Название | Seewölfe Paket 26 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399949 |
„Er meint es doch nur gut“, verteidigte der Profos sein „Sir Jöhnchen“. „Er ist noch jung und muß sich austoben.“
Sie sahen den Profos sehr zweifelnd an, der immer wieder neue Ausreden für die unflätige Schimpferei hatte.
„Feine Ausreden sind das“, sagte Stenmark grinsend.
Sir John hatte aus seiner luftigen Höhe jedoch offenbar etwas entdeckt, denn jetzt begann er über einer ganz bestimmten Stelle zu kreisen und noch lauter zu lamentieren.
Wieder flog er hin und zurück und schimpfte. War er über der Karavelle, dann war sein aufdringliches Krakeelen kaum noch zum Aushalten.
Nach einer Weile wurden sie jedoch alle aufmerksam und sahen dem Vogel nachdenklich hinterher.
„Das ist kein bloßes Gekreische“, behauptete Carberry. „Da steckt was dahinter, da halte ich jede Wette.“
„Sieht wirklich so aus“, murmelte der Kutscher ebenfalls sehr nachdenklich.
Auch die Bordhündin Plymmie wurde plötzlich aufmerksam. Sie setzte sich auf die Hinterpfoten, reckte den Kopf vor und schnupperte in den Wind. In dieser Haltung blieb sie eine ganze Weile.
Dann begann sie leise zu knurren, wobei sich ihr Fell langsam aufrichtete.
„Jetzt laust mich doch der Affe“, sagte Carberry, als die Wolfshündin immer noch leise knurrte. „Sir John hat mit Sicherheit etwas auf der Insel entdeckt, und das gleiche erschnuppert Plymmie jetzt. Was mag der alte Sumpfgockel wohl entdeckt haben?“
„Na, was wohl?“ fragte der Kutscher süffisant grinsend. „Was gibt es denn groß zu entdecken? Ich bin der Ansicht, daß wir den Kerlen nicht den Gefallen tun sollen, jetzt an Land zu gehen. Lassen wir sie ruhig zappeln, zumindest tagsüber.“
„Welche Kerle?“ fragte der Profos verblüfft. Er begriff allerdings gleich, bevor der Kutscher zu reden anfing.
„Die letzten sechs Kerle meine ich. Heute nacht haben sie uns in Ruhe gelassen, weil sie durch das Drehbassenfeuer gewarnt und abgeschreckt waren. Jetzt haben sie sich überlegt, daß sie auf diese Art und Weise nicht zum Ziel gelangen. Also?“
„Sie haben sich auf der Insel eingenistet, um uns zu beobachten“, sagte der Profos prompt.
Der Kutscher nickte und suchte mit den Blicken die Insel ab. Mit bloßem Auge war jedoch nichts zu sehen. Es gab zuviel Gestrüpp und Buschwerk auf der Insel.
„Sehr richtig. Irgendwo dort drüben hocken sie und warten auf eine günstige Gelegenheit. Scheinen nicht gerade die Dümmsten zu sein. Vermutlich warten sie darauf, daß ein paar von uns an Land pullen. Über die fallen sie dann her. Daher mein Vorschlag, sie wenigstens tagsüber zappeln zu lassen. Für die Dunkelheit können wir ja noch eine andere Taktik entwickeln.“
Philip und Hasard junior hatten sich nach den Worten schon unauffällig postiert und suchten mit den Kiekern das Land ab.
„Zu sehen ist nichts“, sagte Philip, „zumindest zeigt sich keiner an der Stelle, die Sir John angeflogen hat.“
„Sie werden in guter Deckung liegen.“
Auch die weitere Beobachtung mit den Spektiven brachte nichts ein.
Sir John aber war inzwischen zu einer anderen Stelle der Insel geflogen und krakeelte dort weiter. Offenbar hatte er doch noch etwas anderes entdeckt.
„Vielleicht haben sich die Kerle zurückgezogen und sind jetzt von Sir John wieder entdeckt worden“, meinte Martin.
Der Kutscher ließ sich den Kieker geben und suchte sorgfältig das Buschwerk ab. Dann sah er zu Plymmie, die immer noch heiser knurrte und das Fell gesträubt hatte.
„Ich sehe zwar keinen, aber ich bin sicher, daß die sechs Schnapphähne auf der Insel sind. Sie werden heute nacht die Ostseite angesteuert haben und sind dann quer über die Insel gegangen. Infolgedessen und um Gewißheit zu erhalten, sollten wir uns die Ostseite einmal ansehen. Vermutlich werden wir dort ein Floß entdecken. Sollte ich mich in der Annahme allerdings irren, werde ich mich später in gebührender Form entschuldigen.“
„Das heißt beim Kutscher, anders ausgedrückt, er will wetten, und zwar um eine Buddel Rum“, sagte Carberry. „Mittlerweile kenne ich seine Redewendungen.“
Der Kutscher nickte lächelnd.
„Ich will aber diesmal nicht wetten“, sagte der Profos. „Sich mit dir anzulegen, bringt meistens nicht viel ein.“
„Klar setzen wir die Jolle aus“, sagte Old O’Flynn eifrig. „Dann sehen wir uns auf der Ostseite einmal gründlich um. Linst mal wieder durch die Kieker, ob ihr einen der Spitzbuben sehen könnt. Sie brauchen nicht unbedingt mitzukriegen, daß wir einen kleinen Rundtörn vorhaben.“
Es zeigte sich immer noch niemand. Keine Haarspitze war zu sehen. Die Kerle hatten sich entweder sehr gründlich getarnt oder ein Stück in den Verhau zurückgezogen.
Sir John kehrte wieder krakeelend und schimpfend zurück, doch diesmal hagelte es keine Vorwürfe. Selbst Old O’Flynn sagte nichts, weil es ihm vor Staunen die Sprache verschlagen hatte.
Dann wurde die Jolle segelklar gemacht.
„Nehmt die beiden Spektive mit“, sagte Carberry zu den Zwillingen. „Ihr geht mit, Stenmark ebenfalls. Ihr könnt die Ostseite der Insel absuchen.“
„Wir dürfen mit?“
„Sagte ich doch“, brummte der Profos. „Ich könnt ja nicht ewig hier an Bord hocken bleiben.“
„Was sollen wir tun, wenn wir das Floß entdecken?“ fragte Old O’Flynn.
Die Frage war an den Kutscher gerichtet, weil der immer die besten Ideen hatte.
„Gar nichts, wir wollen uns ja nur Gewißheit verschaffen. Wir haben den Verdacht, daß die Kerle hier sind, aber noch nicht die Gewißheit. Finden wir das Floß, dann ist alles klar. Ich würde auch empfehlen, nicht zu dicht an das Ufer zu segeln. Falls die Kerle noch auf der Ostseite im Busch stecken, können sie euch leicht mit Musketen unter Feuer nehmen.“
Der Profos schluckte. Himmel, der Kutscher dachte aber auch immer wirklich an alles und ließ nichts aus.
Sie nahmen vorsichtshalber drei Musketen mit und steckten auch ein paar Pistolen ein. Die Zwillinge bewaffneten sich mit den Kiekern. Dann enterten sie ab, wobei Martin, die beiden Dänen und der Kutscher unentwegt das Land im Auge behielten.
Immer noch war nicht die geringste Spur von den Kerlen zu sehen. Sie schienen wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
Stenmark setzte das Segel, und dann zogen sie los.
Da die Insel nicht groß war, dauerte es nicht lange, bis sie die Ostseite erreichten.
„Haltet jetzt gut Ausschau“, sagte Carberry zu den Zwillingen, aber die Worte hätte er sich sparen können, denn alle beide waren mit einem wahren Feuereifer bei der Sache.
Sir John erhob sich von Carberrys Schulter und setzte erneut zur Exkursion an. Er strich zeternd und kreischend ab.
Die Ostseite der Insel lag im strahlenden Schein einer funkelnden Sonne da, die ihre Strahlen über das Meer warf und den ohnehin hellen Strand fast weiß erscheinen ließ. Manchmal wurde der Strand von einer Palmengruppe unterbrochen, die fast im Wasser stand.
Dann wieder gab es dichtes Buschwerk und Pflanzen mit Stelzwurzeln, die Mangroven ähnelten.
Die Ostseite sah aus, als hätte sie noch nie ein Mensch betreten.
„Ich glaube fast, daß sich unser Kutscherlein in gebührender Form entschuldigen muß“, sagte Carberry. „Es sieht wahrhaftig nicht so aus, als seien die Kerle