Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

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Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745214024



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erhebe ich keine Einwände“, sagte Bount. „Vielleicht kommen wir uns auf diese Weise ein wenig näher. Das Geld ist heiß. Hat Charly es dir zur Aufbewahrung überlassen?“ Finch antwortete nicht, er hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen und kaute darauf herum. „Wenn ich der Polizei von dem Geschehen berichte, gerätst du in eine missliche Situation“, sagte Bount.

      „He?“

      „Du hast mich gut verstanden. Ich will dir klarzumachen versuchen, zu welchem Ergebnis die Polizei nach Lage der Dinge kommen muss. Charly hatte den Auftrag, das Kenwood Plaza einzuäschern. Du hast ihm dabei geholfen. Das Geld habt ihr euch entweder geteilt, oder es wurde bei dir deponiert. Um Charlys Anteil zu kriegen, hast du deinen Freund abserviert. Virginia musste daran glauben, weil sie als einzige wusste, dass du ein Tatmotiv hast. Sie war eine unbequeme Zeugin, die du zum Schweigen bringen musstest.“

      „Das ist doch hirnverbrannter Blödsinn!“, stieß Finch hervor. Auf seinen schlecht rasierten Backen brannten Flecken von hektischer Röte.

      „Ich sage nur, was die Polizei aus dem Fall machen wird - nein, machen muss. Aber vielleicht hast du für die Tatzeiten Alibis“, meinte Bount.

      „Ich bin kein Killer!“

      „Du bist auch kein Mann, der auf legale Weise über Nacht in den Besitz eines Vermögens gelangt“, sagte Bount. „Ein Millionär aus dem Pennermilieu! Wie willst du das den Leuten erklären, die den Fall untersuchen?“

      „Mann, was redest du da bloß? Das Geld ist weg! Ich brauche niemand etwas zu erklären - oder?“

      „Du vergisst mich. Ich kann bezeugen, dass das Geld in deinem Koffer war.“

      „Ich kann es von einer Tante geerbt haben.“

      „Das musst du schon beweisen können.“

      „Quatsch! Ich muss gar nichts beweisen. Beweisen müssen mir die anderen, dass ich das Geld hatte, und dass es mir nicht gehörte oder aus Quellen stammt, die trüben Ursprungs sind“, meinte Finch.

      „Du vergisst Charly und Virginia. Sie sind tot. Nach allem, was geschehen ist, könnte man zu dem Schluss kommen, dass sie sterben mussten, weil du keine Lust hattest, mit ihnen zu teilen“, sagte Bount.

      „Ich muss mich wiederholen. Das ist hinverbrannter Blödsinn!“

      „Er kann dir das Genick brechen.“

      „Wer bist du? Für wen bist du tätig?“

      „Ich habe den Auftrag, die Hintergründe des Anschlags auf das Kenwood Plaza zu durchleuchten und die Leute zu finden, die Charly Leggins engagierten. Ich glaube, dass du diese Leute kennst. Deshalb werde ich dich so lange durch die Mangel drehen, bis du zur Vernunft kommst. Lass mich mal schätzen! Was ich in dem Koffer gesehen habe, waren gut und gern hunderttausend Dollar ... wenn nicht mehr“, sagte Bount.

      Finchs Augen verengten sich zu Schlitzen.

      „Jetzt hast du dich verraten“, sagte er. „Der Koffer war abgeschlossen. Wenn du ihn offen gesehen hast, kann das nur bedeuten, dass du mit den Räubern unter einer Decke steckst.“

      „Wieviel war es ?“

      „Warum willst du es so genau wissen?“, höhnte Finch. „Hast du Angst, deine Komplizen könnten dich um deinen Anteil betrügen?“

      Bount lächelte lustlos.

      „Du sitzt auf dem falschen Dampfer. Ich hätte nichts dagegen, ein paar Tausender auf die hohe Kante zu legen, aber ich gehöre nicht zu denen, die krumme Wege gehen, um ein solches Ziel zu erreichen. Ich sehe ein, es ist so gut wie unmöglich, dir das begreiflich zu machen. Du siehst in mir deinen Gegner. Schade. Ich hätte dir helfen können, die Räuber ausfindig zu machen ... aber du bist offenbar entschlossen, auf eigene Faust zu handeln. Ich hoffe, du bist dir über die damit verbundenen Risiken klar. Diese Leute machen kurzen Prozess, wenn sie sich bedroht fühlen.“

      Finch stand auf.

      „Ich will, dass du verschwindest - und zwar sofort!“, stieß er hervor.

      Bount erhob sich.

      „Eines wüsste ich noch gern“, meinte er. „Warum hast du zuerst die Reisetaschen weggebracht? In denen befand sich doch nichts von Wert! Oder irre ich mich? Waren sie auch mit Geld gefüllt?“ „Hau ab!“, presste Finch durch die Zähne.

      Bount ging. Er atmete tief durch, als er die Straße betrat. Die Hitze war wie ein Feind. Er betrat wenig später eine Telefonzelle und wählte die Nummer des Police Headquarters. Er erfuhr, dass Holm sich noch in Suniland befand. Bount suchte Leggins Telefonnummer heraus und kurbelte sie herunter. Ein Beamter meldete sich.

      „Kann ich Lieutenant Holm sprechen, bitte?“, fragte Bount. Wenige Sekunden später hatte er ihn an der Strippe.

      „Sie haben Glück“, sagte Holm, „ich wollte gerade hier verschwinden.“

      „Ich war bei Finch. Raten Sie mal, wo er jetzt wohnt“, sagte Bount.

      „Wieso, hat er das Quartier gewechselt? Dann muss er über Nacht zu viel Geld gekommen sein.“

      „Es war sogar sehr viel, mehr als Hunderttausend, schätze ich“, sagte Bount. Er berichtete, was er erlebt hatte. Holm hörte zu, ohne Zwischenfragen zu stellen, aber am Ende von Bounts knapp gehaltenen Ausführungen wollte er wissen: „Sind Sie wirklich der Meinung, dass das Geld, das Sie in Finchs Koffer gesehen haben, aus derselben Quelle stammt, die auch Charly Leggins speiste?“

      „Es ist eine naheliegende Theorie“, meinte Bount. „Würden Sie Mike Finch die Herstellung einiger Benzinbomben zutrauen?“

      „Ich kann mich erkundigen, ob er das technische Know how dazu mitbringt.“

      „Finch wird sich das Geld zurückholen wollen“, sagte Bount. „Er weiß, wo es herstammt, deshalb braucht er keine großen Umwege zu gehen. Es ist wichtig, ihn zu beschatten. Ich kann das im Augenblick nicht selbst erledigen, weil Elmers Privatjet auf mich wartet und ich keine Lust habe, das von meinem Auftraggeber gewährte Entgegenkommen zu strapazieren. Es geht im Grunde gar nicht um das Geld, sondern um diejenigen, die es für den Anschlag auf das Kenwood Plaza ausgaben - es sich aber zurückholten, als Leggins scheiterte. Noch etwas steht auf dem Spiel. Mike Finchs Leben. Er wird enden wie sein Freund Charly, wenn er den starken Mann spielt.“

      „Ich gebe zu, dass vieles an Ihrer Theorie bestechend ist, aber so, wie Sie die Dinge hinstellen, kann und will ich sie nicht schlucken. Da wäre zunächst die Summe zu nennen, von der Sie sprechen. Es ist einfach unvorstellbar, dass jemand, der einen Benzinbombenbastler beschäftigt,

      dafür hunderttausend Dollar auf den Tisch legt. So was kriegt er für einen müden Tausender.“

      „Sie haben recht“, räumte Bount ein, „da muss noch etwas anderes dahinterstecken. Mike Finch weiß, was es ist, aber er weigert sich, darüber zu sprechen. Hängen Sie sich an seine Fersen, oder sorgen Sie dafür, dass einer Ihrer Kollegen diesen Job übernimmt. Er ist wichtig. Ich gehe sogar soweit, zu behaupten, dass er den Schlüssel zu dem Verbrechen enthält.“

      „Ich traue Mike eine Menge zu, er ist gut für jedes krumme Ding, aber ich habe meine Zweifel, ob er fähig wäre, einen Mord zu begehen“, sagte Holm.

      „Das schließt nicht aus, dass andere diese Fähigkeit besitzen und bereit sein könnten, sie an ihm auszuprobieren.“

      „Haben Sie Angst um ihn?“

      „Warum nicht? Er ist ein wichtiger Zeuge.“

      „Okay, ich behalte ihn im Auge“, versprach der Lieutenant und legte auf.

      Bount verließ die Telefonzelle, stoppte an der nächsten Straßenkreuzung ein Taxi und ließ sich zum Flugplatz bringen. Die Starterlaubnis wurde erst nach zweieinhalb Stunden erteilt, so dass Bount sich vornahm, das nächste Mal mit dem Wagen nach Miami Beach zu reisen.

      Es war dunkel,