Название | Magische Verbindung |
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Автор произведения | Egon Krause |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783830195641 |
N.: Das sind schon wieder solche Ausreißer, die Philosophen haben andere Vorstellungen, mehr Geist. Wie entstehen gute oder böse Handlungen, wer stellt die Weichen?
E.: Unsere Wahrnehmung, und wieder Commynes: »Man muss also feststellen, dass weder die natürliche Vernunft noch unser Verstand noch die Gottesfurcht noch die Nächstenliebe uns davor bewahrt, gegeneinander heftig zu sein, den anderen etwas vorzuenthalten oder ihm auf jede mögliche Weise etwas wegzunehmen.« Auf einen Nenner gebracht: Verhalte dich so, dass du den anderen nicht beeinträchtigst. Da sich aber die Wege unseres Gehirnlabyrinths stetig ändern und damit unsere Absichten, ist die Entscheidung für Gut oder Böse nicht sicher, sozusagen verschränkt.
Ich habe gerade frühere Notizen von mir gefunden, darin auch den eigentlichen Titel meiner Geschichte: »Navigation, kein technisches Buch«, ein wenig naiv? »Die Kunst, jederzeit die Position eines Schiffes oder eines Flugzeuges zu bestimmen und seine direkte Bewegung von einer Stelle zur anderen zu bewerkstelligen«, »The American Peoples Encyclopedia«, Vol. 13, Grolier Inc.1968. Die Definition ist klar, die Ausführung mit Hilfsmitteln heute möglich, aber noch immer nicht leicht. Früher zum Beispiel die Jagd nach der Bestimmung des Längengrades.
N.: Manchmal hast du recht.
E.: Es war in der Zeit als ich mein IFR-Rating absolvierte, 1980, der Artikel in »Flying« passte genau auf meine Situation, »Tears on the Cowling« von Herrn Collins, einem Flying-Redakteur, er hatte selbst ein Flugzeug gebaut, die »Melmoth«, Weltenwanderer, mit großer Reichweite, es wurde später nach seinem Flug um die Welt auf dem Boden von einem anderen gerammt und zerstört. Er hatte auch mal den Propeller verbogen. Und ich war nun auch auf dem Bauch gelandet, in St., die sanfteste Landung, die ich je fertiggebracht habe, schnurgerade auf der Centerline mit der kürzesten Landestrecke. Der Prop war an beiden Enden umgebogen, das Bodenblech verdünnt, sonst nichts. Mein Freund R. neben mir hatte immer auf die Bodenberührung gewartet, die erst sehr spät kam. Ich hatte vor lauter Konzentration auf das ILS (Instrument landing system) das Fahrgestell vergessen, das Warnhorn war nicht zu überhören, es hatte mich nicht gestört. Mein ohnehin geringes Selbstbewusstsein geriet nach dem Vorfall ins Schwanken, es dauerte sehr lange, bis es sich wieder stabilisierte Es tröstete mich nicht: »Die einen haben es hinter sich, die anderen noch vor sich.« Arme Mooney, obwohl ich sie so misshandelt hatte, nahm sie mir es nicht übel. Doch muss ich, um bei der Wahrheit zu bleiben, etwas hinzufügen: Um ruhiger zu sein, als ich zum ersten Mal allein ein ILS herunterturnte, hatte ich einen Tranquilizer eingenommen, trotz Verbotes in der Luftfahrt, so störte mich offensichtlich das Warnhorn nicht, es ist keine Entschuldigung, nur eine Ergänzung.
N.: Das war einigermaßen subjektiv-objektiv.
E.: Es wurde auch fotografiert.
Oder doch lieber »Irgendjemand« als Buchtitel.
N.: Du Hinterhältiger, dann wärst du mich losgeworden.
E.: Da wäre nicht viel verloren. Mit Absicht habe ich meine zusammengewürfelten Notizen einfach so hingeschrieben. Dann steht hier noch: M., du bist der Größte, das rührt daher, dass wir eine Karte von ihm, dem Griechenfreund, bekamen, darauf stand: »I okay in Ithaka!« Kurz und bündig und unvergessen, Michele.
Weiter folgt: Einen Traum realisiert, was für ein Traum? Siehe oben.
N.: Zur Vollendung hat dir der Mut gefehlt.
E.: Ich meine es auch sublimiert.
Mir träumte einst von wildem Liebesglühn, von hübschen Locken, Myrten und Resede, von süßen Lippen … und:
Mir träumte von einem Königskind mit nassen bleichen Wangen … und:
Ich halte dir die Augen zu und küss dich auf den Mund …
N.: Na, endlich eine Tat.
E.: H. H., einmal so, einmal so.
N.: Wie meinst du das?
E.: Nun, man kann Schönes in der nächsten Sekunde zerstören, H. H. war der Meister darin.
E.: Ein anderes Märchen sollte so beginnen:
Es war einmal ein nicht mehr so junger Mann von zweiunddreißig Jahren, der sah ein Mädchen mit pechschwarzem Haar, kohledunklen Augen, einer Stimme, samtweich, verführerisch wie die der Loreley, aber alles zu seiner Zeit!
N. : Es ist noch lange hin, so willst du nur zum Weiterlesen deines Gefasels ermuntern.
E.: Schubert-Jahr, 31.1.1797–19.11.–1828, zweihundert Jahre, ich fand sein Zitat so resignierend: »Nur da, wo du nicht bist, dort ist das Glück.«
N.: Nun mal keine Melancholie, du kannst es nicht auf dich beziehen.
E.: Dem Glück hinterherlaufen und blind sein, wenn man es eingeholt hat?
Alfred Brendel interpretiert Schuberts Klavierstücke manchmal ein wenig zu piano.
Hin und her in der Zeit, 1928 war ein Jahr ohne Bedeutung, abgesehen von dem Ereignis, dass ich das Licht der Welt erblickte. Ich kann mich an den ersten Lichtschein nicht erinnern, die Augen gehen einem wohlweislich nicht gleich auf. Die Geburt eines strammen Jungen, angezeigt in der Zeitung – wen das interessierte, mit Datum vom 18.3.28., ein Fische-Kind, an einem Sonntag, Sonntagskinder haben die Sonne des Lebens gepachtet, so dachte wohl auch meine Mutter, gegen 12 Uhr mittags, »High noon«, war auch keine barbarische, nachtschlafende Zeit.
N.: Das brauchte ich nicht zu berichten, aber es ist vielleicht interessant zu erfahren, was vor meiner Zeit war.
E.: Jetzt merke ich, dass ein Teil meiner Erzählung offensichtlich dem Computer zum Opfer gefallen ist, natürlich mit meinem Zutun. Ein tückischer Druck mit dem Ballen aufs Keyboard und wie bei einem Zauberer ist alles verschwunden, nur der Kenner zaubert es wieder hervor, weil es gar nicht weg ist, mir gelingt es nicht.
N.: Das geschieht dir ganz recht, alter Dummkopf, ehe man einen Knopf oder eine Taste drückt, überlegen!
E.: Nun muss ich all das, was ich so schön (meiner Meinung nach) …
N.: Die Einschränkung ist nötig.
E.: … verfasst habe, aus dem Gedächtnis graben, schade. Es war ein Jahr ohne Bedeutung. Ich ärgere mich doch über den Verlust meiner Schreiberei, zum Teufel! Während ich darüber grübele, fällt mir immer mehr ein, es war ein ganz schön langer Bericht.
N.: Du tust mir richtig leid.
E.: Ob ich ihn so gut …
N.: Gut ist wirklich naiv.
E.: … wieder hinkriege? Was nützt der Ärger?
N.: Natürlich nichts.
E.: Dieser blöde Kerl regt mich auf mit seinen ständigen Kommentaren, statt selber einmal etwas von sich zu erzählen. Ich muss den Anschluss finden, aber dann werde ich mich rächen.
Mein frühes Dasein muss kaum Dramatik enthalten haben, denn ich kann mich nur an Weniges erinnern, Bemerkungen meiner Mutter und Bilder könnten es ergänzen. Ein Bild: Ich ohne Haar.
N. : Das habe ich mir erspart.
E.: Im Kinderwagen mit meinem Kindermädchen und Bob, einem Boxer, der auf einem anderen Bild mit dem Hut meines Onkels Männchen macht. Ein Bild meiner Mutter mit meinem Vater im »New Look« (schönes deutsches Wort) der Zwanzigerjahre vor ihrem Auto. Mein Vater kam