Название | Seewölfe Paket 14 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397723 |
Trotzdem kann man euch nicht trauen, dachte Finnegan, würden Paddy und ich runtersteigen, würdet ihr garantiert die Pütz leeren, darauf verwette ich meinen Kopf.
„Jan“, sagte Reuter zu Marten. „Wie wäre es mit dir?“
Marten sah verdutzt auf. „Ich soll … gut, meinetwegen, ich habe keine Angst. Wäre doch gelacht, wenn wir den verdammten Peekhaken nicht erwischen würden, was?“ Er musterte Finnegan und grinste. Er hatte Reuters Blick und Miene zu deuten gewußt: Er, Jan Marten, sollte versuchen, den Haken mit der eisernen Spitze an sich zu bringen, denn dann hatten sie nicht nur eine Waffe gegen die Haie, sondern auch gegen Finnegan und Rogers.
Finnegan nickte ihm aufmunternd zu. „Los, Paddy, gib ihm die Planke.“
Rogers händigte dem großen Holländer die Marsverstrebung nur widerwillig aus, aber er sah andererseits auch ein, daß es keine andere Möglichkeit gab. Allein konnte Jack Finnegan nicht hinuntersteigen, es wäre sein Tod gewesen. Und er, Paddy, war genau der richtige Mann, um die Pütz zu verteidigen, er mußte auf der Plattform zurückbleiben, denn ihm zollten Reuter und Pravemann den erforderlichen Respekt.
Finnegan hangelte nach unten, gefolgt von Marten. Sie hatten das Wasser fast erreicht, und der Engländer griff bereits nach dem Bootshaken, der in einem günstigen Winkel auf den Mast zutrieb – da hieb Marten plötzlich mit der Verstrebung zu.
Finnegan erhielt das Holz gegen den Rücken, er spürte einen Schmerz, der durch seinen ganzen Körper raste, seine Finger wurden für einen Augenblick kraftlos. Er ließ seinen Halt los und stürzte von den Webeleinen ins Wasser.
Paddy Rogers war der Zwischenfall nicht entgangen. Er stieß einen Fluch aus und griff sich die Pütz. Wütend schwenkte er sie und schrie: „Marten, du Schweinehund, jetzt schlage ich deinen beiden Kumpanen den Schädel ein!“
„Tu’s nicht!“ rief Marten. „Die verdammte Planke ist mir doch bloß ausgerutscht!“
„Jawohl, es war ein Mißgeschick“, sagte auch Reuter. „Ich habe es gesehen. Das war keine Absicht.“
„Sei vernünftig“, begann auch Pravemann auf den bulligen Engländer einzureden. „Glaubst du denn im Ernst, wir wären so dämlich, uns mit dir anzulegen? Wir wissen doch, daß du uns überlegen bist.“
Paddy Rogers zögerte.
Finnegan war im Wasser untergetaucht, schoß jetzt jedoch wieder hoch und schwamm zu den Wanten zurück. Jan Marten schickte einen drohenden Blick zu ihm hinüber. Er streckte die Hand nach dem Bootshaken aus und versuchte dabei, auch die Planke festzuhalten, doch sie entglitt ihm und landete mit einem hallenden Klatscher im Wasser.
Marten stieß eine lästerliche Verwünschung aus und langte wieder nach dem Haken.
„Die Haie!“ rief Finnegan. „Mein Gott, die Haie, Mann!“
Er trachtete, die Verstrebung in seinen Besitz zu bringen, doch die grauen Mörder waren nah heran und umzingelten ihn bereits.
Paddy Rogers geriet erneut in Zorn.
„Marten, du Bastard!“ brüllte er. „Hilf Jack, oder ich wisch’ deine Leute vom Mars!“
Reuter überlief es abwechselnd heiß und kalt, als er Rogers’ Blick registrierte. Die grau-grünen Augen schienen plötzlich zu lodern. In diesem Zustand war er zu allem fähig und würde es mit Leichtigkeit schaffen, sie beide von der Plattform zu befördern.
Pravemann stand geduckt da und hielt nach einer Möglichkeit zur Verteidigung Ausschau. Es gab sie jedoch nicht, die einzige Hoffnung lag in einem Sieg beim offenen Kampf. Aber auf einen solchen Kampf verzichteten sie lieber.
„Jan!“ schrie Reuter. „Hilf ihm! Um Himmels willen, laß die Haie nicht an ihn ran, sonst sind wir alle geliefert!“
Marten hatte den Peekhaken jetzt aufgefischt. Er drehte ihn in der Hand um und zielte mit der eisernen Spitze auf den Hai, der Finnegan am nächsten war. Der Mörderrachen öffnete sich weit, die nadelspitzen Zähne drohten nach Finnegans Beinen zu schnappen. Finnegan behielt bis zum letzten Moment die Nerven und trachtete, die Planke zu erreichen, doch Jan Marten sah sehr deutlich, daß er sich dennoch nicht mehr würde verteidigen können, wenn nicht sofort etwas geschah.
Und wenn er, Marten, seinem Landsmann Reuter nun nicht gehorchte – was war dann? Rogers würde Reuter und Pravemann von der Plattform stoßen. Finnegan würde von den Haien zerrissen werden. Er, Marten, würde den Kampf mit Rogers aufnehmen und im Vorteil sein, weil er den Bootshaken hatte. Oder? Aber was war, wenn ihn Rogers gar nicht erst auf den Mars zurückkehren ließ? Er konnte seine Position da oben durchaus verteidigen, es würde ihm nicht schwerfallen. Er konnte seinen Gegner in den Wanten zum Wahnsinn treiben, bis dieser – ohne Wasser, ohne Nahrung – derart geschwächt war, daß er von selbst in die See kippte.
All dies ging Marten im Bruchteil eines Augenblicks durch den Kopf, und so beschloß er, doch lieber Reuters Aufforderung zu befolgen. So groß war der Kameradschaftsgeist in ihm nicht, daß er sein Leben für die beiden Kumpane geopfert hätte, doch was kostete es ihn schon, nach den Haien zu stechen?
Er rammte dem Hai, der hinter Jack Finnegan war, die Spitze des Hakens geradewegs in den geöffneten Rachen. Das Tier bäumte sich auf. Marten stieß einen grimmigen Laut der Genugtuung aus und verstärkte den Druck seiner Waffe. Noch nie hatte er einen Hai, dazu noch einen so großen, an einer Pike zappeln gehabt, es war ein überwältigendes Erlebnis, faszinierend und schaurig zugleich.
Wieder bäumte der Hai sich auf und schlug mit der Schwanzflosse, daß das Wasser aufspritzte. Der Haken hatte sich in seinem Rachen verfangen, und jetzt zerrte das Tier so wild, daß Jan Marten seinen Halt in den Webeleinen verlor und zu Finnegan ins Wasser stürzte.
Finnegan hatte die Planke erreicht, riß sie an sich, drehte sich im Wasser um und wollte nach dem Hai schlagen, mit dem Marten im Kampf lag, doch der Holländer befand sich zwischen ihm und dem Todfeind, so daß er riskierte, den Mann statt des Raubfisches zu treffen.
Zwei andere Haie nahten.
Finnegan hatte keine Chance, sich allein mit der Marsverstrebung gegen sie zu verteidigen. In drohender Todesnot schwamm er zu den Wanten und kletterte hoch. Dann beugte er sich wieder zu Marten und dem ersten Hai hinunter und schlug dem Tier mit der Planke auf die Schnauze. Was er dabei jedoch sah, ließ ihm den Atem stocken.
Jan Marten versuchte, den Peekhaken an sich zu reißen, doch es war ein aussichtsloses Unterfangen. Der Hai klappte seine Kiefer zu. Der Biß war so kräftig, daß der Stiel des Hakens zerbrach. Dann stürzte sich das Tier ungeachtet der Hiebe, die Finnegan ihm verpaßte, auf den Holländer. Marten schlug wild um sich, doch er hatte keine Chance. Der Hai begrub ihn unter sich und verbiß sich in ihn.
Jack Finnegan hatte schon viel Grausames gesehen, doch jetzt schwanden ihm fast die Sinne. Alles spielte sich in größter Deutlichkeit vor seinen Augen ab, und Martens gräßliche Schreie jagten ihm einen kalten Schauer nach dem anderen über den Rücken. Er konnte nichts mehr für Marten tun.
Marten wurde zerfetzt, das Wasser färbte sich rot. Im Nu hatten sich alle Haie an der Unglücksstelle versammelt, zwölf oder noch mehr zählte Jack Finnegan. Sie balgten sich um das Opfer.
Jetzt ging auf der Marsplattform das Grauen um. Piet Reuter schüttelte die Faust gegen die Haie und stieß die übelsten Flüche aus. Dann, als Finnegan langsam in den Webeleinen aufenterte, begann er, diesen zu beschimpfen.
„Du bist ein Mörder, Finnegan!“ schrie er. „Deinetwegen hat es den armen Jan erwischt! Das wirst du noch schwer bereuen! Bezahlen wirst du dafür, das schwöre ich dir!“
„Nimm das zurück“, sagte Paddy Rogers drohend.
Finnegan kroch auf die Plattform zurück und hob in einer abwehrenden Geste die Hand. „Laß ihn, Paddy. Ich kann seine Reaktion verstehen.“ Er gesellte sich zu seinem Freund, und sie standen den beiden Holländern schweigend gegenüber. Kalter Haß glänzte in Reuters und Pravemanns