Название | Seewölfe Paket 26 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399949 |
„Wir gehen noch ein paar Yards näher an das Ufer heran“, sagte der Profos. „Sonst entgeht uns was.“
Damit waren sie gerade auf Musketenschußweite heran.
Der Profos und Stenmark sahen Sir John nach. Der Papagei begann wieder über einer ganz bestimmten Stelle seine Kreise zu ziehen.
„War er da nicht vorher schon?“ fragte Sten.
Der Profos nickte zustimmend.
„Es ist jene Stelle, über der er von der ‚Empress‘ aus schon seine Kreise zog. Da muß etwas sein.“
Sir John krakeelte einmal laut und kreischend, dann kehrte er wieder zur Jolle zurück, hielt es aber dort nur einen Augenblick aus und verschwand gleich wieder, um abermals die Stelle anzufliegen.
Der Profos wandte sich an die Zwillinge.
„Sucht mal den Strand unterhalb jener Stelle genau ab, über der Sir John immer kreist. Da muß etwas sein, das sein Interesse geweckt hat. Wenn das nicht stimmt, freß ich die Jolle mitsamt der Takelung.“
Die Stelle wurde näher in Augenschein genommen, wobei der Profos es riskierte, noch etwas näher unter Land zu gehen.
Da standen jetzt nur vereinzelte Palmen und junge Schößlinge, aber da gab es auch – wie es den Anschein hatte – undurchdringliches Buschwerk. Darauf konzentrierten sich jetzt die Zwillinge.
„Bald haben wir die Ostseite abgetörnt“, sagte Carberry mißmutig. „Dann können wir runden, ohne etwas entdeckt zu haben.“
Hasard junior stieß den Profos leicht mit der Hand an.
„Da ist tatsächlich etwas“, raunte er.
„Ja, das Floß“, sagte auch Philip im selben Augenblick. „Es liegt zwischen dem Buschwerk, das von zwei Palmen begrenzt wird.“
Der Profos wurde ganz fuchtig und warf selbst einen Blick durch das Spektiv. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis auch er es deutlich erkannte. Das Floß war zwischen die Büsche geschoben worden und lag gut versteckt da. Einem zufällig Vorbeisegelnden wäre es niemals aufgefallen.
„Also doch“, murmelte er. „Gut, daß ich mit dem Kutscher nicht gewettet habe. Der Kerl behält immer recht.“
Er lief weiter vom Strand ab, warf aber gleichzeitig noch einen prüfenden Blick durch den Kieker, den er dann Sten reichte.
Der Schwede nickte bestätigend.
„Einwandfrei das Floß, daran gibt es keinen Zweifel. Irgendwo auf der Insel haben sich die Kerle festgesetzt, um auf eine günstige Gelegenheit zu warten.“
„Möglicherweise beobachten sie uns“, sagte Philip. „Nur, in der Nähe des Floßes sind sie nicht. Sie haben sich woanders verborgen. Sonst hätten wir etwas gesehen.“
„Wenigstens haben wir jetzt die Gewißheit und können uns darauf einrichten. Wir segeln wieder zurück.“
Sir John sauste im Tiefflug heran, schlug heftig mit den Flügeln und landete mit heiserem Gekrächze auf Carberrys Schulter.
„Braver Junge“, lobte er, „das hast du wirklich fein hingekriegt, Sir Jöhnchen.“
„Arsch am Besan, vor den Wind, ihr Säcke“, palaverte Sir John mit seiner schrillen Stimme.
„Schon gut, schon gut“, murmelte Carberry. „Wir sind ja schon vorm Wind, mein Kleiner. Ist er nicht vortrefflich?“
„Das ist er“, gab Stenmark zu. „Was das Fluchen betrifft, ist er sogar unübertrefflich.“
„Immerhin hätten wir ohne ihn nicht gewußt, daß sich die Kakerlakenbrut hier heimlich eingenistet hat.“
Das konnte Stenmark allerdings nicht abstreiten. Sir John hatte sie auf die Kerle durch seine Neugier aufmerksam gemacht.
8.
Als sie wieder an Bord der „Empress“ aufenterten, sah Old O’Flynn ihnen neugierig entgegen.
„Euren Gesichtern sehe ich an, daß die Kerle hier sind.“
„Stimmt genau“, sagte Carberry. „Hasard und Philip haben das Floß entdeckt. Es liegt gut versteckt auf der Ostseite zwischen dichtem Gestrüpp.“
„Und die Kerle – habt ihr die auch gesehen?“
„Keine Spur von ihnen.“
Old O’Flynn kratzte mit der Hand über seine Bartstoppeln.
„Jedenfalls sind sie hier. Ich habe mir schon überlegt, ob wir uns nicht ein weiteres Späßchen mit den Halunken erlauben sollen. Aber das fiel mir leider erst ein, als ihr schon unterwegs wart.“
„Und was sollte das für ein Späßchen sein?“ wollte der Profos wissen.
„Ich hatte vor, ihnen das Floß zu klauen und es entweder zu zerstören oder einfach abtreiben zu lassen. Die Idee war nicht schlecht, denn dann hätten sich die Halunken schwarz geärgert. Aber der Kutscher riet mir dringend davon ab.“
„Dann hatte er sicher gute Gründe“, meinte Carberry.
„Ich hatte starke Bedenken“, erklärte der Kutscher. „Um das Floß zu klauen, hättet ihr an Land gehen müssen, und auf eine solche Gelegenheit warten die Kerle doch nur. Entweder hätten sie euch überfallen oder irgendwo aus dem Hintergrund mit Musketen beschossen. Daher erschien mir das zu riskant.“
„War es auch. Die Möglichkeit bestand immerhin. Ich an ihrer Stelle hätte das Floß sogar als Köder angeboten, aber dazu sind sie wohl zu dämlich, oder sie denken nicht soweit.“
„Was tun wir jetzt?“ fragte Nils. „Sie weiterhin zappeln lassen – oder sollen wir landen, um den Kerlen ordentlich den Marsch zu blasen? Dazu müßten wir allerdings wissen, an welcher Stelle sie sich aufhalten.“
Old O’Flynn war gar nicht dafür.
„Das gefällt mir nicht. Wenn wir landen, sind die Kerle einwandfrei im Vorteil. Wir haben ja schon selbst erlebt, was passiert, wenn man sich auf Musketenschußweite dem Ufer nähert. Da ist immer derjenige im Vorteil der an Land ist und gute Deckung hat. Nein, nein, das lehne ich ab.“
„Dann lassen wir sie eben zappeln“, schlug Carberry vor.
Auch das schien Old O’Flynn nicht so recht zu behagen. Er wollte Taten vollbringen, und nicht faul herumhocken. Die sechs Kerle gingen ihm auf den Geist, wie er versicherte.
„Wir trinken erst mal einen Schluck“, schlug er vor. „Bei einem guten Tropfen kann man alles besser besprechen, und dann fällt mir sicher noch etwas ein.“
Also wurde wieder die obligatorische Rumbuddel geholt und einer „verlötet“, wie Old Donegal das gern ausdrückte.
Der Rum schien ihn tatsächlich zu beflügeln. Er hockte auf der Gräting, wischte sich mit der Hand über den Mund und grinste.
Wenn er auf diese Art grinst, dachte Carberry, dann sieht er immer wie ein isländischer Troll aus, der etwas ausheckt, um anderen einen üblen Streich zu spielen.
„Du scheinst tatsächlich schon eine Idee zu haben“, meinte der Kutscher, „sonst würdest du nicht so grinsen.“
„Die Idee ist erst halbfertig, die muß noch einmal begossen werden, damit sie ausreifen kann.“
Old O’Flynn nahm den zweiten Schluck und pochte mit seinem Holzbein auf die Planken.
„Ich hab’s!“ rief er aus. „Wir werden den Kerlen einen lustigen Streich spielen. Ich bin sicher, daß sie darüber sehr verärgert sein werden.“
„Aber nicht die Idee mit dem Floß“, bat der Kutscher. „Die haben wir mittlerweise schon vergessen.“
„Ich