Название | Seewölfe Paket 26 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399949 |
Das Gebrüll steigerte sich wie zu einem Orkan. Erste Schüsse krachten im Hinterhof. Jörgen setzte seine Tromblons ein, unterstützt von Isabella, die die jeweils abgefeuerte von insgesamt fünf Waffen sofort nachlud. Die Zahl der breitstreuenden Waffen bewirkte, daß Jörgen praktisch ununterbrochen feuern konnte.
Markerschütternde Schreie bewiesen, daß es niemandem gelang, die Mauerkrone zum Hinterhof zu überwinden.
Diese Schreie fachten indessen die Wut derer an, die vorn zum Angriff übergingen. Am nahen Kai hatten sie Fackeln in den Stangekörben angezündet.
„O verdammt“, sagte Jussuf leise, als zu erkennen war, was die Kerle vorhatten.
Mindestens fünfzig waren es, die sich vor der Faktorei zusammengerottet hatten. Zehn von ihnen wuchteten einen erst halb zurechtgehauenen Stamm hoch, den sie vermutlich auf einer der Werften beschafft hatten. Die vierzig anderen nahmen ihre Musketen von den Schultern und zogen ihre Pistolen unter den Gurten hervor.
Ein heiseres Kommando ertönte.
Arne und Jussuf kauerten bereits mit glimmenden Lunten unterhalb der Fenstersimse. Die Fenster standen offen.
Schüsse krachten. Kugeln klatschten ins Mauerwerk und sirrten in den Raum, wo sie sich in die Deckenbalken oder in das Wandholz gruben.
Die beiden Männer schleuderten zwei Flaschenbomben gleichzeitig hinunter.
Der Rammstoß des Baumstammes traf noch die Tür. Die Mauern des Hauses erbebten, aber die Tür mit der inneren Balkensicherung hielt stand. Die Kerle fluchten über ihren Mißerfolg und wollten mit dem Rammbock zum neuen Anlauf zurückweichen.
In diesem Augenblick detonierten die beiden Flaschenbomben. Es war ein Doppelschlag, der aus der Nähe klang, als hätte man ein Geschütz abgefeuert. Gehacktes Blei und Eisensplitter verfehlten ihre Wirkung nicht.
Gellende Schreie hallten über die nächtlichen Hafenbecken. Dumpf polternd fiel der Baumstamm auf das Steinpflaster. Arne und Jussuf schleuderten die nächsten Flaschenbomben. Das wütende Musketenfeuer, das ihren Fenstern galt, geriet bei den nächsten beiden Detonationen ins Stocken. Und dann warfen die beiden Männer ihre brisanten Flaschen abwechselnd, Schlag auf Schlag.
Innerhalb von Minuten war die Straße vor der Faktorei leergefegt. Die wenigen Unverwundeten schleppten die Wimmernden und Stöhnenden in Sicherheit. Sie hatten begriffen, daß sie mit Musketen und Pistolen und mit einem Rammbock gegen die Faktorei des verfluchten Deutschen nichts ausrichten konnten.
Das galt auch für jene, die vergeblich gegen die Hinterhofmauer und das dortige Tor angerannt waren. Jörgen hatte es geradezu mühelos geschafft, die Mauerkrone immer wieder rechtzeitig von auftauchenden Gestalten freizufegen.
Dennoch wußten Arne und seine Freunde, daß sie keinen Grund zum Triumphieren hatten.
Die Plünderer würden sich in ihr Ziel verbeißen, neue Taktiken ersinnen und es mit List und Tücke versuchen.
Wenn sie sich vorerst zurückzogen und die Faktorei mieden, dann bedeutete das nicht mehr als eine Galgenfrist.
Das erklärte Arne den Freunden, als er sie am Morgen zu einer Lagebesprechung zusammenrief.
„Wahrscheinlich“, sagte er, „werden die Halunken weiterhin erst dort einbrechen, wo sie es leichter haben. Aber ich bin sicher, daß sie sich auf uns besinnen werden.“
„Das glaube ich auch“, sagte Jörgen. „Wir wären verrückt, wenn wir glaubten, daß es jetzt keinen Angriff mehr gibt.“
Jussuf und Isabella nickten zustimmend.
„Wir sind uns also einig“, sagte Arne. „Wir sollten deshalb Hasard und die anderen im Stützpunkt informieren.“
„Dann werde ich Aischa aufsteigen lassen!“ rief er. „Mustafa, ihr Auserwählter, wartet schon sehnsüchtig in der Cherokee-Bucht.“
„Die liebe kleine Aischa sollte so bald wie möglich losfliegen“, sagte Jörgen lächelnd. „Noch schlafen die Plünderer ihren Rausch aus. Da ist es unwahrscheinlich, daß sie ihre Schießkünste an einer Taube ausprobieren.“
Jussuf nickte mit zusammengepreßten Lippen.
„Ich werde die Nachricht an den Seewolf sofort aufsetzen“, sagte Arne.
Eine halbe Stunde später stieg Aischa aus dem Hinterhof der Faktorei auf, ausgestattet mit einem verschlossenen Federkielröhrchen, in dem sich der Brief Arnes befand.
7.
Es war ein grandioses Naturschauspiel, mit dem für die Männer auf der „Empress of Sea“ der neue Tag nach all den überstandenen Wirren begann.
Jene Insel der Cat Cays, die nun ein sorgsam zu hütendes Geheimnis barg, wurde aus dem Grau des Zwielichts heraus in eine glühend rote Helligkeit getaucht, die am östlichen Morgenhimmel aufstieg.
Scharf gezeichnet, wie auf einem Gemälde, hoben sich die Umrisse der Insel von diesem Hintergrund ab.
Die Insel, auf der der Reichtum aus den Laderäumen der gestrandeten spanischen Galeone. „Viento Este“ verborgen war, befand sich genau zwischen der aufgehenden Sonne und der „Empress“. Die kleine Karavelle Old O’Flynns ankerte westlich der Bucht, knapp außerhalb des gefährlichen Riffbereichs.
Während sich der Kutscher darum kümmerte, daß die Männer einen ordentlichen Happen zwischen die Zähne kriegten, begab sich Old Donegal in die Kapitänskammer. Am Pult mit dem aufgeschlagenen Logbuch tunkte er die Feder ins Faß und schrieb das Datum auf die nächste freie Seite.
11. Juli Anno 1595.
Er ließ die Feder wieder sinken und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Sollte er hinzufügen, was jeden an Bord der „Empress“ am meisten bewegte und mit Stolz erfüllte?
Außer ihnen wußte kein Mensch, wo die Goldbarrenladung der spanischen Schatzgaleone abgeblieben war.
Dabei mußte es bleiben. Nur die Freunde vom Bund der Korsaren durften eingeweiht werden.
Es war eine Art von Übermut und unnötiger Aufschneiderei, wenn, er das Geheimnis dem Logbuch anvertraute. Die Gefahr unerwünschter Mitwisserschaft wurde damit unkalkulierbar. Wußte man denn, was in den nächsten Stunden und Tagen mit der „Empress“ geschehen würde? Immerhin konnte es jederzeit einen neuen Sturm geben.
In einem Sturm war die Karavelle ihrem Eigner entrissen worden. Als Schiffbrüchige hatten sie auf den Cat Cays ausharren müssen. Die Entdeckung der aufgebrummten „Viento Este“ war ein glücklicher und rettender Zufall gewesen. Denn neben der Goldladung hatte man auch Proviant und Ausrüstung abbergen können.
Und dann, wie durch ein Wunder, war die „Empress“ als Geisterschiff wieder aufgetaucht – noch mitten in den Auseinandersetzungen mit Acosta und seinen Kerlen von der „Viento Este“ und der „San Jacinto“.
So ein Wunder würde es sicherlich nicht noch einmal geben. Aber die Möglichkeit, daß ein Logbuch in unbefugte Hände geriet, war denn doch nicht auszuschließen.
Also keine Eintragung.
Old Donegal Daniel O’Flynn legte die Feder weg und beließ es bei dem Datum. Man sollte nicht prahlen, auch nicht in schriftlicher Form. Denn Übermut tat selten gut, und gewisse unbekannte Mächte achteten peinlich genau auf die Einhaltung solcher Grundsätze.
Nein, es war schon besser, Stolz und Freude für sich zu behalten und Geheimnisse nur mit vertrauenswürdigen Personen zu teilen.
Old Donegal kehrte an Deck zurück.
Die Männer und die Söhne des Seewolfs hockten auf Taurollen und auf den Decksplanken und ließen sich das Gebrutzelte schmecken, das der. Kutscher in bewährter Weise zurechtgezaubert hatte.
Plymmie lag neben den Zwillingen und benagte einen