Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman. Britta Frey

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Название Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman
Автор произведения Britta Frey
Жанр Языкознание
Серия Kinderärztin Dr. Martens
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740977788



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zuvor, der Junge.

      Die Kellnerin trat auf sie zu, sprach kurz mit ihr und kam dann mit ihr und dem Jungen geradewegs auf seinen Tisch zu.

      »Ist es Ihnen recht, wenn die Herrschaften an Ihrem Tisch Platz nehmen, Herr Dr. Martens?« erkundigte sich die Kellnerin mit einem freundlichen Lächeln. »Wir sind wegen der Plätze heute in Verlegenheit geraten.«

      »Aber natürlich, Fräulein Resi«, antwortete Kay und machte eine einladende Handbewegung. »Das ist doch wohl selbstverständlich. Es ist genug Platz für alle da.«

      Innerlich dankte er dem Zufall für dieses unverhoffte Zusammentreffen.

      »Und wir stören Sie auch wirklich nicht?« fragte eine klare helle Frauenstimme mit leisem Zweifel.

      »Aber nein, wirklich nicht«, bestätigte Kay.

      Er stand auf und schob ihr höflich einen Stuhl zurecht.

      »Bitte, setzen Sie sich doch. Und du«, er wandte sich dem Jungen mit freundlicher Stimme zu, »setz dich ruhig auch. Ich beiße nicht.«

      Nachdem die Kellnerin die Wünsche der Fremden und des Kindes entgegengenommen hatte, wandte sie sich an Kay und sagte mit ihrer angenehmen Stimme:

      »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Herr Dr. Martens, nicht wahr? Mein Sohn wollte nicht noch länger mit dem Essen warten. Ich heiße van Enken, und das ist mein Sohn Nils.«

      »Angenehm, Frau van Enken. Ich verbringe meinen Urlaub hier, Sie auch?«

      Es entwickelte sich eine nette Unterhaltung zwischen den beiden Erwachsenen. Und obwohl Kay sich bemühte, Nils mit in die Unterhaltung einzubeziehen, blieb Nils zunächst doch sehr zurückhaltend.

      Kurz nach zwanzig Uhr sagte Madlon zu ihrem Sohn:

      »Komm, Nils, es wird Zeit für dich. Wir gehen in unser Zimmer hinauf. Morgen ist auch noch ein Tag.«

      Sie wandte sich an Kay:

      »Vielen Dank für Ihre nette Gesellschaft, Dr. Martens. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht.«

      »Danke, gleichfalls, Frau van Enken. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennengelernt zu haben. Ich bin sicher, daß wir uns heute nicht zum letzten Mal gesehen haben. Schlaf du auch gut, Nils «

      Kay sah ihnen noch nach, wie sie den Speisesaal verließen, bevor auch er sich erhob, um noch einen Abendspaziergang um den See zu unternehmen.

      Zu seiner Freude ergab es sich in den nächsten Tagen fast von allein, daß sie die Mahlzeiten gemeinsam einnahmen, und mehr als einmal erklang Madlons helles perlendes Lachen und machte es ihm immer schwerer, für sich zu behalten, daß er sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Bei einer dieser Mahlzeiten erfuhr er auch ihren Vornamen, und als er anschließend wieder allein seinen abendlichen Spaziergang unternahm, blieb er an einer ruhigen Stelle des Sees stehen und sah gedankenverloren auf die spiegelglatte Wasserfläche.

      »Madlon«, sagte er leise, »welch ein schöner Name. Und wie gut er zu ihr paßt.«

      *

      Vier Tage kannten Kay und Madlon van Enken sich nun schon. Auch an diesem vierten Tag hatten Kay, Madlon und Nils viel Zeit zusammen verbracht, und zum ersten Mal war Kay aufgefallen, daß Nils ihm gegenüber immer verschlossener, ja, fast abweisend wurde. Er nahm sich vor, in den kommenden Tagen besonders darauf zu achten, woran das wohl liegen könnte. Es hatte Kay doch sehr befremdet, daß Nils ihm an diesem Abend nicht wie üblich zum Abschied die Hand gereicht hatte.

      Doch auch Madlon war das veränderte Verhalten ihres Sohnes nicht entgangen. Als Nils an diesem Abend in seinem Bett lag, setzte sie sich zu ihm auf die Bettkante und sagte mahnend:

      »Ich bin sehr enttäuscht von dir, Nils. Du warst heute abend Herrn Dr. Martens gegenüber sehr unhöflich. Er hat dir doch gar nichts getan. Ich dachte, daß du ihn genauso nett findest wie ich. Ich möchte nur wissen, was plötzlich in dich gefahren ist.«

      »Ich will eben nicht, daß er immer so viel mit uns zusammen ist. Laß uns wieder nach Hause fahren. Ich möchte zu Vati.«

      »Nils, du weißt doch, daß das nicht geht. Wir haben für volle vierzehn Tage bezahlt, und diese Zeit bleiben wir auch hier. Ich für meinen Teil unterhalte mich sehr gern mit Dr. Martens. Von dir erwarte ich zumindest, daß du ihm gegenüber höflich bist, hast du mich verstanden?«

      »Ja, ja, Mutti«, brummte Nils widerwillig, »aber jetzt laß mich bitte schlafen, ich bin müde.«

      In ihrem Zimmer stand Madlon ein paar Minuten später am Fenster und sah zum Himmel hoch, an dem schon ein paar Sterne leuchteten. Sie dachte an Kay Martens. Sie mochte den jungen Arzt, konnte sich seinem Charme nicht entziehen. Sein nettes Wesen, seine Natürlichkeit, überhaupt alles an ihm gefiel ihr. Sie fand, daß er sehr gut aussah, schlank, sportlich, schwarzes leicht gewelltes Haar, ein offenes Gesicht mit dunklen, immer fröhlichen Augen. Bei seinem Anblick begann ihr Herz jedesmal unvernünftig zu klopfen. Was ihr Sorgen machte, war allerdings Nils’ Verhalten. Madlon hatte das unbestimmte Gefühl, daß es Nils überhaupt nicht paßte, daß sie so häufig mit Kay Martens zusammentrafen. Vielleicht war es kindliche Eifersucht, sie dadurch nicht ganz allein für sich zu haben. Dabei war Kay ein solch angenehmer Gesellschafter. Nach den Monaten seit der Scheidung, in denen sie sich oft sehr einsam gefühlt hatte, tat es ihr jetzt gut, jemanden um sich zu haben, der ihr so sympathisch war. Nils war unvernünftig. Er würde sich sicher an Kay gewöhnen.

      Inzwischen war die Dunkelheit vollends hereingebrochen, und unzählige Sterne übersäten den Himmel. Madlon öffnete einen Fensterflügel und beugte sich vor. Ungefähr hundert Meter unterhalb des Hotels konnte sie dunkel und geheimnisvoll die Wasserfläche des Millstätter Sees ausmachen. Irgendwoher erklang helles, perlendes Lachen, und es wurde Madlon bewußt, daß sie sich jetzt wieder einsam und verlassen fühlte. Der Abend war doch noch gar nicht so weit fortgeschritten. In ihr keimte mit einem Mal das Verlangen auf, noch einen kleinen Spaziergang am See entlang zu machen.

      Leise öffnete sie die Tür zum Nebenzimmer, um zu sehen, ob Nils auch wirklich fest schlief. Seine gleichmäßigen Atemzüge bestätigten es ihr.

      Genauso lautlos zog sie die Tür wieder zu, holte sich eine leichte Weste aus dem Schrank und verließ ihr Zimmer. Die älteste Tochter des Hotelbesitzers kam ihr entgegen und fragte lächelnd: »Noch hinaus an die Luft, Frau van Enken?«

      »Ja, Fräulein Lechner, der Abend ist viel zu schön, um jetzt schon schlafen zu gehen«, erwiderte Madlon.

      »Das finde ich auch, aber ich habe heute Spätdienst. Sie wissen ja, daß immer einer von uns die ganze Nacht über in der Portiersloge sitzt. Sie können also zurückkommen, wann immer Sie wollen.«

      Madlon nickte freundlich und verließ die Hotelhalle. Sie schlenderte langsam in Richtung der schmalen Uferstraße. Hin und wieder hörte sie Musikfetzen, drangen Stimmen und fröhliches Lachen an ihr Ohr. Sie hinderte sie jedoch nicht daran, die milde Abendluft zu genießen und ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Wieder hörte sie Stimmen, und auf der Wasserfläche sah sie in der Ferne bunte Lichter tanzen.

      Wohl ein Boot mit ausgelassenen jungen Menschen, ging es ihr durch den Sinn. Da hörte sie eine ihr vertraute Männerstimme hinter sich:

      »Nanu, Frau van Enken, Sie sind noch so spät allein hier draußen am See? Das ist aber eine angenehme Überraschung. Konnten Sie auch noch nicht schlafen?«

      »Der Abend ist viel zu schön zum Schlafen, Herr Dr. Martens. Ich freue mich, Sie zu treffen.«

      »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Frau van Enken. Darf ich Ihnen noch ein Weilchen Gesellschaft leisten?«

      »Gern, Dr. Martens, da sage ich doch ganz bestimmt nicht nein«, gab Madlon lachend zurück.

      Gemeinsam gingen Kay und Madlon weiter und waren bald in ein angeregtes Gespräch vertieft. Erst als die Uhr vom nahen Kirchturm elfmal schlug, sagte Madlon erschrocken:

      »So spät schon! Da muß ich zum Hotel zurück. Wenn Nils wach wird, und ich nicht da bin, wird er sich ängstigen.«

      »Das