Название | Seewölfe Paket 26 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399949 |
„Ja, so könnte es sein“, sagte Stenmark, „das würde erklären, warum die sechs Halunken allein angreifen wollten. Der eine hatte Stunk mit diesem Acosta und hat fünf Kerle um sich geschart. Die fünf anderen sind bei dem anderen Kerl geblieben.“
Old O’Flynn seufzte leise und starrte zu den Zwillingen, die immer noch abwechselnd durch das Spektiv spähten.
„Nichts zu sehen?“
„Nein gar nichts. Auch das Floß ist jetzt im Westen verschwunden.“
„Behaltet die westliche Richtung trotzdem hin und wieder im Auge“, empfahl er.
„Die kehren sicher nicht mehr zurück“, sagte Carberry. „Die letzten beiden sind tot, die hat es erwischt.“
Old O’Flynn aber war ein mißtrauischer Mann. „Vielleicht hat er sie doch nicht erwischt und sie spielen jetzt den toten Mann, und kommen dann zurück.“
„Tote kehren nicht mehr zurück“, sagte Martin. „Ich habe deutlich gesehen, wie der kleine Mast zersplitterte, neben dem die beiden saßen. Sie sind schlagartig zusammengesunken, als hätte der Blitz sie gefällt.“
„Das habe ich auch gesehen“, sagte Nils. „Die Befürchtung brauchen wir nicht zu haben.“
Schließlich war Old O’Flynn selbst davon überzeugt, jedenfalls sagte er das, konnte sich aber den Blick in westliche Richtung doch nicht verkneifen.
Der Kutscher nahm den Faden wieder auf und sagte: „Diese anderen sechs Kerle sind vermutlich nicht gerade zu Lämmern geworden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie jetzt auf das Gold verzichten werden.“
„Das kann ich mir auch nicht vorstellen“, sagte Sven. „Solche Buschklepper geben doch nicht auf, und wenn sie sich zehnmal blutige Nasen holen. Der Kutscher hat recht – wir müssen mit weiterem Besuch rechnen.“
„Damit rechne ich sowieso“, brummte Old Donegal. „Sechs großmäulige Helden werden noch mal einen Versuch wagen. Deshalb bleiben wir auch gefechtsbereit. Am besten, wir stellen zwei Posten auf, die pausenlos beobachten.“
Carberry reckte seinen mächtigen Brustkasten. „Vielleicht hält die anderen Schnapphähne das Drehbassenfeuer ab. Sie müssen es auf jeden Fall gehört haben, wenn sie nicht gerade auf den Ohren sitzen. Kann sein, daß diese Nacht kein Überfall mehr erfolgt und die Kerle fürs erste die Hosen voll haben.“
„Darauf verlasse ich mich lieber nicht.“
„Sollst du auch nicht“, sagte Carberry, „wir stellen zwei Wachen auf und beobachten. War ja nur eine Vermutung von mir.“
Die Drehbassen waren inzwischen wieder feuerbereit. Auch die nächste Gruppe Schnapphähne würde eine herbe Enttäuschung erleben. Sie wußten zumindest, daß sie sich nicht ungesehen heranpirschen konnten, und sie durften auch mit Sicherheit annehmen, daß ihre Kumpane das Zeitliche gesegnet hatten, wenn sie logisch denken konnten. Vielleicht waren diese Kerle etwas schlauer als die anderen.
Jene, die keine Wache hatten, legten sich neben den Drehbassen auf die Planken, um ein paar Stunden zu schlafen.
Edwin Carberry behielt mit seiner Vermutung recht. In dieser Nacht blieb alles still und ruhig.
Das abgetriebene Floß kehrte nicht mehr zurück, und auch die anderen Kerle ließen sich nicht blicken.
7.
Im Gegensatz zu Acosta hatte Prado die Ruhe weg. Er wollte auch nichts überstürzen, sondern sorgfältig planen und vorgehen.
Sie hatten es sich am Strand bequem gemacht und dösten oder lungerten ganz einfach herum.
„Acosta segelt los“, meldete Senona aufgeregt. „Der Kerl will uns unbedingt zuvorkommen.“
„Laß ihn nur segeln“, sagte Prado abfällig. „Wir haben es nicht so eilig wie dieser Narr. Er wird sowieso nicht viel erreichen.“
Sie sahen zu, wie das Floß als undeutlicher und nur schwach erkennbarer Schatten durch das Wasser glitt. Da der Wind aus Osten mitschob, lief es einigermaßen gute Fahrt.
„Der Idiot“, sagte Prado, „der lacht sich jetzt eins ins Fäustchen, weil er sich mal wieder für sehr klug hält. In Wirklichkeit ist er ein dämlicher Hornochse, der alles vermasselt.“
„Wann ziehen wir denn los?“ fragte Santos.
„Wir warten mindestens noch ein oder zwei Stunden. Acosta soll auch nicht bemerken, wann wir lossegeln. Der Affe soll sich ruhig den Kopf zerbrechen. Haut euch noch hin, wir brauchen auch keine Posten mehr. Wir wissen ja, was los ist.“
Als das Floß längst außer Sicht war, stand Prado auf und wanderte ein Stück am Meer entlang. Dann kehrte er in aller Ruhe zurück und nickte den anderen zu.
„Zwei Stunden sind ungefähr herum. Wir werden jetzt lostörnen, und zwar laufen wir die Ostseite der Insel an. Dort werden wir das Floß verstecken und tarnen, damit es niemand sieht.“
Die Kerle waren wieder eifrig bei der Sache und Feuer und Flamme, als sie das Floß ins Wasser schoben. Dann wurde das Segel gesetzt, und Prado übernahm das Ruder in Form eines achtern ausgebrachten Riemens.
Eine Stunde lang segelten sie etwa. Dann zuckten alle wie unter einem gewaltigen Hieb zusammen. Normando bewegte sich so heftig, daß er fast vom Floß gefallen wäre.
Der Himmel wurde weißlichgelb, dann orangefarben und schließlich blieb nur ein dumpfes Nachleuchten zurück. Dem Blitz folgte viermal hintereinander, unwahrscheinlich schnell, ein Donnern und Krachen.
„Mann!“ brüllte Santos. „Jetzt hat es die aber …“
„Maul halten“, rief Prado. „Kein Wort mehr!“
Die Kerle schwiegen überrascht, während er mit vorgerecktem Schädel in die Dunkelheit lauschte. Er glaubte, einen ganz schwachen Schrei gehört zu haben.
Das Donnern war längst verhallt, und über allem lag die Dunkelheit. Bis auf den leisen und sanften Wellenschlag war es unheimlich still.
Die Kerle stierten immer noch zum Himmel, wo als Spiegelung das Feuer aufgezuckt war.
Jetzt begann Prado breit zu grinsen. Er schlug Senona auf die Schulter und lachte laut.
„Haha, ich könnte mich totlachen! Jetzt kannst du sagen, was du wolltest, Santos. Die Idioten hat es in die Luft geblasen, weggepustet. Die sind erledigt, diese Klugscheißer und Anfänger. Fein ist das, da kann ich die anderen Kerle nur beglückwünschen.“
„Woher willst du das so genau wissen, daß sie erledigt sind?“
„Weil ich denken kann, und es ganz einfach ist. Das war Drehbassenfeuer, und zwar viermal ganz kurz hintereinander. Acosta hat aber keine Drehbassen auf dem Floß, oder? Folglich sind die Halunken gesichtet und in die Luft geblasen worden.“
„Aber sie haben doch Musketen.“
„Sie haben nur nicht damit zurückgeschossen, weil sie dazu nicht mehr in der Lage waren. Es muß sie blitzartig erwischt haben, oder hat einer von euch einen Schuß gehört?“
Niemand hatte auch nur einen Musketenschuß gehört.
„Und die Drehbassen haben auch nicht weitergefeuert“, belehrte Prado die anderen. „Weil die Kerle nach dem Beschuß nämlich gleich erledigt waren.“
„Stimmt genau“, sagte Morro, und dann begann er schrecklich laut zu lachen, bis auch die anderen