Название | Seewölfe Paket 14 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397723 |
Das Gesicht des ersten Seesoldaten schob sich übers Schanzkleid. Der Mann starrte genau in die Mündung von Ferris Tuckers Pistole.
„Sieh dich um, Soldat“, sagte Ferris auf Spanisch. „Keiner von euch wird es überleben, wenn ihr eure Füße auf die Planken dieses Schiffes setzen wollt!“
Der Seesoldat sah, daß sowohl vom Achterdeck als auch von der Back eine Drehbasse auf das Beiboot der „San Antonio“ gerichtet war. Er kannte die fürchterliche Wirkung ihrer Eisenladungen, und fast ruckartig tauchte er hinter dem Schanzkleid weg. Er verfehlte eine Sprosse der Jakobsleiter, das Tau entglitt seinen Fingern, und er stürzte zwischen seine Kameraden.
„Ablegen!“ brüllte der gestürzte Soldat. „Sie haben den Capitan in ihrer Gewalt!“
Die Rudergasten holten die Riemen durch, was das Zeug hielt, und sie brauchten für den Rückweg zur Galeasse höchstens die Hälfte der Zeit wie umgekehrt.
Juan de Faleiro begriff nur allmählich, welchen Fehler er begangen hatte.
Dann brach sich sein Zorn Bahn. Mit einer heftigen Bewegung riß er sich von Carberry los. Die Messerspitze ritzte seine Haut, aber das spürte er nicht.
„Feuer!“ brüllte er zur Galeasse hinüber. „Schießt die Hurensöhne zusammen! Bohrt sie auf den Grund des Meeres!“
Carberry, der dem giftigen Kerl mit seiner gepuderten Perücke einen solchen Ausbruch nicht zugetraut hätte, lief hinter ihm her, aber de Faleiro entwischte ihm, jagte den Aufgang zur Back hinauf und sprang den überraschten Luke Morgan an, der hinter seiner Drehbasse stand und das Beiboot beobachtete, das mit einem Affenzahn zurück zur Galeasse rauschte.
„He!“ sagte Luke, wischte mit der linken Hand durch die Luft und landete einen klatschenden Schlag auf Juan de Faleiros Ohr, daß dem die Perücke davonflog und in hohem Bogen ins Wasser segelte.
„Warum feuert ihr nicht!“ heulte Juan des Faleiro. Er schüttelte seine Fäuste zur „San Antonio“ hinüber. „Rammt die Galeone, ihr Idioten, oder ich werde euch die Haut in Streifen abziehen lassen! Feuer, verdammt noch mal! Valencia, ich werde dich vierteilen, wenn ich …“
Eine kräftige Maulschelle verschloß ihm den Mund.
Ferris Tucker packte den geiergesichtigen Menschenschinder im Genick und schüttelte ihn wie einen nassen Hund.
„Halt’s Maul, oder du fängst noch ein paar, daß du die Engel im Himmel singen hörst“, knurrte er. Er hielt den Spanier am ausgestreckten Arm von sich und reichte ihn Carberry.
„Geschütze bereit zum Feuern?“ rief Ferris Tucker, der auf die Kuhl hinuntersprang.
„Aye, aye, Ferris!“ gaben Stenmark, Jeff Bowie und Marteau zurück.
Sie starrten alle hinüber zur Galeasse, wo sich einiges zu tun schien. Ferris Tucker sah, daß es auf der achteren Plattform ein Handgemenge gab. Offensichtlich war sich die Schiffsführung nach dem Ausfall des Capitáns nicht einig, was nun zu geschehen hätte.
Ferris Tucker entschloß sich, der Meinungsbildung ein wenig nachzuhelfen. Er trat zu Stenmark, der das zweite Geschütz von der Back aus bediente, und sagte: „Wir donnern ihnen ein Geschoß in die Takelage! Dann werden sie merken, was sie erwartet, wenn sie sich mit uns anlegen!“
Mit donnerndem Laut entlud sich das Geschütz. Eine Pulverdampfwolke nahm ihnen die Sicht. Sie hörten ein entferntes Geschrei, und als sich der Pulverdampf verflüchtete, sahen sie, wie genau das Geschoß gelegen hatte. Der Großmast war nach Steuerbord abgeknickt, nur noch gehalten von den Wanten. Die große Lateinerrah mit den aufgegeiten Segeln schwankte wild hin und her und brachte den Mast schließlich zum Einsturz.
Das Schreien der Rudersklaven war deutlich bis herüber auf die „Mercure“ zu hören …
14.
Jesus Valencia hatte mit zusammengekniffenen Lippen beobachtet, wie Juan de Faleiro über die Jakobsleiter an Bord der Galeone geklettert war. Voller Überraschung hatte er dann mit ansehen müssen, wie der Kapitän an Bord gezerrt wurde und ein riesiger Mann den Seesoldaten, der dem Kapitän gefolgt war, mit der Pistole bedrohte. Dann war der Soldat schleunigst ins Beiboot zurückgeklettert, und Sekunden später hatte es von der Galeone wieder abgelegt.
Die kreischende Stimme des Capitáns war zur „San Antonio“ herübergeweht. Sie alle hatten seine Worte deutlich verstanden, und Saltillo, der Aufseher, dem Juan de Faleiro das Kommando während seiner Abwesenheit übertragen hatte, war wie ein Verrückter über den Laufgang getobt und hatte befohlen, die Galeasse um neunzig Grad zu drehen und die beiden Vierundzwanzigpfünder auf die Galeone abzufeuern.
Jesus Valencia hatte nur Sekunden gezögert. Dann hatte er gebrüllt: „Alles hört auf mein Kommando! Ich bin der Erste Offizier der ‚San Antonio!‘ Wir können nicht auf die Galeone feuern, wenn wir das Leben des Capitáns nicht gefährden wollen!“
„Ich habe das Kommando!“ Die Stimme Saltillos überschlug sich. Als er sah, daß sich niemand um seine Befehle kümmerte, drehte er auf dem Absatz um und raste den Laufgang zurück. Mit wenigen Sätzen war er neben Jesus Valencia auf der achteren Plattform, ein Messer in der vorgereckten Faust.
„Das ist Meuterei, Señor Valencia!“ schrie er. „Ich befehle Ihnen, die Plattform zu verlassen und unter Deck zu gehen! Ich werde dem Capitán Meldung erstatten, wenn Sie …“
Jesus Valencia ließ ihn nicht ausreden. Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte er Saltillo das Messer aus der Hand geschlagen und die Faust ans Kinn gesetzt. Der Aufseher taumelte zurück, fing sich aber schnell wieder.
Von der vorderen Plattform lief Teniente Ribera heran. Er packte Saltillo von hinten und legte ihm den rechten Unterarm an die Kehle, daß er keine Luft mehr kriegte.
In diesem Augenblick lief Teniente Ribera heran. Er packte Saltillo von hinten und legte ihm den rechten Unterarm an die Kehle, daß er keine Luft mehr kriegte.
In diesem Augenblick brüllten ein paar Rudersklaven auf. Die Blicke aller Männer richteten sich auf die Galeone, an deren Seite eine graue Wolke aufquoll. Sekundenbruchteile später erfüllte ein Jaulen die Luft, das im Splittern des Großmastes unterging.
Die Großrah schwankte wild hin und her, der Mast knickte nach Steuerbord ab. Noch wurde er von den Wanten gehalten, doch plötzlich brach er weg, und die schwere Rah krachte aufs Deck nieder.
Teniente Ribera hatte den Aufseher vor Schreck losgelassen und starrte auf das Chaos zwischen den Ruderbänken. Das Schmerzensgeschrei der Verwundeten gellte in seinen Ohren.
Saltillo hatte sich sofort gebückt und das Messer aufgehoben, das Jesus Valencia ihm aus der Hand geschlagen hatte. Er sah den Rücken des Teniente vor sich, hob den Arm und wollte zustechen.
Ein Schuß peitschte über Deck.
Saltillo zuckte zusammen wie unter einem Peitschenschlag. Sein Hemd auf der Brust begann sich rot zu färben. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er an sich herab, dann verließ ihn die Kraft, und er sackte leblos zusammen.
„Er wollte Sie ermorden, Teniente!“ rief ein Soldat von Backbord herüber, aus dessen Musketenmündung ein Rauchfaden quoll.
Ribera bedankte sich mit einem kurzen Nicken, dann horchte er auf, als eine deutliche Stimme von der Galeone herüberklang.
„Falls Sie versuchen uns anzugreifen, Señores, wird Ihr Capitán als erster dran glauben müssen!“
Jesus Valencia schaute Ribera an.
Der Teniente nickte. Ein leichtes Grinsen stahl sich auf seine Züge.
„Lassen Sie hinübersignalisieren, daß wir keinen Angriff riskieren werden“, sagte er.
Der Erste Offizier zögerte noch einen Augenblick, doch dann gab er entschlossen den Befehl, die Flagge am Heck einzuholen, als Zeichen dafür, daß man nicht die Absicht hatte, die Galeone anzugreifen.