren war …

      Ferris Tucker schien es, als wäre alles erst vor ein paar Wochen passiert. Doch es war schon fünfzehn Jahre her. Dennoch – die Stimme des Capitáns hatte er sofort wiedererkannt.

      Pierre Delamotte blickte ihn an, und Ferris Tucker begriff, daß der Kapitän ihn um Rat fragen wollte.

      „Er will an Bord der ‚Mercure‘ kommen“, sagte Delamotte. „Was sollen wir tun? Kämpfen?“

      Ferris Tucker schüttelte den Kopf.

      Aus der Deckung des Schanzkleides heraus zischte er: „Lassen Sie den Kerl ruhig an Bord. Wir kennen den Hurensohn. Wir werden ihn uns schnappen und ihn als Geisel benutzen. Die Kerle auf der Galeasse werden sich hüten, uns anzugreifen, wenn wir ihren Kapitän in der Gewalt haben.“

      Ferris Tucker zischte Carberry zu, wer dieser Kerl war, der es auf sie abgesehen hatte. Sofort wurde alles für einen Empfang des Dons vorbereitet. Blakky und Luke Morgan besetzten je eine Drehbasse auf dem Achterdeck und der Back. Wenn die Seesoldaten, die mit dem spanischen Kapitän auf die „Mercure“ zufuhren, nicht kampflos umkehren wollten, würde man sie mit ein wenig gehacktem Eisen davon überzeugen, daß es gesünder für sie war.

      Sie hörten das dumpfe Pochen, mit dem das Beiboot gegen den Rumpf der Galeone stieg, dann tauchte das Geiergesicht Juan de Faleiros über dem Schanzkleid auf.

      Die stechenden, dunklen Augen des Spaniers huschten über die Kuhl. Sie nahmen eine schattenhafte Bewegung unter sich wahr, aber ehe de Faleiro reagieren konnte, hatte ihn eine mächtige Faust an seinem Spitzenkragen gepackt und zerrte ihn über das Schanzkleid.

      Juan de Faleiro stieß einen spitzen Schrei aus, der abrupt verstummte, als Carberry ihm die Spitze seines