Название | Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman |
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Автор произведения | Sissi Merz |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Brinkmeier Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740972387 |
Anna Stadler, die Apothekerin von Wildenberg, errötete ein wenig. Sie war in Max verliebt, was mittlerweile als offenes Geheimnis in Wildenberg galt. Sie schenkte dem jungen Mann ein zartes Busserl und überreichte ihm ein Fachbuch, über das er sich sehr freute.
Hochwürden Hirtner, der Dorfgeistliche, sprach ebenfalls die besten Wünsche aus, doch nicht nur in seinem eigenen Namen. »Die Mutter Oberin von St. Bartholomä schickt dir ebenfalls ihre Segenswünsche, Max. Und von den Kindern kommt das hier.«
Dr. Brinkmeier nahm das Blatt Papier, das Dominik Hirtner ihm reichte, und faltete es auseinander; es zeigte ein großes Haus, davor eine Menge Kinder. Und inmitten dieser munteren Schar einen großen, blonden Mann mit einer schwarzen Tasche. Max musste lachen, als er das sah.
»Das ist aber lieb, da werde ich mich beim nächsten Hausbesuch ordentlich bedanken müssen.«
»Bist halt beliebt bei den Kindern«, meinte Anna. »Und das ist ja auch kein Wunder.« Sie streichelte dem kleinen Max die runde Wange, der sich auf dem Arm seines Onkels pudelwohl fühlte.
Nun erschien die Hauserin Afra – zur Feier des Tages in ihrem besten Dirndl – und brachte den frisch gebrühten Kaffee. Man versammelte sich um die Tafel, Josef scherzte: »Bist ja so fesch heut, Afra, magst noch zum Tanzvergnügen gehen?«
Alle lachten, die Hauserin drohte dem alten Doktor mit der Kuchenschaufel, was gleich zu weiteren Heiterkeitsausbrüchen führte. So wurde es ein lustiger Nachmittag in heiterer Runde. Max fühlte sich sehr wohl im Kreis von Freunden und Verwandten und stellte erst am Abend fest, dass er nicht einmal an Julia gedacht hatte… Tina Brinkmeier brachte die Sprache bald auf die alte Almhütte oberhalb des Erbhofes. Lukas verdrehte die Augen. »Was hast denn allerweil mit dem uralten Hüttel? Da war seit Jahren keiner drin. Ich glaub’, da hausen nur Murmeltiere. Das Hüttel ist zu nix mehr zu gebrauchen.«
»Aber einer hat es mal gebaut und da muss es doch einen Nutzen gehabt haben«, hielt seine Frau ihm entgegen. »Wieso blockst nur immer ab, wenn ich davon rede? Gewiss könnte man noch etwas damit anfangen. Ich finde es schade, dass es da droben verrottet.«
Josef nickte, ein feines Schmunzeln legte sich auf sein Gesicht, als er erzählte: »Die Walli und ich, wir haben da droben unsere Flitterwochen verbracht. Ja, da schaut’s, gelt? Damals konnte man net eben mal irgendwohin verreisen, da fehlte es an Zeit und Geld. Meine Eltern waren nimmer die Jüngsten und auf meine Hilfe bei der Hofarbeit angewiesen. Außerdem habe ich die Praxis eingerichtet, das war kein leichtes Unterfangen. Am Geld hat es allerweil gemangelt. Und da haben eure Mutter und ich uns überlegt, dass man auch in einem Sennhüttel glücklich sein kann.« Er lachte. »Glücklich waren wir da droben, der lebende Beweis sitzt mir gegenüber.«
Max musste schmunzeln. »Das klingt recht romantisch. Warum ist denn das Hüttel später nimmer benutzt worden?«
»Ursprünglich war es dem Senn vorbehalten, der da im Sommer lebte und gekäst hat. Aber das hat sich irgendwann nimmer rentiert, das Handwerk war ja fast ausgestorben.«
»Aber heutzutage gibt es wieder eine Nachfrage für Almkäse«, meldete Tina sich zu Wort. »Und deshalb würde ich diese alte Tradition gerne wieder aufleben lassen.«
»Aber net mit mir«, brummte Lukas. »Jetzt in der Ernte hab’ ich fei keine Zeit für solche Spirenzerln.«
»Ich würde dir gerne helfen, Tina«, erklärte Anna Stadler spontan. »So ein Almhüttel, das ist schon was Schönes.« Sie wechselte einen beredten Blick mit Max. Als dieser vor ein paar Wochen in der Nähe Urlaub in einer solchen Hütte gemacht hatte, war Anna mit von der Partie gewesen und hatte diese Zeit sehr genossen. »Wir bringen das Hüttel zusammen wieder auf Vordermann. Habt ihr denn Vieh auf den angrenzenden Almen?«
»Mei, Anna, sag nur, du verstehst auch was von Almwirtschaft«, wunderte Max sich. »Du überraschst mich immer wieder.«
»Ein bissel verstehe ich schon davon. Meine Großmutter hatte auch so ein Hüttel. Und ich würde mich gerne dort droben nützlich machen, wenn ich darf.«
Tina war sofort einverstanden, die beiden jungen Frauen verstanden sich sowieso gut, waren ein wenig befreundet. Sie verabredeten sich für den Montagnachmittag am Hüttel und machten gleich Pläne, wie sie vorgehen wollten.
»So ein Schmarrn«, knurrte Lukas unwillig. »Dabei wird eh nix herauskommen. Ich wette mit dir, Max, dass das ganze Hüttel zusammenbricht, wenn die zwei versuchen, die Tür zu öffnen.«
*
»Was machst denn? Gehen wir schwimmen?« Susanne Fey schaute ihre Freundin Peggy Andersen fragend an. Die beiden waren Schülerinnen des Gymnasiums, siebzehn Jahre alt, und lebten im Internat von St. Bartholomä in der Nähe von Wildenberg.
Susanne war ein etwas pummeliges Mädchen mit Brille, das leicht übersehen wurde, während Peggy immer im Mittelpunkt stand. Mit dem blonden Haar, den himmelblauen Augen und der im Sommer gebräunten Haut wirkte sie wie der Star der Klasse. Peggys Eltern waren Unternehmer, sie kam eigentlich aus Norddeutschland, während Susanne aus der Gegend stammte und trotzdem häufig unter Heimweh litt. Peggy schien dieses Gefühl fremd zu sein. Sie hatte sich gleich wohl gefühlt im Internat, war ein sehr selbständiges Madel. Nun lag sie auf ihrem Bett und blätterte lustlos in einem Modeheft.
»Schwimmen? Keine Lust. Dazu bin ich heut viel zu faul.«
»Was willst denn sonst machen bei dem schönen Wetter? Nur hier rumhängen? Mei, das ist fei arg fad. Dazu hab’ ich keine Lust.«
»Dann geh doch schwimmen. Keiner hindert dich daran.« Peggy drehte sich auf den Rücken und blickte hinter halb geschlossenen Lidern wie träumend vor sich hin. Ihre Freundin lächelte wissend. »Du denkst wieder an den Neumann, gelt? Ich versteh’ das net. Wie kann man nur für einen Lehrer schwärmen?«
»Du hast eben keine Ahnung«, meinte Peggy herablassend. »Der Christian ist ein wunderbarer Mann, ganz nach meinem Geschmack. Und ich werde ihn mir anlachen, du wirst schon sehen.«
»Aber er ist doch verheiratet«, hielt Susanne ihr unsicher entgegen. »Und seine Frau kriegt ein Baby. Du darfst dich net in eine Ehe drängen, Peggy. Das wäre eine Sünde.«
»Ach herrje, man merkt doch, dass du im Sonntagsgottesdienst immer wach bist, während ich lieber ein Nickerchen mache«, spottete das blonde Mädchen. »Man muss sich im Leben nehmen, was man will, sonst ist man der Depp, verstehst du?«
»Aber was du vorhast, ist trotzdem falsch. Außerdem wird der Neumann nicht darauf eingehen. Er liebt doch seine Frau.«
»Na und? Wo liegt denn da das Problem? Ich bin zehn Jahre jünger als diese Bruthenne. Die steche ich mit Leichtigkeit aus. Ich weiß nämlich sehr genau, wie man einen Mann richtig anmacht. Ich heize ihm ein, bis er total den Kopf verliert.« Sie lächelte siegesgewiss. »Und dann kann ich mit ihm machen, was ich will.«
»Wie in ›Lolita‹. Aber der Film ist schlecht ausgegangen«, sinnierte Susanne und nahm ihre Brille ab, um sie zu putzen.
»Was murmelst du dir denn da wieder in den Bart?«
»Na, der Film, den wir uns vor kurzem zusammen angesehen haben. Da ging es auch um ein Mädchen, das einen älteren Mann verführt hat. Am Ende kam heraus, dass sie das nur gemacht hat, um einen anderen zu kriegen. Und der Professor, der war ihr hörig. Er konnte nicht mehr ohne sie leben und hat den Nebenbuhler erschossen.« Susanne schwärmte für alte Hollywoodfilme, während Peggy nur abwinkte.
»Bei dem Schinken bin ich eingeschlafen. Außerdem hat das mit der Wirklichkeit gar nichts zu tun.«
»Aber der Autor der Romanvorlage hat, glaube ich, dafür sogar den Nobelpreis bekommen. Dann kann es doch nicht schlecht sein.«
»Was geht mich das an? Ich werde mein Ziel schon erreichen,