Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

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Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745214024



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die Seite gesunken. Er hielt die Augen geschlossen und verzichtete auf weitere Schlucke aus der Flasche.

      „Ist das der Wagen Ihrer Frau?“, fragte Bount, als Craigs weißes Haus im hellen Mondlicht auftauchte.

      Craig zuckte zusammen. Er richtete sich auf und rieb sich die Augen.

      „Was?“, fragte er.

      „Der Skylark vor der Garage. Gehört er Ihrer Frau oder Ihrem Diener?“

      „Toby hat Ausgang und meine Frau ist bei Ihrer Mutter ... das sagte ich bereits.“

      Über der Haustür brannte eine Lampe. Auch der Garagenvorplatz war beleuchtet. Hinter den Fenstern des Hauses war es dunkel. „He, was ist los? Warum fahren Sie vorbei? Sie haben die Abzweigung verpasst!“, sagte Craig.

      „Keineswegs“, sagte Bount. „Sie haben Besuch. Um zwei Uhr morgens ist nicht anzunehmen, dass Ihnen jemand ein Lexikon oder einen Staubsauger zu verkaufen wünscht. Es ist auch sehr wenig wahrscheinlich, dass jemand mit Ihnen eine Tasse Kaffee trinken möchte. Ich muss wissen, wer Sie erwartet - und warum. Gibt es eine Möglichkeit, sich dem Haus ungesehen von der Rückseite her zu nähern?“, schloss Bount.

      „Das ist doch Quatsch! Niemand, der etwas Böses im Schilde führt, würde sich mit seinem Wagen im hellen Mondschein weithin sichtbar vor die Garage stellen ...“

      „Da ist etwas dran“, gab Bount zu, „aber wir sollten trotzdem die gebotene Vorsicht walten lassen.“

      Hinter dem Wäldchen, das sie passierten, verlief der Highway in einer weit gezogenen, von Warntafeln markierten Kurve.

      „In hundert Yards Entfernung kommt ein Feldweg“, sagte Craig. „Wenn Sie ihn benutzen, erreichen Sie nach weiteren dreihundert Yards die Wiese, die an mein Grundstück grenzt.“

      Bount löschte die Wagenscheinwerfer, als sie den Highway verließen. Er stoppte hinter einer Gruppe von Büschen, von Craig dazu aufgefordert.

      „Das ist wirklich spannend“, meinte Craig und nahm einen Schluck aus der Flasche. „Anschleichen kenne ich nur noch aus meiner Pfadfinderzeit, aber ich denke doch, dass ich die Technik nicht verlernt habe ...“

      „Sie bleiben hier“, entschied Bount und kletterte ins Freie.

      Craig maulte ein bisschen, aber alles in allem machte er den Eindruck, als sei es ihm nur recht, von der Aktion ausgeschlossen zu sein.

      Bount war dankbar für eine Wolke, die den Mond verbarg und es ihm ermöglichte, ohne Deckungsarbeit an die Rückseite des Hauses heranzukommen. Von hier bis zur Rückfront der Garage waren es nur wenige Schritte.

      Bount spähte um die Ecke.

      Die Wolke wanderte weiter. Das Mondlicht tauchte die Umgebung erneut in einen silberhellen Glanz. Der Buick war leer. Bount näherte sich ihm geduckt von hinten, blickte hinein und sah sich dann vergebens nach dem Fahrer um.

      Bount trat ans Heck des Wagens. Der Kofferraum war unverschlossen. Bount ließ die Klappe hochschwingen und überzeugte sich davon, dass sich nichts im Kofferraum befand, was von Interesse oder Bedeutung war.

      Gerade, als Bount die Klappe sanft ins Schloss drücken wollte, sah er, wie sich die Tür des Hauses bewegte. In einer Reflexbewegung schwang Bount sich in den Kofferraum des Wagens und zog die Klappe weiter zu sich herab.

      Er hörte Schritte. Sie kamen rasch näher.

      Jemand öffnete die Fahrertür, stieg in den Wagen, startete die Maschine und fuhr los.

      Bount hielt mit einer Hand die Klappe fest und bemühte sich, sie nicht aufschlagen und Geräusche verursachen zu lassen. Die Fahrt ging zurück nach Hammond und endete in einer schmalen Straße.

      Der Fahrer stieg aus. Er nahm sich nicht die Mühe, den Wagen abzuschließen. Als er davonging, pfiff er leise vor sich hin. Bount hob die Kofferraumklappe an und sah einen hochgewachsenen Mann, der im Mondlicht quer über einen Wendeplatz auf ein Haus mittlerer Größe zuging.

      Nachdem der Mann darin verschwunden war, verließ Bount sein Versteck und stellte fest, dass das Haus einem Gerry Mitchell gehörte und die Nummer 8 einer Sackgasse war, die sich Grottenham Lane nannte.

      Bount ging bis an die Einmündung der Straße, blieb stehen, zündete sich eine PALL MALL an und machte abrupt kehrt, als er zu einem Entschluss gekommen war. Zwar widerstrebte es ihm, den Lauscher an der Wand zu spielen, an einem Fenster, um genau zu sein, aber sein Auftrag machte es notwendig, diese ungeliebte Methode der Informationsbeschaffung ins Kalkül zu ziehen.

      Als er von dem Haus Nummer 8 nur noch wenige Schritte entfernt war, bog ein Mann in die Grottenham Lane ein. Bount rettete sich mit einem Sprung hinter den Rhododendronbusch eines Vorgartens, noch ehe die Blicke des Fahrers oder die Scheinwerfer ihn zu erfassen vermochten.

      Es war ein Kastenwagen, vermutlich ein Dreieinhalbtonner, der leise bis zum Wendeplatz rollte und dort stoppte. Der Fahrer stellte Maschine und Scheinwerfer ab. Im Mondlicht war deutlich die Aufschrift zu erkennen.

      BERT FRAZER GRILLSERVICE.

      Bount merkte, wie er eine Gänsehaut bekam. Er konnte nichts dagegen tun. Es lag einfach an der Vorstellung, dass der Kastenwagen möglicherweise den elektrischen Stuhl enthielt, und dass diejenigen, die ihn für ihre Zwecke missbrauchten, sich - Zufall oder nicht - eine besonders makabre Tarnung ausgedacht hatten.

      Bount hatte keine Ahnung, ob es eine Firma dieses Namens in Hammond gab. Trotz des Mondlichts war er außerstande, das Nummernschild des Wagens zu erkennen.

      Der Fahrer blieb in der Fahrerbox sitzen. Bount sah das rasche, regelmäßige Aufglühen einer Zigarette, sonst nichts.

      Bount blickte zum Himmel hoch und registrierte erleichtert, dass sich eine große Wolke dem Mond näherte. Im nächsten Augenblick schob sie sich davor. Bount nutzte seine Chance und hastete geduckt zu dem Haus Nummer 8. Er erreichte dessen Rückfront und stoppte unterhalb eines Erdgeschossfensters, hinter dessen herabgelassenem Rollo sich ein paar Lichtstreifen zeigten.

      „Hat es geklappt?“, fragte eine Frau.

      „Das kommt ganz darauf an“, erwiderte eine Männerstimme.

      „Worauf?“

      „Auf dich, Honey.“

      12

      Ann Mitchell rieb sich den Schlaf aus den Augen. Sie hatte Mühe, klar zu denken.

      „Was hat das Ganze mit mir zu tun?“, fragte sie.

      Fred Sayers ließ sich auf dem Bettrand nieder.

      „Morgen werden sie einen Toten finden“, sagte er mit sanft klingender Stimme.

      Ann Mitchell erschrak. „Einen Toten?“, echote sie.

      Fred Sayers nickte.

      „Ich nehme an, du hast von ihm gehört. Es ist Horace Kimball.“

      „Ich kenne niemand, der so heißt. Du machst mir Angst, Fred“, sagte die Frau.

      Er tätschelte lächelnd ihre Wange, aber die stahlblauen Augen blieben kalt und hart.

      „Es muss sein, Honey. Er kriegt nur, was er verdient.“

      „Ich verstehe kein Wort!“

      „Er hat meinen Freund umgebracht. Umbringen lassen“, korrigierte er sich. „Er hat ihn dem Henker überantwortet. Du warst noch ein Kind, als es passierte, du wirst dich daran nicht erinnern.“

      „Fred!“, flüsterte die Frau.

      „Ja?“

      „Du wirst es nicht tun, nicht wahr? Du musst mir versprechen, die Finger davon zu lassen ...“

      Er blickte ihr sehr ernst in die Augen.

      „Es gibt Dinge, die ein Mann erledigen