Seewölfe Paket 14. Roy Palmer

Читать онлайн.
Название Seewölfe Paket 14
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397723



Скачать книгу

der Kutscher. „Aber ich weiß schon, auf was Donegal hinauswill! Wirf einen verschrumpelten Pharao ins Wasser, dann wird er quick-lebendig, schwimmt dir nach und klettert bei Nacht wieder an Bord, um dir den Hals umzudrehen!“

      „Jawohl“, bestätigte der Alte grimmig. „Und die Geister der alten Könige gehen sowieso noch überall um, da bin ich ganz sicher.“

      „Und die Pharaonen-Gespenster verfügen über Riesenkräfte“, fügte sein Sohn mit einem Grinsen hinzu. „Sie sind so stark, daß nicht mal ein Prof os sie besiegen kann.“

      „Haha“, sagte Carberry grunzend. „Daß ich nicht lache. Eins habt ihr Heringe bei euren Spinnereien aber vergessen: daß nämlich so ein Kistenramses gar nicht schwimmen kann. Das war damals noch nicht üblich.“

      „Woher willst du das wissen?“ fragte Blacky.

      „Das haben mir die Wüstendämonen heute nacht zugeflüstert!“ rief Carberry.

      Damit löste er ein brüllendes Gelächter aus, das weithin durch die Wüste schallte.

      Carberry stieg bei dieser Aufgabe, die vor ihnen lag und die es zu bewältigen galt, zu ungeahnten Formen auf und bewies wieder einmal, von welch eisenhartem Kaliber er war. Und diese Härte zeigte auch der Seewolf, als sie beide als Schlagleute ihres Bootes pullten.

      Da brachte Hasard nun selbst seinen Profos zum Staunen – und wenn der Kapitän eisern und lächelnd durchhielt, Stunde über Stunde, dann konnte auch der Profos nicht aufstecken, oder?

      Keiner konnte dies, sie alle gaben, was sie zu geben vermochten und trieben die Jollen mit immenser Willenskraft voran, stundenlang, ohne Aufenthalt nach einem gut durchdachten System, mit dem sie sich immer wieder ablösten.

      Hasards Jolle war Bens Jolle etwas voraus, etwa eine Bootslänge. Ben Brighton nahm dies als Ansporn und feuerte seine Männer zu größerer Leistung an. Nun holten sie wieder etwas auf, und es entwickelte sich ein richtiges Wettrennen auf dem Kanal unter der glühenden Sonne Ägyptens. Wer immer sie hätte beobachten können, er hätte sie für verrückt erklärt.

      Ohne eine neuerliche Überraschung hätte das Ganze aber nicht ablaufen können, das wäre denn doch zu schön gewesen. Gegen zwei Uhr nachmittags gab es plötzlich einen heftigen Ruck, und Hasards Jolle saß fest. Bens Boot glitt heran, Ben hatte bemerkt, was los war, konnte aber nicht mehr rechtzeitig genug stoppen. Seine Jolle brummte neben der von Hasard auf.

      „Hölle und Teufel!“ fluchte der Profos. „Wir sitzen auf, Leute!“

      „Eine Sandbank“, sagte der Seewolf und erhob sich von seiner Ducht. „Eine der vielen Barrieren im Kanal, über die wir schon mit der ‚Isabella‘ wegmußten. Diese hier scheint besonders hoch zu sein.“

      Er stieg aus und ließ sich in das trübe Wasser sinken. Das Naß reichte ihm gerade bis zu den Hüften, und zwar nicht nur in der unmittelbaren Nähe der beiden Boote, sondern auch weiter entfernt, zu den Ufern hin. Somit war bewiesen, daß die Wassertiefe an dieser Stelle überall gleich war, auch ein Ausweichmanöver nach links oder nach rechts hätte sie vor dem Auflaufen nicht bewahrt.

      Hasard lehnte sich mit der Schulter an das Heck seiner Jolle und stemmte sich dagegen.

      „Warte!“ rief Ben Brighton. „Wir helfen dir!“

      Sofort schickten sich die Männer beider Boote an, ebenfalls außenbords zu springen, und auch die Zwillinge wollten ins Wasser, doch Hasard hielt sie zurück.

      „Bleibt, wo ihr seid“, sagte er. „Das schaffe ich auch allein.“

      Und er schaffte es – schob die Jolle von der Sandbank und vergewisserte sich, daß sie wieder frei im Kanal schwamm, watete dann zu Bens Boot hinüber und versuchte es auch hier nach demselben Prinzip.

      Der Schweiß rann ihm übers Gesicht und über den ganzen Oberkörper, sein Atem beschleunigte sich, sein Herz pumpte heftig, aber er kapitulierte nicht. Etwas schlängelte sich um seine Fußknöchel und verschwand dann wieder, aber er kümmerte sich nicht darum. Der Kanal mochte von Schlangen, giftigen Würmern und Zitteraalen nur so wimmeln – ihn störte es in diesem Moment nicht. Er hatte nur ein Ziel vor Augen: die verdammte Barriere zu überwinden.

      „Himmel noch mal, Sir“, sagte Ben Brighton. „Das wäre doch viel leichter, wenn wir aussteigen würden.“

      Hasard drückte das Boot mit aller Macht voran, und jetzt – endlich – stellte sich auch hier der gewünschte Erfolg ein, die Jolle hatte wieder Wasser unterm Kiel. Der Seewolf stieß sie von sich weg, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und lächelte seinen Männern zu.

      „Warum denn?“ fragte er. „So geht es viel schneller, und wir wollen jeden Zeitverlust vermeiden.“

      Mit diesen Worten kehrte er zu seinem Boot zurück und stieg wieder ein. Die beschwerliche Reise konnte weitergehen.

      5.

      Jack Finnegan glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Hatte die stechende Sonne bereits seinen Geist verblendet?

      Nein, das konnte nicht sein. Er saß ja im Schatten. Das Großsegel bewahrte sie nach wie vor vor dem direkten Einfluß der Strahlen. Die See war ein glitzernder Spiegel, die Luft flirrte vor Hitze, doch die Marsplattform hätte eine Oase, ein Paradies sein können, wenn es wenigstens ein wenig zu essen und zu trinken gegeben hätte.

      Verdammt, dachte Finnegan, jetzt ganz ruhig bleiben. Er schloß die Augen und öffnete sie wieder. Er hatte sich nicht geirrt: Unter ihnen trieb etwas im Wasser, und zwar dort, wo sich ein paar Fuß tiefer unter der Oberfläche die Kuhlgräting der „Zeland“ befinden mußte.

      Finnegan stieß sanft seinen Freund an, der ein bißchen eingedöst war.

      „Paddy, he! Verdammt, nun wach doch endlich auf“, sagte er.

      Rogers wandte den Kopf und blickte ihn schläfrig an. „Was ist los? Was gibt’s? Ein Schiff? Na gut, ich entere bis zum Masttopp auf und fange an zu signalisieren.“

      „Unsinn. Da ist kein Schiff. Aber es schwimmt was im Wasser – eine Pütz.“

      Paddy Rogers lehnte sich ein Stück vor und spähte ins Wasser hinunter.

      „Richtig“, bestätigte er. „Das ist eine Pütz.“

      „Die holen wir uns.“

      „Wozu?“

      „Man kann nie wissen. Nimm mal an, es fängt an zu regnen. Dann können wir wenigstens ein bißchen Wasser auffangen, Trinkwasser, verstehst du?“

      Rogers blickte noch einmal auf die Pütz, dann in das Gesicht des Freundes und schließlich zum Himmel. Da war keine einzige Wolke zu sehen, strahlendes Blau erstreckte sich über ihnen wie eine leuchtende Kuppel. Hatte Finnegan einen Sonnenstich, oder was war los?

      „Ich weiß schon, was du denkst“, raunte Finnegan. „Daß ich nämlich nicht mehr ganz richtig im Kopf sei. Aber überleg’ mal richtig. Das Wetter kann sich in dieser Gegend sehr schnell ändern. Das hast du ja selbst gesehen. Der Sturm war mit einemmal da und dann ganz flink wieder weg. Oder etwa nicht?“

      „Ja, das stimmt.“

      „Also los. Heute nacht könnte es Regen geben. Oder morgen. Wir dürfen das nicht verpassen. Wenn wir Wasser haben, halten wir länger durch. Wir müssen aber wenigstens ein Gefäß haben. Mit den Händen können wir die Tropfen nicht auffangen.“

      „Also brauchen wir die Pütz“, sagte Rogers voll Logik. „Aber du hast die Haie vergessen.“

      „Nein, das habe ich nicht. Hör’ genau zu. Hier ist eine Verstrebung lokker, die können wir als Waffe benutzen. Sieh mal, die Pütz ist schon ganz dicht am Großmast. Los, nichts wie runter, sie gehört uns. Nimm du die Planke, und wenn die Haie mir zu nahe geraten, gibst du ihnen was auf die Nase.“

      Paddy Rogers sah keinen Grund, noch länger das Wenn und Aber dieses Unternehmens abzuwägen.