Название | Magische Verbindung |
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Автор произведения | Egon Krause |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783830195641 |
N.: Das war ein Glück, sonst könnte ich dich nicht korrigieren.
E.: Wie macht man eine Humme.
Humme, Humme, Wiedchen, Saft, Saft siedchen …
Man klopft leicht rund um ein Stück einer jungen Weidenrute auf die Rinde, sie lässt sich dann vom Holz abziehen. Der gebildete Saft zwischen Holz und Rinde macht es möglich. Jetzt hat man ein mehr oder weniger dickes Rohr der Rinde. Auf einem Zentimeter befreit man es von der äußeren Schicht und wenn man diese Lippen ein wenig aufeinanderdrückt, vibrieren sie wie die Lippen eines Fagotts, wenn man hineinbläst. Die Dünnen erzeugen hohe, die Dicken tiefe Töne. Das ist eine Humme.
Ein andermal war ich mit meiner Großmutter im Garten, als mein Onkel väterlicherseits kam und mich, wie man fachmännisch sagt, kidnappte, er hatte ein Faible für englische Autos und ich fuhr wohl mit ihm stolz in seinem 6-Zylinder zu meinem Vater nach H. Meine Mutter hatte alle Mühe, mich unter Polizeischutz zurückzuholen, ich war wohl sehr wertvoll. Alles berührte mich überhaupt nicht. Berichten zufolge muss ich ein sehr artiges Kind gewesen sein, zur Strafe in eine Ecke gestellt, blieb ich so lange stehen, bis man mich wieder holte, vor begehrenswerten Dingen stehend, hatte mich mein Großvater, wie schon gesagt, gelehrt: »Ansehen und wundern, nicht anfassen«, ich richtete mich danach.
N: Wie abscheulich eigenlobig!
E.: Wann dachte der kleine Junge einmal etwas: Als ich in den Mühlbach fiel. Gar nichts, von dem Bewusstsein einer Lebensgefahr ist nichts in Erinnerung, es mussten erst einmal die Speicher gefüllt werden, die Vernetzung geschieht dann durch Erfahrung, durch das Verhalten anderer Menschen, deren Reaktionen, die Korrektur des eigenen Verhaltens durch andere, auch Angst wird erfahren und erst später kurzgeschlossen durch Abwehr der Gefahr ohne Beteiligung des Großhirnes.
Zur Einschulung ein Brief meines Onkels O., dem Bruder meiner Mutter:
Stuttgart, den 16.3.34
Meine lieber E.,
zu deinem Geburtstag und zum Schulanfang habe ich dir heute einen ersten Ranzen zugeschickt. Hoffentlich gefällt er dir. Was du an Büchern und Tafel benötigst, schreibst du, dann schicke ich dir das Geld, du kaufst es dort in A. Zu deinem Geburtstag wünsche ich dir vor allem Gesundheit und dass du in allem deiner Mama immer schön folgsam bist. Wenn du mal ein großer SA-Mann werden willst, dann musst du jetzt schon anfangen und nie ungezogen werden. Wer kommt denn alles zum Geburtstag? Schreib mal darüber. Ich selbst würde gern mitfeiern, doch da muss ich wohl bis Ostern oder Pfingsten warten, hier muss ich arbeiten, dass ich Geld verdiene und habe so wenig Zeit.
Grüße Opa, Oma, Mama, Tante L., Orschi, Horst und alle, die zum Geburtstag kommen.
Bleib schön gesund, es freut sich auf das Wiedersehn dein Onkel und Pate O.
Er war weit herumgekommen, wie man so schön sagt, auch in Amerika, von wo er mir einen kleinen Totempfahl mitbrachte. Er starb am Hodgkin-Sarkom im Alter von achtunddreißig Jahren einen qualvollen Tod, heute könnte man die Erkrankung fast vollständig heilen. Die brennenden Kerzen am Kopfende seines Sarges sind mir noch deutlich in Erinnerung, sie ließen sein bleiches Gesicht noch weißer erscheinen und sie verbrannten auch die geschlossenen Tulpen, die dort standen. Ich mag Tulpen nur, wenn sie weit aufgeblüht sind.
Wann hatte ich zum ersten Mal eine emotional gefärbte Meinung?
N.: »Schööön definiert.«
E.: Ich erinnere mich daran, mit sechs oder sieben Jahren. Wir, aber wer es war, weiß ich nicht mehr, gingen den holprigen, kopfsteingepflasterten Kirchrain hinunter, die Schule war gegenüber dem Kirchhof, der Lehrer S., er war ein massiger Mann mit einem gutmütigen Gesicht, hatte uns die Nibelungensage wohl recht dramatisch erzählt. War Hagen von Tronje ein Bösewicht? Wir konnten uns über seine Gemeinheit nicht beruhigen, aber auch Siegfried war nicht integer, er hatte einen Meineid geschworen. Wie konnte Hagen nur so genau treffen, natürlich nur aus dem Hinterhalt und mithilfe der aufgestickten Markierung, ein Lindenblatt war schuld daran, Siegfried hatte es nicht gemerkt, als er im Drachenblut badete. Wenn er es gemerkt hätte, wäre es ihm nicht möglich gewesen, es zu entfernen – und wenn er ein Affe gewesen wäre?, lächerlicher Einfall, Stirnhirn! Jedenfalls hat Kriemhilds Rache noch viele Opfer gefordert. Ist eigentlich schon einmal jemand bei Worms getaucht? Schliemann in der Taucherglocke. Alerich hätte ihn sicher harpuniert. Die Siegfriedquelle sprudelt noch heute am Felsenmeer im Odenwald, man könnte meinen, Gunther habe von hier den Stein nach Island zu Brunhilde mitgenommen. In Xanten ist nichts mehr von Siegfried übrig geblieben, obwohl er doch sicher auch im Dom beigesetzt worden wäre!
N.: So solltest du die Leute nicht auf den Arm nehmen, du Simpel!
E.: Nach der Erzählung ist es nicht ganz klar, wie Siegfried für Gunther Brunhild endgültig gewann. Hatte Siegfried Kriemhild in einer schwachen Stunde die Wahrheit erzählt, so musste man annehmen, dass er es war, der Brunhild zum ersten Mal nicht nur besiegte, oder hatte er gelogen. Brunhild büßte hiernach all ihre Kraft ein. Gunther war wohl nichts anderes übrig geblieben, denn Brunhild hatte sich in der Hochzeitsnacht mehrmals erfolgreich gewehrt, ihn gefesselt und mit ihrem Gürtel über Nacht an einen Nagel gehängt. Die Sage lässt viel Spielraum für die Fantasie.
N.: Eine erotische Hintergründigkeit passt nicht zu Teutonen.
E.: Vielleicht interessiert sie dich doch.
Wie war es wirklich? Kein Augenzeuge, die Augen, die dann ihre Lust haben könnten, die Tarnkappe fehlte. »Was schad das, was du lernest, was dich deine Augen lernen, was dich die Expierienz lernet, müssen nicht solche Ding also gelernet werden durch die Augen? Und die Augen, die dann in der Erfahrenheit ihre Lust haben. Dieselbichen seint deine Professoren, denn dein eigen Fantasieren und dein eigen Speculieren mag dich dahin nicht bringen.« Paracelsus, kluger Bombast.
Wie war es wirklich? Nach dem Hochzeitsgelage waren Gunther und Brunhild kaum in ihrer Kammer, als Gunther natürlich seine Braut, die sich ins Bett geflüchtet hatte, auch besitzen wollte. Er zog schnell seine Kleider aus und legte sich zu ihr. Geübt war er schon im Verführen und Zwingen von Mägden, aber anstatt willfährig zu sein, begann die jungfräuliche Brunhilde, die stärker war, einen Ringkampf. Seine geschickten Finger und die strotzende Auferstehung an seinem Leib, die die Jungfrau zum ersten Mal wahrnahm, ließen sie im Gerangel kurz nachgeben, Gunther meinte schon gesiegt zu haben, doch er hatte sich verrechnet. Es gelang ihr, ihn mit ihrem Gürtel zu fesseln und an einen Haken zu hängen. Sie betrachtete den Wehrlosen und verstohlen das nun auch Machtlose. Er hatte natürlich ihr Interesse bemerkt und ermunterte sie, trotz seiner misslichen Lage, es näher zu erkunden. Spöttelnd »Ich will sehn, wie kräftig es ist!«, fasste sie es und konnte sich von seiner Härte überzeugen. Doch auch dies half ihm nicht, sie gelüstig zu machen. Er erzählte dies Siegfried, der sich erbot, ihm am nächsten Abend zu helfen. Die Tarnkappe war schnell herbeigebracht und so gingen beide in die Kammer, in der Brunhilde vor ihrem Spiegel saß. Sie drehte sich um und sagte spöttisch: Soll ich dich noch mal an den Haken hängen? Gunther näherte sich ihr unterwürfig und bat: Sei doch nicht so grausam, lass uns doch nur zusammen schlafen, ich will weiter nichts von dir, was sollen sonst die anderen denken. Nahe genug bei ihr streifte er ihr das Gewand von den Schultern, dass ihre prallen spitzen Brüste heraussprangen. Jetzt wollte sie ihn wieder fassen, doch Siegfried hielt ihre Hände so fest, dass sie Gunther nicht abwehren konnte, der sie ganz entkleidete. Siegfried drängte sie ans Bett, sie ließ sich nicht auf den Rücken zwingen und wehrte sich, wand sich hin und her, er fasste sie mit aller Kraft, sie strauchelte, bot das unbeschützte Ziel dar und so wurde die kampfeslustige Jungfrau mit seiner Lanze durchbohrt. Ein Schrei, wieder wollte sie entkommen, doch das hohe Bett verhinderte es, er hielt sie an den Hüften, die weiteren heftig geführten Stöße erschütterten den kräftigen Körper, es dauerte lange, bis ihre Abwehr ganz erlahmte; als die kräftigen Salven