Seewölfe Paket 14. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 14
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397723



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zu ihm herum. „Das aber nur, wenn ich wütend bin, du feuerroter Plankenmaat.“

      „Also, nun ist es heraus“, erklärte Dan O’Flynn feierlich. „Unser Profos hängt an Sir John, sie sind ein Herz und eine Seele. Das hab’ ich ja schon immer gesagt. Und was ist denn auch Schlechtes dabei? Jeder hat seine schwache Seite im Leben, bloß ein Carberry ist zu stolz, es zuzugeben.“

      „Jetzt reicht’s mir aber!“ schrie Carberry, dessen Schläfenadern bereits gefährlich anschwollen. „Paßt bloß auf, daß ihr keinen Hitzschlag kriegt und aus dem Kahn fällt, ihr ungaren Gockel!“

      „Immer mit der Ruhe, Ed“, sagte der Seewolf, konnte sich ein Lächeln aber auch nicht verkneifen.

      „Das mit der Karawane ist Quatsch“, sagte Gary Andrews. „Ich wette, Sir John ist gleich runter bis nach Nubien geflogen, und da landet er bei den Negern im Kochtopf.“

      „Nicht wahr!“ stieß Batuti aufgebracht hervor. „Nicht alle schwarzen Männer fressen Papageien!“

      „Schon gut“, sagte Gary beschwichtigend. „Das sollte keine Beleidigung sein, Junge. Denk’ doch an die Chinesen. Die fressen Hunde und sogar Ratten.“

      „Und Schwalbennester“, fügte Matt Davies hinzu.

      „Und verfaulte Eier“, sagte Stenmark. „Pfui Teufel.“

      „Mister Andrews!“ sagte Carberry sehr laut. „Du wirst dich wegen deiner Äußerung da noch zu verantworten haben. Kriege ich jemals raus, daß es dem Vogel wirklich so ergangen ist, wie du gesagt hast, halte ich mich an dich, verstanden?“

      „Wieso denn das?“ fragte Gary verblüfft. „Es ist doch nicht meine Schuld, oder?“

      „Aber du scheinst ja genau Bescheid zu wissen“, grollte der Narbenmann. „Möglich, daß du hinter den Horizont gucken kannst. Sollte sich das als wahr erweisen, tu’ ich gut daran, dir auf den Schädel zu klopfen, denn ein Jonas bringt einer Crew stets Unglück. Was? Wie?“

      „Ich will nichts gesagt haben“, brummte Gary.

      „Regt euch ab“, sagte Dan O’Flynn. „Wenn mich nicht alles täuscht, kehrt unser Freund gerade von seinem Ausflug zurück.“ Er wies nach Backbord, also nach Süden, und tatsächlich, dort näherte sich im rotgoldenen Nachmittagslicht ein Punkt, der sich rasch vergrößerte. Dan mit seinen scharfen Augen hatte ihn als erster erspäht, doch jetzt sahen ihn auch die anderen, und wenig später entpuppte sich der Fleck als Sir John, der ziemlich aufgebracht zu sein schien. Sie konnten die Flüche, die er auf englisch und auf spanisch ausstieß, nur allzu gut verstehen.

      „Nun mal los, Mister John, Sir!“ rief der Profos. „Was, zum Teufel, ist passiert? Was hast du gesehen?“

      Sir John zog eine Schleife über den Booten, dann senkte er sich zielsicher auf die mächtige Gestalt seines Herrn und Gebieters nieder und landete auf dessen Schulter.

      Er krakeelte wie verrückt und wollte keine Ruhe geben. Carberry nannte ihn einen „blinden Geier“ und einen „tückischen Zwerghahn“ und wollte ihn von seiner Schulter jagen, um ihn zum Schweigen zu bringen, doch der Papagei setzte bereits wieder ab, nach Backbord voraus, flog ein Stück und kehrte wieder zu den Booten zurück.

      „Alle Mann an die Brassen!“ zeterte er. „Breitseite von Steuerbord! Fier weg das Ding! Klar bei Lunten! Stinkstiefel und Himmelhunde! Galgenstricke und Affenärsche!“

      „Was meint er denn bloß?“ fragte der Seewolf. „Daraus wird ja kein Mensch schlau.“

      Der Papagei saß nun wieder auf Carberrys Schulter, fuhr aber fort zu fluchen.

      „Er kann sich eben nicht richtig zivil ausdrücken“, sagte der Profos.

      „Zivilisiert“, berichtigte der Kutscher.

      „Das ist doch scheißegal, du Knochenbieger!“ fuhr der Profos ihn an, dann wandte er sich wieder seinem Kapitän zu. „Eins steht aber fest, Sir: Es ist was im Busch. Sonst würde sich Sir John nicht so idiotisch gebärden.“

      „In Ordnung“, sagte der Seewolf. „Sein Benehmen ist ein klares Alarmzeichen. Richten wir uns darauf ein, daß es gleich Verdruß gibt.“ Er winkte seinen Männern zu und rief: „Klar bei Handfeuerwaffen! Ferris und Al, kümmert euch um die Höllenflaschen!“

      „Aye, Sir“, gaben die Männer zurück.

      Dann wurden die Riemen eingeholt und eilfertige Betriebsamkeit setzte an Bord der beiden Jollen ein. Im Nu hatten sie die Musketen, die Tromblons und Pistolen unter den Duchten hervorgeholt oder aus ihren Gurten gezogen, die Läufe blinkten matt in der Sonne. Die Ladungen wurden überprüft. Jeder überzeugte sich davon, daß alles seine Ordnung hatte und das Zündkraut ja nicht naß geworden war. Carberry zerdrückte einen neuerlichen Fluch auf den Lippen und preßte mit dem Ladestock eine Kugel in seine Pistole.

      Ferris Tucker und Al Conroy, die in Ben Brightons Boot saßen, hielten die Flaschenbomben mit der explosiven Ladung bereit und hantierten bereits mit Feuerstein und Feuerstahl. In jedem Boot wurde ein kleines Kupferbecken mit Holzkohle zum Glimmen gebracht, die Glut zum Anzünden der Lunten war bereit.

      Wenig später sollte sich bewahrheiten, daß Sir Johns Gezeter nicht grundlos gewesen war: Von Süden her jagten durch die Dünen Männer auf Dromedaren heran – Beduinen! Sie schwenkten ihre Waffen und stimmten ein wildes Geschrei an.

      Hasard bedeutete seinen Männern, sich hinter die Dollborde der Boote zu ducken. Die Waffenläufe richteten sich drohend auf die anstürmende Horde. Der Tanz konnte beginnen.

      6.

      Die Beduinen waren nun so dicht heran, daß sie sich von der Zahl der Männer in den Booten und auch von deren Bewaffnung einen Eindruck verschaffen konnten, doch sie dachten nicht daran, sich einschüchtern zu lassen. Sie schwangen Lanzen und Krummsäbel, stießen gellende Schreie aus und trieben ihre hochbeinigen Reittiere auf das Wasser des Kanals zu.

      „Wartet noch“, sagte der Seewolf zu seinen Männern. „Schießt erst, wenn ich euch den Befehl dazu gebe.“

      „Aye, Sir“, antworteten die Männer wieder.

      Die Beduinen hatten den Kanal erreicht, die Kamele drängten sich im dichten Pulk und strebten ins Wasser.

      „Großartig“, sagte der Profos grimmig. „Da hätten wir sie also, unsere nette kleine Karawane.“

      „Ja“, sagte Dan O’Flynn gedehnt. „Wie schön, daß man in dieser Einsamkeit endlich mal wieder auf menschliche Lebewesen stößt.“

      Zwar lauerten nicht überall in dieser Wüste nur Feinde – die Karawane, zu der auch das Mädchen Parisade gehörte, war eine angenehme Ausnahme gewesen –, doch in diesem Fall war die feindselige Absicht der Beduinen eindeutig. Zum Angriff bereit steuerten sie durch das Wasser auf die Boote zu.

      Die Seewölfe hatten allen Grund, hart und ohne jeden Kompromiß zu reagieren. Die Rücksicht und das Gebot der Fairneß hatten mit dazu beigetragen, daß sie in eine der schwersten Lagen geraten waren, in denen sie jemals gesteckt hatten – und zur Zeit und in dieser Situation waren alle Araber für sie eine Bande von Ali Abdel Rasuls, von heimtükkischen und verschlagenen Kerlen, die nur eins herbeiwünschten, nämlich den Tod der verhaßten „Giaurs“.

      „Feuer frei!“ schrie der Seewolf.

      Ja, diesmal verzichtete er darauf, zu Beginn der Auseinandersetzung lediglich Schreckschüsse abfeuern zu lassen. Es waren mehr als zwanzig Kerle mit Kaftan und Djelaba, die da auf sie eindrangen. Grund genug für die Männer der „Isabella“, sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr zu setzen.

      „Bringt sie um, die Christenhunde!“ schrie ein großer Kerl im dunklen Djelaba, der der Anführer der Bande zu sein schien.

      Die Zwillinge verstanden seine Worte, aber auch Hasard, Dan O’Flynn und ein paar andere konnten inzwischen genug Arabisch, um den Sinn dieser wenigen Silben